17 Nationen, 33 Spiele in 32 Städten
Die Vorrundenspiele:
29. Juni in Lörrach Schweiz - Finnland 13:7 (7:2)
1. Juli in Freiburg im Breisgau Schweiz - Spanien 18:7 (9:3)
Die Hauptrundenspiele:
3. Juli in Bochum Schweiz - Frankreich 11:7 (6:6)
5. Juli in Hagen Schweiz - Schweden 7:5 (3:3)
7. Juli in Essen Saarland - Schweiz 8:13 (6:8)
Der Final:
10. Juli in Dortmund Deutschland - Schweiz 25:13 (8:6)
Rangliste:
1. Deutschland, Gewinner der Goldmedaillen
2. Schweiz, Gewinner der Silbermedaillen
3. Tschechoslowakei, Gewinner der Bronzemedaillen
4. Schweden, 5. Jugoslawien, 6. Saarland, 7. Österreich, 8. Frankreich.
Bild: Die Silbermedaille von Charly Burger
Trainer: Emil Horle, Karl Schmid
Torhüter: Burger Charles BTV Aarau
Verteidiger: Dubs Ernst Grasshoppers, Hartmann Kurt TV Unterstrass
Läufer: Dubs Konrad Grasshoppers, Sieber Hans-Rudolf Pfadi Winterthur, Strohmeier Walter Grasshoppers
Stürmer: Klöti Eduard LC Zürich, Brianza Romeo TV Kaufleute Basel, Schmidt Rolf TV Kleinbasel, Captain Jendly Marcel TV Länggasse Bern, Bertschinger Hansjakob Grasshoppers, Riess Fritz Grasshoppers
Torschützen: Jendly, Bertschinger, Riess je 3, Klöti 2, Brianza, Schmidt je 1
Wetter: 23°, stark bewölkt mit Regen
Unten links: Begrüssung vor dem Spiel Captain Marcel Jendly Nr. 10 mit dem finnischen Konsul, dann Strohmeier Walter, Dubs Ernst, Hartmann Kurt, Schmidt Rolf.
Rechts: Der finnische Konsul begrüsst die Spieler Bertschinger Hansjakob, Dubs Konrad, Sieber Hans-Rudolf, Klöti Eduard.
Trainer: Emil Horle, Karl Schmid
Torhüter: Peter Kurt TV Unterstrass, Burger Charles BTV Aarau
Verteidiger: Captain Dubs Ernst Grasshoppers, Hartmann Kurt TV Unterstrass
Läufer: Winkler Grasshoppers, Schwarz Otto Grasshoppers, Strohmeier Walter Grasshoppers
Stürmer: Klöti Eduard LC Zürich, Jendly Marcel TV Länggasse Bern, Bertschinger Grasshoppers, Riess Fritz Grasshoppers, Buschor Roger Grasshoppers
Ersatz: Dubs Konrad Grasshoppers
Torschützen: Klöti 6, Buschor 5, Strohmeier 3, Bertschinger 2, Schwarz, Hartmann je 1
Wetter: 18°, leicht bewölkt, heiter
Unten links: Wimpel und Blumenaustausch. Captain Ernst Dubs, Schiedsrichter Gerstenberger Deutschland.
