Champions League: Barcelona zu Gast in Schaffhausen

26.09.2012

Die europäische Ebene passt zum Handball-Produkt Schaffhausen. Entsprechend sind die Kadetten auch aufgestellt. Ein erstes Mal wollen sie ihre abermals angehobene Qualität am Donnerstagabend um 20 Uhr im Heimspiel gegen den Champions-League-Rekordsieger Barcelona demonstrieren.

Die europäische Ebene passt zum Handball-Produkt Schaffhausen. Entsprechend sind die Kadetten auch aufgestellt. Ein erstes Mal wollen sie ihre abermals angehobene Qualität am Donnerstagabend um 20 Uhr im Heimspiel gegen den Champions-League-Rekordsieger Barcelona demonstrieren.

Der Schweizer Meister peilt die Herausforderung ausserhalb des Tagesgeschäfts an. In der Champions League finden die Kadetten die geeignete Bühne vor. Dort will sich der von Giorgio Behr seit 20 Jahren professionell geführte und grosszügig finanzierte Klub erneut möglichst gut positionieren.

Die Konstanz im europäischen Business ist eindrücklich. Seit 2006 haben die Schaffhauser in allen Wettbewerben Spuren hinterlassen und ausnahmlos die Runde der letzten 16 erreicht. In der Champions League überstanden sie zuletzt zweimal in Folge die Gruppenphase. Im Jahr zuvor hatten die Kadetten im EHF-Cup-Final den TBV Lemgo herausgefordert.

Behr setzt das auf 25 Spieler aufgestockte und nochmals aufgewertete Kader nicht unter Druck: "Wir haben die stärkste Gruppe seit drei Jahren zugelost bekommen. Da spielt unter Umständen auch das Glück eine Rolle." Barcelona, die Füchse Berlin und der ungarische Topklub KC Szeged sind mutmasslich vor dem NLA-Champion einzureihen. Um Platz 4 ringen die Kadetten gegen den nahezu neuformierten RK Zagreb und die mit zahlreichen Russen und Ukrainern aufgerüstete Auswahl von Dinamo Minsk.

Finanzkrise als Chance?
Die Finanzkrise hat mittlerweile auch weite Teile des Sportszene erreicht. "In gewissen Ländern fliesst das Geld nicht mehr so locker", stellt auch der Wirtschafts-Experte und Unternehmer Behr fest. Der Fall von AG Kopenhagen - der CL-Dritte der letzten Saison musste Konkurs anmelden - erinnert Behr an ein ähnliches Fiasko in der Schweiz: "Ich habe wegen solchen Klubs, die auch so gewirtschaftet haben, mehrere Titel verloren."

Den wirtschaftlich bedingten Korrekturen blickt er gelassen entgegen: "Wir verhalten uns korrekt und haushalten vernünftig." Ein Szenario wie in Dänemark ist bei den Kadetten ausgeschlossen. Behr, gemäss Angaben der Bilanz gegen 400 Millionen Franken schwer, kann sich die erstklassige Mannschaft problemlos leisten. Und er managt sein Projekt nachhaltig: Im Hintergrund baut er eine national beispiellose Akademie für Nachwuchs-Handballer auf.

Sparrunde in Barcelona
Zum Aufakt empfangen die Schaffhauser wie im Herbst vor einem Jahr Barcelona. Der sechsfache Champions-League-Titelträger war an den vergangenen Sommerspielen in London prominent vertreten. Acht Spieler standen für den Viertelfinalisten Spanien, den Finalisten Schweden und Olympiasieger Frankreich im Einsatz. "Barça" gehört nach wie vor zum internationalen Establishment, hat im Sommer aber auf hohem Niveau Einbussen verkraften müssen.

In der Handball-Sektion des FC Barcelona stehen weniger Mittel als früher zur Verfügung. Eine Redimensionierung war unvermeidlich. Der ungarische Captain Laszlo Nagy mochte sich der Sparrunde nicht anschliessen und löste seinen Vertrag einseitig auf. Zusammen mit dem spanischen Top-Flügel Cristian Ugalde und Marco Oneto liess sich der Topskorer zu Veszprém transferieren. Noch feilschen die katalanischen Anwälte um die Ablösesumme von angeblich mehreren Millionen Euro.


