Trainer: Karl Schmid, Hans Studer
Torhüter: Gemperle Hans TSV St. Otmar St. Gallen, Hegwein Young Boys
Verteidiger: Dubs Ernst Grasshoppers, Winkler Grasshoppers
Läufer: Dubs Konrad Grasshoppers, Altdorfer Max LC Zürich, Schwarz Otto Grasshoppers, Sieber Hans-Rudolf Pfadi Winterthur
Stürmer: Bertschinger Grasshoppers, Buschor Roger Grasshoppers, Jendly Marcel TV Länggasse Bern, Klöti Eduard LC Zürich, Riess Fritz Grasshoppers, Lehmann Heinz TV Oberseminar Bern
Torschützen: Klöti 5, Winkler, Altdorfer, Schwarz, Buschor je 1
Nach Absolvierung von Trainingsspielen in St. Gallen, Winterthur und Zürich hat der Selektionsausschuss des HBA nachfolgende Spieler für den Länderkampf gegen Jugoslawien nominiert:
Tor: Gemperle (St. Otmar), Hegwein (Young Boys)
Verteidiger: Dubs Ernst (Grasshoppers), Winkler (Grasshoppers)
Läufer: Dubs Konrad (Grasshoppers), Altorfer (LC Zürich), Schwarz (Grasshoppers), Sieber (Pfadi. Winterthur)
Stürmer: Bertschinger (Grasshoppers), Buschor (Grasshoppers), Jendly (Länggasse), KIöti (LC Zürich), Riess (Grasshoppers), Lehmann (Oberseminar Bern)
Die Mannschaft stützt sich hauptsächlich auf das letztjährige Weltmeisterschaftskader. Die Spieler Burger (BTV Aarau), Brianza (Kaufleute Basel) und Peter (Unterstrass Zürich) mussten zufolge unentschuldigtem Fernbleiben vom Nationalmannschafts-Training aus dem Kader gestrichen werden.
Bertschinger und Schwarz je 37, Dubs Ernst 33, Klöti 31, Jendly 27, Buschor 19, Riess 17
1950 Jugoslawien-Schweiz in Sarajewo 7:12
1953 Schweiz-Jugoslawien in La Chaux-de-Fonds 15:8
Unsere Resultate anlässlich der Weltmeisterschaft 1955 in Deutschland:
Schweiz-Finnland 13:7
Schweiz-Schweden 7:5
Schweiz-Spanien 18:7
Schweiz-Saarland 13:8
Schweiz-Frankreich 11:7
Schweiz-Deutschland 13:25
amtiert K. Oldani, Chef Feldhandball, Zürich. Die Mannschaftsbetreuung liegt in den bewährten Händen der beiden TK-Mitglieder K. Schmid (Selektionschef) und H. Studer (Kurschef), beide in Zürich.
Die Schweizermannschaft wird am kommenden Donnerstagabend in Zürich zusammengezogen. Sie verreist um 24.00 Uhr ab Zürich über Mailand-Triest-Zagreb-Belgrad nach Nisch, wo sie am Samstagmittag um 11.30 Uhr ankommt (Distanz 1520 km). Die Rückkehr über Ljubljana-Innsbruck-Buchs ist auf Dienstag, den 22. Mai 1956, 12.47 Uhr, Hauptbahnhof Zürich, vorgesehen.
(UP) Nach einer Mitteilung des jugoslawischen Handballverbandes hat ein «unerwartetes Nachgeben der Schweiz die Austragung des Länderspiels in Nisch vom 20. Mai nun doch möglich gemacht». Der jugoslawische Verband hat die Absage des Spiels sowie die angekündigte Beschwerde beim internationalen Verband rückgängig gemacht.
Und die Vernehmlassung des HBA selbst («Sport»):
«Wir nehmen Bezug auf die «United-Press-Meldung», erschienen iri Ihrem geschätzten Blatt vom 30.4.56, wonach der Jugoslawische Handball-Verband aus «Verärgerung» über die Schweizer Finanzkrise die «endgültige Absage» des rubr. Länderspieles bekanntgegeben habe. Diese Meldung sowie der angeführte UP-Kommentar haben uns sehr überrascht.
Es ist zuzugeben, dass durch langwierige Verhandlungen mit dem jugoslawischen Verband wegen finanzieller Fragen die Durchführung dieses Spieles in Frage gestellt war, und es bleibt unbestritten, dass die enormen Reisekosten den HBA anfangs April gezwungen hatten, das Spiel abzusagen. Nach Eintreffen einer generösen Offerte der Jugoslawen und der Erschliessung anderer Quellen in der Schweiz, war es dem HBA am 23 April dann möglich, seinen Absagebeschluss rückgängig zu machen. Es wurde dem jugoslawischen Verband unter Annahme seiner Offerte bestätigt, dass unsere Nationalmannschaft am 20. Mai in Nisch antreten werde.
