Oben v.l.: Burkhardt Adolf, Christen Alfred, Spiess Hans, Benz Jörg, Loretan Toni, Nünlist René, Schmid Markus, Altdorfer Max, Karlin Fritz, Fricker Niklaus, Seiler Armin, Landis René, Lehmann Heinz, Burger Charles.
Trainer: Karl Schmid
Torhüter: Burger Charles BTV Aarau, Karlin Fritz RTV 1879 Basel
Verteidiger: Spiess Hans Grasshoppers, Fricker Niklaus TRTV 1879 Basel
Läufer: Altdorfer Max Grasshoppers, Loretan Toni BSV Bern, Schmid Markus BTV Aarau, Landis René TV Unterstrass, Burkhardt Adolf, Dölf BSV Bern
Stürmer: Lehmann Heinz BSV Bern, Seiler Armin Grasshoppers, Nünlist René BTV Aarau
Ersatz: Benz Jörg, Christen Alfred TV Unterstrass
Torschützen: Lehmann 8, Seiler 3, Loretan, Landis, Nünlist je 2,
Wetter: 13°, leicht bewölkt, trocken
Die Österreicher - Schiedsrichter Karl Jung, Augsburg GER
Fricker Niklaus sperrt und Burkhardt Adolf springt, Spiess Hans hält an Altdorfer Max "verklemmt"
Heinz Lehmann, Armin Seiler, Walter Landis
Heinz Lehmann, BSV Bern wirft
Original-Wimpel von Charly Burger
wf. Die Winterthurer sind brave Leute, denn sie haben bei Petrus einen «Stein im Brett». Niemand hätte es für möglich gehalten, dass das Länderspiel gegen Österreich bei so prächtigen, geradezu idealen Bedingungen durchgeführt werden könnte, nachdem es tags zuvor noch wie im Winter gesudelt und geschneit hatte. Und da der Redaktor jetzt nur noch ein halber Winterthurer ist, soll all das «Bravsein» dem Organisationskomitee unter Walter Meier «in die Schuhe geschoben» werden... Aber Spass a part, uns war's in Winterthur wohl, denn man spürte in allen Belangen, dass da ein OK an der Arbeit war, das seine Sache trefflich verstand. Darum freute es wohl jedermann, dass die Arbeitsgemeinschaft Stadtturnverein Kaufleute, Pfadfinder einen (für einen Wochentag) überraschend guten Besuch hatte, dass alles wie am Schnürchen klappte und dass die Zuschauer
zu sehen bekamen, welches sie bei nächster Gelegenheit bestimmt wieder zu einem Feldhandballmatch bringt. Die guten Phasen sah man vor allem im zweiten Teil, als die Schweizer ihre offensichtlichen Startschwierigkeiten, insbesondere im Angriffssektor, überwunden hatten und nun oft an ihre besten Zeiten erinnerten. Noch gab's Augenblicke, wo alle fünf Stürmer die Breiten-Aufteilung vergassen und innen herumsprangen. Aber mancher Spielzug zeigte doch, dass das in den vergangenen Jahren in vielen Stunden Gelernte noch «sitzt» und nur wieder aufgewärmt werden muss. Den nicht unberechtigten Bedenken zum Trotz wirkte sich die minimale Vorbereitung aufs Österreich-Spiel nicht ungünstig aus.
Wer zum Beispiel die Anstrengungen der Fussball-Nationalmannschaft verfolgt, weiss aus allerjüngsten Beispielen, wie beeinflussend die Tagesform einzelner Spieler aufs Teamwork sein kann. So betrachtet, rücken wir den achtfachen Schützen Heinz Lehmann an die erste Stelle. Er hatte, offensichtlich überspielt, in den letzten Klubspielen nicht viel gezeigt, ohne Selbstvertrauen, ohne Elan und Hingabe gespielt. Aber just in Winterthur wuchs er erneut über sich selbst hinaus. Dabei wurde er gar nicht zimperlich gedeckt! Glänzend steigerte, nach mässigem Start, auch Armin Seiler seine Leistung. Sein zweites Goal ist eines der schönsten, das wir je sahen: Von Burger kam ein Abwurf zu Nünlist, der von der Mittellinie aus Seiler bediente. Ein, zwei Schritte, eine Täuschung und schon flog der Ball haargenau ins weitere Dreieck: ein wahres Traumgoal! Dölf Burkhardt war der Regisseur in diesem Stürmerquintett, das nur langsam in Fahrt kam, dann aber den Gästen manches unlösbare Rätsel vorsetzte. Dass der Berner trefferlos ausging, lag nur daran, dass er bei der sozusagen einzigen klaren Gelegenheit auch gar sorglos dorthin schoss, wo Kepplinger schon war. Landis Felddebut war zwar nicht überragend, aber doch zufriedenstellend; sein zweites Goal war ein Meisterschuss. Bei «René ll» (Nünlist) ist zu berücksichtigen, dass er just am Schluss der Aspirantenschule steht (am Samstag zum Leutnant brevetiert), ungenügend trainieren konnte und deshalb (noch) nicht ganz so unwiderstehlich wirkte - aber wegdenken kann man sich ihn nicht!