Eduard Klöti LC Zürich, erfolgreicher Torschütze mit 6 Treffern im Angriff
Unten links: Freiwurf Schweiz; Marcel Jendly, Eduard Klöti und Roger Buschor
Rechts: Eduard Klöti knallt im Alleingang
Trainer: Emil Horle, Karl Schmid
Torhüter: Burger Charles BTV Aarau
Verteidiger: Dubs Ernst Grasshoppers, Hartmann Kurt TV Unterstrass
Läufer: Dubs Konrad Grasshoppers, Schwarz Otto Grasshoppers, Sieber Hans-Rudolf Pfadi Winterthur
Stürmer: Klöti Eduard LC Zürich, Riess Fritz Grasshoppers, Bertschinger Grasshoppers, Jendly Marcel TV Länggasse Bern, Strohmeier Walter Grasshoppers, Buschor Roger Grasshoppers
Torschützen: Buschor 4, Riess 3, Klöti, Jendly je 2
Wetter: 19°, wolkig mit etwas Regen
Nach einer achtstündigen Bahnfahrt von Freiburg i. Br. nach Duisburg - der Stadt an Rhein und Ruhr - bezogen die Schweizer in der vorbildlich angelegten Sportschule Duisburg/Wedau Quartier und pflegten Siesta. Freilich nicht für lange, denn bald riefen die Verantwortlichen zum ersten Training, da die schweren Spiele der Hauptrunde noch vor ihnen lagen. Nach Abschluss der Ausscheidungsrunde zeigte sich das Bild der Hauptrunde wie folgt:
Gruppe 1: Deutschland, Österreich, Jugoslawien, Tschechoslowakei
Gruppe 2: Saarland, Schweiz, Schweden, Frankreich
Zum ersten Spiel am 3. Juli (Sonntag) zwischen der Schweiz und Frankreich meldeten sich die beiden Teams vor 8000 Zuschauern dem hervorragenden Schiedsrichter Heger (Jugoslawien) in folgender Aufstellung:
Schweiz: Burger; Dubs Ernst, Hartmann; Dubs Konrad, Schwarz, Sieber; Klöti, Riess, Bertschinger, Jendly, Buschor; Strohmeier.
Frankreich: Pluen; Lasnier, Quaglia; Vincent, Imperty, Sagna; Leroy, Versigny, Pichot, Orvin, Chastanier, Julitte.
Das Treffen litt unter der taktischen Konzeption der Franzosen, die konsequent defensiv mit zehn Mann spielten, so dass sie wohl das eine erreichten, dass sich die Eidgenossen nicht entwickeln konnten und nicht ihr gewohntes Angriffsspiel betreiben konnten. Der beste Mann der Franzosen, Pluen im Tor, sorgte weiter dafür, dass die Schweizer nicht leicht zum Siegen kamen. Er meisterte einige gute Schüsse von Buschor, Riess, Jendly etc. mit viel Geschick, Die Franzosen haben allgemein gesehen Fortschritte gemacht, doch sind sie mit ihrer Spielauffassung um einige Jahre im Hintertreffen, umso mehr musste es enttäuschen, dass sich die Schweizer nicht durchzusetzen verstanden.
Unser Sturm spielte vor dem Tore, besser gesagt vor der Zehnmann-Mauer, hin und her und demonstrierte Ballsicherung in Vollendung, doch Torschüsse sah man selten und hier hatte diese Partie arg enttäuscht. Klöti wurde von Sagna von der ersten bis zur letzten Minute derart beschattet, dass der LCZler kaum fünf Mal auf das Tor knallen konnte, was wir beim einsatzfreudigen Klöti nicht gewohnt sind. Bertschinger war abermals nicht im Schwung, so dass die restlichen Drei, Riess, Buschor und Jendly den Karren schmeissen mussten. Buschor war der Einzige, der einige Male herzhaft schoss und auch Tore erzielte, Riess und Jendly waren die Schwerarbeiter, leider zu defensiv, so dass ihnen dann vorn die Kraft zum Abschluss fehlte. Die Hintermannschaft spielte in der zweiten Halbzeit zufriedenstellend, während in der ersten Halbzeit die Franzosen oft nur durch Körpertäuschungen freikamen. Das Spiel konnte gesamthaft betrachtet nicht befriedigen, allerdings trifft dabei die Hauptschuld die Franzosen, die gar nicht gewillt waren, ein offenes und zügiges Angriffsspiel zuzulassen. Burger besser als gegen Spanien und Finnland.
Die Torfolge: 0:1, 1:1, 3:1, 3:3, 4:4, 4:5, 5:5, 6:5, 6:6 bei Halbzeit. 7:6, 7:7, 9:7 und 11:7.
Die Torschützen: Buschor (4), Riess (3), Klöti, Jendly (je 2); Versigny (3), Chastanier, Orvin (je 2).