Es entspricht nicht der Wahrheit, dass wir bei dieser Gelegenheit an den jugoslawischen Verband «neue unannehmbare Forderungen» gestellt haben.
Wir möchten betonen, dass wir vom jugoslawischen Verband nie weder eine schriftliche noch telegraphische Absage des Länderspiels erhalten haben.
Wir glauben daher, dass die UP-Meldung auf einem Irrtum beruht.
Wir haben in der Zwischenzeit mit dem jugoslawischen Verband telefonische Fühlung genommen - da wir über die UP-Meldung beunruhigt waren - und von dort bestätigt erhalten, dass das Spiel definitiv stattfinden wird.
Wir sind uns bewusst, dass unser seinerzeitiger Verzicht eine gewisse Konfusion hervorgerufen hat; die irrtümliche UP-Meldung hat uns jedoch – wie wir diversen Telefonanrufen und Gesprächen entnehmen mussten - ordentlichen moralischen Schaden zugefügt, das wir bedauern. (Auch wir bedauern das. Red.)
Nun, auch über diese Geschichte wird Gras wachsen, und wir möchten die Gelegenheit wahrnehmen um Ihrem geschätzten Blatte für die dauernde grosszügige Unterstützung unseres kleinen Sportes herzlich zu danken.»
und der treffende Kommentar im «Sport»:
Lu. Es scheinen in dieser unangenehmen Angelegenheit tatsächlich einige Missverständnisse unterlaufen zu sein, und es ist uns nach den schriftlichen und persönlichen Erklärungen der Spitzen des Schweizer Handball-Ausschusses tatsächlich unerklärlich, wie laut UP der jugoslawische Verband am Freitag wörtlich erklären konnte, dass das Länderspiel in Nisch durch ein «unerwartetes Nachgeben der Schweiz» doch noch möglich gemacht wurde. Weder hatten die Schweizer ungebührliche finanzielle Forderungen gestellt, noch haben sie jetzt «unerwartet nachgegeben»; Tatsache ist vielmehr, dass die Jugoslawen von sich aus der Schweiz eine ganz grosszügige, die im Handball üblichen Gepflogenheiten übersteigende Offerten unterbreiteten. Sie erklärten sich sogar bereit, die Schweizer in Jugoslawien zweiter Klasse reisen zu lassen, auf dem Hinweg den Schlafwagen zu bezahlen und während der ganzen Reise erst noch für die Verpflegung aufzukommen. Umso rätselhafter die beiden UP-Meldungen, in denen wörtliche Aussagen des jugoslawischen Verbandes wiedergegeben wurden, von denen der HBA nie Kenntnis hatte.
Der Selektions-Ausschuss hatte am 23.4.56 vom Schweiz. Handball-Ausschuss den endgültigen Auftrag erhalten, für das Länderspiel vom 18. Mai 1956 gegen Jugoslawien eine schlagkräftige Nationalmannschaft zu bilden. Das Spiel gegen die Schweiz gilt für die Jugoslawen als Prestigekampf Nr. 1. In Anbetracht der sehr kurzen Vorbereitungszeit, welche dem SA zur Verfügung stand, wurde in erster Linie auf die Nationalspieler der letztjährigen Weltmeisterschaft zurückgegriffen.
AIs Torhüter und Stütze der Nationalmannschaft wurde kurz darauf Burger vom Chef des SA, Karl Schmid, in Aarau persönlich besucht und nahm mit Freude davon Kenntnis, dass sich Burger bereit erklärte, mitzumachen. Dieses Versprechen wurde mit Handschlag bekräftigt. Das Gemeinschaftstraining wurde auf den Sonntagnachmittag angesetzt, während Burger vom Wochentags Training aus Arbeitsgründen dispensiert wurde. Vereinbart wurde hingegen, dass Selektionär Hans Studer von Zürich jeweils am Mittwoch das Training von Burger in Aarau überwachen werde. Studer leitete das Training von Burger daraufhin am 25.4. und 2.5. in Aarau.
