Wie befürchtet war auch das Geschäftsjahr 2020/21 vom Thema Covid massgeblich beeinflusst. Der Zentralvorstand sah seine Aufgabe darin, trotz allen Hindernissen Perspektiven nach vorne zu öffnen und zum Beispiel – wenn immer möglich – den Spielbetrieb offenzuhalten.
Zwei Saisons mit Covid haben ihre Spuren hinterlassen, aber die Aussichten für 2025 sind positiv, wie die nachfolgende Auflistung zeigt.
Die Männer-Nationalmannschaft bestätigte an der WM 2021 in Ägypten ihren Auftritt an der EHF EURO vom Vorjahr. Die Wahrnehmung war noch einmal beeindruckender. Trotz Nichtqualifikation für die Euro 2022 sind die Aussichten erfreulich unter der Voraussetzung, dass wirklich alle Stakeholder am gleichen Strick ziehen, und dass mehrere Schlüsselspieler bei Topclubs in Europa engagiert sind.
Die Junioren sind durch Covid und das System am meisten betroffen. Falls man sich 2022 wieder für die EM qualifiziert, ist man auf Kurs und sind die Perspektiven günstig. Andernfalls muss das aktuelle System überdacht werden.
Die SHL NLA hat erstmals einen Ligasponsor, heisst neu Quickline Handball League und ist zusätzlich zu den SRF-Fernsehspielen (in den Playoffs) auch über SPORT1 zu sehen. Die Clubs stehen vor grossen Herausforderungen. Einerseits hat man sich betreffend Produkt (z.B. Infrastruktur) klare Vorgaben gegeben, welche aktuell nur von wenigen Teams eingehalten werden können. Andererseits hat man sich zwar sportlich nicht verschlechtert, hat aber die Konkurrenz (wie z.B. Portugal) stark aufgeholt. Und: die beabsichtigen Schritte müssen finanzierbar sein.
Die Anstrengungen des SHV bei der Förderung des Frauenhandballs zahlen sich aus. Die Frauen-Nationalmannschaft ist im Hinblick auf die EHF EURO 2024 in der Schweiz auf gutem Weg und kann sich allenfalls schon vorher für ein grosses Turnier qualifizieren.
Das erste Jahr der Handball-Akademie Frauen in Cham war ein durchschlagender Erfolg. Sie wird weiterhin vom Fritschi Fonds und der Stiftung Pro Handball unterstützt. Die erstmals für Europameisterschaften qualifizierten Juniorinnen-Nationalmannschaften schnitten beide hervorragend ab und qualifizierten sich für die Weltmeisterschaft, wo man einiges erwarten darf.
Die SPAR Premium League setzt sich aufgrund der erwähnten Förderungsmassnahmen des SHV neue Ziele. Im Vordergrund steht dabei die sportliche Weiterentwicklung der Teams vor allem in der SPL 1. Die SPL hat sich für eine neue dynamische Organisationsform entschieden, um vorwärts zu kommen.
Der Bereich Netzwerk (Marketing und Events) ist professionell geführt. Die vom SHV organisierten Veranstaltungen genügen höheren Anforderungen. Die Abklärungen im Zusammenhang mit der EHF EURO 2024 der Frauen haben gezeigt, dass der SHV in der Lage ist, noch grössere Events zu organisieren. Aktuell bewirbt man sich für die EHF 2026/28 und die WM 2029, jeweils bei den Männern.
Aufgrund des Fernsehvertrages mit SRF wurden erstmals Finalspiele der Frauen übertragen, mit erfreulicher Resonanz. Nächste Entwicklungsschritte bei der QHL sollen eine ganzjährige Präsenz am Bildschirm sichern. In Sachen Livestream ist der SHV seit Jahren Vorreiter, im Sachen Social Media auf aktuellem Stand.
Die Zusammenarbeit mit den Verbänden, z.B. den Indoor Sportarten und dem STV, ist stabil und hat sich in Zeiten von Corona bewährt. Die Zusammenarbeit mit Swiss Olympic und dem BASPO war wegen Covid noch enger und ist zwischenzeitlich auf einem sehr hohen Level.
Die Treue unserer Sponsoren in Covid-Zeiten war herausragend, ist für die nächsten Jahre gesichert und lässt auf noch mehr Unterstützung bei neuen Projekten schliessen.
Trotz des Verlustes für das abgeschlossene Geschäftsjahr steht der SHV finanziell solide da. Sollte die Meisterschaft 2021/22 einigermassen normal durchgeführt werden, können die vorgesehenen neuen Aufgaben angepackt werden. In einer Region sind 2021/22 noch ‚Hausaufgaben‘ betreffend Unterstützungsgelder zu machen. Ansonsten sind auch deren Finanzen gesichert.
Der Spielbetrieb hat sich in einer extremen Saison bewährt und durch hohe Präsenz die Weiterführung der Meisterschaft ermöglicht. Die Ungereimtheiten hielten sich in engen Grenzen. Der Auftrag des Zentralvorstandes wurde erfüllt. Nun wird es darum gehen, die zurückgestellte Planung «Meisterschaft 2025» in Angriff zu nehmen.
