Trainer: Max Bettina
Torhüter: Hunziker B. BTV Aarau
Verteidiger: Dubs Ernst Grasshoppers, Osterwalder Hans BTV Aarau
Läufer: Rüegg Albert Pfadi Winterthur, Strüby Werner TV Thun
Stürmer: Legler Paul BTV Aarau, Schubiger TV Unterstrass, Jendly Marcel TV Länggasse, Gaensli Fritz TV Thun, Bolliger Ulrich BTV Aarau, Thoma HC Amicitia
Torschützen: Jendly, Bolliger je 4, Schubiger, Gaensli je 3, Legler je 1
Wetter: 13°, leicht bewölkt, vorwiegend sonnig, kein Niederschlag
Die Gäste mussten sich übrigens einen Dress besorgen, da ihr im Zug vergessener Mannschaftskoffer die Reise nach Venedig ganz alleine fortgesetzt hatte.
Unten: Die siegreiche Mannschaft beim Anhören der Nationalhymne.
V.l.: Dubs Ernst, Bolliger Ulrich, Osterwalder Hans, Legler Paul, Strüby Werner, Thoma, Hunziker B., Rüegg Albert, Gaensli, Jendly Marcel, Schubiger.
Unten:
Die Schweiz im Angriff: Rüegg Albert, Legler Paul, Bolliger Ulrich
Schubiger TV Unterstrass beim Torschuss
Das idyllische Thun war zum ersten Mal Schauplatz eines Länderspiels und wir dürfen sagen, dass die Organisation mit Louis Pichler an der Spitze ganze Arbeit geleistet hat. Der 25. Oktober war ein herrlicher Herbsttag und da die turn- und sportfreundliche Thuner Bevölkerung in grossen Scharen erschien, war dem Länderspiel der erwünschte festliche und würdige Rahmen gegeben. Das Treffen selbst war für das Berner-Oberland bestimmt beste Propaganda. Da wir in jeder Tagespresse schon genug über dieses dritte Länderspiel gegen die Franzosen lesen konnten, mögen ein paar Einzelheiten, die unsere Leser interessieren dürften, genügen.
Schon die Ankunft der Franzosen am Samstagvormittag in Thun, brachte die erste Aufregung, denn als die Gäste nach ihrem Tenue suchten, war weit und breit nichts zu finden. Der Koffer mit dem wertvollen Inhalt dürfte die Reise durch den Simplon nach Mailand und Venedig fortgesetzt haben. Wo blieb da die Zollkontrolle? Die Gäste konnten dann mit einem vom Sporthaus Bigler in Bern in verdankenswerter Weise zur Verfügung gestellten Tenue das Spiel bestreiten.
Die Gäste, von denen allerdings ein kleiner Teil erst am Sonntagmorgen eintraf, da sie sich am Samstag nicht von der Arbeit frei machen konnten, standen unter der Führung von Verbandspräsident und zweiter Vizepräsident der IHF Petit-Montgobert und des Nationaltrainers Ricard.
Ein Ausflug nach Beatenberg und auf das Niederhorn vereinigte am Samstagnachmittag Gäste und Gastgeber. Mit unvergesslichen Eindrücken kehrten die Gäste von diesem Abstecher in Neuland zurück.
Am Sonntagvormittag wurden beide Mannschaften, Offizielle, Ehrengäste und der inzwischen eingetroffene österreichische Schiedsrichter Stumvoll im Rathaus von der Stadtbehörde empfangen. Es wurde dabei und am anschliessenden Aperitif gar manch treffliches Wort über Turnen und Sport im Allgemeinen und über Handball im speziellen gesprochen.
Am Pressecafé, der sich unter gewohnt vorbildlicher Leitung von Albert Wagner abwickelte, vernahmen die Presseleute weitere Einzelheiten vom Spiel und von den zukünftigen Taten unserer Handballer. Wir erwähnen hier u. a. die beiden Weltmeisterschaften in der Halle und auf dem Feld. Darüber ist an anderer Stelle mehr zu lesen.
Am offiziellen Bankett, das Offizielle und Spieler für kurze Zeit vereinigte, erfolgte zum ersten Mal die Ehrung verdienstvoller Förderer des Handballs und von Spielern durch Überreichung einer Verdienstnadel. Als erster erhielt Fritz Müllener, der frühere Präsident des HBA und verdienstvolle Handballpionier die goldene Nadel. Mit derselben Nadel wurde auch der franz. Verbandpräsident Petit-Montgobert ausgezeichnet, was unter den Gästen helle Freude auslöste. Daneben erhielten 6 Schweizer Spieler mit 10 und mehr Spielen die silberne Verdienstnadel.