Für das erste Training vom Sonntag, 29.4., liess sich Burger aus familiären Gründen entschuldigen. Anlässlich des zweiten Trainings in Aarau vom 2.5. wurde Selektionär Studer von Burger nicht allzu freundlich empfangen. Am Sonntag, 6. Mai, spielte BTV Aarau gegen Grasshoppers in Zürich und gewann dieses Spiel. Burger hat sich bereits vor dem Spiel zu Kameraden in anmassender Weise geäussert, dass er auf keinen Fall das Training der Nati am Nachmittag mitmachen werde, ob Sieg oder Niederlage. Auch nach dem Spiel sind nicht allzu kameradschaftliche Bemerkungen von Seiten Burger’s gefallen.
Nach dem Spiel verschwand Burger und der Chef des SA machte sich auf die Suche nach Burger, welcher sich bereits auf dem Heimweg befand. Burger wurde von Schmid gestellt und gebeten, aus kameradschaftlichen Gründen gegenüber der Mannschaft das Training mitzumachen. Die Aussprache verlief nicht erfreulich und die Aufforderung von Burger brüsk abgelehnt. Schmid wurde daraufhin kurzerhand auf der Strasse stehen gelassen. Der Selektions-Ausschuss beschloss hierauf, Burger von der Spielerliste zu streichen. Dies wurde den Spitzenspielern auch mitgeteilt.
Das unsportliche Verhalten Burgers schädige die Schlagkraft der Schweizer Nationalmannschaft empfindlich. Sein unkameradschaftliches Benehmen wird auch von seinen Mitspielern scharf verurteilt.
Da der Selektions-Ausschuss nicht gewillt ist, solche Disziplinlosigkeiten in unserem Handballbetrieb aufkommen zu lassen, wurde der Fall Burger der: Technischen Kommission des HBA unterbreitet.
Die Techn. Kommission ist einstimmig der Ansicht, dass solche Unsportlichkeiten und Unkameradschaftlichkeiten aufs strengste zu verurteilen sind. Nur die Tatsachen, dass Burger an den bisherigen Erfolgen der Nationalmannschaft massgebend beteiligt war und vor allem um die junge und erfolgreiche Mannschaft des BTV Aarau nicht hart zu treffen, wurde von der Aussprechung einer schweren Strafe abgesehen.
Der Selektions-Ausschuss will damit sein Verständnis für die Mannschaft des BTV Aarau unter Beweis stellen, hofft aber, mit dieser sehr ernsten Verwarnung des Spielers Burger diese unerfreuliche Angelegenheit auch im Kreise des BTV Aarau ins rechte Licht zu setzen.
Der Selektions-Ausschuss TK/HBA hatte am 23.4.1956 vom Schweiz. Handball-Ausschuss den endgültigen Auftrag erhalten, für das Länderspiel vom 18.5.56 in Jugoslawien eine schlagkräftige Mannschaft zu bilden. Das Spiel gegen die Schweiz gilt für die Jugoslawen als Prestigekampf Nr. 1.
In Anbetracht der sehr kurzen Vorbereitungszeit, welche dem Selektions-Ausschuss zur Verfügung stand, wurde in erster Linie auf die Spieler der letztjährigen Weltmeisterschaft zurückgegriffen. Die Aufgebote wurden am 26.4.56 an die in Frage kommenden Spitzenspieler versandt mit Kopie an die Mannschaftsleiter.
Die Spieler Peter vom TV Unterstrass und Brianza vom TV Kaufleute Basel fehlten unentschuldigt am ersten Training und reagierten überhaupt nicht. Sie wurden daraufhin von der Spielerliste gestrichen. Dies wurde auch den Nationalspielern bekanntgegeben.
Das Verhalten von Peter und Brianza ist unsportlich und unanständig. Dies wird auch von seinen bisherigen Mitspielern scharf verurteilt. Der Selektions-Ausschuss hat diese Angelegenheit der Techn. Kommission des HBÄ unterbleitet, welche einstimmig die bestimmte Ansicht vertritt, dieses Verhalten auf keinen Fall zu dulden.
Jugoslawien - Schweiz 14:9 (8:2)
Mit der schweizerischen Handball-Nationalmannschaft zum Länderspiel in Nisch
Donnerstag, den 17. Mai 1956, um 22.00 Uhr, traf sich die 18köpfige Reisegesellschaft im Restaurant «Edoardo» in Zürich 1. Vom HBA war Präsident Albert Wagner aus Basel erschienen. Er wünschte der Delegation gute Fahrt und ein gutes Spielergebnis. In seiner Ansprache liess er nochmals den Film zurück ablaufen, mit all den Nachrichten und Dementis. Schlussendlich stellte er fest, dass heute dieses Spiel gegen Jugoslawien doch noch zustande gekommen ist und 14 Spieler, sowie vier Offizielle die strapaziöse Reise unter die «Räder» nehmen. Weiter liess Präsident Albert Wagner durchblicken, dass dieses Spiel für unsere Nationalmannschaft bestimmt kein Spaziergang sein wird, denn Jugoslawien ist heute ein ernster Gegner. Die besten Wünsche der Handballgemeinde begleiten unsere Mannschaft nach Nisch.