Trainer: Emil Horle, Karl Schmid
Torhüter: Burger Charles BTV Aarau
Verteidiger: Dubs Ernst Grasshoppers, Hartmann Kurt TV Unterstrass
Läufer: Winkler Grasshoppers, Schwarz Otto Grasshoppers, Sieber Hans-Rudolf Pfadi Winterthur
Stürmer: Klöti Eduard LC Zürich, Jendly Marcel TV Länggasse Bern, Strohmeier Walter Grasshoppers, Riess Fritz Grasshoppers, Buschor Roger Grasshoppers, Brianza Romeo TV Kaufleute Basel
Torschützen: Klöti 3, Winkler, Sieber, Strohmeier, Buschor je 1
Wetter: 13°, bedeckt mit viel Regen
Unten: Ernst Dubs Grasshoppers, Verteidiger, versucht mit letztem Einsatz den Schweden zu stören.
Auch der zweite Gegner der Hauptrunde am 5. Juli in Hagen spielte ausgesprochen defensiv, so hatten die Eidgenossen das sehr verständnisvolle Publikum – es waren 12’000 Zuschauer bei strömendem Regen – bald auf ihrer Seite, da sie versuchten, einen offenen und zügigen Handball zu demonstrieren. Schweden hatte nicht Wort gehalten, sie hatten uns bereits Anno 1952 versprochen, einen zweckmässigen und offenen Handball zu spielen. Es war dem nicht so. Sie blieben ihrer gewohnten und fürs Auge wenig schönen Betondeckung treu; oft tummelten sich sämtliche Feldspieler vor dem Torraum herum. Auch diesmal waren sich die Fachleute mit uns einig, dass nur die Dreiteilung des Spielfeldes dem offenen Handball wiederum Türe und Wege öffnen wird, alles andere bedeutet für den schönen Handballsport leider Totengräberei. Konditionell lieferten sich die beiden Mannschaften einen herrlichen Kampf, Laufduelle, rassige Spurts, wuchtige Torschüsse wechselten ständig und auffallen musste, wie beide Mannschaften trotz des glitschigen Balis technische Fertigkeiten zeigten, die verblüfften. Soweit die Gedanken über die Spielanlage.
Im heutigen Spiel feierten Walter Strohmeier und Marcel Jendly mit 25 Länderspielen ein Jubiläum, welches ihnen kaum ein schöneres Geschenk als der grossartige Erfolg über den Hallenweltmeister hätte geben können. Wir gratulieren den beiden tüchtigen Stützen unserer Nationalmannschaft recht herzlich zu diesem flotten Erfolg. Unsere Mannschaft hatte im vierten Treffen einen ganz hervorragenden Sieg errungen, der auch im Auslande grosse Beachtung fand. Den Baumeister dieses Erfolges kennen wir alle: es war Karl Schmid. Seine reiche Erfahrung, seine Übersicht in kritischen Augenblicken, seine Liebe zum Handball und die gute Kameradschaft zu allen formten und bauten den grössten Sieg in den letzten Jahren. Topfit konnten unsere Nationalen in folgender Aufstellung in den Kampf ziehen:
Burger; Dubs Ernst, Hartmann; Winkler, Schwarz, Sieber; Klöti, Jendly, Strohmeier, Riess, Buschor, Brianza.
Eine hervorragende Form erreichte Burger im Tor, der in entscheidenden Momenten zwei Penalties meisterte und der Mannschaft damit den Rückhalt gab, der nun einfach für eine solche Leistung notwendig ist. Dubs Ernst, Hartmann und Schwarz spielten, wie wir dies von ihnen in solchen Fällen gewohnt waren, dazu überraschten Sieber und Winkler von der angenehmen Seite. Beide schossen übrigens entscheidende Tore zum Erfolg. Im Sturm war Strohmeier der Schwerarbeiter, er war vorn, hinten, hatte eine Puste für drei - eine meisterliche Leistung war sein Ausgleichstor zum 4:4. Riess und Jendly sekundierten gut, blieben zwar oft in der baumlangen Deckung hängen, Klöti versuchte zu oft dieselbe Freistoss-Variante, so dass sich der vorzügliche schwedische Hüter zum Voraus bei seinen Freistössen platzieren konnte; schade, dass der LCZler dies nicht merkte.