Aus der Deckung, die ohne Penaltystrafe «durchkam», fiel natürlich vorab das ungeheure Laufpensum auf, das Toni Loretan auch diesmal absolvierte - ihm fiel der Abschluss von 2 besonders brillanten Angriffen zu. Gut spielte auch Niki Fricker, der auf dem Feld vor allem defensiv in Erscheinung tritt. Das Gegenteil trifft normalerweise für Markus Schmid zu, der wie Nünlist im Wehrkleid anrückte und seinen einzigen Schuss prächtig pariert sah. Einiges von seiner Bestform ist derzeit Altorfer entfernt, der aber doch diszipliniert deckte, wie Hans Spiess, welcher der vielleicht unauffälligste Spieler auf dem Platz war. Jürg Benz, eine Zeitlang für den angeschlagenen Seiler eingesetzt, sah man jeweils kaum.
Charly Burger schliesslich bekam von allen Seiten Gratulationen zum 20. Länderspiel. Es ist unmöglich, ihn gleichwertig, selbst wenn er mit Steffelbauers Aufsetzern seine liebe Mühe hatte, wegzudenken. Unnachahmlich: sein Abwurf - aber das weiss man ja schon lange! Gesamthaft war's sicher eine beachtliche Leistung der Schweizer, die ja ihren Zenith erst am 3. September erreichen wollen.
Trainer Haller hat uns schon zwischen Pressecafé und Match verraten, dass sein Team wie gegen Holland am Vorsatz festhalten wolle, durch Anwendung der offenen Manndeckung dem Feldspiel neue Impulse zu verleihen, selbst auf Kosten momentaner Erfolge. Offene Manndeckung, zweifellos geeignet, dem Betonhandball zu begegnen, bedingt läuferisch erstklassige Spieler, während man hierzulande die langsamer gewordenen Kämpen gerne in die hintern Reihen schickt... Nun, die von unsern Gästen praktizierte Deckungsweise hat als Ganzes gut zu gefallen gewusst. Voraussetzung aber ist, dass die angewandten Mittel korrekt sind. So, wie erneut Goll gespielt hat, führt man dem Handball auf keinen Fall Freunde zu - was der Mittelläufer (einmal für fünf Minuten ausgeschlossen) «gehackt» und gestossen hat, war fürchterlich!
Österreich ist jetzt daran, eine neue Mannschaft aufzubauen. Wenn seine Betreuer den 16. Match unter diesem Gesichtspunkt betrachten, werden sie zufrieden sein können. «Schwäche» des Teams ist nach wie vor, dass die Leute um Sepp Steffelbauer zu sehr von dessen Schiesskunst abhängen, d.h. selbst zu wenig realisieren. Wie der Rechtsaussen freilich nacheinander Prachtsschüsse «versteckte» und im zweiten Teil einen echten Hattrick realisierte - nebst einigen Holztreffern -, das stempelt ihn heute noch zu einem der weltbesten Goalgetter. Pech hatte Torhüter Kepplinger, der - nebst mehreren fabelhaften Paraden - zweimal durch abgelenkte Würfe contrepied erwischt und rettungslos geschlagen wurde. Dass gegen Österreich 4 Strafwürfe diktiert wurden, zeigt, dass die Abwehrmittel nicht immer sauber genug waren, beweist aber auch, dass Schiedsrichter Jung aus Augsburg die ihm am Bankett verliehenen Komplimente durchaus verdiente.
