Trainer (Selektionsausschuss): Karl Schmid, Max Bettina (Zürich) und Hj. Bertschinger (Winterthur)
Torhüter: Burger Charles BTV Aarau, Grünenfelder St. Otmar
Verteidiger: Fricker Niklaus TRTV 1879 Basel, Schmid Markus BTV Aarau
Läufer: Spiess Hans Grasshoppers, Altdorfer Max Grasshoppers, Loretan Toni TV Oberseminar
Stürmer: Liniger Max BSV Bern, Lehmann Heinz BSV Bern, Riess Fritz Grasshoppers, Seiler Armin Grasshoppers, Nünlist René BTV Aarau
Ersatz: Jost ??? LC Zürich, Stampfli ??? TV Kaufleute Basel
Torschützen: Seiler 5, Lehmann, Nünlist je 4, Liniger 3, Riess 1
Riess Fritz Grasshoppers (1) sichert den Ball
Seiler Armin Grasshoppers mit 5 Treffern bester Torschütze - Lehmann Heinz BSV Bern (4) hinten mit den Österreichern Franz Pasta li. und Sepp Binderbauer.
Nünlist René BTV Aarau (4) - Lehmann Heinz BSV Bern (4) hinten. Die Österreicher haben nur das Nachsehen und greifen ins Leere...Franz Pasta und Manfred Goll.
Ein prächtiges Bild vom Sieg gegen Österreich - Dem Photographen ist hier eine famose Aufnahme von René Nünlist, BTV Aarau geglückt. Der Linksaussen war sowohl in Bregenz wie im Haag ein gefährlicher Goalgetter. Ihn wird man zweifellos auch im Länderspiel zu Hause sehen können, nämlich am 26. Juni in Aarau gegen Deutschland. Unsere Mannschaft hat im übrigen nach dem Match von Bregenz den deutlichen Revanchesieg gegen Österreich noch gebührend gefeiert, wozu sie allen Grund hatte.
wf. Keiner der Schweizer Journalisten, welche dem Spiel im Bodensee-Stadion zusammen mit knapp 2000 Zuschauern beiwohnten, wusste bei der Abfahrt sicher, wann das Spiel beginnen würde. Keiner auch hat die üblichen Ausweise zum Eintritt zuvor zugestellt bekommen und gewusst, dass fünf Viertelstunden vor Spielbeginn Torhüter Charly Burger noch zur Mannschaft, welche Zürich am Freitagnachmittag unter Leitung der Selektionäre und von Delegationschef Paul Gfeller (Bern) verlassen hatte, stossen werde! Das war zweifellos die Überraschung unter einer ganzen Reihe von «Novitäten», wie wir sie eben aufgezählt haben. Bemerkenswert auch, dass die Organisatoren scheinbar in der benachbarten Ostschweiz auf Reklame für ihr Länderspiel verzichtet hatten. Dennoch verriet der starke Applaus für die Schweizer die Anwesenheit zahlreicher Landsleute, derweil aber sonst der Besuch mit vielleicht 1500 zahlenden Kiebitzen mager war. Als dann mit dem Pausenpfiff heftige Regengüsse übers Stadion fauchten und Kind und Kegel unters kleine Holztribünchen flüchteten, war der Rahmen der 13. Begegnung der beiden Nationen erst recht mager und wenig «anmächelig».
So sehr uns die Eliminierung von Torhüter Fritz Karlin für den Basler leid tat, so sehr freute das Come back von Torhüter Burger, welcher noch immer der beste Handballhüter unseres Landes ist. Hatte man im ersten Teil den Eindruck, der Aarauer sei noch nicht in Bestform, so brillierte er gerade im zweiten Teil in der vielleicht kritischsten Phase unseres Teams. Natürlich imponiert noch immer sein unnachahmlicher Abwurf, der ihn zum 12. Feldspieler stempelt, den eigenen Stürmern Schlepperarbeit erspart und zudem der gegnerischen Elf keine Zeit zur Organisation der Deckung lässt, besonders wenn, wie das Österreich tat, früh auf den Mann gespielt wird.