Die schwedische Mannschaft spielte früher explosiver und zielstrebiger als diesmal in folgender Aufstellung:
Rule Nilsson; Stockenberg, Stig, Olsson; Rönndahl, Ahrling, Lars Olsson; Sjunesson, Lorentzon, Stig Nilsson, Jönsson, Akerstedt.
Einen Glanztag hatte Rune Nilsson im Tor, er war fangsicher und zeichnete sich durch gutes Stellungsspiel aus. Eine harte Mannschaft, jedoch meistens im Rahmen der Fairness, sie hatte mit dem weichen, glitschigen Terrain etwas mehr Mühe als unsere Leute. Sie resignierten aber, als Burger zwei Penalties glänzend blockierte. Die Schweden brachten drei 13-m-Würfe nicht ins Netz! Jönsson übertrat, die Strafwürfe von Stodienberg und Nilsson wurden von Burger gemeistert, dagegen behielten Buschor und Klöti ruhige Nerven und erzielten damit in der letzten Viertelstunde den Sieg.
Die Torfolge: 0:1, 2:1, 3:2 und 3:3 bei Halbzeit, dann 3:4, 4:4, 5:4, 5:5 und schliesslich 7:5 für die Schweiz!
Die Torschützen: Klöti (3), Buschor, Winkler, Strohmeier, Sieber (je 1); Stockenberg, Lars Olsson, Sjunesson, Stig Nilsson und Jönsson (je 1).
Schiedsrichter: Schwab (Österreich) sehr umsichtig und korrekt.
Trainer: Emil Horle, Karl Schmid
Torhüter: Burger Charles BTV Aarau
Verteidiger: Dubs Ernst Grasshoppers, Hartmann Kurt TV Unterstrass
Läufer: Winkler Grasshoppers, Schwarz Otto Grasshoppers, Strohmeier Walter Grasshoppers, Sieber Hans-Rudolf Pfadi Winterthur
Stürmer: Klöti Eduard LC Zürich, Jendly Marcel TV Länggasse Bern, Bertschinger Grasshoppers, Riess Fritz Grasshoppers
Ersatz: Buschor Roger Grasshoppers
Torschützen: Buschor 6, Klöti, Riess je 2, Winkler, Jendly, Bertschinger je 1
Wetter: 17°, wolkig mit etwas Regen
Nach den bisherigen Erfolgen unserer Nationalmannschaft stand nun die bescheidene Schweizer Kolonie plötzlich hoch im Kurs. Überall wurden Wetten abgeschlossen und wir dürfen stolz sein, die Schweizer kamen gut weg. So fuhren wir bei herrlichem Wetter am 7. Juli gespannt, aber zuversichtlich nach Essen - der Stadt des deutschen Fussballmeisters. Die Einwohner bewiesen recht bald, dass sie auch die Sparte Handball aus dem FF kennen! Rund 12’000 Zuschauer umsäumten den prächtigen Rasen, als sich die beiden Teams in folgenden Formationen dem ausgezeichneten deutschen Schiedsrichter Klemmer meldeten:
Schweiz: Burger; Hartmann, Dubs Ernst; Winkler, Schwarz, Strohmeier; Klöti, Jendly, Bertschinqer, Riess, Buschor; Sieber.
Saarland: Spaniol; Quirin, Hürther; Gergen, Wilhelm, Zöllner; Rohe, Benard, Stein, Leistenschneider, Vogt; Hess.
Es sah lange Zeit nicht nach einem so sicheren Sieg aus, denn über weite Strecken waren die Saarländer ebenbürtig. Sie wurden aber auch wie eine «Heimmannschaft» angefeuert, was wir dem sonst objektiven Publikum nicht verargen wollen. Ein Spieler machte den Eidgenossen das Leben sauer: Rohe. Der wendige und schusstüchtige, sonst eher hagere Typ, schoss schon im ersten Spielabschnitt vier Tore. Strohmeier und Winkler hatten mit ihm Mühe. Ferner war auch Spaniol ein zuverlässiger Schlussmann, erreichte jedoch nicht das Können von Burger. So lange die Mannschaft nur mit einem Tor im Rückstand war, kämpfte sie um den Sieg, nachher gab sie auf.