Als Burkhardt weggestossen wurde, ergab der erste Penalty Lehmanns das 1:0, worauf Österreich seinen einzigen Vorsprung (2:1) realisierte. Nünlist (Pass Seilers) glich aus, worauf Lehmann durch klassischen Hattrick Nummer 3 (Pass Nünlist), 4 (Freiwurf) und 5 realisierte: 5:2 nach der ersten, mitunter ziemlich flauen Viertelstunde. Innert 60 Sekunden verkürzte Steffelbauer durch 2 haargenaue Würfe auf 5:4. Landis, kurz zuvor als Verteidiger erfolgreich, schoss gleich das 6:4, worauf Benz für den «gescheckten» Seiler kam, aber sofort Weinhappels 6:5 miterleben musste. Landis Meisterschuss, erneut ein abgelenkter Freiwurf Lehmanns, ein feiner Angriff mit Goll als Schützen und Loretans Abschluss einer ultraschnellen Kombination, führten zum 9:6-Pausenstand.
14 Tore gab's im bessern zweiten Abschnitt. Erst skorte Nünlist nach einem Bilderbuch-Angriff, dann wurde der Flügel von Grass ungestraft gestöckelt. Dumböck foulte Burkhardt: Penalty und 11:6 durch Lehmann. Das 11:7 Steffelbauers war erst ein «Schreckschuss» für die hernach 12:7 (Seiler) führenden Schweizer, denn trotz des Fünfminuten-Ausschlusses von Goll verkürzte der sympathische Linzer hernach binnen weniger Minuten auf 12:10, womit plötzlich wieder alles offen schien. Aber eben: es schien nur so, denn nach der 15. Minute erhöhten Lehmann (Penalty), Seiler - mit dem schon beschriebenen einzigartigen Goal - und Loretan auf 15:10, womit sich für die Letzten angebrochenen 10 Minuten haushalten liess. Schreiber, Lehmann, Binderbauer und zuletzt Seiler (auf Idealpass Lehmanns) schraubten das Skore noch auf 17:12, worauf Karl Jung auf die Sekunde genau das Schlusszeichen gab.
waren die wesentlichen «Schauplätze» des Länderspiels. Erst trafen sich die HBA-Prominenz und die Presseleute zur üblichen Orientierung. Ein Kompliment gebührt Pressechef Dr. Helg, der in einer Tageszeitung eine ganzseitige, bebilderte Handballseite werbend untergebracht hatte. Nach dem Spiel vereinigte ein Essen Spieler, Offizielle und Gäste im Stadtkasino. Brillant redete OK-Präsident Walti Meier; ebenso prägnant HBA-Präsident Albert Jordan, der unter anderem ausrief: «Feldhandball ist, wie wir heute sahen, ein so herrlicher Sport, der einfach nicht untergehen darf». Nach seinem allseitigen Dank bekamen Österreichs sympathischer Präsident Stipkovitch vom HBA eine Standuhr, die Spieler Kugelschreiber. Charly Burger erhielt unter grossem Applaus die Silbernadel des HBA ans Revers geheftet, dann beschloss der städträtliche Redner, Dr. Hüssy, den Reigen der Ansprachen, wobei besonders sympathisch berührte, dass der Zürcher Begierungsrat E. Brugger einst ein Zweitliga-Handballer gewesen ist. Vertreten waren mit den Herren Wildhaber, Illi und Zehnder die Spitzen der HBA-Dachverbände (SALV : G. ESS).
Schweiz: Burger: Spiess, Fricker; Altorfer, Loretan (2), Schmid; Landis (2), Burkhardt, Lehmann (8, wovon 3 Penaltys), Seiler (3), Nünlist (2); Benz. Obwohl vereinbart war, je 2 Auswechsel- Feldspieler einzusetzen, kam Christen (TVU) nicht zum Einsatz. - Ersatzkeeper: Fritz Karlin.
Österreich: Kepplinger; Fuchs, Dumböck; Grass, Goll (1J, Stadelbauer; Steffelbauer (7), Michalek, Weinhappl (1), Binderbauer (2), Schreiber ('l). - Ersatzleute: Kroissenbrunner (Tor), Winter, Pauer.