12 Nationen, Hauptrunde mit zwei Gruppen "jeder gegen jeden", zum Schluss drei Finalspiele zur Ermittlung der Plätze 1 bis 6.
Die Hauptrundenspiele:
13. Juni in Bregenz, Schweiz - Ungarn 11:7 (6:5)
16. Juni in Wien, Österreich - Schweiz 15:13 (8:4)
18. Juni in Baden bei Wien, Rumänien - Schweiz 14:9 (7:4)
Finalspiel um Platz 5:
21. Juni in Wien Schweiz - Dänemark 17:7 (9:1)
Rangliste:
1. Deutschland, 2. Rumänien, 3. Schweden, 4. Österreich, 5. Schweiz, 6. Dänemark, 7. Ungarn
Trainer: Karl Schmid
Torhüter: Raedersdorf Charles TV Länggasse Bern
Verteidiger: Spiess Hans Grasshoppers, Hengartner Bruno TSV St. Otmar St. Gallen
Läufer: Altdorfer Max LC Zürich, Schwarz Otto Grasshoppers, Schmid Markus BTV Aarau, Schmid Bruno Grasshoppers
Stürmer: Gemperle Hans St. Otmar, Burkhardt Adolf, Dölf BSV Bern, Seiler Armin Grasshoppers, Nünlist René BTV Aarau, Riess Fritz Grasshoppers
Torschützen: Seiler 6, Gemperle 3, Nünlist 2
Unten: Die Schiedsrichter Alfred Schwab A, Karl Jung D und Stumvoll A
Die Anzeigetafel mit dem Schlussresultat
Hinten v.l.: Altdorfer Max, Schwarz Otto, Gemperle Hans, Schmid Bruno, Burkhardt Adolf, Nünlist René, Schmid Marcus
Vorne v.l.: Riess Fritz, Seiler Armin, Spiess Hans, Hengartner Bruno, Raedersdorf Charles
wf. Falls Aberglaube wirklich hilft, dann wird unsere Nationalmannschaft an der 5. Weltmeisterschaft gut abschneiden! Bei der Fahrt nach Bregenz erhielten wir in den Einnehmerei St. Margrethen beim Lösen des Billetts mit dem Herausgeld ein altes, fast kaum mehr zu erkennendes «Zwänzgi». Zusammen mit Charly Raedersdorfs Vater betrachteten wir dieses Geldstück als gutes Omen. Und richtig: In Bregenz schaute ein prächtiger Sieg heraus, der den vielen anwesenden Schweizern mächtig Freude bereitete. Natürlich behalten wir das «gewesene Nickelstück» in der Hoffnung, es bringe unserer Expedition weiter Glück. Beim Erscheinen dieser Nummer können unsere Leser dann selbst beurteilen, wie es mit dem Aberglauben steht!
Als wir vor der Mittagszeit Bern verliessen, hatte es gerade leicht zu regnen begonnen. Bis der Länderspielort - der seine vorhandenen Reize leider gar nicht zeigen konnte - erreicht war, fiel unablässig und zuletzt in Strömen Regen und nochmals Regen. überraschend gut aber war dennoch das Terrain des Bodensee-Stadions und verblüffend gut fiel auch der Besuch mit 4000 Zuschauern (offizielle Ziffer) aus. Selbst das Vorspiel, Vorarlberg Württemberg, geleitet von Paul Gloor (Zürich), vermochte dem Rasen nichts anzuhaben. Noch immer regnete es Bindfäden, welche aber just für einen Augenblick aussetzten, als die kurze, aber deshalb umso eindrücklichere
in Szene ging. Der Bregenzer OK-Präsident King sprach die ersten paar Sätze. Auch Bürgermeister Dr. Karl Tizian liess die bereitstehenden Mannschaften nicht lange auf den Schlusssatz warten. Der Präsident des ÖHB, lng. L. Stipkovich, dankte der IHF für die Übertragung dieser WM und dann kam IHF-Präsident Hans Baumann (Basel) ans Mikrophon, um zuerst in französischer, dann deutscher Sprache die Weltmeisterschaften 1959 zu eröffnen. Besondern Applaus erntete sein Hinweis, dass Handball an den Olympischen Spielen von Tokio Anno 1964 wieder im Programm figuriere. Nachdem der Basler Präsident die WM 1959 als eröffnet erklärt hatte, ging am Fahnenmast die Flagge der IHF hoch. Die Stadtmusik Bregenz intonierte nach der österreichischen auch noch die Hymnen der beiden Nationen Schweiz und Ungarn dann gings mit der Platzwahl durch Schiedsrichter Jung (Augsburg) und dem Austausch von Fanions los!
