1992er-Generation: Ein Abschluss mit Pauken und Trompeten

28.07.2013

Die Schweizer U21-Nationalmannschaft hat die Weltmeisterschaft in Bosnien-Herzegowina auf dem hervorragenden siebten Platz abgeschlossen. Für die 1992er-Generation ging damit ihre Zeit in den Nachwuchs-Nationalteams des Schweizerischen Handball-Verbands (SHV) – nach zuvor bereits drei Top-Acht-Klassierungen an EM- und WM-Endrunden sowie der Bronzemedaille am European Open in Göteborg – mit einem weiteren eindrücklichen Ausrufezeichen zu Ende.

«Unschweizerische Handballer» seien sie, diese U21-Junioren an der WM in Bosnien-Herzegowina. So stand es in der Pendlerzeitung 20 Minuten. Es war einer von vielen Superlativen, den sich die SHV-Auswahl  mit ihren Auftritten an der Endrunde verdiente. Und dass zum Abschluss für die Equipe von Trainer Michael Suter nochmal eine Klassierung unter den besten Acht der Welt herausschaute, grenzt unter Anbetracht der Umstände tatsächlich an ein kleines Handball-Wunder. Die physisch unterlegene SHV-Auswahl, die im Vergleich mit anderen Top-Nationen über ein eher schmales Kader verfügt, musste den Ausfall von mehreren Leistungsträgern verkraften. Mit Nicolas Raemy fehlte dem Team der kreativste Offensivspieler, mit Jonas Mächler eine der Stützen im Innenblock der Verteidigung. Im Turnierverlauf fiel mit Fabio Baviera der Teamleader, Abwehrchef und Kreisläufer aus. Und als im letzten Spiel gegen Ägypten mit Stefan Huwyler und Luca Spengler die beiden verbliebenen Akteure aus dem Innenblock bereits nach der ersten Viertelstunde nicht mehr zur Verfügung standen, sprach eigentlich nicht mehr viel für die Mannschaft von Trainer Michael Suter. Doch die 1992er-Generation wäre nicht die 1992er-Generation, wenn sie nicht auch an dieser Aufgabe gewachsen wäre und das scheinbar Unmögliche noch möglich gemacht hätte. «Das war wirklich sensationell. Die Jungs wollten unbedingt einen positiven Abschluss für die vergangenen vier Jahre. Wie sie das neue, spontane Konzept in diesem letzten Spiel umgesetzt haben, war absolut grossartig», sagte Michael Suter.

«Das ist aussergewöhnlich»
Ganz allgemein durfte der Nationaltrainer auf eine bemerkenswerte Weltmeisterschaft zurückblicken, in der die SHV-Auswahl grosse Handball-Nationen wie Dänemark, Deutschland oder Slowenien in der Rangliste hinter sich liess. Nach dem Auftaktsieg gegen Holland, der alles andere als selbstverständlich war – die Holländer schlossen das Turnier nämlich auf dem fünften Platz ab – und der darauffolgenden, souveränen Bestätigung gegen Algerien machte vor allem der Exploit im Achtelfinal gegen Dänemark weit über die Schweizer Grenzen hinaus Schlagzeilen. «Dass in so einem Spiel alles zusammenpasst, ist aussergewöhnlich. Das war eine unglaubliche Partie. Umso mehr hat uns gefreut, dass diese Leistung auch in der Schweiz medial wahrgenommen wurde», sagte Michael Suter. Er durfte danach sowohl im Viertelfinal gegen Spanien als auch im ersten Klassierungsspiel gegen Brasilien zwei weitere «sackstarke» Leistung seiner Mannschaft zur Kenntnis nehmen, die aber beide knapp nicht mit Erfolgserlebnissen belohnt wurden. «Gegen Spanien haben wir eine fantastische Leistung abgeliefert, waren bis kurz vor Schluss ganz nahe an der Überraschung dran. Gegen Brasilien, das vorher Slowenien ausgeschaltet und Kroatien an seine Grenzen gebracht hatte, haben wir uns nach deutlichem Rückstand super zurückgekämpft. Unserer Mannschaft gilt dafür ein riesiges Kompliment.» Dass die Partie gegen die Südamerikaner danach im Siebenmeterwerfen verloren ging, sei zwar bitter gewesen – aber im Nachhinein auch eine wertvolle Erfahrung für die Spieler, sagte er.

Sinnbild für die letzten vier Jahre
In Erinnerung bleiben wird aber – neben dem Achtelfinal-Sieg gegen Dänemark – vor allem der Abschluss im Spiel um Platz sieben gegen Ägypten. Noch einmal warfen die 1992er ihre Stärken und Qualitäten in die Waageschale. Und so stand der 28:26-Sieg am Ende sinnbildlich nicht nur für diese Endrunde, sondern irgendwie auch für die vergangenen vier Jahre dieser Nachwuchs-Generation. «Es ist uns an dieser WM gelungen, den teilweise schwierigen Umständen zu trotzen und eine aussergewöhnliche Stabilität über das ganze Turnier auf die Platte zu bringen. Es war wirklich toll, wie das Team die vorgegebenen Strategien umgesetzt hat. Die Spieler haben sich auch nie über irgendetwas beklagt – sie gingen mit unbändigem Willen stets weiter», sagte Michael Suter, der den Auftritt der Mannschaft als Ganzes hervorhob. «Es hat jeden der sechzehn Kaderspieler in diversen Momenten gebraucht, und alle erfüllten ihren Part mit grosser Loyalität. Das unterstreicht den Teamgedanken bei diesen Jungs.» So durfte der Nationaltrainer am Ende resümieren, vor allem in der zweiten Woche wieder am «obersten möglichen Leistungslevel» gelaufen zu sein. Die SHV-Auswahl verdiente sich so nicht nur eine Top-Klassierung an der U21-WM, sondern vor allem auch einen perfekten Abschluss für dieses bemerkenswerte 1992er-Team. Und zwar auf die gleiche Weise, wie die grandiose Geschichte mit dem sechsten Platz an der U18-EM in Montenegro vor drei Jahren begonnen hatte: Mit Pauken und Trompeten. Ganz unschweizerisch eben.
Quelle: Marco Ellenberger (Text), Andy Vernier (Bild).

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