Trainer: Emil Horle
Torhüter: Reust Ernst TV Steffisburg
Verteidiger: Steiger Charles RTV 1979 Basel
Läufer: Kugler Ernst BTV Basel, Güdel Edmond Grasshoppers, Garzoni Gino Grasshoppers, Lang Herbert BTV Aarau
Stürmer: Jost Ernst GGB, Jendly Marcel TV Länggasse, Schneider BTV Basel, Legler Paul BTV Aarau, Presser Werner RTV 1979 Basel
Torschützen: Jost, Schneider je 3, Jendly, Legler, Presser je 1
Wetter: 22°, Luftdruck 734.2, Windrichtung und Stärke ENE 1, leicht bewölkt
Oben v.l.: Schiedsrichter Berret France, 1 Jendly Marcel, 2 ?, 3 Kugler Ernst, 4 Steiger Charles, 5 Legler Paul, 6 ? , 7 Garzoni Gino, 8 ?, 9 ?, 10 ?, Reust Ernst.
Ergänzungen und Korrekturen bitte an historie@handball.ch
Captain Marcel Jendly wird von einer Elsässerin begrüsst
Captain Marcel Jendly begrüsst den gegnerischen Captain
Foul an einem Schweizer
Der Holländer-Torhüter in Aktion bei einem Penalty der Schweizer
gl. Bei sehr günstigen Wetterverhältnissen stellten sich am Sonntag um 16 Uhr die Schweizer dem französischen Schiedsrichter Berret auf dem Stadion Boutzwiller in Mülhausen wie folgt: Reust; Kugler, Steiger; Güdel, Garzoni, Lang; Jost, Jendly, Schneider, Legler, Presser.
Sofort nach dem Anpfiff gingen die Schweizer zum Angriff über und erfreuten die 4000 Zuschauer, darunter 450 Schlachtenbummler aus der Schweiz, mit ihrem rasanten Offensivspiel. Ein bereits in der ersten Minute erzieltes Tor von Jendly wurde wegen Abseits nicht anerkannt, doch fielen in der vierten, sechsten und zwölften Minute die ersten Zähler für die Schweiz.
Die Holländer waren mit ihrer flinken Angriffslinie den Rotweissen an Schnelligkeit ebenbürtig, jedoch fehlte es ihnen an sicherer Ballbehandlung. Nachdem sie kurz nacheinander das 3:1 und 3:2 erzielt hatten, drehten die Schweizer wieder auf und vermochten durch Legler und Schneider bis zur Pause das 6:2 herzustellen.
Eine Minute nach Wiederbeginn erzielte Holland sein drittes Tor, um dann das Toreschiessen für einige Zeit ganz den Schweizern zu überlassen. 12:3 stand das Spiel, als sich die Gäste von der Rheinmündung wieder aufrafften und bis zum Schluss noch viermal den Kasten trafen, während der Schweiz nur noch zwei Erfolge beschieden waren.
Die Schweizer Mannschaft ist damit für den Final um die «Coupe de la Paix» qualifiziert, der am 2. Juni in Paris gegen Frankreich, den 10:6-Besieger Luxemburgs, auszutragen sein wird.
Die vom franz. Handballverband organisierte «Coupe de la Paix» gab den Ländermannschaften von Frankreich, Belgien, Luxemburg, Holland und der Schweiz die willkommene Gelegenheit, die durch den langen Krieg zwangsläufig ausgefallenen gegenseitigen Beziehungen auch auf dem Rasen wieder aufzunehmen. Während bereits am 12. Mai, nach dem Ausscheiden von Belgien und Luxemburg, in Frankreich, der eine Finalist für das am 2. Juni in Paris stattfindende Endspiel um die Coupe feststand, galt es am 19. Mai in Mulhouse zwischen Holland und der Schweiz noch den andern Endspielpartner zu ermitteln. Trotzdem man sich auch an verantwortlicher Stelle über einen Sieg der Schweizer einig war, wurde der Gegner doch wohl sehr ernst genommen und die Vorbereitungen entsprechend getroffen. In einem am 1. Mai in Zürich durchgeführten spiel zwischen einer Auswahl-Elf und der Zürcher Stadtmannschaft, das 6:5 zugunsten der ersteren ausging, wurde die neue Nationalmannschaft, wie sie dann mit zwei Ausnahmen den Holländern gegenüber stand, formiert.
Um ausgeruht zum Spiel antreten zu können, reiste die Mannschaft mit den offiziellen schon am Vorabend per Car nach Mulhouse ab. Die Fahrt durch die oberelsässische Ebene, besonders aber das vollkommen zerstörte Bahnhofquartier in Mulhouse, gab den Teilnehmern einen, wenn auch nur kleinen Begriff der grossen, schrecklichen Zerstörungskraft eines modernen Krieges. Ein Glück für unsere lieben Elsässerfreunde, dass die Kämpfe in dieser Gegend vor einem Jahr nicht mehr von langer Dauer waren.
Das organisierende Comité régional d’Alsace mit Freund Martin an der Spitze, hatte sich alle erdenkliche Mühe gegeben, um den Gästen aus Holland und der Schweiz den kurzen Aufenthalt in Mulhouse so angenehm als möglich zu gestalten. Am Samstagabend fand unter dem Patronat der Stadtverwaltung im Palais des fêtes ein gross aufgezogener Ball statt, der sehr gut besucht war und dem auch, die beiden Nationalmannschaften einen kurzen Besuch abstatteten. Am Sonntag fand dann kurz vor Mittag auf der Mairie, im Beisein der spitzen aus Verwaltung und des franz. Sports, der offizielle Empfang der beiden Mannschaften durch den Bürgermeister statt.