Die Schweizer spielten einmal mehr sehr geschickt und haushälterisch mit den Kräften, denn das entscheidende Treffen stand noch bevor. Burger war wiederum der Zauberer von 13-m-Würfen. Dreimal holte er gut geschossene Penalties aus den Ecken und musste nur einmal - in den letzten 20 Sekunden - kapitulieren. Die Hintermannschaft spielte abermals sehr zuverlässig und mit sauberer Manndeckung. Sieber wurde für Strohmeier eingesetzt, der seinerseits den Posten von Bertschinger übernahm, da der Mittelstürmer leider ausgerechnet in dieser WM eine Formbaisse «erwischte», was wir ausserordentlich bedauern. Im Sturm war Buschol der Reisser und mit sechs Toren der weitaus erfolgreichste Stürmer.
Die Torfolge: 2:0, 2:1, 3:1, 3:3, 4:3, 4:4, 5:4, 5:5, 6:5, 7:6 und 8:6 beim Pausenpfiff. 12:6, 13:7 und 13:8.
Die Torschützen: Buschor (6). Riess, Klöti (je 2), Jendly, Winkler (je 1); Rohe (4), Stein, Leistenschneider, Vogt (je 1).
Charly Burger im Training während der WM
Trainer: Emil Horle, Karl Schmid
Torhüter: Burger Charles BTV Aarau, Peter Kurt TV Unterstrass
Verteidiger: Dubs Ernst Grasshoppers, Sieber Hans-Rudolf Pfadi Winterthur, Hartmann Kurt TV Unterstrass
Läufer: Schwarz Otto Grasshoppers, Strohmeier Walter Grasshoppers
Stürmer: Klöti Eduard LC Zürich, Jendly Marcel TV Länggasse Bern, Riess Fritz Grasshoppers, Buschor Roger Grasshoppers, Schmidt Rolf TV Kleinbasel
Torschützen: Buschor 5, Hartmann, Strohmeier, Klöti je 2, Riess, Schmidt je 1
Wetter: 19°, wolkig mit etwas Regen
Unten links: Bernhard Kempa knallt - Otto Schwarz abgehängt und Walter Strohmeier stört
...und wieder Bernhard Kempa beim Torschuss: Otto Schwarz Grasshoppers auf der falschen Seite erfolglos.
Unten links: Bernhard Kempa und Dahlinger im Anrollen - Ernst Dubs 3, Kurt Hartmann und Winkler
Der rechte Flügel Singer im Sprungschuss - Hans-Rudolf Sieber und Fritz Riess wunschlos.
Annähernd eine halbe Million Menschen sahen innerhalb zehn Tagen eine Reihe von Länderkämpfen, die alle sozusagen einen verschiedenen Charakter trugen. Es ist für den Handballsport aber vielleicht doch ein Glück, dass zwei Mannschaften in das Endspiel der vierten Weltmeisterschaft vorstiessen, die wohl im Können different waren, jedoch in der Spielanlage dieselben Richtlinien verfolgten. Die Deutschen und Schweizer propagieren seit Jahren ein offenes und schönes Angriffsspiel und meiden das von einigen Nationen unpopuläre Defensivsystem mit allen Mitteln. Gerade die Schweiz hätte wohl Grund gehabt, in diesem Endspiel «Beton» zu spielen, vielleicht hätten sie damit fünf oder acht Tore weniger einkassiert, aber hätten die über 50’000 Zuschauer Freude daran gehabt? Eine Vollversammlung vor dem Tore hätte diese flotte Begegnung in diesem Endkampf zu einer Farce werden lassen. Die deutsche Mannschaft spielte wie aus einem Guss; sie zeigte gewiss auch Schwächen, doch gesamthaft betrachtet blieb sie der Lehrmeister von einst. Wirblig, ideenreich und rasant waren die Angriffe, alle Stürmer liefen, liessen den Ball laufen, schossen ungestüm, es war das Prunkstück der Mannschaft. Kempa, Dahlinger, Schädlich, Will und selbst der junge Singer boten Leistungen, die eines Weltmeisters würdig waren. Die Hintermannschaft ist vielleicht nicht so zuverlässig. Zum Teil unterstützten sie die Vorstösse sehr geschickt, sie trugen sich auch in die Torschützenliste ein.
