Michael Suter: "Ein Spiel, das wir beherrschen"

30.03.2012

Innert zehn Tagen könnten sich gleich zwei Nachwuchs-Nationalmannschaften des SHV für Europameisterschaften qualifizieren. Sowohl die U18-, als auch die U20-Junioren gehen mit vielversprechenden Ausgangslagen in ihre Qualifikations-Turniere. Nationaltrainer Michael Suter spricht im Interview über die Entwicklung, die Chancen und die Freude am Druck.

Innert zehn Tagen könnten sich gleich zwei Nachwuchs-Nationalmannschaften des SHV für Europameisterschaften qualifizieren. Sowohl die U18-, als auch die U20-Junioren gehen mit vielversprechenden Ausgangslagen in ihre Qualifikations-Turniere. Nationaltrainer Michael Suter spricht im Interview über die Entwicklung, die Chancen und die Freude am Druck.

Michael Suter, gleich zwei Nachwuchsteams des SHV haben reelle Chancen, sich für die Europameisterschaften im Sommer zu qualifizieren. Eine beeindruckende Entwicklung.
Danke. Bevor wir aber von einer Qualifikation sprechen, müssen wir hart arbeiten. Wir haben uns dank den starken Resultaten der 1992er-Generation in den vergangenen beiden Jahren in diese vernünftige Ausgangslage gebracht, weil wir in den Auslosungtöpfen hinaufgerutscht sind. Die U18-Junioren sind nun in ihrer Gruppe gar topgesetzt. Es wird aber alles andere als ein Selbstläufer, die Aufgaben für beide Mannschaften sind keineswegs einfach. Es ist aber der Anspruch, den ich habe: Wir wollen uns mit den Besten messen, und daher wenn immer möglich an Endrunden teilnehmen.

Sowohl der 1992er- als auch der 1994er-Generation wurde ursprünglich ein durchschnittliches Potenzial attestiert. Wie kommt es nun, dass beide Auswahlen im europäischen Vergleich bestehen können?
Der Jahrgang 1992 war und ist ganz starke Einheit. Vieles war von Beginn an klar, die Strukturen haben sich rasch ergeben. Das Team hat von der ersten Sekunde an kompromisslos mitgezogen und sich bis an die Weltspitze gekämpft. Diese Mannschaft ist für mich ein Paradebeispiel, was im Teamsport alles möglich ist. Dass sich der Jahrgang 1994 nun ebenfalls sehr ansprechend entwickelt, hängt auch damit zusammen, dass wir die beiden Leistungsträger Luka Maros und Pascal Vernier bereits seit über zwei Jahren im älteren Jahrgang mitgenommen haben. Sie konnten dort zahlreiche wertvolle Erfahrungen sammeln, die sie jetzt ihren Teamkollegen weitergeben. Es zeigt, dass dieses übergreifende Arbeiten ein wichtiger Eckpfeiler in unserer Nachwuchsförderung sein muss, weil wir aus zahlenmässig wenig Spielermaterial das Maximum machen wollen. Das höchste Ziel bleibt nämlich, Spieler aufzubauen, die in Zukunft erfolgreich für die A-Nationalmannschaft auflaufen werden.

Mit der 1996er-Generation kommt offenbar schon wieder ein interessanter Jahrgang nach. Was dürfen wir von diesem Team erwarten?

Das wird vielleicht nicht spielerisch der beste Jahrgang, aber sicher körperlich. Schon jetzt sind zehn Akteure über 190cm gross. Es ist eine beeindruckende Ansammlung von körperlich starken Spielern. Diese Generation wird einen anderen Handball spielen als zum Beispiel unsere U20-Mannschaft mit Kevin Jud und Nicolas Raemy. Aber die Anlage muss sowieso immer den Gegebenheiten angepasst werden. Die 1996er-Generation wird sicher über eine starke Deckung mit guten Goalies verfügen.

