Für das Frauen-Nationalteam stand die vergangene Saison bereits ganz im Zeichen der bevorstehenden Heim-EM 2024. Als Gastgeberin bestritt die Schweiz keine EM-Qualifikationsspiele, dafür zeigte das Schweizer Team beim EHF EURO Cup gegen die Mitgastgeberinnen aus Ungarn und Österreich sowie Europameister Norwegen, wo sie stehen. In bester Erinnerung bleiben die sehr gut gefüllten bis ausverkauften Hallen bei den Heimspielen in St. Gallen, Gümligen und Zürich sowie die beiden Siege über Österreich. Die Schweiz schloss den EHF EURO Cup auf Rang 3 ab. Nun steht die Nationalmannschaft vor einer intensiven Vorbereitungsphase, um bei der erstmaligen Heim-EM ab 29. November einen möglichst guten Eindruck hinterlassen zu können.
Auch neben dem Feld standen die Spielerinnen der A-Nati aktiv im Einsatz. Vor allem die Aktion «Die Nati trainiert die Nordwestschweiz», bei welcher Nationalspielerinnen ein Kinder-Training leiteten und so das EM-Fieber entfachten, bleibt in bester Erinnerung. Das ganze Team «Leistungssport Frauen» freut sich nun auf die sechs EM-Spieltage und schaut motiviert auf die attraktive Schweizer Gruppe. Bei der Auslosung am 18. April erhielt man mit den Färöern, Dänemark und Kroatien interessante Gegnerinnen zugelost.
Weiter wurden auch die Weichen für eine Zukunft nach der Heim-Europameisterschaft gestellt. Das Impulsprogramm «Frauen Nationalteams» von Swiss Olympic unterstützt uns, das A-Nationalteam während der nächsten drei Jahre näher an die Weltspitze zu bringen. Erste Massnahmen konnten bereits Anfang 2024 umgesetzt werden. Schwerpunkt werden auf die Bereiche Umfeldmanagement und Athletik gelegt. Das neue Fördergefäss «Development-Kader» unterstützt die positive Weiterentwicklung des Frauenleistungssports zudem.
Herausgestochen ist diesen Sommer unser U16-Nationalteam unter der Leitung von Jürgen Fleischmann. Es kürte sich an den European Open in Schweden sensationell zu Europameisterinnen und sorgte damit für die historisch erste Medaille im internationalen Frauenhandball für die Schweiz überhaupt. Ein emotionaler Empfang der Golden Girls am Flughafen Zürich mit Schweizerfahnen und Kuhglocken rundeten den erfolgreichen Auftritt des jüngsten Schweizer Nationalteams ab und bleibt allen Beteiligten mit Sicherheit in Erinnerung.
Auch das U20 Nationalteam konnte mit Rang acht an der WM in Nordmazedonien überzeugen und damit die positive Entwicklung im weiblichen Nachwuchs unterstreichen. Wir liessen grosse Handballnationen wie Spanien, Deutschland, Rumänien und Norwegen hinter uns.
Die U18 schloss ihre Weltmeisterschaft in China auf Rang 14 ab. Nach gutem Start verpassten die Schweizerinnen erst knapp den Vorstoss unter die Top 8 und in der Hauptrunde wegen einer ärgerlichen Niederlage gegen Tschechien auch denjenigen in die Top 12. In China – ein weisser Fleck auf der Handball-Weltkarte – sammelten Team und Staff aber wertvolle Erfahrungen. Zudem wurde Era Baumann auf ihrer Position ins Allstar Team gewählt.
Yellow-Cup-Triumph, Weltrekord-Spiel, Trainerwechsel, WM-Wildcard – das Schweizer A-Nationalteam schaut auf eine äusserst bewegende Saison 2023/24 zurück.
Nach der erfolgreichen Qualifikation für die EHF EURO 2024 in Deutschland zog die Schweiz beim Draw-Event das Hammer-Los und wurde ins Eröffnungs- und Weltrekordspiel vor über 53'000 Zuschauern gegen den Gastgeber in der Merkur Spiel-Arena in Düsseldorf gelost. Den Feinschliff für die EM-Kampagne holte man sich wie gewohnt am Yellow Cup, wo die Schweiz drei klare Siege über Bosnien-Herzegowina, Rumänien und Argentinien feiern konnte und sich zum Turniersieger kürte.
Auf der ganz grossen Bühne klappte es fünf Tage später nicht wie gewünscht. Die Schweiz musste sich vor Weltrekordkulisse Deutschland klar geschlagen geben (14:27). Umso bemerkenswerter fiel aber die Reaktion aus. Gegen den späteren Europameister Frankreich schaffte man in Berlin ein sensationelles 26:26-Unentschieden. An selber Stätte ging zwei Tage später der Clash gegen Nordmazedonien knapp mit 27:29 verloren, die Schweiz schloss ihre zweite EM-Teilnahme in den letzten vier Jahren auf Rang 19 ab.