Die Schweizer Mannschaft stand auf keinem leichten Posten, es galt, ihren guten Ruf der vorangegangenen Treffen zu rechtfertigen. Es war uns allen klar, dass alle Eidgenossen in diesem Turnier den leichteren Weg ins Endspiel gehabt haben, denn Deutschland musste immerhin die Tschechoslowakei und Jugoslawien besiegen, während die Schweizer als wirklich ernsthaften Gegner nur Schweden zu eliminieren hatte. Die beiden eingesetzten Torhüter Burger und Peter hielten sich recht, ohne jedoch die ganz grosse internationale Linie zu erreichen. Die Hintermannschaft hatte grosse Mühe, die schnellen Stürmer zu halten, besonders wenn sie durch ein geschicktes Sperrmanöver ausgespielt wurden. Der Angriff war schon lange nicht mehr eine einheitliche Linie, wie wir dies uns vorstellten, denn jede Einzelaktion ergab eine Verzögerung oder gar einen Verlust des Balles im Angriff. Nur selten sah man wirklich gerissene Spielzüge über mehrere Stationen. Der erfolgreichste Stürmer war Buschor, der immerhin fünf Tore fertigbrachte, die zum Teil aus vorbildlichem Einsatz resultierten. Klöti hatte ebenfalls bereits von seiner Durchschlagskraft verloren, er stürmt nicht mehr so wuchtig und zielstrebig wie früher. Riess und Strohmeier waren gegenüber den Deutschen (wie auch Schweden) zu klein. Die Mannschaft verdient für den hervorragenden Einsatz von der ersten bis zur letzten Minute ein Gesamtlob. Sie hat das erreicht, was menschenmöglich war.
Dern ausgezeichneten Schiedsrichter Heger' (Jugoslawien) meldeten sich die beiden, Mannschaften in folgenden Formationen:
Deutschland: Singer (Polizei Hamburg) / Nellen (Rheinhausen)! Bernhard (Bayern München), Becker (Frankfurt); Ruff (Ludwigshafen), Vick (Polizei Hamburg), Isberg (Polizei Hamburg) ; Singer (Frischauf Göppingen), Will (RSV Mülheim), Kempa (Frischauf Göppingen), Dahlinger (Hassee Winterbeck Kiel), Schädlich (Hamborn); Wintterlin (Dietzenbach).
Schweiz: Burger (BTV Aarau) / Peter (TV Unterstrass Zürich); Dubs Ernst (Grasshoppers), Sieber (Pfadfinder Winterthur); Klöti (LC Zürich), Jendly (TV Länggasse Bern), Strohmeier, Riess, Buschor (alle Grasshoppers), Schmidt (TV Kleinbasel).
Die Platzwahl nahmen die Mannschaftsführer Vick und Schwarz, die beiden Mittelläufer, vor. Die Schweizer hatten Anstoss und in den ersten Sekunden traf Strohmeier erstmals in den Hanf, doch voran ging ein Regelverstoss. Dies war Pech! Die Deutschen lieferten in den ersten Minuten eine Prachtspartie und gingen klar 4:0 in Front. Doch die Schweizer liessen sich nicht aus der Ruhe bringen, denn bald hiess es 4:2 und 5:3, was immerhin der Mannschaft wieder neuen Mut und die Kraft gab, ein solches Spiel auch durchzustehen. Die deutsche Mannschaft zeigte aber auch in den nächsten Spielphasen was sie kann und wie gut sie Handball spielt, wenn der Gegner anständig und ritterlich kämpft. Nach 20 Minuten lautete das Skore 9:3. Die Schweizer liessen aber erfreulicherweise nicht locker, versuchten immer wieder, die weisse Walze aufzuhalten, um durch Gegenstösse doch zu Torerfolgen zu kommen. Wir notierten 10:5, dann 11:7 beim Pausenpfiff, so dass das Resultat recht achtbar war.