Von der TK des ETV war Herr Jean Wildberger anwesend, der es sich nicht nehmen liess, unsere Mannschaft ebenfalls mit den besten Wünschen zu diesem beschwerlichen Spiel auf die Reise zu schicken. Zum Abschied in Zürich hatten sich noch Redaktor Dr. M. A. Springer, sowie der schweizerische Schiedsrichterchef Paul Tanner eingefunden.
Delegationschef Carl Oldani gab noch einige Erläuterungen und da mussten wir schon feststellen, dass der Feldhandballchef für die Vorbereitung und die Reise selbst, was wir später erleben durften, eine ganz grosse Arbeit geleistet hat. Jedem Teilnehmer konnte er eine Swissairtasche, gestiftet von der Swissair, Zürich, mit Proviant und Tranksame, gestiftet von den Firmen Mineralquelle Eglisau AG. und Dr. Wander AG., Bern, entgegennehmen. Sämtliche Reiseteilnehmer möchten diesen Firmen für ihre grosszügigen Geschenke den allerbesten Dank aussprechen.
Um 23.45 Uhr wurden unsere reservierten Wagenabteile bezogen. Leider wurden für 18 Mann ganze drei Abteile zur Verfügung gestellt. Solange man noch plauderte, ging dies ja noch. Doch bald stellte sich dann auch der Schlaf ein und da gab es dann Unbequemlichkeiten. Als wir jedoch um 12 Uhr nachts in Zürich abfuhren, dachten wir noch nicht daran. Eine grosse Handballgemeinde hatte sich eingefunden, um uns für die lange Reise zu verabschieden. Ein letztes Abschiedswinken und schon fuhr unser Zug in Richtung Mailand davon. Natürlich stürzten sich sämtliche Teilnehmer in ihre Trainingsanzüge, die sie vorher im «Edoardo» gefasst hatten. Nun war es schon bequemer. In einem Abteil hatten sich einige Reiseteilnehmer zu einem kurzen Jass niedergelassen, im zweiten wurden noch die neuesten Sportnachrichten gelesen und diskutiert und - im dritten wurde der bevorstehende schwere Match gegen Jugoslawien besprochen. Doch bald stellte, sich auch der Schlaf ein. Unsere Zweitklasswagen waren natürlich mit sechs Personen zu viel besetzt. In allen möglichen Stellungen versuchte ein jeder, wenigstens ein bisschen Schlaf zu finden. Jeder dachte bei sich, dass wir ja. Erst die Reise angefangen haben und uns noch 34-35 Stunden Bahnfahrt bevorstehen.
Bald stieg der junge Tag auf und wir durchrasten den Tessin. In Chiasso Passkontrolle durch schweizerische und italienische Zöllner. Zu unserem Leidwesen mussten wir hier feststellen, dass der Pass von Marcel Jendly schon abgelaufen war. Es bedurfte der grossen Überredungskunst unseres Delegationschefs, und «Mäsu» konnte mit uns weiterfahren. Um 6 Uhr morgens trafen wir in Mailand ein. Zum ersten Mal mussten wir hier umsteigen. Da wir Aufenthalt hatten, wurde im dortigen Bahnhofbuffet das Morgenessen eingenommen. Nachher hatten wir noch Zeit bis zur Zugsabfahrt, um ein wenig die norditalienische Hauptstadt anzusehen. Um 08.20 Uhr bestiegen wir den Simplon-Orient-Express, der für diesen Tag unser Aufenthaltsort werden sollte. Der Tag war sonnig angebrochen und man freute sich auf die Schönheiten der Poebene, die man sehen konnte. Das Mittagessen wurde im Speisewagen eingenommen. Die technische Leitung hatte vorsorgliche Massnahmen getroffen, damit ja kein Reiseteilnehmer Magenbeschwerden bekommt. So mussten wir unsere «Zeltli» nach jeder Mahlzeit hinunterdrücken. Bald hatten wir auch Brescia, Padua, Venezia erreicht und wir steuerten dem Ziel, Trieste, entgegen. Aber auch dem Schuhe suchenden Edi Klöti wird dies noch Längstens in Erinnerung bleiben. Nach dem Platzieren im jugoslawischen Wagen rollten wir der Grenze entgegen. Beim italienischen Zoll hatten wir wieder unsere liebe Not mit unserem Marcel, doch hatten diese Zöllner rasch begriffen, dass wir ihn nicht allein hierlassen konnten und so fuhren wir alle befriedigt dem fernen Ziel entgegen. Bald war auch der jugoslawische Zoll erreicht. An der Grenze, in Sezana, wurden