Das Ausbildungskonzept für die Schiedsrichter hat sich bewährt, konnte aber wegen Covid noch nicht vollständig umgesetzt werden. Dank der weiterlaufenden Unterstützung des Fritschi Fonds können weitere Schwerpunkte gesetzt werden.
Auch mehr als sieben Jahre nach Einführung werden die Trainerausbildung und die Anforderungen an die Trainer der definierten Teams fast uneingeschränkt anerkannt. Covid hat die Durchführung von Kursen verhindert, was zu einem grossen Nachholbedarf führt. 2021/22 wird sich der Betrieb hoffentlich normalisieren.
Beeindruckt haben mich einmal mehr die Vereine. Die aktuellen Meldezahlen von Mannschaften und Lizenzen sind nach zwei Jahren Pandemie keine Selbstverständlichkeit und Zeugnis für die gute Arbeit.
Die Unterstützung der Vereine konzentrierte sich 2020/21 wie erwähnt auf den Spielbetrieb sowie auf die Durchsetzung von Entschädigungen wegen Covid-Verlusten (z.B. Mannschaftsgebühren). Das professionelle Vorgehen der Geschäftsleitung hat deren Akzeptanz nochmals erhöht. Im Rahmen der Strategie 2025 sind zusätzliche Dienstleistungen angedacht.
Im Zentrum der Strategie 2025 steht das Thema «Partizipation». Die bisherige Handballförderung soll weiter gefasst werden. Abgesehen von konkreten Projekten sollen sich alle Verantwortlichen beim SHV bei ihren Tätigkeiten Gedanken machen, wie man Handballinteressierte noch besser einbinden und wie man „Handballuninteressierte“ für unseren Sport gewinnen kann.
Der Zentralvorstand ist im letzten Geschäftsjahr bei seinen Bemühungen für unseren Sport von allen Seiten stark unterstützt worden. Ich denke an die Geschäftsleitung, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und an alle Ehrenamtlichen, insbesondere bei den Vereinen. Herzlichen Dank! In den Dank eingeschlossen sind die erfolgreichen Nationaltrainer und Nationaltrainerinnen. Wir sind stolz auf unsere Teams. Es ist eine Binsenwahrheit: Gute Ideen können nur mit guten Leuten umgesetzt werden.
Dass die Arbeit des SHV geschätzt und unterstützt wird, freut uns ausserordentlich. Herzlichen Dank an alle, welche uns finanziell – direkt oder indirekt – unterstützt haben.
Persönlich habe ich in den letzten Jahren in entscheidenden Situationen starke Unterstützung von meinen Kolleginnen und Kollegen im Zentralvorstand bekommen. «Merci viu mau!»
Aktuell sind wir Covid noch nicht vollständig los. Für 2025 steht aber die Ampel für «Handball Schweiz» auf grün. Nutzen wir die Gelegenheit!
Ulrich Rubeli
Zentralpräsident
Ulrich Rubeli, der Zentralpräsident des Schweizerischen Handball-Verbands (SHV), hat seinen Rücktritt per Ende Kalenderjahr 2021 angekündigt. An der Mitgliederversammlung vom 18. September in Olten wird das bisherige Zentralvorstands-Mitglied Pascal Jenny als Nachfolger zur Wahl vorgeschlagen.
Ulrich Rubeli steht dem SHV seit 2007 als Zentralpräsident vor. Er war in seiner Amtszeit die treibende Kraft hinter der wichtigen umfassenden Umstrukturierung von einer dezentralen Organisation mit sieben Regionalverbänden und den eigenständigen Spitzenligen hin zu einem zentral geführten Gesamtverband. In den vergangenen Jahren wurden so die Voraussetzungen geschaffen, um die Aufgaben der Zukunft und neue Entwicklungen für das gesamte Handballhaus Schweiz erfolgreich in Angriff zu nehmen. Ulrich Rubeli übergibt sein Amt nun zu Beginn der neuen Strategieperiode, die bis 2025 dauert.
Der ehemalige Nationalspieler Pascal Jenny (47) ist seit 2012 Mitglied des Zentralvorstands. Der umtriebige Präsident von Arosa Tourismus ist Mitglied im Exekutivrat von Swiss Olympic und hat sich in den vergangenen Jahren mit zahlreichen innovativen Projekten – bspw. das Arosa Bärenland – einen Namen gemacht. Pascal Jenny treibt bis Ende des Kalenderjahrs auch das zukunftsweisende Thema Partizipation im SHV voran und schafft die Voraussetzungen für die Überführung in die operativen Aufgaben.
Ebenfalls aus dem Zentralvorstand ausscheiden wird René Stamm, der seit 2010 dem Ressort Finanzen vorsteht. Er hat seinen Rücktritt zur Mitgliederversammlung angekündigt. Für ihn wird Nicole Furler als Ersatz zur Wahl vorgeschlagen. Die 43-jährige ehemalige Handballerin ist Leiterin Finanzen und Infrastruktur bei der Stadt Zürich.