Auf Pass Nünlists schoss Seiler das 1:0, dann bedeutete Gemperles Penalty (auf Foul am durchgebrochenen Nünlist) die 2:0-Führung. Nach 4 Minuten hiess es durch Seiler schon 3:0 und zwei Minuten später schoss Gemperle einen Freiwurf direkt in die Maschen. Nun kam das 4:1 durch Hetényi und traf Gemperle nur die Latte. Csiki sorgte mit Sprungwurf für Nummer 2 und stand Kaloczi nach Schuss-Vortäuschungen allein vor «Raedi»: 4:3! Noch in der gleichen 13. Minute anerkannte der sonst ausgezeichnete Jung den nach mindestens vier Schritten zustande gekommenen Ausgleich Csikis das war «dicke Post»! Nun kam Riess für Burkhardt und schoss Altorfer völlig alleinstehend daneben. Besser machte es hernach Seiler zum 5:4. Der famose Inside schuf auch das 6:5, nachdem die Magyaren wiederum, diesmal durch den Altorfer überlaufenden Tamasdi, aufgeholt hatten. Von der 21. Minute weg fielen keine Tore mehr, da Gemperle nur neuerdings das Querholz traf.
Das Geschehen des zweiten Teils eröffnete Schwarz mit einer Bombe ans Lattenkreuz, dann jubelte Gemperle, als sein Bogenwurf ins weitere Seitennetz fiel. Dann wurden einige kumulierte «Klammer-Aktionen» der Rotweissen mit Penalty bestraft. Raedersdorf liess sich nicht erwischen und fischte die Kugel unten rechts. Mit prächtigen Sprungwürfen erhöhten hernach Nünlist und Seiler - dieser auf Pass von B. Schmid - auf 9:5 (7. Minute), nachher verkürzte Hetényi auf 9:6. Als Riess umgerissen wurde, diktierte Jung Penalty, den Gemperle wohl gut schoss; seinen Wurf jedoch fing Ungarns, Hüter phantastisch. Nun konnte der otmärler etwas verschnaufen und sein «Ersatzmann» Burkhardt gab Seiler den Pass zum 10:6 in der 15. Minute - ein wunderschönes Tor! Nünlist besorgte Nummer 11 und man freute sich nicht nur ob der Tore, sondern auch ob des schönen Spiels der Eidgenossen. Schon in der 18. Minute fiel das letzte Tor durch Kaloczi. Noch kam Gemperle für B. Schmid zurück, wurde Nagy verwarnt und brillierte Raedersdorf nach knappem Fehlschuss Burkhardts, dann spielen die Eidgenossen überzeugend sicher auf Ballhalten.
wobei dies sich bildlich für die erste Partie und effektiv für die beiden Spielhälften zutrifft. Dass es nach sechs Minuten schon 4:0 heissen würde, das hatte niemand erwartet! Der eindrückliche Start war aber nicht nur erfolgreich, sondern auch schön zum Anschauen. Von Spieler zu Spieler wanderte der Ball, um zuletzt aus guter Position aufs Tor geworfen zu werden. Da wirkte das Spiel der Ungarn geradezustehend! Raedersdorf bekam ziemlich lange keinen Schuss zu halten, wurde dann aber nach dem 4:0 innert 7 Minuten auch viermal geschlagen. Ein-, zweimal reagierte der Berner Hüter etwas früh, wurde contrepied erwischt und hatte keine Rettungschance mehr. Je länger der Match aber dauerte, desto überzeugender wurde seine Leistung. Beim Stand von 7:5 liess sich Raedi beim erwähnten Penalty nicht bluffen; den nicht allzu scharf geworfenen Ball Hetényis fing er tief in der rechten Ecke glänzend.
Unsere Deckung war anfänglich nicht im Bild, da die Magyaren gut sperrten, antäuschten und kaum vom Ball zu trennen waren. Weil die Weissen aber den Gefallen erwiesen, ihre Angriffe nicht auf breiter Front zu lancieren und scheinbar einige Angreifer ein «Schussverbot» hatten, kamen unsere Leute immer besser zur Geltung. Schwarz und seine Kameraden hingen wie Kletten an den Gegnern, wobei die Mittel nicht immer ganz regelkonform waren. Einzig M. Schmid hatte mit dem schnellen Rechtsaussen Csiki mehr Mühe, als ihm wohl lieb war und mehrmals überlief ihn der kahlköpfige mit schnellem Antritt. Es war gut, dass die Ungarn langsam, mit immer neuer Retardierung und vielen Einzelaktionen, spielten - so wurde unsere Hintermannschaft immer seltener in Verlegenheit gebracht. Dass die Magyaren nach der Pause noch ganze 2 Tore erzielen konnten, unterstreicht wohl die gute Defensivleistung zur Genüge!
