Der Auftakt in die neue Ära ist der Schweizer Nationalmannschaft geglückt. Die SHV-Auswahl verlor vor 1500 Zuschauern in Velenje gegen Slowenien zwar knapp mit 30:33, gab dabei aber ein starkes Lebenszeichen von sich. Die von Petr Hrachovec und Adrian Brüngger betreuten Schweizer verdienten sich den Achtungserfolg beim WM-Vierten vor allem mit einer starken zweiten Halbzeit.
In der Rdeca Dvorana, der Heimhalle des RK Velenje, wurde es im zweiten Durchgang immer ruhiger. Die haushoch favorisierte Heimmannschaft konnte sich nach einer ersten Halbzeit, in der sie sich – angeführt von ihren individuell bärenstarken Rückraumspielern wie Sebastian Skube oder Borut Mackovsek – eine standesgemässe 18:13-Führung erspielte, ihre Dominanz nicht länger aufrecht erhalten. Die Schweizer, die vor allem kämpferisch eine beeindruckende Visitenkarte abgaben, handelten sich zwar eine 19:26-Hypothek (44.) ein, kamen danach aber innert weniger Minuten zurück in die Partie. Marcel Hess, Pascal Vernier und Manuel Liniger verkürzten mit drei Toren in Folge auf 23:27 (49.) und brachten damit unerwartet gar noch einmal etwas Spannung zurück in die Begegnung. Die SHV-Auswahl hatte darauf nämlich mehrmals die Möglichkeit, den Abstand auf drei Tore zu verkürzten und den Favoriten noch einmal in Bedrängnis zu bringen. Dies gelang aber schliesslich erst zwei Minuten vor dem Ende. Die Mannschaft von Trainer Boris Denic brachte den budgetierten Erfolg so am Ende ungefährdet über die Zeit.
Dass die Schweizer aber überhaupt noch einmal die Möglichkeit bekamen, von einem Punktgewinn zu träumen, war alles andere als selbstverständlich. Das Heimteam war wie die Feuerwehr gestartet, führte nach neun Minuten bereits mit 6:1 und verpasste der SHV-Auswahl einen frühen Dämpfer. Die Schweizer erholten sich von diesem Schock aber erstaunlich schnell. Zunächst angeführt vom starken Alen Milosevic (5) fanden die Gäste neues Selbstvertrauen und gestalteten das Geschehen fortan ausgeglichen. Schade war, dass es die Schweizer nicht schafften, drei Überzahl-Situationen zwischen der 16. und der 25. Minute zu ihren Gunsten zu nutzen – im Gegenteil: Slowenien erzielte seine Treffer 11 bis 15 allesamt in Unterzahl und verhinderte damit in dieser Phase eine gegnerische Aufholjagd. Es waren jene Minuten, in denen die SHV-Auswahl defensiv noch gewisse Abstimmungsschwierigkeiten offenbarte – auch, weil die beiden Torhüter Aurel Bringolf (4) und Nikola Portner (3) mit total sieben Paraden nie wirklich auf Touren kamen. Weil es aber offensiv je länger je besser lief, wuchs der Abstand bis zur Pause dennoch nicht mehr an. «Zu Beginn hatten wir etwas viel Respekt vor dieser Weltklasse-Mannschaft», sagte Petr Hrachovec. «Danach haben wir aber unter Beweis gestellt, dass wir auch auf hohem Niveau Handball spielen können.»
Wie sich die Schweizer im zweiten Durchgang präsentierten, nahmen die Zuschauer in Velenje dann mit einem gewissen Erstaunen zur Kenntnis. Die SHV-Auswahl gewann mit fortlaufender Spieldauer sichtlich neuen Mumm, steigerte sich vor allem in der 6-0-Verteidiung markant und schaffte es, Slowenien offensiv gleich wiederholt in Verlegenheit zu bringen. Am Anfang dieser bemerkenswerten zweiten Halbzeit stand ein starker Andy Schmid (5), der nach verhaltenem Start immer besser ins Spiel fand und es mit seinen Nebenleuten immer wieder schaffte, Lücken in die slowenische Abwehr zu reissen. Lukas von Deschwanden (4) sowie der erst 17-jährige Pascal Vernier (2) in ihrem jeweils dritten Länderspiel waren ebenso eine Bereicherung für das Spiel der SHV-Auswahl wie Jonas Dähler, der im ersten Durchgang aus vier Versuchen vier Treffer markierte. Und weil auch auf Manuel Liniger (5) von der Siebenmeterlinie sowie im Gegenstoss Verlass war, war die Schweizer Offensive vor allem im zweiten Durchgang bemerkenswert breit abgestützt. Das unterstreicht auch ein statistischer Wert: 17 Tore aus 24 Angriffen im zweiten Durchgang und ein Total von 30 Treffern dürfen sich in Slowenien mehr als sehen lassen. «Es war beeindruckend, wie die Mannschaft als Ganzes aufgetreten ist und gekämpft hat. Jeder Spieler, egal ob auf dem Feld oder auf der Bank, hat seinen Teil zu diesem Ergebnis beigetragen», sagte Petr Hrachovec.
Mit dem neuen Vertrauen und dem Achtungserfolg im Gepäck reisen die Schweizer am Donnerstag zurück nach Zürich. Dort steht am Sonntag (15.30 Uhr, Saalsporthalle) gegen Luxemburg das zweite Spiel der Ausscheidung auf dem Programm. Die Mannschaft aus dem Grossherzogtum verschaffte sich in ihrem ersten Auftritt bei der knappen 34:38-Heimniederlage gegen die Ukraine viel Respekt. Und eines sind sich die Schweizer bewusst: Nur mit einem Heimsieg gegen Luxemburg kann das starke Lebenszeichen vom Mittwoch in Velenje eine nachhaltige Wirkung haben.
WM-Qualifikation Männer
Slowenien - Schweiz 33:30 (18:13)
Rdeca Dvorana, Velenje – 1500 Zuschauer – Sr. Gowsko/Repkin (WRuss).
Torfolge: 1:0, 1:1, 6:1, 6:2, 7:2, 7:4, 9:4, 9:5, 10:5, 10:6, 12:6, 12:7, 13:8, 14:8, 15:9, 15:11, 16:11, 16:12 (28.), 18:12, 18:13; 18:14, 19:14, 19:15, 20:15, 20:16, 21:17, 22:18, 23:19, 26:19 (44.), 26:20, 27:20, 27:23, 28:23, 28:24, 29:25, 30:25, 30:26, 31:26, 31:27 (55.), 32:27, 32:29 (58.), 33:29, 33:30.
Strafen: Je 3mal 2 Minuten.
Slowenien: Skof/Prost (37. bis 50.); Bilbija (1), Bombac (1), Bundalo (1), Dobelsek, Dolenec (3), Gaber (2), Gajic (5/2), Kavticnik (5), Skube (4), Luka Zvizej (2), Mackovsek (7), Miha Zvizej (2).
Schweiz: Bringolf/Portner (15. bis 23./ab 54.); Dähler (4), Fellmann, Graubner (2), Hess (1), Liniger (5/2), Milosevic (5), Raemy (2), Schmid (5), Svajlen, Vernier (2), Von Deschwanden (4).
Bemerkungen: Slowenien ohne Zorman (nicht im Aufgebot), Schweiz ohne Pendic, Jud und Freivogel (alle nicht eingesetzt). Timeouts: Slowenien (28./16:12, 55./31:27), Schweiz (9./5:1, 46./27:20, 60./33:30).
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