Die Europameisterschaft schrieb auch sonst zahlreiche Geschichten und sorgten dafür, dass der Handball in den Schlagzeilen stand. Für den besten Schweizer Handballer aller Zeiten, Andy Schmid, waren die EM-Partien die letzten seiner Aktiv-Karriere. Bei seiner Abschiedsvorstellung gegen Nordmazedonien glänzte Schmid noch einmal mit 12 Treffern. Wenige Wochen nach einer aufwühlenden EM-Kampagne beendeten Nationaltrainer Michael Suter und der Verband ihre Zusammenarbeit drei Monate früher als geplant.
Der SHV ist Michael Suter zu grossem Dank verpflichtet. Er übernahm die A-Nationalmannschaft im Sommer 2016 von Rolf Brack, betreute sie während insgesamt 91 Partien und weist eine ausgeglichene Bilanz (43 Siege, 5 Unentschieden, 43 Niederlagen) vor. Suter führte die Schweiz nach langer Absenz an Endrunden an zwei Europameisterschaften und an die Weltmeisterschaft 2021 in Ägypten, wo die Nati in die Hauptrunde vorstiess und das Turnier auf dem starken 16. Platz (wie bei der EM 2020) abschloss.
Der ehemalige 74-fache Nationalspieler stand zuvor während fast einem Jahrzehnt und über 200 Partien den Junioren-Nationalmannschaften vor, nahm an zehn U-Endrunden teil und feierte bemerkenswerte Erfolge. In seinen insgesamt 16 Jahren Verbandstätigkeit hat er den Schweizer Spitzen-Handball auf ein neues Niveau gebracht und verhalf zahlreichen heutigen Bundesliga-Spielern als erster Förderer zu einer Profi-Karriere im Ausland.
Suters Nachfolger heisst Andy Schmid. Der Luzerner, der das Nationalteam – wie schon im Jahr 2023 kommuniziert – eigentlich auf Saisonstart 2024/25 übernehmen sollte, begann nun schon drei Monate früher als geplant. Zum Auftakt reiste Schmid mit seinem Team nach Dänemark und absolvierte dort einen ersten Test gegen den Weltmeister (25:30-Niederlage). Anfang Mai folgten dann die WM-Playoffs, in welchen die Schweiz auswärts in Slowenien erst einen heroischen Auswärtssieg schaffte und sich im Rückspiel in Winterthur dem Favoriten erst nach dem Siebenmeterschiessen beugen musste. Die frohe Kunde kam rund zwei Wochen später. Die Schweiz erhielt vom Weltverband IHF eine Wildcard und darf doch noch an der WM 2025 teilnehmen.
Es wird die vierte Teilnahme an den vergangenen sechs Grossturnieren sein und zeigt, dass sich der Schweizer Männer-Handball weiterhin in eine erfreuliche Richtung entwickelt.
Die U21 schloss die EM in Slowenien auf dem etwas enttäuschenden 17. Rang ab. In der Vorrunde musste sie zwei knappe Niederlagen gegen die Färöer und Frankreich einstecken. In der anschliessenden Platzierungsrunde liess die U21-Nati dann in vier Spielen vier Siege folgen und zeigte, was möglich gewesen wäre.
Dank der Qualifikation im Januar in Skopje nahm auch die U19 an der Europameisterschaft teil. In einer starken Vorrundengruppe (Schweden Gold, Ungarn Bronze) schaffte man den Vorstoss in die Zwischenrunde und schloss das Turnier am Ende auf Rang 11 von 24 Mannschaften ab. Somit qualifizierte sich die Schweiz auch für die kommende WM im nächsten Sommer in Slowenien.
In der Abteilung Leistungssport des Schweizerischen Handball-Verbands auf der Geschäftsstelle in Olten kam es im vergangenen Geschäftsjahr zu Mutationen.
Nach 12 Jahren als Chef Leistungssport hat Ingo Meckes Ende Januar 2024 den Verband verlassen. Im Zuge seines Abgangs kam es im Ressort zu einer Neu-Aufstellung. Die bisherige Mitarbeiterin Ariane Pejkovic ist neu Leiterin «Organisation Leistungssport». Zu ihrem Team zählen neu auch Arak Kin und Sascha Schönholzer. Letzterer ersetzt Nico Peter, der den Verband auf eigenen Wunsch verlassen hat.
Neben Ariane Pejkovic fungiert Karin Weigelt neu als Managerin Leistungssport Frauen, Manuel Liniger hat selbige Aufgabe bei den Männern inne. Die beiden unterstützen die A-Nationaltrainer Knut Ove Joa (Frauen) und Andy Schmid (Männer).