Wenn ein Länderspiel-Neuling gleich 6 Tore - und was für welche! - erzielt, dann ist er irgendwer! Armin Seiler aber spielte, wie wenn er schon lange lm Nationalteam mitwirkte. Seine Schussauswertung war einzigartig und stempelte ihn zum wohl besten Spieler auf dem Feld, Viele Aktionen inszenierte er zusammen mit Riess, den man in den letzten Partien nie so gut spielen sah, Burkhardt, der andere Spielmacher, erklärte uns nach dem Match, er habe sich eine Prellung zugezogen, was ihn zu einer Pause zwang. Auch Nünlist löste seine Aufgabe trotz des ihm nicht behagenden schweren Terrains sehr gut; ihm stand Gemperle - der noch selten in einem Länderspiel, so gut spielte - nicht viel nach. Als der Otmärler wieder zu eifrig drauflos knallte, nahm ihn Karl Schmid für einige Minuten aufs Bänklein – nachher ging's wieder besser. Wenig eingesetzt, kam Bruno Schmid nicht so recht zur Geltung. Alles in allem aber: Eine überraschend gute, die Erwartungen wirklich übersteigende Leistung, welche auch Bernhard Kempa und ausländische Journalisten würdigten.
Es wird sich zeigen müssen, was dieser Sieg über die Ungarn wirklich wert ist. Diese haben glatt enttäuscht. HH. Schoedel aber, welcher letzten Herbst in Budapest das16:16 zwischen Ungarn und Westdeutschland mit ansah, sagte uns, die Magyaren hätten dort genau gleich gespielt, so, wie wir das oben beschrieben. Hervorragend spielte der zweite Keeper, welcher einen Penalty Gemperles magistral fing. Die langsame Spielweise der Ungarn kam auf dem schweren Boden natürlich unserer Abwehr zustatten, Einzeln gefielen nebst dem Torhüter noch der kahlköpfige Csiki und Hetényi, dem vor allem bei Freiwürfen offensichtlich der Abschluss zugedacht war. Österreich und Rumänien werden kaum so langsam angreifen, wie das die Magyaren taten! lm übrigen war die ausgezeichnet geleitete Partie korrekt, wenn man davon absieht, dass die ungarische Deckung unsere Stürmer manchmal fast umriss - Riess zeigte Schiedsrichter Jung einmal an seinem Trikot, was die «Notbremsen» seines Deckungsspielers für Konsequenzen hatte! Ohne diese Spielweise hätten die Ungarn vielleicht eine noch weit klarere Niederlage beziehen können…
Schweiz: Raedersdorf; Spiess, Hengartner; Altorfer, Schwarz, M. Schmid; Bruno Schmid, Gemperle, Burkhardt, Seiler, Nünlist; Riess.
Ungarn: Sardi/Harkay; Bajak, Scultety; Penczy, Horvath, Nagy; Csiki, Hetényi, Kalocsy, Fekete, Tamasdi; Nedly.
Die Torschützen: Seiler (6), Gemperle (3, wovon 1 Pen.), Nünlist (2). -- Kaloczy (2), Hetényi (2), Csiki (2), Tamasdi.