wir durch den Präsidenten des Slov. Handball-Verbandes, Herrn V. Zorz, empfangen. In seiner freundlichen Art hiess er jeden einzelnen herzlich willkommen. Er begleitete uns bis Ljubljana, wo wir pünktlich und fahrplanmässig um halb 8 Uhr abends eintrafen. Herr Zorz verabschiedete sich hier, dafür traf nun Herr Marijan Flander, Mitglied der TK/IHF und jugoslawischer Schiedsrichter, ein, der uns fortan bis Nisch begleiten wird. Nach dem Nachtessen, das von Laibach im Speisewagen eingenommen wurde, bezogen sämtliche Teilnehmer ihre Schlafwagencoupés. Endlich konnte man sich einmal ordentlich ausstrecken, aber bei dem schlechten Unterbau der jugoslawischen Bahnen wurde man geschüttelt durch und durch. Doch vor Müdigkeit schliefen bald alle erschöpft ein. Die Strapazen machten sich fühlbar und die technische Leitung machte langsam Stirnrunzeln. Zagreb wurde von den meisten schlafend durchfahren, da es schon 11 Uhr nachts war. Aber bald tagte es und schon kam Leben in den Schlafwagen. Überall wurden die Köpfe herausgestreckt, denn in nicht zu langer Zeit sollte ja Belgrad erreicht sein. Die mitgenommene Zwischenverpflegung hatte bis jetzt Wunder gewirkt. «Vivi-Kola» und «Henniez», sowie die «Ovomaltine» -Produkte waren während dieser Fahrt hoch im Kurs. Das Essen in den Speisewagen nach jugoslawischer Art behagte manchem von uns nicht. Denn diese waren sehr fettig angemacht und nach unserem Geschmack zu wenig gesalzen. Die Mahlzeiten waren reichhaltig. Da jedoch für die Spieler absolutes Rauch- und Alkoholverbot war, waren die oben genannten Produkte bald alle. In Belgrad kamen wir dann morgens um halb 7 Uhr an. Die Koffern wurden wieder gepackt und wir «zügelten» in einen andern Zweitklasswagen. Auf dem Perron liess es sich Radio Belgrad nicht nehmen und interviewte einige Teilnehmer unserer Gesellschaft. Es blieb noch eine kurze Zeit bis zur Zugsabfahrt, die dazu benutzt wurde, dass einige Teilnehmer einen Spaziergang um den Bahnhof machten. Denn kurz nach 7 Uhr fuhren wir wieder los, Nisch entgegen. Nach dem Morgenessen im Speisewagen verkrochen sich alle wieder in ihre Abteile, und so den nötigen Schlaf nachzuholen. Jetzt merkte man langsam deutlich, was für eine Strapaze diese Reise war. Die Bahn fuhr jetzt durch ein ziemlich eintöniges Tal, links Steppe, rechts Steppe. Hie und da ein Dörfchen, wo die Armut uns mit hohlen Augen ansah. Auf dieser Fahrt hatten wir Gelegenheit, zwei junge Schweizer kennen zu lernen, die sich aufmachten, um zu Fuss, Autostopp und wenn Geld vorhanden mit der Bahn nach Melbourne zu gelangen. Für die Schifffahrt wollten sie sich als Schiffsjunge verdingen. Wir wünschten diesen unternehmungslustigen jungen Burschen alles Gute. Diese hatten ihre heile Freude, in ihr Tagebuch das Zusammentreffen mit der Schweizer Handball-Nationalmannschaft einzutragen. Doch rückte langsam die Zeit, wo wir Nisch erreichen sollten. Endlich, es war mittlerweile halb 12 Uhr nachmittags, hielt der Zug dort an. Durch unsere jugoslawischen Handballfreunde wurden wir auf dem Bahnhof empfangen und in einen Autobus, Marke «Abbruch-Tognazzo», verfrachtet. Gereizt hätte uns eine Fahrt mit den Taxis in Nisch, sog. Fiaker, doch trauten wir der Sache nicht, denn man war nie sicher, wenn diese Fahrzeuge auseinanderfielen. Mit dem Bus wurden wir nach unserem Hotel in Niska Banja «geschüttelt», resp. gefahren. Der Hotelbezug wurde durch Karl Oldani vorbildlich in die Wege geleitet. Jeder hatte das Bedürfnis zu baden, und dies wurde uns auch gewährt. Das Hotel, in dem wir in Niska Banja einquartiert waren, war ein Thermalbad, und so konnten wir ein Bassin für uns benutzen. Dort entpuppte sich manch internationaler als Artist. Bald darauf ging es jedoch zum Mittagessen und nachher hiess es «Ruhe». Erschöpft schlief ein jeder ein.
