Die Schweizer Nationalmannschaft hat das zweite Testspiel in Doha gegen Katar mit 22:24 verloren. Die Niederlage am Mittwochabend in einem Spiel mit zahlreichen Experimenten war keinesfalls zwingend. Die SHV-Auswahl, die sich bis zur Pause einen 9:13-Rückstand einhandelte und im zweiten Durchgang eine deutliche Steigerung folgen liess, vergab die durchaus mögliche Wende mit zahlreichen Ballverlusten und vergebenen Torchancen aber gleich selbst.
Gefühlte zehnmal hätten die Schweizer Handballer in der zweiten Halbzeit in der erneut praktisch leeren Halle des Al-Gharafa-Sports-Club in Doha die Chance gehabt, den Ausgleich zu erzielen. Doch der eigentlich fällige Treffer wollte einfach nicht gelingen. Die SHV-Auswahl, die sich in der ersten Halbzeit – wie schon gestern – mit einer Schwächeperiode eine Sechs-Tore-Hypothek einhandelte, hätte beinahe erneut einen grossen Umschwung geschafft. Aber eben nur beinahe. Nach dem Andrija Pendic in der 46. Minute auf 16:17 gestellt hatte, vergaben die Schweizer nämlich mehrfach gute Möglichkeiten, um die Partie wieder auszugleichen. In der Folge auch noch beim Stand von 20:21 und 21:22. Doch entweder fehlte bei den Hebern von Marvin Lier (Pfosten) und Lukas von Deschwanden (Latte) das Glück, oder sonst stand sich die SHV-Auswahl mit einem ihrer total dreizehn unnötigen Ballverluste selbst im Weg. Am Ende sollten es denn auch diese drei, vier Fehler zu viel auf dem Matchblatt sein, die den Unterschied ausmachten. Katar, die Mannschaft von Trainer Valero Rivera, nahm die Einladungen dankend an und entschied die Partie in der Schlussminute zu seinen Gunsten.
Dass die Schweizer aber überhaupt noch einmal derart nahe an den Sieg kamen, war nicht selbstverständlich. Das Trainer-Trio Petr Hrachovec, Adrian Brüngger und Michael Suter schenkte im zweiten Spiel zunächst jenen Akteuren das Vertrauen, die am Vortag nur wenig oder gar nicht zum Einsatz kamen. Die im Vergleich zur ersten Garnitur nicht ganz so sattelfeste Aufstellung offenbarte denn auch den einen oder anderen Mangel, und weil die Offensive insgesamt erneut nicht wirklich auf Touren kam, lag das Heimteam nach 3:4-Rückstand (9.) plötzlich mit 11:5 (22.) in Führung. Die SHV-Trainer nahmen in der Folge fortlaufend einige personelle Korrekturen vor, was die Mannschaft Schritt für Schritt zurück ins Spiel brachte. Der grösste Impuls ging indessen vom Wechsel auf der Torhüterposition aus: Aurel Bringolf ersetzte nach 26 Minuten den zuvor glücklos kämpfenden Nikola Portner (4 Paraden) und liess sich bis zum Spielende elf gelungene Interventionen notieren. Er kam damit erneut auf eine international herausragende Quote von 50 Prozent.
Im zweiten Durchgang, als Aurel Bringolf die Bälle beinahe magisch anzog und die Deckung um die sehr präsenten Daniel Fellmann, Marcel Hess, David Graubner oder Michal Svajlen wieder zurück zur gestrigen Stabilität fand, änderte sich das Geschehen grundlegend. Die SHV-Auswahl nahm das Spiel in die Hand, verkürzte den Abstand und hätte eigentlich die Wende bewerkstelligen müssen. «In der ersten Halbzeit stand ganz klar das Ausprobieren von Varianten im Vordergrund», sagte Michael Suter stellvertretend für das Trainerteam. «Nach der Pause wollten wir die Partie aber natürlich trotzdem gewinnen. Dass es nicht geklappt hat, ist ärgerlich.» Dem Erfolg im Weg stand die fehlende Durchschlagskraft in der Offensive, die auch gestern schon zu beobachten war. Diese stand in den beiden Länderspielen in Doha aber auch nur bedingt im Fokus. «Unser Ziel war es, die Defensive zu stabilisieren. Das ist uns mit 19 und 24 Gegentoren wohl auch sehr gut gelungen», sagte Suter und ergänzte: «Wir dürfen nicht vergessen, dass sich das offensive Gesicht der Mannschaft für die WM-Qualifikation mit der Rückkehr von Andy Schmid, Manuel Liniger, Alen Milosevic oder auch Nicolas Raemy noch deutlich verändern wird.» Es ist wohl tatsächlich jene wertvolle Erkenntnis, welche die Schweizer aus Katar nach Hause nehmen: Die Verteidigung funktionierte an beiden Tagen auf bemerkenswert hohem Niveau. Kommt jetzt noch zusätzliche offensive Qualität ins Team, scheint die SHV-Auswahl für die anstehenden Aufgaben auf einem guten Weg.
Test-Länderspiel in Doha (Katar)
Katar – Schweiz 24:22 (13:9)
Al-Gharafa, Doha – 50 Zuschauer – Sr. Alyazeedi/Alhail (Kat).
Torfolge: 1:0, 2:1, 2:3, 3:4 (9.), 8:4 (18.), 8:5, 11:5 (22.), 11:7, 13:7, 13:9; 15:9, 15:13, 16:14, 17:14, 17:16, 19:16, 21:18, 21:20, 22:21, 24:21, 24:22.
Strafen: 2mal 2 Minuten plus Rote Karte (Kheder/28.) gegen Katar; 3mal 2 Minuten gegen die Schweiz.
Schweiz: Portner/Bringolf (ab 26.); Fellmann, Pendic (3), Goepfert (1), Von Deschwanden (1), Graubner (3), Dähler (3), Hess (4), Heer, Freivogel (1), Maros, Cvijetic (1), Vernier (1), Svajlen (1), Lier (3).
Bemerkungen: Schweiz noch ohne Nationaltrainer Rolf Brack; betreut durch Petr Hrachovec, Adrian Brüngger und Michael Suter. Schweiz ohne Schmid, Liniger, Milosevic (alle Verein), Kurth (verletzt), Raemy und Baviera (beide rekonvaleszent). Grco hält Penaltys von Pendic (5./1:1) und Von Deschwanden (28./13:8). Bringolf hält Penaltys von Alshaib (30./13:9) und Mustafa (37./15:11).
Die nächsten Länderspiele
WM-Qualifikation: Slowenien – Schweiz
Mittwoch, 30. Oktober, Velenje (Slowenien)
WM-Qualifikation: Schweiz – Luxemburg
Sonntag, 3. November, 15.30 Uhr, Saalsporthalle, Zürich