Trainer: Karl Schmid
Torhüter: Raedersdorf Charles TV Länggasse Bern, Wagner Grasshoppers
Verteidiger: Schwarz Otto Grasshoppers, Hengartner Bruno TSV St. Otmar St. Gallen
Läufer: Altdorfer Max LC Zürich, Richter, Spiess Hans Grasshoppers
Stürmer: Gemperle Hans St. Otmar, Aeschlimann Max TV Länggasse Bern, Riess Fritz Grasshoppers, Seiler Armin Grasshoppers, Nünlist René BTV Aarau, Burkhardt Adolf Dölf BSV Bern
Torschützen: Burkhardt 4, Gemperle, Aeschlimann je 3, Nünlist 2, Seiler 1
Unten: Die Schweizer Nationalmannschaft in Wien v.l.: Schmid Marcus, Seiler Armin, Wagner, Gemperle Hans, Schmid Bruno, Burkhardt Adolf, Nünlist René, Fricker Niklaus, Spiess Hans, Schwarz Otto, Riess Fritz, Altdorfer Max, Aeschlimann Max, Richter, Raedersdorf Charles, Hengartner Bruno
Oben: Gemperle Hans St. Otmar (3) - Nünlist René BTV Aarau (2) hinten
Oben: Altdorfer Max LC Zürich wird unfair gestossen
Unten: Aeschlimann TV Länggasse Bern (3) als Zauberer
wI. Wien. Was man in der österreichischen Presse als herausstreichen wird, für uns angesichts der relativ geringen Erfahrung des Schweizer Teams aber keine Sensation ist, das hat sich gestern Abend auf dem Sportplatz des FC Wacker vor kaum 3000 Zuschauern zugetragen: Die Schweizer Mannschaft hat ein Spiel verloren, das bestimmt zu gewinnen gewesen wäre und das ihr für den Match gegen die ungeschlagenen Rumänen – die damit wohl Endspielpartner Deutschlands werden – gute Aussichten eröffnet hätte.
Es war kein gutes Spiel. Daran trägt - wir müssen das ausdrücklich sagen - der schwedische Schiedsrichter Ahronius die Hauptschuld. Er liess die Verteidiger an den Stürmern so ziemlich jedes Vergehen verüben - aber nur einmal gab es Penalty. Die ruppige Gangart nahm dem Schweizer Angriffsspiel jeglichen Fluss, zudem hatte leider Raedersdorf einen schlechten Tag erwischt. Es ging so ziemlich alles schief, was schiefgehen konnte.
Unsere Deckung, die, je länger das Spiel dauerte, ebenfalls umso ruppiger mit mixte, ist insofern mitschuldig, als sie kurz vor der Pause die Österreicher von 4:4 auf 4:8 wegkommen liess.
Eine hervorragende Leistung brachte der Berner Burkhardt zustande. Anfänglich als Auswechselspieler nominiert, kam der Lehrer für den angeschlagenen Seiler (dem bis dahin gar nichts glückte) aufs Feld. Sofort gab es Zug in die vorher lahme Angriffsreihe. Nach Burkhardts Eintritt schossen die Schweizer noch zehn Tore: vier schoss er selbst, viermal gab er den letzten Pass, eines war ein an ihm verschuldeter Penalty, und nur beim letzten Pass, von Seiler erzielt, war er, zufällig, nicht direkt beteiligt. Von den andern Forwards war Riess in dieser Partie kein As, litt Nünlist unter der sehr engen Deckung Seilers, und schoss Gemperle wieder einmal viel zu oft in Deckung und auch neben das Torgehäuse. Dieses war
durch den österreichischen Torhüter Kepplinger ganz vorzüglich gehütet. Der Schlussmann war zusammen mit seinem Vereinskameraden Steffelbauer, den man, einmaI angewärmt, kaum halten kann, der beste Akteur der Österreicher.
Spielerisch aber hatten die Rot-Weiss-Roten sonst nicht besonders viel zu bieten. Sie leben von der Abschlusskraft Steffelbauers und lösten in diesem Match die Rätsel, so unerwartet klar gegen die Rumänen verloren zu haben.
wf. Die Österreicher werden nach Betreten des Platzes durch den Lautsprecher energisch zu einem Sieg aufgemuntert. Die Schweizer lassen Richter sein Länderspieldebut an Stelle von Markus Schmid vollziehen. So lauten die Formationen:
Schweiz: Raedersdorf; Schwarz, Hengartner; Altdorfer, Richter, Spiess; Gemperle, Aeschlimann, Riess, Seiler, Nünlist, Burkhardt.
Österreich: Keplinger; Hrabal, Mülleder; Hagenbauer, Goll, Grof; Steffelbauer, Maly, Juri, Binderbauer, Manzer, Payreder.
Schiedsrichter: Ahronius (Schweden).