Zahlen und Fakten zum FC Barcelona  
 
Hauptprobe: Barça gewann die Hauptprobe im Palau Blau Grana vor 2'500 Zuschauern gegen Academia Octavio Vigo 36:21 und führt die Liga Asobal nach 3 Runden mit vier weiteren Teams ohne Verlustpunkte dank der besten Tordifferenz an. Barcelona spielte komplett, wobei das Keeper-Duo Sterbik (42%) und Saric (41%) stark auftrat.
 
Palmarès: 7 Titel in der Champions League (Rekord), 1 Titel im Vorgänger-Wettbewerb Meistercup, 2 Siege im bisherigen EHF-Cup, 4 Siege im inzwischen aufgelösten Cup der Cupsieger. – 19 Meistertitel in Spanien, zuletzt 2011/12.
 
Abgänge: Laszlo Nagy, Marco Oneto, Cristian Ugalde (alle Veszprém), Konstantin Igropulo (Füchse Berlin) und Johan Sjöstrand (Aalborg) verliessen die Handballsektion, die im Zuge der Finanz- und Bankenkrise in Spanien bzw. Katalonien zu einer markanten Budgetredimensionierung gezwungen wurde.

Zuzüge: Eduardo Gurbindo (Valladolid), Angel Montoro, Martin Stranovsky (beide Ademar León), Arpad Sterbik (Atlético Madrid).
 
Barcelona "Espoirs": Barcelona und León sind in Spanien führend in der Nachwuchsförderung und arbeiten mit Konzepten, die dem System der Kadetten mit der Suisse Handball Academy ähneln: Balaguer (1991), Arino (1992) und Biosca (1995) sind deshalb ins Profikader integriert worden. Ziel ist, die Talente Schritt für Schritt an das hohe Niveau der Champions League heranzuführen. Die in Schaffhausen seit Jahren praktizierte Langfrist-Strategie (Dissinger, Mamic, Tominec, Pendic etc.) hat mittlerweile sogar in führenden Spitzenklubs wie z.B. Hamburg, Madrid oder Zagreb Anhänger gefunden.

Trainer: Xavi Pascual, seit Februar 2009 im Amt, hat seinen Vertrag Anfang September bis 2015 verlängert.
 
Medaillengewinner in London: Cédric Sorhaindo gewann mit Frankreich Gold, Magnus Jernemyr mit Schweden Silber. – Aus dem Kader 2011/12 haben 11 Barcelona-Spieler an den Olympischen Spielen teilgenommen.
 
Saisonziele: Trotz Substanzverlust im Vergleich mit dem Vorjahr strebt Barcelona den Sieg in der Königsklasse an und will dazu sämtliche nationalen Titel gewinnen. Die Supercopa 2012 steht nach einem Erfolg gegen Atlético Madrid bereits im Trophäen-Museum von Barça.
 
Einschätzung: Auf der Linkshänder-Position im rechten Rückraum hat Barça einen Substanzverlust  hinnehmen müssen. Das Kader hat in seiner Gesamtheit aber immer noch Weltklasse – dank Topspielern wie Saric, Sterbik, Rutenka, Nöddesbo etc.
 
Kader 2012/13: Tor: Daijel Saric (BIH), Arpad Sterbik (ESP/SRB/HUN), Ignacio Biosca (ESP). – Kreis: Cédric Sorhaindo (FRA), Jesper Nöddesbo (DEN), Magnus Jernemyr (SWE, nur Abwehr). – Playmaker: Raúl Entrerrios (ESP), Daniel Sarmiento (ESP). – Rückraum rechts: Eduardo Gurbindo (ESP), Angel Montoro (ESP). – Rückraum links: Mikkel Aguirrezabalaga (ESP), Siarhei Rutenka (BLR), Viran Morros (ESP, nur Abwehr). – Flügel rechts: Albert Rocas (ESP), David Balaguer (ESP), Victor Tomás (ESP). – Flügel links: Martin Stranovsky (SVK), Aitor Arino (ESP), Juanin Garcia (ESP).

Quelle: Sportinformation (Text), Hans Hugentobler (Zahlen und Fakten)

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