Torhüter: Burger Charles BTV Aarau, Kürschner BTV St. Gallen
Verteidiger: Altdorfer Max Grasshoppers, Loretan Toni BSV Bern, Christen Alfred TV Unterstrass
Läufer: Spiess Hans Grasshoppers, Fricker Niklaus RTV 1879 Basel, Schmid Markus BTV Aarau
Stürmer: Landis René Grasshoppers, Seiler Armin Grasshoppers, Burkhardt Adolf BSV Bern, Captain Lehmann Heinz BSV Bern, Nünlist René BTV Aarau, Glaus Willy BSV Bern, Seiler W. BTV Burgdorf
Torschützen: Burkhardt 4, Lehmann 3, Landis, Nünlist je 2, Loretan, Seiler, Glaus, Seiler W. je 1
Wetter: 21°, wolkig mit Regen
Bild unten v.l.: Fricker Niklaus, Loretan Toni, Schenker, Burger Charles, Spiess Hans, Schneller
wf. Diese elfte Begegnung zwischen Deutschland und der Schweiz vom 3. September wird sicherlich als «Hitzeschlacht» in die Geschichte eingehen. Es war aber nicht nur für die 23 geplagten Akteure auf dem grünen Rasen fürchterlich heiss, sondern sogar auf der Tribüne war's kaum zum Aushalten - besonders, wenn man als Berichterstatter wieder einmal ein gehetztes Wesen zwischen Telefon und Presseplatz und Zugsabfahrt war… Wir haben bedauert, uns nicht mehr Zeit genommen zu haben, um jene prächtige Gegend am Rhein etwas geniessen zu können, denn allein schon das mit Ludwigshafen «verzahnte» Mannheim bot auf einer allzu kurzen Rundfahrt vor dem Match sehr viel Sehenswertes. Doch, wir haben ja nicht über persönliche Empfindungen zu berichten, sondern unsern Lesern vom Spiel im 65’000er-Stadion zu erzählen. Soviel wir hörten wurden 20’000 Zuschauer erwartet. Bei der Hitze aber kam kaum die Hälfte. Sogar ein paar schüchterne «Hop Schwiz» waren zu hören, doch wohl kaum von jenem illustren Winterthurer OK-Trio, das selbst für Ludwigshafen die Jasskarten nicht mitzunehmen vergessen hatte…
Als Schweizer Captain fungierte der wieder fitte Heinz Lehmann, dem man zum 25. Länderspiel gratulieren darf. Der Berner wählte als Platzwahl-Sieger für die erste Hälfte die Sonne im Gesicht, was sich aber als richtige Berechnung erwies. Folglich hatte Deutschland Anspiel. An den Ball kamen die Eidgenossen - in ihrem üblichen Rot-Weiss - erst, als Charly Burger nach 26 Sekunden den Ball nach Karrers 1:0 aus der tiefen Ecke fischen musste. Nach dem ersten Fehlschuss Burkhardts erhöhte Porzner die beiden nächsten Tore, derweil die Schweizer knorzten und nicht in Schwung kommen wollten. In der 8. Minute führten die Weissen schon 4:0 (wieder Karrer). Doch dann ergab eine auch gedanklich blitzschnelle Aktion durch Burkhardt das 4:1. A. Seiler traf nur den Pfosten, worauf der Abpraller durch Nünlist das 4:2 brachte. Lehmann verwandelte einen für Foul an Landis gepfiffenen Penalty zum nächsten Treffer. Wir glaubten das staunende Erwachen der Zuschauer ob diesem raschen Wechsel geradezu zu spüren.
Es war also alles wieder drin. Aber eigenartig: es blieb während des ganzen Spiels bei diesem Rhythmus der Startminuten; meistens zogen die Deutschen mit ein paar Zwischenspurtgoals wieder deutlicher davon, worauf die Schweiz wieder zur Resultatverkürzung kam. In den 4 letzten Minuten waren die Weissen wieder am Zuge. Und da keine Zeit mehr blieb, wurden die Schweizer zuletzt deutlicher geschlagen, als es kurz vorher den Anschein machte. Nun aber doch noch ein Blick auf die weitere Torfolge: Schwenker schoss das 5:3, welches Loretan «egalisierte». 6:4 hiess es in der 17. Minute durch Schneller, worauf Lehmann auf 6:5 verkürzte. Zweimal gab's dann für Fouls an Karrer Penalty, Einmal Schwenker, einmal Karrer selbst erhöhten damit auf 8:5, worauf der Mittelstürmer, sich am Kreis noch prächtig «verlängernd», gar das 9:5 erzielte. Landis (9:6), Lukas und Porzner (11:6) sowie Burkhardt zum 11:7-Pausenstand, waren die nächsten Schützen.