Sehr aufmerksam und sauber spielte unsere Deckung, welcher zwar überraschenderweise kein einziges Goal gelang, obwohl vorab Altorfer und Loretan häufig vorne mitmixten. Für einmal sei ein Gesamtlob ausgesprochen. Im zweiten Teil kam auch noch der junge Basler Stampfli zum Nationalteam-Debut, wobei für ihn Markus Schmid pausierte. Ein bisschen Mühe machte vorerst Österreichs Freistosstrick mit Steffelbauer. Dass der Linzer aber auch ohne Spezialbewachung nur ein einziges Kombinationsgoal erzielte, unterstreicht wohl die gute Zensur der Deckung zur Genüge. Und nochmals: es hat gefallen, wie sauber die Schweizer Verteidiger ihre Aufgabe anpackten.
Da können unsere Stürmer ein anderes Liedchen singen; sie wurden ganz anders behandelt…! Imponiert hat die auch zuletzt noch ausgeprägte Tendenz, den Ball laufen zu lassen. Spielmacher waren Riess und Lehmann, welcher hier sein bisher vielleicht bestes Länderspiel gespielt hat. Nünlist musste zunächst einmal sein Visier einstellen, ehe er dann seine Prachtstore schoss. Sicherster Realisator bleibt Armin Seiler mit seinen «Handgelenk-Würfen»; zuletzt schied er, vermutlich wegen Krampf, vorzeitig aus. Für Liniger, welcher keck begann, kam zeitweise der Nationalteam-Novize Nr. 2, Jost (LC Zürich), aufs Feld. Natürlich fehlte es ihm an Selbstvertrauen. Da er aber hübsch an der Linie blieb, schuf er seinen Mitstürmern, die ihrem Stil bis zuletzt treu blieben, den Platz, den sie zu ihren Kombinationen brauchten. Gefährdet war der Erfolg einen Moment lang nach Halbzeit, doch zeigte gerade in dieser Phase Burger; dass seine Berufung ein wirkliches Positivum ist - und es hoffentlich bleibt
Man verzeihe diesen Ausdruck für die Art und Weise, in welcher Österreichs Deckung auch diesmal wieder spielte. Wenn's nicht anders geht, dann wird der gegnerische Stürmer gehalten, gestossen oder auf sonstige Manier am Spielen gehindert. Alle Achtung vor gesundhartem Spiel: aber mit Handball hat das oft nicht mehr viel zu tun. Ob das einfach in Osterreich so «gang und gäbe» oder ein Ausdruck vorhandener spielerischer Unterlegenheit ist, sei hier nicht untersucht. Sicher ist nur, dass das auf die Dauer niemandem - gerade auch dem Publikum nicht - gefallen kann und fest steht, dass vor bald einem Jahr auf dem Wacker-Platz in Wien ein unfähiger Schiedsrichter durch Tolerierung dieser Spielweise der Schweiz einen möglichen Sieg geraubt hatte. Herr Karl Jung aus Augsburg aber griff in Bregenz von Anfang an energisch durch, gab rasch einen ersten Penalty - und hatte die Geschichte in den Fingern!
Ausgezeichnet war Torhüter Kepplinger, der eine klarere Niederlage verhütete, Aus dem übrigen Team, dem es an Einsatz nicht fehlte, ragte kein Akteur hervor. lm Angriff fürchtete man natürlich Sepp Steffelbauer, der sich aber mit 2 Penalty-Goals, drei im Anschluss an Freiwürfe erzielten Toren und einem einzigen Aufsetzer aus einer Kombination heraus begnügen musste, obwohl man ihm keinen Polizisten beigesellte. Wir fragen uns, wo das rot-weiss-rote Team ohne ihn wäre... Nur Binderbauer und Manzer vermochten sich noch unter die Torschützen einzureihen; der erstere musste nach der Pause Bundus Platz machen und kam erst wieder, als dieser wegen eines Zusammenstosses zehn Minuten vor Schluss ausschied.