Das erste Tor erzielt der Linzer Bomber Steffelbauer in der dritten Minute. Unserem Sturm will im Gegensatz zum ersten Spiel kein vernünftiger Angriff gelingen. Allerdings wird auf beiden Seiten mit Energie verteidigt. In der neunten Minute gelingt Gemperle mit einem persönlichen Effekt das 1:1, doch dann folgen wiederum zwei Tore der rot-weissen Österreicher. Obwohl sich das Stürmerspiel der Eidgenossen noch gar nicht verbessert hat, gelingt Aeschlimann mit einem schönen Aufsetzer das 2:3, worauf Raedersdorf das 2:4 einkassieren muss. Nochmals gelingt Gemperle das Anschlusstor. Nachdem Seiler das Feld angeschlagen verlassen muss - für ihn kommt Burkhardt - gibt der Berner Lehrer gleich Nünlist den Pass zum Ausgleich, 4:4 nach 23 Minuten. Leider aber gelingen nun den Eidgenossen keine guten Torschüsse mehr, derweil auf der andern Seite die Österreicher
Deckungs- und Torhüterfehler mit gar nicht zwingenden Toren quittieren.
Zuerst bleiben Tore nach Wiederbeginn aus, nach sechs Minuten skort Burkhardt - der weitaus wirkungsvollste Stürmer - zum 5:8 und gibt später Aeschlimann den Pass zum 6. Tor. Vor- und nachher hat aber Steffelbauer je einmal geskort, Burkhardt und Nünlist - wieder auf Pass des Letzteren - verkürzen auf 8:10, worauf Steffelbauer seinerseits auf 8:12 erhöht. Den angeknockten Raedersdorf ersetzt nunmehr der Goalkeeper Wagner, der gleich erlebt, dass Burkhardt nun 9:12 skort und nach 9:13 Aeschlimann das zehnte Tor ermöglicht (18. Minute). Nun muss Schwarz für fünf Minuten hinaus der die dicksten Sachen zulassende Schiedsrichter hätte es längst in seiner Macht gehabt, energischer zu pfeifen. Endlich kann er nicht anders als doch Penalty zu diktieren: Gemperle verkürzt damit auf 11:13, und Burkhardt erzielt in der 22. Minuten den Anschlusstreffer zum 12:13. Aber neuerdings skoren die Österreicher.
Schliesslich behalten diese den Ball geschickt in den eigenen Reihen, so dass nach ihrem 15. Tor auch der letzte Treffer durch Seiler, der wieder zurückgekommen ist, am Erfolg nichts mehr ändert.
Trainer: Karl Schmid
Torhüter: Raedersdorf Charles TV Länggasse Bern, Wagner Grasshoppers
Verteidiger: Hengartner Bruno TSV St. Otmar St. Gallen, Spiess Hans Grasshoppers
Läufer: Altdorfer Max LC Zürich, Schwarz Otto Grasshoppers, Schmid Markus BTV Aarau, Aeschlimann Max TV Länggasse Bern, Schmid Bruno Grasshoppers
Stürmer: Gemperle Hans St. Otmar, Burkhardt Adolf BSV Bern, Seiler Armin Grasshoppers, Nünlist René BTV Aarau
Verletzt: Riess Fritz
Torschützen: Gemperle 3, Schmid M., Nünlist je 2, Altdorfer, Seiler je 1
Unten: Die Nationalmannschaft v.l.: Gemperle Hans, Nünlist René, Seiler Armin, Spiess Hans, Aeschlimann Max, Schmid Bruno, Schmid Marcus, Altdorfer Max, Hengartner Bruno, Burkhardt Adolf, Raedersdorf Charles
Unten: Auch hier kommen Hengartner Bruno und Schwarz Otto zu spät
Schwarz Otto Grasshoppers, Länderspiel-Rekordhalter hat Sorgen
wf. Die Fahrt nach dem Wiener Vorort Baden war aussergewöhnlich nett. Dem entsprachen auch die Bemühungen, welche man seitens der Organisatoren für die Belange der Presseleute unternahm kurz, wir fühlten uns in diesem Kleinstadion recht wohl. Unsere Mannschaft durfte nur dann noch auf eine Medaille hoffen, falls sie nicht zu hoch verlieren, Ungarn aber gleichzeitig gegen Österreich siegen würde. Letzteres traf nicht ein. Die Niederlage gegen den Favoriten schien nach einer Viertelstunde katastrophale Ausmasse anzunehmen, weil sich vor allem unser Sturm mit der Raumdeckung des Gegners nicht zurechtfand und ausserdem Rumäniens Hüter mehrere «fertige» Goals mit fabelhaften Paraden vereitelte. Unsere Techniker hatten die Rumänen in deren Spiel gegen Ungarn studieren lassen und als Konsequenz ebenfalls die Raumdeckung gewählt. Diese taktische Massnahme hat sich bewährt. Wohl hiess es dank der Schiesskunst Nodeas und Bulgarus nach einer Viertelstunde 0:6, aber dieser Rückstand wäre in der Folge doch nicht unaufholbar gewesen, wenn unsere immer besser in Fahrt kommenden Stürmer etwas mehr Abschlussglück gehabt hätten. Redl fing einen Prachtsschuss von Markus Schmid phantastisch im hohen Eck, dann parierte er einen wohl placiert, aber mit zu wenig «Paprika» geworfenen Penalty Nünlists. M. Schmid traf nur den Pfosten und auch sein Namensvetter Bruno - in der zweiten Halbzeit abbauend - jagte die Kugel ans Holz. Gemperle, welcher vorher ein halbes Dutzend Mal bös das Ziel verfehlt hatte, machte dies im zweiten Teil mit einem famosen Hattrick wett, beging aber dann den Fehler, nach einem harten Foul an ihm den verhängten Penalty selbst zu schiessen an den Pfosten! Das war der Anfang vom Ende, denn nun kam Rumänien aus der bedrohlich gewordenen Lage heraus und sicherte den Erfolg. Zweimal liess Nodea Schwarz stehen und schon war's geschehen! Wahrlich, mit ein bisschen Glück hätte es auch anders ausgehen können, doch erwiesen sich die 6 Tore Vorsprung aus der ersten Viertelstunde leider doch als matchentscheidend.