Gemäss Programm unserer jugoslawischen Handballfreunde war für nachmittags um halb 5 Uhr Konditionstraining angesetzt. Es scheint, dass unsere Bemerkungen vom Nachmittag gehört worden sind, auf alle Fälle wurden wir mit einem ganz neuen Bus abgeholt. Das Stadion von Nisch ist schön ausgebaut und hat ein Fassungsvermögen von ca. 15’000 bis 18’000 Personen. Karl Schmid und Hans Studer nahmen mit den Spielern ein scharfes Training auf. Es zeigte sich aber bald, dass einige Spieler zufolge der raschen Reise über Kopfschmerzen klagten. Nach dem Training waren wir beim Bürgermeister, Maneilo Milovanovic, eingeladen. Mit freundlichen Worten und einem Willkommenstrunk hiess er die Schweizerdelegation herzlich willkommen. Seine Worte waren jedoch jugoslawisch gesprochen und in freundlicher Weise wurden sie uns durch Prof, Borislav Filipovic ins Deutsche übersetzt. Diese Gelegenheit machten sich Carlo Oldani und Karl Schmid zunutze und verdankten den freundlichen Empfang in Nisch. Wir verliessen die gastliche Stätte und begaben uns nach unserem Hotel in Niska Banja. Die jugoslawische Mannschaft war dort ebenfalls anwesend. Es wurde uns dann gesagt, dass die Spieler bereits seit einer Woche hier in einem Trainingslager zusammengezogen wären. Bald begab sich jedoch unsere Schweizerdelegation zu Bett, denn alles klagte über Schlafmanko. Man wollte endlich einmal lange schlafen. Erst am andern Morgen war auf 9 Uhr eine Besichtigung des Schädelturmes (Cele Kula), sowie das Museum des Volksbefreiungskampfes 1939 bis 1945 und die Zitadelle vorgesehen. Bei dieser Fahrt konnten wir feststellen, wie arm die Jugoslawen eigentlich sind. Motorfahrzeuge sind dort ein grosser Luxus. Der Güter- und der Personenverkehr wird ausschliesslich mit Pferde-, Ochsen- oder Eselkarren bewerkstelligt. Man kann dort auf den Überland- und auf den Strassen der Stadt selbst ohne weiteres gehen und braucht keine Angst zu haben, dass man im nächsten Moment von einem Motorfahrzeug angefahren wird. Diese Beobachtung machten wir später auch in den grösseren Städten, wie Belgrad (350 000 Einwohner), Zagreb, Laibach etc. Asphaltbelag scheint in Jugoslawien Luxus zu sein, die Strassen sind dort grösstenteils festgefahrener Kies oder dann Kopfsteinpflästerung. Nisch mit seinen 80000 Einwohnern hat als Hauptindustrie die Zigarettenverarbeitung, sowie die Herstellung von Röntgen-Apparaten. Daneben ist natürlich der überwiegend grösste Teil die Landwirtschaft. Unser alte Londoner-Bus, der uns jetzt führte, zeigte uns diese Sachen mit Vorliebe. Doch bald hiess es zurück nach Niska Banja, um das Mittagessen einzunehmen. Daneben hatte noch der vom jugoslawischen Verband gestellte Masseur Dr. R. Vlah mit unsern Leute alle Hände voll zu tun. Ein bisschen Ruhe am Nachmittag und schon hiess es zum Länderspiel antreten. Mit dem Bus wurden wir wieder zum Stadion gebracht. Dort hatten sich ca. 6’000 Zuschauer eingefunden, die sich dieses Länderspiel anschauen wollten. Eine Militärkapelle spielte bis zum Matchbeginn. Zur Auflockerung des Programms wurde auf der Aschenbahn ein Velorennen zischen sechs Fahrern über 20 Runden von Stapel gelassen. Bald darauf betrat die jugoslawische und die schweizerische Handball-Nationalmannschaft das Spielfeld. Alle Spieler hatten einen Blumenstrauss in der Hand. Nach den Begrüssungsrufen und dem Abspielen der Nationalhymnen wurden Blumen und Wimpel ausgetauscht. Spontan sprangen unsere Spieler nach verschiedenen Richtungen und warfen ihre Blumensträusse in die Zuschauerränge hinauf. Die Jugoslawen folgten diesem Beispiel und beide Mannschaften ernteten für diese Geste grossen Beifall.
