Nik Tominec: Ein Multitalent am Scheideweg

15.06.2011

Der slowenisch-schweizerische Doppelbürger Nik Tominec (20) wechselt zu den Kadetten Schaffhausen. In den nächsten drei Jahren wird die Pädagogische Hochschule in Schaffhausen seinen Alltag prägen. Das grosse Sporttalent, das zuletzt auch als Fussballer auf sich aufmerksam machte, möchte sich bei den den Kadetten für höhere Aufgaben empfehlen.

Der slowenisch-schweizerische Doppelbürger Nik Tominec (20) wechselt zu den Kadetten Schaffhausen. In den nächsten drei Jahren wird die Pädagogische Hochschule in Schaffhausen seinen Alltag prägen. Das grosse Sporttalent, das zuletzt auch als Fussballer auf sich aufmerksam machte, möchte sich bei den den Kadetten für höhere Aufgaben empfehlen.

An der Ebnatstrasse erwerben Jungakademiker ihren Bachelor und erhalten Hinweise zur Entwicklung der beruflichen Zukunft. Für Entscheidungshilfen ist der neue Kadetten-Spieler aber auch in andern Bereichen dankbar. Der 20-jährige Sportler ist ein Multitalent. Bei dem auf einschlägigen Webseiten als "talentierter, beidfüssiger Innenverteidiger" oder als "variabel einsetzbarer Linkshänder mit grossem Potenzial" bezeichneten Athleten handelt es sich um die gleiche Person. Nik gehört zur raren Spezies vielseitig veranlagter Sporttalente, die sich beim Erwachsenwerden entscheiden müssen, in welcher Sparte sie Karriere machen wollen. In Montpellier hat sich Luka, der jüngere Karabatic, im Alter von 19 Jahren für den Handball und gegen das Tennis entschieden und ist jetzt, vier Jahre später, neuestes Mitglied der Equipe Tricolore. Vor zehn Jahren gab es in der Schweiz das Beispiel von Carlos Lima, der Leichtathlet und Handballer auf Topniveau war. Noch weiter liegt der "Fall Arild Gulden" zurück. Der Norweger spielte gleichzeitig Fussball und Handball in den Meistermannschaften des Grasshopper-Clubs.

Sporttalent von den Eltern geerbt

Der Umzug nach Schaffhausen und die Immatrikulation an der Pädagogischen Hochschule sind klare Indizien dafür, dass sich Nik für den Handball entschieden hat. Das war vor dem Hintergrund der erblichen Belastung nicht anders zu erwarten. Im früheren Jugoslawien von Marschall Tito war die Mutter eine wichtige Stütze im Juniorinnen-Nationalteam. Und Vater Matjaz ist in der Schweizer und der internationalen Trainerbranche bekannt wie ein bunter Hund. Spätestens seit der EM 2000 in Zagreb, als er als Coach des slowenischen Teams dem kroatischen Gold-Team von Atlanta den Weg an die Olympischen Spiele nach Sydney verbaute. Die internationale Aufmerksamkeit, die Nik Tominec in diesen Wochen erzeugt, hat einen andern Hintergrund: In den handballbegeisterten Regionen im nordwestlichen Balkan und in den Nachbarländern stellen sich die Fans die Frage, ob "Tominec III" dem slowenischen Verband erhalten bleibt oder das Wappen auf dem Nationaltrikot mit dem Schweizer Kreuz tauscht. Tominec III deshalb, weiI es neben Vater Matjaz noch den älteren Bruder Rok, ebenfalls Handballer, gibt. Im munteren Ratespiel goss Nationaltrainer Boris Denic unlängst Öl ins Feuer, indem er den Nachwuchs-Linkshänder für die letzten Spiele der EM-Qualifikation ins 28-Mann-Kader berief und Nik mit einer EM-Teilnahme in Serbien zu ködern versuchte. Denn Tominec III ist gemäss den einschlägigen IHF- und EHF-Vorschriften erst ab Juli 2012 für den Schweizer Verband spielberechtigt, weil er 2009 im schwedischen Partille mit der damaligen U-19-Auswahl Sloweniens die Offene Europameisterschaft bestritt, gewann und ins All-Star-Team gewählt wurde. Matjaz Tominec und seine Familie sind Doppelbürger, sodass das Klischee von den zwei Herzen, die in einer Brust schlagen, zum Tragen kommt. Nik wuchs in der Schweiz auf, besuchte drei Jahre die Kantonsschule Luzern und lernte seine Wurzeln erst mit 16 Jahren kennen. Die Matura machte er in der slowenischen Landessprache, spielte daneben wie zuvor bei Borba Luzern am Arbeitsort seines Vaters Handball und wurde unter anderem slowenischer U-21-Meister.

Gastspiel als Fussballprofi
Dann brach die Liebe zum Fussball mit ihm durch, und das Talent gestattete ihm einen 18-monatigen Stage im Profibetrieb von Ljubljana. Nik war ein valabler Innenverteidiger, der sofort in den Fokus der Scouts und Spieleragenten geriet. Im Gegensatz zu seinem Freund und Weggefährten in Koper, Enej Jelenic, widerstand Nik dem Lockruf des schnellen Geldes. Trotz der Offerte eines Vierjahresvertrages des prominenten Fussballvereins. Dass Jelenic heute in Genua Serie-A-Spieler mit einem Monatsgehalt von 17 000 Euro ist, beeinflusst den Entscheid Tominec’, am eingeschlagenen Handballer-Weg festzuhalten, nicht. "Mein Fernziel ist die Bundesliga oder ein europäisches Spitzenteam", sagt Nik bestimmt. "In Schaffhausen kann ich bei den Kadetten die Grundlagen dazu erarbeiten." Sein Freund Dragan Gajic mache ihm Mut. Der Rechtsaussen und bisherige Teamkollege im RK Branik Maribor ist soeben von Montpellier engagiert worden. Die starke Linkshänder-Fraktion der Jurca, Vukelic, Stojanovic und so weiter sei eine echte Challenge, hat Tominec III auch noch gesagt. Was die Spielberechtigung für den SHV betrifft, habe man den Verband sensibilisiert, fügt Kadetten-Manager Peter Leutwyler hinzu. Das Ja-Wort Tominec’ darf vorausgesetzt werden. Der junge, intelligente Mann, der bereits mit 20 Jahren die Zeit nach der Karriere plant und gleichzeitig entschlossen seine sportliche Laufbahn vorantreibt, ist jedenfalls eine echte Bereicherung für die SHL- und die Schweizer Nachwuchsszene.

Quelle: Hans Hugentobler

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