Schiedsrichter Knudsen war viel besser als zuvor der seidenbehoste Ahronius; der Däne schloss drei Mal rumänische Spieler aus und auch Altorfer und Burkhardt mussten je 5 Minuten hinaus. Der Berner hat uns hinterher den Grund erzählt er wurde wild, als ihn sein höchst unbequemer Gegenspieler in den Arm gebissen hatte… Burkhardt lieferte, auch die zwei wichtigsten Beanstandungen an Herrn Knudsen, der sonst recht pfiff: Zuerst erkannte dieser auf Penalty, nachdem Dölf trotz drei vorheriger Fouls die Ecke getroffen hatte; der Strafwurf Nünlists (Gemperle blieb draussen) wurde dann, wie gesagt, gehalten. Und als Burkhardt an der Linie war und trotzdem sechs Schweizer vorne stürmten, pfiff Knudsen ab - im Gegenstoss «sass» der entscheidende Treffer im Schweizer Tor…
Die in blauem Trikot spielenden Rumänen skorten bis zur 16. Minute ein halbes Dutzend Tore - lauter gut gezielte Würfe. Seiler und Nünlist verkürzten dann auf 2:6, worauf der nun für Raedersdorf eingesetzte Wägner auch gleich kapitulieren musste: 2:7 in der 21. Minute! Man fühlte, dass unsere Mannschaft «kam». Altorfer schoss ein Prachtstor zum 3:7, dann kam nach einem ungeahndeten Vergehen eines Rumänen der erwähnte Nünlist-Penalty und M. Schmids Nr. 4. Es wäre also möglich gewesen, den sechs Tore-Rückstand aufzuholen! Nach der Pause spielte Rumänien drei Minuten «Powerplay»: 4:8. M. Schmid verkürzte auf 5:8, dann schoss Nodea Nr. 9. Gemperle jagte einen «Strich» ins Netz, aber wieder erhöhte Rumänien auf 6:10. Gemperle bekam für das nächste Tor verdienten Beifall, dann traf Nünlist nur den Pfosten. Raedersdorf kam wieder ins Goal und erneut traf Gemperle das Schwarze: 8:10 in der 12. Minute. Damit war leider Schluss mit weitern Schweizer Toren; erst beim Stand von 8:14 traf Nünlist in der Schlussminute nochmals Redls Netz. Dazwischen hatte Nodea dreimal eingeschossen, worunter ein vermeidbarer Penalty war. Unser Team aber hatte wohl verloren, sich aber mit dem fürs Auge viel schöneren und doch wirkungsvollen Spiel die Sympathien den 3000 Zuschauer erobert.
Die Mannschaften (in Klammern erzielte Tore); Schweiz: Raedersdorf/Wagner; Hengartner, Spiess; Altorfer (1), Schwarz, M. Schmid (2); Aeschlimann/Bruno Schmid, Gemperle (3, wovon 1 Pen.), Burkhardt, Seiler (1), Nünlist (1). Riess musste verletzungshalber pausieren. Rumänien: Redt; Badulescu, Selaru I; Iliescu, Nitesco, Selaru ll; Covaci (der «böse Mann»), Nodea (4), Costache (2), Bulgaru (5), Hnat (2); Marcu.