Die Jugoslawen spielten in folgender Aufstellung: Malenic; Ristic, Korbar; Tomljenovic, Tambic, Lajschic; Anuschic, Milojevic, Patic, Jadan, Dolenez. Als Ersatz standen zur Verfügung: Mlitic und Radoivic.
Die Schweizer hatten folgende Aufstellung gewählt: Gemperle (Hegwein); E. Dubs, Winkler; Altorfer, Schwarz, Sieber (K. Dubs, Lehmann); Klöti, Jendly, Bertschinger, Riess, Buschor.
Gemäss Abmachung mit den Jugoslawen konnten alle 14 Schweizer spielen. Über den Spielverlauf will ich mich nicht weiter aufhalten. Er ist aus der Tagespresse ersichtlich gewesen und wird zudem in einer der nächsten Nummern behandelt werden. Festgehalten sei nur, dass die Tore für die Schweiz von Klöti (5, 1 Penalty), Altorfer (Penalty), Winkler, Schwarz und Buschor geworfen wurden.
Als Randbemerkung erlaube ich mir einige Notizen zum Spiel. Unsere Spieler hatten es schwer, in diesem Hexenkessel zu spielen. Jede Aktion der Jugoslawen wurde mit grossem Lärm unterstützt. Die erzielten Tore und die wenig guten Aktionen der Schweizer gingen in Grabesstille unter. Einzig Karl Oldani und der Berichterstatter schrien bei gut gelungenen Aktionen der Unseren. Aber wir gingen natürlich im Schrei einer fast 6000 köpfigen Menge unter. Erhebend war der Augenblick, als der jugoslawische Sieg feststand. Rings herum im Stadion wurden Zeitungen zu Fackeln gedrückt und angezündet. Bei der einbrechenden Dunkelheit, es war mittlerweile schon 18.15 Uhr, war dies ein sehr schönes Bild. Wir selbst mögen unsern jugoslawischen Freunden den Sieg von Herzen gönnen, denn sie hatten heute die bessere Mannschaft auf dem Platze. Unsern Burschen merkte man die Reisemüdigkeit an. In der kurzen Zeit hatten sie sich auch noch nicht akklimatisieren können. Nach meiner Auffassung sollte eine solche Reise retour per Bahn nicht in 4 1/2 Tagen gemacht werden, sondern mindestens in einem Zeitraum von 10 Tagen. Durch Reiseunterbrüche und genügend Schlaf wäre unsere Mannschaft bestimmt besser gewesen, als sie es am fraglichen Sonntag war. Noch etwas hat sich deutlich gezeigt. Unser Selektionsausschuss muss sich nach jungen, guten Spielern umsehen. Unsere älteren und sicher verdienten Spieler verfügen heute noch über eine Routine, aber an der Schnelligkeit fehlt es ihnen. Diese Kritik ist bestimmt nicht böse aufzufassen, sondern sie soll aufbauend wirken und die Spieler veranlassen, fest an sich selber zu arbeiten.
Nach dem Spiel waren wir im Thermal-Hotel in Niska Banja mit der jugoslawischen Mannschaft zum Bankett eingeladen. Durch den jugoslawischen Verband wurden wir mit einem Original-Bauernpaar, holzgeschnitzt, als Verbandspreis überrascht. Jedem einzelnen Teilnehmer wurde als Erinnerung eine Packung mit 250 Zigaretten überreicht. Ebenfalls wurden der Schiedsrichter, der Wiener Alfred Schwab, sowie die beiden Linienrichter und die ganze jugoslawische Mannschaft mit diesem Andenken beehrt. Karl Oldani hatte die Ehre, im Namen des HBA dem jugoslawischen Verband eine Original-Kupfer-Milchkanne mit Gravur zu überreichen. Mit Schneid zog er sich aus dem rhetorischen Kampfe zurück. Den jugoslawischen Spielern wurle als Erinnerung an diesen Kampf eine Medaille überreicht, ebenso dem Schiedsrichter, sowie den verdienten Organisatoren dieses Länderkampfes. Sie haben sich redlich Mühe gegeben, uns Schweizern den Aufenthalt in Jugoslawien so schön wie nur möglich zu gestalten. An dieser Stelle möchten wir allen nochmals recht herzlich danken.