Zum Spiel selbst ist zu sagen, dass die Mannschaften in folgender Aufstellung antraten:
Schweiz: Hunziker (Aarau); Dubs (GC), Osterwalder (Aarau); Rüegg (Winterthur), Strüby (Thun), Thoma (Amicitia); Legler (Aarau), Lendly (Länggasse), Schubiger (Unterstrass), Bolliger II (Aarau), Gaensli (TV Thun).
Frankreich: Rochepierre I (Racing Paris); Philippoteux, Rochepierre II (beide Racing); Fischer (CA. XIVème Paris), Gaudion (Villemoble), Fleury (Mülhausen), Santona (Racing), Imberty (PUC Paris), Benoits (Racing), Sirieix (Mülhausen), Chastagnier (Viilemoble).
Schiedsrichter Stumvoll {Linz) amtierte mit grossem Geschick und bot eine vorzügliche Leistung.
Reihenfolge der Tore: Erste Hälfte: 1:0 Jendly, 2:0 Schubiger, 2:1 lmberty, 2:2 Santona, 3:2 Gaensli, 4:2 Schubiger, 4:3 Santona, 5:3 Gaensli, 6:3 Jendly, 6:4 Benoits, 7:4 Bolliger, 7:5 Philippoteux; zweite Hälfte: 8:5 Bolliger, 9:5 Jendly, 10:5 Bolliger, 11:5 Gaensli, 11:6 Imberty, 12:6 Bolliger, 15 :6 Legler, 14:6 Jendly, 14 :7 Imberty, 14:8 Santona, 15:8 Schubiger.
Kritik von der Tribüne aus gesehen. Die Franzosen haben grosse Fortschritte gemacht, das müssen wir neidlos anerkennen. Rochepierre im Tor war reaktionswach und elegant, besser als vor einem Jahr in Paris. Die Deckung war sehr hart, es wurde zu viel gehalten. AIs Aufbauer fiel Fleury auf. Im Sturm war die rechte Seite mit Imberty und dem bekannten Leichtathleten Santona sehr schnell und schusstüchtig. Der Aufbau war noch zu hastig und oft ungenau; im Allgemeinen waren aber bei ihnen wesentliche Fortschritte zu konstatieren.
Die Schweizer hielten das, was man sich allgemein versprach. Nach wie vor glauben wir aber, dass eine Kombination von Spitzenmannschaften durchschlagskräftiger und als Einheit mehr zur Geltung kommen würde. Wir denken dabei in erster Linie an die einst rühmliche Kombination Abstinenten Basel/Grasshoppers (anno 1936). - Der beste Teil unserer Nationalmannschaft war unstreitig das Schlusstrio mit Hunziker, Dubs und Osterwalder, das oft rettend eingreifen musste, wenn die Läuferreihe nicht ,,mitkam". In Thun befriedigte die Läuferreihe am wenigsten, zudem vermochte sie sich nur sehr selten im Angriff einzuschalten. Santona und Imberty waren für diese Spieler zu schnell. Der Sturm bildete keine Einheit, sondern es waren fünf gute Einzelspieler; wohl sah man ab und zu gutgemeinte Kombinationen, die aber meistens auf dreissig Meter aufhörten, da dann irgendein Stürmer auf eigene Faust loszog. Es ist kaum auszudenken, wie diese Fünferreihe gegen eine «eiserne» Verteidigung zu Toren kommen sollte. Sicherlich wird unser Selektionsausschuss des HBA in den weiteren Trainingskursen im Hinblick auf die nächstjährigen Weltmeisterschaften sein Augenmerk auf diesen Punkt (auch wenn es unangenehm sein sollte) richten müssen. Wir spielten früher einmal eine erste Geige im internationalen Orchester, es gilt - nach den letzten Weltmeisterschaften und der Dänemark-Niederlage - diesen Platz wieder zurück zu erobern! Wir dürfen uns nach den Siegen über Holland und Frankreich nicht allzu sehr auf das hohe Ross setzen, denn nun beginnt erst die aufbauende Arbeit. Der Selektionsausschuss hatte nun in zwei Spielen über zwanzig Spieler eingesetzt und bestimmt werden auch die Kameraden Emil Horle, Karl Schmid und Max Bettina mit dem Schreibenden einig gehen, dass eine ganze Anzahl Spieler für internationale Aufgaben nicht in Frage kommen. Das Spiel in Thun war sehr nett und attraktiv und hat restlos begeistert, aber dieser Massstab ist für eine Weitmeisterschafts-Auswahl doch nicht ganz am Platze. Es wird für die Aktiven, die gewillt sind, ein hartes, unermüdliches Training während den Wintermonaten aufzunehmen, ein mühsamer Weg nach Budapest werden! ES.