Trainer: Karl Schmid
Torhüter: Wagner Grasshoppers
Verteidiger: Spiess Hans Grasshoppers, Fricker Niklaus RTV 1879 Basel
Läufer: Altdorfer Max LC Zürich, Schwarz Otto Grasshoppers, Schmid Markus BTV Aarau
Stürmer: Gemperle Hans St. Otmar, Burkhardt Adolf BSV Bern, Riess Fritz Grasshoppers, Seiler Armin Grasshoppers, Nünlist René BTV Aarau, Aeschlimann Max TV Länggasse Bern
Torschützen: Seiler 6, Schmid M. 3, Gemperle, Nünlist, Aeschlimann je 2, Altdorfer, Riess je 1
Unten: Unsere Nationalmannschaft bei der Hymne v.l.: Gemperle Hans, Riess Fritz, Spiess Hans, Altdorfer Max, Fricker Niklaus, Nünlist René, Aeschlimann Max, Seiler Armin, Burkhardt Adolf, Schmid Markus, Wagner, Schwarz Otto
Armin Seiler, Theilmann, Fritz Riess und René Nünlist
Seiler Armin Grasshoppers (1) im Sprungschuss, Burkhardt auf der Lauer.
wf. Bei einer Besetzung von 10 000 Zuschauern, worunter viele Deutsche, nahm sich das Endspielstadion des FC Wacker etwas weniger penibel aus. Die Schweizer packten die Gelegenheit beim Schopf und zeigten dem beifallsfreudigen Publikum, das durchaus objektiv war, nicht nur viele flüssige Spielzüge, sondern auch erfolgreiche Aktionen. Die zehn Tore Differenz waren sicherlich nicht das Maximum, was bei voller Konzentration während des ganzen Spiels hätte herausgeholt werden können. Aber bald einmal stand der sichere, überzeugende Sieg der Eidgenossen fest. Und weil ausserdem der Faktor Hitze den Genuss am Spielen beeinträchtigte, liess unser Sturm in der letzten Viertelstunde nach und vermochten die sympathischen, aber im Sturm recht harmlosen Dänen die drohende Super-Niederlage etwas zu verkleinern. Ihre langsamen Angriffe, bei denen man kaum einmal einen rasanten Start eines Mitspielers in den freien Raum sah, vermochten unsere sichere Deckung nie durcheinander zu bringen. Ganz vorzüglich leitete erneut Schiedsrichter Jung (Augsburg) die Partie - mit einer solchen Schiedsrichterleistung wäre das erste Gastspiel der Schweiz auf dem Wacker-Platz wohl anders ausgegangen...
In unserer Mannschaft stand während der vollen 60 Minuten Wagner im Goal. Nicht alle der 7 Minus Tore waren unhaltbar, aber der Grasshoppers-Keeper hat seine Sache doch recht gemacht. Sein Klubkamerad Otti Schwarz verdient für sein 45. Länderspiel (mit ein bisschen viel Fouls zwar) ein herzliches Sonder-Kompliment. Frickers Einsatz - an Stelle von Hengartner - hat uns gefreut, zumal seine Leistung die Aufstellung rechtfertigte. Einmal mehr brachte nebst Altorfer Markus Schmid offensiv eine enorme Wirkung heraus. Und da ihm die dänischen Stürmer keine unlösbaren Abwehrprobleme stellten, war des Aarauers Gesamtleistung besonders wirkungsvoll. Vorne schoss Armin Seiler, wiederum prächtig eingesetzt, ein halbes Dutzend Prachtstore. Die meisten entscheidenden Zuspiele stammten von Riess - dem allerdings auch mehr als sonst missriet und Burkhardt; auch Nünlist kam gut «zum Vorschein». Vom gut verteilten Stürmerspiel profitierte auch Aeschlimann; seine beiden Tiefschuss-Goals krönten jeweils wirklich begeisternde Aktionen der ganzen Stürmerreihe, in der nur Gemperle abfiel. Wir sagen das wirklich ungern, aber der St. Galler war wiederum nur im Penalty-Schiessen so recht sicher; zuvor flogen einfach zu viele Schüsse über und neben das dänische Tor! Immerhin waren das ganz nette Einlagen, als er jeweils von der Ruhebank zum Ausführen zweier Penaltys schnell zum weissen Strich kam, prächtig einschoss und wieder hinaus eilte…
In der 4. Minute hiess es durch den «alten» Wolder, welcher geschickt durchlief, 0:1. Seiler glich zwei Minuten später auf Pass von Riess aus, dann sorgten während eines Fünfminuten-Ausschlusses von A. Jensen, Riess, Seiler und M. Schmid für die 4:1-Führung. Nünlist, M. Schmid er gleich zweimal -, Gemperle (Penalty) und Seiler schufen bis zur Pause die Seltenheit, dass in einem Länderkampf die eine Mannschaft neun Treffer erzielte, ohne ein Gegentor einzukassieren. Beim Stand von 9:1 flog ein dänischer Penalty (für ein Vergehen von Markus Schmid) knapp neben unser Tor.