Anschliessend an das Bankett packten wir unsere Koffern und um 02.00 Uhr morgens verliessen wir mit unserm treuen alten Londoner-Bus das gastliche Hotel in Niska-Banja. Grösstenteils hatten wir unsere Souvenirs eingekauft, Karten waren nach allen Landesgegenden nach unserer Schweiz abgeschickt worden (einzelne Teilnehmer rieben sich die Hände vom Schreibkrampf wegen den vielen Unterschriften). Walter Hegwein hatte ebenfalls seine Feuertaufe unter der Assistenz von Otto Schwarz überstanden, so dass wir nun getrost unsere Rückreise antreten konnten. Doch unser Bus-Chauffeur stellte unsere Geduld noch auf eine harte Probe. Kurz vor der Einfahrt in Nisch fuhr er in der Dunkelheit einen mit einem Pferd und einem Esel bespannten Wagen an. Dabei wurde ein auf dem Wagen sitzender Mann zu Boden geschleudert und verletzt. Zum Glück hatte unser Masseur, Dr. VIah, die Rückreise nach Belgrad ebenfalls angetreten und so konnte dem Verletzten die erste Hilfe zuteil werden. Bis die Strasse wieder frei war, vergingen für uns kostbare Minuten. Der Verletzte wurde in unseren Bus eingeladen, um dann in Nisch in das Spital eingeliefert zu werden. Die Verletzungen waren jedoch nicht ernster Natur und so konnten wir unsere Reise unbeschwert fortsetzen. Im Bahnhof Nisch konnten wir nur noch rasch aus dem Bus steigen, einen Blick in den dortigen Wartesaal werfen, wo ca. 100 Personen schliefen, teils auf Bänken, teils am Roden, um ja den ersten Zug nicht zu verpassen. Der Balkan-Express nahm uns dann auf und fort ging es, Belgrad zu. Um 8 Uhr morgens trafen wir in Belgrad ein. Bis zur Abfahrt des Jugoslawen-Expresses nach Österreich und der Schweiz hatten wir noch 1 1/2 Stunden Zeit, um diese Stadt anzusehen. Auch mussten die letzten Dinars weg. So wurde noch manches Souvenir gekauft. Auffallend ist in Belgrad ebenfalls der sehr kleine Motorfahrzeugverkehr, im Gegensatz zu unsern Städten. Belgrad muss unter dem letzten Weltkrieg furchtbar gelitten haben, denn heute noch klagen grosse Lücken im Stadtbild diese Schrecknisse an.
Doch bald bestiegen wir den Jugoslawen-Express, der ein uns so vertrautes Schild trug mit den Namen Zürich und Basel. Dieses Stückchen Heimat freute jeden von uns. Nun fühlten wir die Reise nicht mehr so beschwerlich. Zagreb konnten wir diesmal bei Tag sehen. Bald erschien auch Laibach und am Abend um 11 Uhr hatten wir die jugoslawische Grenze erreicht. Die Passformalitäten wickelten sich in Jugoslawien wie auch in Österreich rasch ab. Die Nacht war sehr kühl und wir waren froh, als am Morgen uns die Sonne wieder erwärmte. Bald war auch Innsbruck erreicht. Von dort weg wurden wir durch die Kameraden des HC Rot-Weiss Zürich begleitet, die ebenfalls auf der Rückreise von einem Spiel in Wien waren. Der junge Tag kroch immer höher und desto näher kam auch die Schweizergrenze. Diese war dann auch vormittags um 10.15 Uhr erreicht. Die Pass- sowie die Zollformalitäten waren rasch erledigt und überglücklich fuhren wir wieder in die Schweiz. Schön war die Reise gewesen, dies ist der einheitliche Ausspruch aller Teilnehmer, aber sie war beschwerlich. Am Schlussshock dankte im Bahnhofbuffet in Zürich, wo uns unsere Gattinnen und der unermüdliche Dr. M. A. Springer empfingen, Karl Oldani allen Teilnehmern für die mustergültige Einordnung und Disziplin. Karl Schmid übte noch kurz Kritik und dann mussten die einzelnen Delegationsmitglieder wieder an ihre Arbeitsplätze zurück. Schlussendlich möchte ich vorab Karl Oldani für seine mustergültige Durchführung. dieser Expedition im Namen aller Teilnehmer den herzlichsten Dank aussprechen. Aber auch die beiden Selektionsmitglieder, Karl Schmid und Hans Studer, sollen für ihre wochenlange Vorbereitung nicht vergessen werden. Zum Schluss gehört den Spielern Dank, die eine Kameradschaft zeigten, wie sie nur andern Mannschaften empfohlen werden kann. wi.