Vor dem Spiel, zu dem ich mich übrigens nur kurz äussern möchte, da das Spielergeschehen bereits in der Tagespresse skizziert worden ist, mussten in der Mannschaft noch zwei Umstellungen vorgenommen werden. In der Verteidigung musste auf Osterwalder verzichtet werden, da eine Verletzung ihn immer noch behinderte. Weiter stellte Trainer Horle nach dem morgigen Kurztraining Legler anstelle von Büche auf Halblinks, sodass die beiden Mannschaften nach einem gefälligen Spiel zweier lokaler Mannschaften und in Anwesenheit von rund 5000 Zuschauern in folgender Aufstellung den Rasen betraten.
Reust (Steffisburg)
Steiger (RTV Basel), Kugler (Bürger Basel)
Güdel und Garzoni (Grasshoppers), Lang (Aarau)
Jost (GGB), Jendly (Länggasse), Schneider (Bürger Basel), Legler (Aarau), Presser (RTV Basel)
Schiedsrichter: Berret (Paris)
Rollema (Groningen), Kann (La Haye), Kleinstra (Staadskanal), van Manen und Steyger (La Haye)
Hoos und Rijnecke (La Haye), Dekkers (Lab)
Holzenbosch (La Haye), Rosenberg (Groningen)
ten Napel (Hengale)
Anfänglich schien es, als ob die Schweizer einen hohen Sieg landen würden und die Zuschauer, darunter rund 500 Schweizer, die am Morgen mit Extrazug von Basel hergekommen waren, bekamen ein gefälliges Spiel zu sehen. Nach Penalty, versenkt durch Schneider, hiess es durch Tore von Jendly und Jost bald 5:0. Plötzlich stand die Partie aber auf 5:2, da die wendigen und schnellen Holländer unserer Deckung sehr zu schaffen gaben. Immerhin konnte durch Presser, Schneider und Jost das Torverhältnis bis zur Pause auf 6:2 verbessert werden.
Kaum wieder angestossen, hiess es 6:5. Dann aber klappte es eine Zeitlang in unserer Mannschaftsmaschinerie glänzend und in kurzen Intervallen folgten Tore auf Tore bis auf 12:5. Doch die Holländer gaben sich nicht geschlagen, durch erhöhten Einsatz und auf Durchbrüche gelang es ihnen in kurzer Zeit mit 4 Toren ein schmeichelhaftes Endresultat herzustellen, während den Schweizern in dieser Zeit nur noch 2 Tore gelangen. Endresultat 14:7 für die Schweiz.
Wie haben sie gespielt? Die Holländer gefielen durch ihre Schnelligkeit, womit sie die Schweizer Deckung speziell in der zweiten Hälfe gar manchmal glänzend ausspielten. In der Verteidigung waren sie sehr hart und gaben den zu sehr auf Einzelspiel bedachten Schweizer Stürmern sehr zu schaffen. Der Schiedsrichter hätte hier schärfer durchgreifen dürfen.
Die Schweizer: Reust im Tor war sehr sicher und die Ruhe selbst. Er kann höchstens für ein Tor verantwortlich gemacht werden. In der Verteidigung gefiel Steiger besser, da Kugler zu sehr Läufer ist und gar manchmal zu weit aufgeschlossen war. Die Läuferreihe machte ihre Sache im grossen ganzen gut. Am besten zog sich Lang aus der Affäre, während Güdel zu sehr defensiv wirkte. Garzoni hatte es sehr schwer, den schnellen und wendigen Stürmern beizukommen. Seine Abwehr war nicht immer sauber. Die Stürmer waren auf weite Strecken zu eigenmächtig und durch die sie hart angehende gegnerische Verteidigung gut zu halten. Dachte man einmal an die Nebenkameraden, dann gab, es auch Tore. Der rechte Flügel, Jost, fiel durch zu langsames Spiel auf und konnte auch nicht Platz halten. - Wir haben nachträglich erfahren, dass er schon zu Beginn des Spiels eine schmerzliche Zerrung einfing und dadurch in der Entfaltung seiner Schnelligkeit stark behindert war. - Jendly ist zu sehr Einzelspieler und seine Tricks sind von einer guten Verteidigung bald durchschaut. Wenn er es versteht, mit seinen Nebenleuten zusammenzuspielen, ist er immer noch eine gute Waffe für unsere Mannschaft. Schneider sehr gut im Aufbau und sehr unauffällig. Die linke Seite wurde lange Zeit zu wenig bedient. Nachher wurde speziell Presser sehr gut abgedeckt, sodass er es sehr schwer hatte sich durchzusetzen.
Nach dem Spiel, dem übrigens eine über 60 Mann starke Musikkapelle den festlichen Rahmen gab, fanden sich Sieger und Besiegte noch zu einem gemeinsamen Hock zusammen. Den Holländern wurden an Geschenken ein Handball, gestiftet vom Sporthaus Bigler in Bern, ein vollständiges Spieltenue, ergänzt durch, eine weitere Hose, gespendet vom Handballausschuss und Schweizer Handballern, sowie weitere nützliche Dinge überreicht. In Rede und Gegenrede war die Zeit nur zu rasch um.
Dieses erste Länderspiel nach dem Kriege hat allen Teilnehmern schöne, unvergessliche Stunden gebracht. Den Holländern rufen wir aber zu: Auf Wiedersehen im Herbst in der Schweiz!