Derweil die Österreicher unsere Stürmer früh «in Empfang», nahmen, praktizierten unsere Leute eine geschickte Raumdeckung, stets unterstützt von dem zurückgekommenen Stürmer. Zuerst wehrte Kepplinger einen Lehmann-Schuss fein, dann traf Nünlist die Latte, ehe Liniger nach einem Penalty-Foul an Lehmann tief rechts zum 1:0 einschoss. Vom Anspiel weg hiess es 1:1, worauf Seiler das 2:1 realisierte und Lehmann den zweiten Strafwurf für einen «Brienzer» an Nünlist - zum 3:1 einschoss. Dreimal schoss in der Folge Steffelbauer Österreichs Anschlussgoal zum 3:2, 4:3 und 5:4 (12. Minute). Nach Nünlist (im xten Versuch) trafen Seiler und Liniger ins Schwarze (8:4), worauf Steffelbauers erwähnter Aufsetzer über Burger ins Netz flitzte. Seiler war der nächste Schütze, dann verkürzten Manzer und Binderbauer bis zur 22. Minute auf 9:7, Nünlist und Lehmann stellten die Viertore-Differenz wieder her, mit welcher es in die Kabinen ging, weil sowohl Riess wie Steffelbauer vor dem Pausenpfiff nur mehr die Pfosten bombardierten. Heftige Regenschauer führten zu einer Invasion auf der Tribüne.
Rasch verkürzte Steffelbauer auf 11:8, und weitere gefährliche Versuche wehrte nun Burger glänzend ab. In der 6. Minute kam Jost für Liniger als Rechtsaussen; 120 Sekunden später lancierte Riess Seiler zum 12:8. Als der Schütze schon Nr. 13 geskort hatte, gab der Schiedsrichter Penalty, den dann Lehman zum 13:8 einsandte. Streng fanden wir den Strafwurf auf der anderen Seite (Steffelbauer, 13:9, 11. Minute). Glänzend schlängelte sich Nünlist zum 14:9 durch, und nach Lehmanns 15:9 kam Stampfli für Markus Schmid in die Deckung; dafür war bald Liniger wieder da. Der glitschige Ball machte nun Sorgen, doch sicherten die Schweizer die Kugel auffallend sorgfältig. Tore wurden nun rarer, in den letzten 11 Minuten gab's nur noch 3 Treffer. Erst erwischte Binderbauer unsern Hüter mit einem «Briefkastengoal» und schliesslich sorgten Nünlist und Riess (mit scharfem Aufsetzer) fürs Endresultat.
Österreich: Kepplinger (Linz); Dumböck (Salzburg), Pasta (Linz); Hagenauer (Urfahr), Goll (Ankerbrot Wien), Dressnand (Union Linz); Steffelbauer (ATSV Linz), Maly (Ostbahn Wien), Weinhappel (Wiener Sportclub), Binderbauer (Knittelfeld), Manzer (Wien), Auswechselspieler: Bundus (Linz).
Schweiz: Burger (Aarau); Fricker (RTV Basel), Schmid (Aarau); Spiess, Altorfer (beide Grasshoppers), Loretan; Liniger, Lehmann (alle BSV Bern), Riess, Seiler (beide GCZ), Nünlist (Aarau). Auswechselspieler: Grünenfelder (St. Otmar, Goal), Stampfli (KV Basel), Jost (LCZ)
Torschützen:
Steffelbauer (6, wovon 2 Pen.), Binderbauer (2); Manzer (2).
Seiler (5), Nünlist (4), Lehmann (4, wovon 2 Pen.), Liniger (3, wovon 1 Pen.), Riess.