In der zweiten Halbzeit gab der deutsche Mittelstürmer Kempa einige «Sachen» zum Besten er schoss aus allen Lagen, dazwischen funkte allerdings Strohmeier mal bei Singer einmal hinein, so dass wir nach vier Minuten bereits 14:8 notierten. Nun wechselte Burger mit Peter den Platz, der Untersträssler hatte gleich Gelegenheit, sich einige Male auszuzeichnen, aber dann fing es auch bei ihm an zu «zählen». Das Skore wuchs weiter an, ohne dass unsere Deckung hätte etwas dazu tun können. die deutsche Angriffsreihe war einfach nicht zu halten. 16:9 nach zehn Minuten, bereits 20:10 in der ersten Viertelstunde. Man kam beinahe nicht dazu, mal nach einer Notiz eine kurze Verschnaufpause zu machen, weiter rollten die Deutschen gegen unsere Hintermannschaft, ohne dass es dem Sturm gelungen wäre, den Ball einmal über längere Strecken im Angriff zu behalten. Oft wurde auch etwas planlos geschossen, so dass die Gegner immer wieder Gelegenheit hatten, ihre wirbligen Angriffe zu lancieren. 23:11, 23:12, 24:12, 25:12 und schlussendlich 25:13 in den letzten Minuten, so dass mit 38 Toren wohl der trefferreichste Final zu Ende ging.
Nach diesem grandiosen Spiel überreichte der Präsident der Internationalen Handball-Federation, Hans Baumann (Schweiz) dem freudestrahlenden Sieger und neuen Weltmeister Deutschland den Wanderpokal sowie die Goldmedaillen. Vick konnte mit stolzem Lächeln seinen Sieg des Jahres 1952 wiederholen. Dann konnte Schwarz für die Schweizer die silbernen Medaillen in Empfang nehmen und die Tschechen erhielten die bronzenen Medaillen für den dritten Platz.
Siegerehrung: links die Schweiz, in der Mitte Deutschland, rechts CSR
Nach der glorreichen Weltmeisterschaft war es wohl gegeben, dass die Stunde der Entspannung kam. Die Stadt Dortmund mit ihrer aufgeschlossenen und sportfreundlichen Regierung lud die acht Nationen, Schiedsrichter, Funktionäre und Journalisten zu einem Abschlussbankett in den Goldsaal der Westfalenhalle ein. Unter den Anwesenden notierten wir Herrn Oberbürgermeister Keuning, dann den Präsidenten des Deutschen Handball - Bundes, Herrn Willi Daume, den Präsidenten des Organisationskomitees, Herrn Prof. Dr. Carl Diem und viele mehr.
Mit launigen Worten wurden die Leistungen und vor allem die ganz hervorragende Organisation von allen Teilnehmern verdankt und wir schliessen uns den Worten unseres Hans Baumann, Präsident der Internationalen Federation, an, wenn wir für die einzigartige und mustergültige Organisation den deutschen Kameraden herzlich gratulieren. Als Dank übergab Hans Baumann dem Präsidenten, Willi Daume, eine prächtige Neuenburger Pendule als Geschenk. Ebenfalls Albert Wagner, Präsident des Handball-Ausschusses, fand lobende Worte über die Veranstaltung, wobei Albert Wagner an Willi Daume ein Brienzer Schnitzwerk übergab.
Willi Daume seinerseits lobte den flotten Geist über der WM und dankte für die fairen und rassigen Kämpfe. Es war sicherlich eine originelle Idee von ihm, den Mitgliedern der Internationalen Handball-Federation, Hans Baumann, Albert Wagner, Emil Horle und Albert Jordan je einen jungen Hund zu schenken. Der stets frohgelaunte Pressechef, Gustav Schlenk, traf den Nagel auf den Kopf:
Abschliessend verdankten sämtliche Delegationschefs - für die Schweizer Albert Wagner - den schönen Aufenthalt in Westdeutschland. Prof. Dr. Carl Diem verabschiedete die vierte Handball-Weltmeisterschaft mit dem Dank an alle Nationen und wünschte allen eine gute Rückkehr in ihre Heimat - einmal mehr hatten wir den tiefen Eindruck, dass der Sport doch eine völkerverbindende Verständigung ermöglicht. Wir hatten viele neue Kameraden kennen gelernt und auch wir werden die herrlichen Tage im Ruhrgebiet nicht vergessen... Sd.