Weniger einseitig wurde der Torsegen der zweiten dreissig Minuten, Vom Anspiel weg erzielten wiederum die Dänen das erste Goal; 9:2 durch Hansen, der unhaltbar und genau die Ecke traf. Haltbar schien dagegen Nummer 3 (Jensen), nachdem Aeschlimann mit einem prächtigen Aufsetzer das 10:2 erzielt hatte. Nünlist und Seiler besorgten die nächsten Treffer; hernach gab Nünlist den letzten Pass zu Seilers 13:3. Einen weiteren herrlichen Vorstoss unseres Angriffs krönte Aeschlimann mit dem 14:3, Jensen schoss alleinstehend an die Latte, dann verkürzte Jacobsen bis zur 16. Minute auf 14:5 - somit «5:4» in der dritten Viertelstunde. Mählich verlor unser Stürmerspiel den vorherigen Schwung, es war aber auch gar heiss! sehr sicher schoss Gemperli mit einem Penalty zum 15:5 ein. In den letzten, abflauenden zwölf Minuten skorte zuerst Ravndahl, dann blitzte Altorfer den Ball zum 16. Goal in die rechte hohe Ecke - offenbar «sein» Loch! -, warf Hansen mit Penalty zum 16:7 ein und beschloss Armin Seiler 7 Minuten vor Schluss das volle Doppel-Dutzend auf Pass seines Klubkameraden Riess.
Schweiz: Wagner; Spiess, Fricker; Altorfer (1), Schwarz, M. Schmid (3); Gemperle (2 Pen.), Burkhardt, Riess (1), Seiler (6), Nünlist (2); Aeschlimann (2).
Dänemark: Koch; A. Jensen, Kraefting; Wolder (1), Ravndahl (1), Rask; E. Jensen (1), Hansen I (2, wovon 1 Pen.), Theilmann, Jacobsen (2), Pedersen; Hansen ll.
Gruppe A
Gruppe B
…und eine Gesamt-Rangliste
Der österreichische Handball-Bund hatte sämtliche Mannschaften mit ihren Begleitern, sowie zahlreiche Gäste, darunter auch einige Journalisten, zum festlichen Abschluss der Weltmeisterschaft auf Sonntagabend in den berühmten Zeremoniensaal der Wiener Hofburg geladen. Durch die Mitwirkung des Kleinen Rundfunkorchesters, das mit herrlichen Strauss-Weisen aufwartete, verstanden es die Veranstalter, diesem Schlussakt einen recht feierlichen Rahmen zu geben. Eröffnet wurde die Festfolge durch eine Begrüssung des Präsidenten des österreichischen Handball-Bundes, dem Ansprachen des Bundesministers für Unterricht und soz. Verwaltung, sowie des Bürgermeisters von Wien folgten. Die Schlussrede wurde vom Präsidenten der IHF, Hans Baumann (Basel), gehalten.
Ein feudales Bankett vereinigte hierauf die rund 250 Personen zählende Festgemeinde bis in die späteren, Abendstunden. Der österreichische Handball-Bund wurde zum Dank für die flotte Durchführung der Weltmeisterschaft von allen teilnehmenden Nationen reich beschenkt. Der Handball-Ausschuss überreichte den Gastgebern eine prächtige Neuenburger-Pendule. A. Jordan (Basel) sprach dabei im Namen der Schweizerdelegation, wobei er zum Ausdruck brachte, dass die Schweiz auch ohne Medaillengewinn dem Feldhandball treu bleiben werde. Die Schweizermannschaft durfte durch Captain O. Schwarz für ihren 5. Rang einen schönen Pokal, sowie einen Ehrenpreis der Wiener-Festwoche seitens der Organisatoren entgegennehmen. Auch die übrigen Mannschaften erhielten schöne Erinnerungspreise. KS