Nach Halbzeit hatte nun Deutschland die Sonne im Gesicht, mit Kühn als zweitem Hüter. An Burkhardt und Glaus wurden Regelwidrigkeiten begangen, ohne das Dorninger die Penalties gepfiffen hätte. Gleichwohl gelangen dem BSV-Flügel und Armin Seiler die Verkürzung auf 11:9. Rasch fielen noch 4 weitere Treffer - 12:9 Horstkötter, 13:9 Lukas, 13:10 Landis (Pen.) und 14:10 Schneller -, dann bemühten sich beide Teams 7 Minuten lang umsonst um Tore, Glaus trat seinen Platz wieder Nünlist ab und der Burgdorfer W. Seiler kam jetzt auch noch zum Einsatz. Er schoss das 15:11, doch replizierte Karrer mit dem nächsten Goal. Burkhardt (2) und Nünlist gelang aber bis zur 21. Minute das Aufschliessen auf 16:14 und nach einer weitern Lukas-Bombe führte ein Penalty (Foul an W. Seiler, der schön eingeschossen hatte) durch Lehmann zum 17:15. Aber aus der greifbar nahen Wendung wurde nichts, denn Porzner, Schwenker und Lukas schufen in den Schlussminuten die letzten Treffer.
Wenn man während 60 Minuten die Torfolge notieren, die «Schützen-Buchhaliung» führen und mit dem Primavista- Bericht beim Schlusspfiff des Schiedsrichters auch schon fertig sein muss, dann bleibt eigentlich keine Zeit, um noch alles und jedes genau beobachten zu können. Mit andern \l/orten: aus dem unmittelbaren Eindruck gemachte Notizen müssen dazu herhalten unsern Lesern das Warum und Wieso zu schildern. Weshalb also hat Deutschland wieder gewonnen? Wieso war es nicht möglich, ein besseres Resultat zu erzielen? War, gegenüber Aarau 1960, Deutschland oder die Schweiz oder gar beide schwächer oder stärker? Sicher ist jedenfalls, dass wir das bestimmte Gefühl nicht loswurden, die Schweiz habe in Ludwigshafen eine gute Gelegenheit zu einem noch bessern Resultat, einem Unentschieden oder gar, …verpasst.
Kein Zweifel: jeder hat sein Möglichstes getan. Nicht alle aber zeigten das, was ihr Maximum darstellt. Wir «versingen» niemanden gerne. Aber ein Nünlist beispielsweise hat uns enttäuscht. Auch sein Klubkamerad Schmid hat bestimmt schon wirkungsvoller gespielt, vor allem offensiv. Auffallend, wie wenig flüssig das Schweizer Stürmerspiel gegen die offene Manndeckung war - im Gegensatz zu den allerdings eine Raumdeckung bekämpfenden Deutschen, die den Ball schon deshalb besser laufen lassen konnten. Entscheidend war auch die bessere Schussauswertung. Auffallend auch, wie spät unsere nicht immer Platz haltenden Flügelstürmer angespielt wurden, Besser klappte es mit dem Sperren und tiptop war bei den meisten der Einsatz. Oder hat mehr als einer überhaupt nicht daran geglaubt, dass es diesmal gelingen könne? Kam die berühmte «Zündung» während des Spiels zu spät? Wer weiss das schon, der auf der Tribüne sitzt und überdies die taktischen Weisungen nicht kennt?