Die U20-Junioren treffen in der EM-Qualifikation vor heimischem Publikum auf Schweden, Montenegro und Lettland und brauchen Rang zwei. Das scheint lösbar.
Schweden ist in der Gruppe der Favorit, gegen diese Mannschaft haben wir im vergangenen Sommer an der Open-EM mit einem Tor verloren – allerdings auswärts in Göteborg. Im Jahr zuvor gelang uns gegen Schweden auch schon ein Sieg. Montenegro wird derweil oft etwas unterschätzt. Dieses Land stellt seinen absoluten Top-Jahrgang, gegen den wir im letzten Jahr nur mit zwei Toren gewonnen haben. Das Spiel am Samstag wird darum der Big Point. Zu Hause hoffen wir natürlich auf viel Publikum und eine starke Leistung. Das Grundgerüst muss dabei unsere Deckung darstellen.

Die ganze Schweiz erwartet von der U20 mit dem Heimvorteil die Qualifikation. Kann dieser Druck zu einem Problem werden?

Ich glaube, das ist ein Team, das mit solchen Situationen umgehen kann. Das haben wir auch an der WM in Argentinien gesehen, also wir das entscheidende Spiel gegen das Heimteam vor 5000 Zuschauern gewonnen haben. Mehrere Spieler dieser Generation mögen diesen Druck sogar, sie können ihn in eine positive Anspannung umwandeln. Sie wissen, dass es am Ende nur ein Spiel ist. Aber eines, das sie beherrschen.

Wie viel Wert sind denn dabei die Erfahrungen von der EM 2010 und der WM 2011?

Wir haben Gewissheit, in entscheidenden Momenten immer wieder bereit zu sein. Das haben wir in den letzten beiden Jahren wiederholt bewiesen, ob an Qualifikationen oder an Turnieren. Wichtig wird sein, dass alle Spieler den Kopf voll bei der Sache haben, auch wenn für viele der Fokus in dieser Saison bereits auf ihren Aufgaben in der NLA oder in der A-Nationalmannschaft liegt. Ich erachte es als meine Aufgabe als Trainer, dafür zu sorgen, dass wir über Ostern das Optimum abrufen können.

Die U18-Junioren müssen in Estland antreten und treffen neben dem Gastgeber auf Italien und Holland. Dort qualifiziert sich nur der Gruppenerste. Ist im Team genügend Konstanz vorhanden, um innert dreier Tage drei Spiele zu gewinnen?
Es ist richtig, dieses Team ist noch nicht durchwegs konstant. Aber gab zuletzt deutliche Anzeichen für eine klare Steigerung. Wir haben am Turnier in Merzig den dritten Platz belegt, am Master Cup zwei hohe Siege gefeiert oder auch Frankreich schon geschlagen. Aber es gibt noch immer kleinere Durchhänger. Wichtig ist, dass wir in schlechten Momenten ein gewisses Mass nicht unterschreiten. Die Qualifikation wird uns gelingen, wenn wir in Estland als Einheit auftreten und uns füreinander zerreissen, obwohl wir grosse Unterschiede im Team haben. Es geht um eine klare Aufgabenverteilung. Manche Spieler im Team haben grosse Rollen, und andere haben kleinere Rollen, die auch sehr wichtig sind. Es wäre auf jeden Fall eine Riesensache, wenn wir uns für die U18-EM qualifizieren würden.

Nach dem europäischen Jugend-Olympia-Festival im vergangenen Sommer sind es die ersten europäischen Pflichtspiele. Wo steht die U18-Nationalmannschaft im Vergleich zur Spitze?
An einem guten Tag können wir fast jeden Gegner schlagen, das gibt uns Vertrauen. Im Vergleich zum Olympia-Festival im letzten Sommer in der Türkei hat es aber im Team zahlreiche Veränderungen gegeben, weil wir jetzt schon mehrere Spieler aus der 1996er-Generation im Kader und in wichtigen Positionen auf dem Feld haben. Wir verfügen im europäischen Vergleich wohl über das jüngste U18-Team überhaupt.

Was braucht es insgesamt gesehen, dass sich gleich beide Teams für die Europameisterschaften qualifizieren können?
Es wird eine sehr kompakte Defensive mit starken Goalies brauchen. Daraus wird sich unser Gegenstossspiel entwickeln. Mit einem starken Positionsangriff kann man schon auch ein Spiel gewinnen, aber so eine mehrtägige Qualifikation läuft nur über die Verteidigung. Wenn wir es hinkriegen, als starke Einheiten aufzutreten und jederzeit das Team in den Mittelpunkt zu stellen, haben wir mit der U20 und auch mit der U18 eine gute Chance.

Quelle: Marco Ellenberger

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