Es gab aber auch helle Lichter in unserer gesamthaft doch gut gefallenden «Dreizehn». Wir meinen da - bitte, das ist nicht Lokalpatriotismus! - den Neuling Glaus vom BSV Bern, der Nünlist bald einmal den Linksaussenposten streitig machen wird. Wir fanden es schade, dass Glaus während der letzten 17 Minuten nicht mehr spielen konnte. Auch W. Seiler - einziger Akteur aus der Nationalliga B - hielt sich ordentlich und schoss sogar noch ein Goal. Und wenn wir beifügen, dass sein Namensvetter Armin als Schütze eher versagte, Burkhardt trotz Note 1 auch etliche Fehler machte, Lehmann im zweiten Teil ein bisschen im Gewühl «unterging» und Landis etwas wenig Rasse entwickelte - dann merkt der Leser, dass diesmal vor allem eine überragende Persönlichkeit fehlte, etwa so, wie sie Heinz Lehmann in Aarau oder in Winterthur gewesen ist. In der Deckung klappte es defensiv nach den Startminuten gut. Wenn von ihr aus offensiv eine grössere Wirkung gekommen wäre, dann hätte vielleicht die immer wieder greifbar scheinende Wendung kommen können. Aber es war ja schon ein Zungen- Heraushängen, bei dieser Hitze überhaupt nur einen Angriff mitzumachen. Und gegen die Deutschen nicht mehr als 20 Tore zu erwischen, das ist doch wohl für Deckung und den famosen Burger ein höchst ehrenvolles Zeugnis!
müssten wir haben! Jeder weisse Forward war ein «Kapitel» für sich: Rechtsaussen Schneller lebt offensichtlich vom überragenden Porzner, wobei er seine einzigartigen «Briefkästen» freilich selber schiessen muss. Erstaunlich, dass die beiden tags zuvor noch ein Punktespiel gegen Göppingen hatten bestreiten (und verlieren!) müssen…! Karrer scheint sich zu einem neuen Robert Will zu entwickeln: kaum zu halten, wuchtig, unheimlich treffsicher. Schwenker freilich eher auf dem «absteigenden Ast», im zweiten Teil lautstark wieder ins Spiel verlangt, nachdem er dem jungen Schmid hatte Platz machen müssen. Und dann Lukas – was hat der für Bombenschüsse ins Netz geknallt, einer schöner als der andere! Welche Wucht, weiche Konzentration! Nicht zufrieden waren deutsche Fachleute mit der verjüngten Deckung im zweiten Teil. Neben den Routiniers Schwope und Ruff standen drei Junge, von denen uns Müller durch seine trockenen, gescheiten Interventionen am besten gefiel. Im Allgemeinen machte die offene Manndeckung der Deutschen einen saubern Eindruck: das ist nun wirklich das Mittel, das den Feldhandball auflockert und ihm neue Impulse geben kann. Aber dazu müsste man bei uns vom hierzulande üblichen Übel abgehen, dass man die für den Sturm zu langsam gewordenen Spieler einfach in die Deckung versetzt, wo sie ihre «Pensionierung» abwarten…
Schweiz: Burkhardt (4), Lehmann (3), Nünlist (2), Landis (2), Loretan, Glaus, A. Seiler, W, Seiler.
Deutschland: Karrer (5), Porzner (4), Lukas (4), Schwenker (3), Schneller (2), Schmid, Horstkötter.
Schweiz: Burger (Aarau); Altorfer (Grasshoppers), Loretan (BSV Bern); Spiess (GC), Fricker (BTV Basel), Schmid (Aarau); Landis, A. Seiler (beide GC), Lehmann, Burkhardt (beide BSV), Nünlist (Aarau); Glaus (BSV), W. Seiler (Burgdorf-Bürger). - Kürschner (Tor, BTV St. Gallen) und Christen (Unterstrass, Deckung) kamen nicht zum Einsatz.
Deutschland: Schneider (Polizei Berlin)/Kühn (TSV Ansbach); Schwope, Hansch; Müller (alle VfL Wolfsburg), Horstkötter (Altenhagen), Ruff (TSG Hassloch); Schneller, Porzner (beide Ansbach), Karrer (Grosswallstadt), Schwenker (Habenhausen), Lukas (BSV 92 Berlin). Feld-Auswechselspieler: Bartels (Witten, Deckung) und Schmid (TV 98 Seckenheim), Stürmer.
Schiedsrichter: A. Dorninger (Linz), für den vorgesehenen Wiener Mück (erkrankt) eingesprungen, war zufriedenstellend.