03.06.2014
David Graubner hat nach einem schwierigen Jahr in Deutschland – mit den Turbulenzen rund um seinen Bundesliga-Club Grosswallstadt – in der vergangenen Saison mit den Kadetten Schaffhausen wieder zu alter Stärke zurückgefunden. Das hilft nicht zuletzt auch der Nationalmannschaft. In dieser Woche führt der 30-jährige Captain die junge SHV-Auswahl an die Länderspiele nach Tunesien.
Er war in den vergangenen Monaten einer der Eckpfeiler in der Mannschaft des Double-Gewinners Kadetten Schaffhausen. Und das ist keineswegs selbstverständlich. Noch vor Jahresfrist gab es in der Welt des wurfstarken Rückraumspielers deutlich weniger zu feiern. In seiner ersten Saison in der Bundesliga kämpfte sein Club, der Traditionsverein Grosswallstadt, mit finanziellen Schwierigkeiten und stieg schliesslich ab. Nicht bezahlte Löhne, grosse Unsicherheit, und zusätzlich auch noch der ausbleibende sportliche Erfolg zehrten am Nervenkostüm. Und wer David Graubner zu jener Zeit in der Nationalmannschaft beobachtete, sah ihm das fehlende Selbstvertrauen deutlich an.
Heute, nur zwölf Monate später, ist alles anders. Sowohl im Schweizer Cup als auch nach dem gewonnenen Playoff-Final in der Meisterschaft stemmte David Graubner als Captain der Kadetten Schaffhausen einen Pokal in die Höhe. Mit seinen Leistungen, sowohl offensiv als auch defensiv, trug er einen grossen Teil zur Rückkehr des Branchenprimus auf den Leaderthron bei. Die Erfolge am Ende der Saison spielen im Bewusstsein des Aargauers aber nicht die Hauptrolle. «Titel sind jeweils nur noch die Krönung. Ich glaube, man hat schon vorher gemerkt, dass ich mich wieder sehr wohl gefühlt habe, mit meiner Situation wieder glücklich bin und mein Spiel spiele – nicht mehr ängstlich oder unsicher wie vorher», sagt er.
Trotzdem, oder vielleicht auch gerade deshalb, blickt David Graubner nun mit einem Jahr Abstand durchaus positiv auf sein Bundesliga-Abenteuer zurück. «Ich habe aus Deutschland trotz der schwierigen Situation sehr viel mitgenommen, das darf nicht falsch verstanden werden. Ich würde es auch unbedingt noch einmal machen. Insgesamt gesehen ziehe ich ein super Fazit. Ich glaube auch, dass ich jetzt bei den Kadetten nicht so hungrig wäre, wenn ich diese Bundesliga-Erfahrung nicht gemacht hätte. So bin ich aus dem vorherigen Trott herausgekommen – das hat mir neuen Schwung gegeben», sagt er.
Es ist neuer Schwung, neuer Elan, der gerade auch in der Nationalmannschaft offensichtlich ist. Sein Zug auf das gegnerische Tor ist wieder deutlich grösser geworden, in der Verteidigung steht er als Abwehrchef wieder viel präsenter. So, wie man das von ihm vor seinem Abstecher in die Bundesliga gewohnt war. Und vielleicht sogar noch etwas verstärkt. «Ich habe wieder zu meinen Tugenden gefunden und kann wieder das abrufen, was man von mir erwartet. Wahrscheinlich bin ich durch das Jahr in Deutschland auch reifer, mental stärker geworden», sagt David Graubner.
Es ist mentale Stärke und neuer Schwung, den gerade auch die SHV-Auswahl in Tunesien sehr gut brauchen kann. Für die junge Mannschaft des neuen Nationaltrainer Rolf Brack, die ohne mehrere Stammkräfte an die afrikanische Mittelmeerküste gereist ist, geht es darum, wichtige Erfahrungen zu sammeln – und auch, das neue Spielsystem kennenzulernen und zu verfeinern. «Rolf ist sehr engagiert, sehr motiviert und er hat sehr viele Ideen. Entsprechend stellt er grosse Anforderungen an uns. Es weht ein frischer Wind in der Nationalmannschaft», sagt David Graubner. Äusserst wertvoll ist es dabei, wenn die Equipe in diesem Prozess von einem routinierten Captain angeführt wird. So definiert auch David Graubner seine Rolle. «In dieser Woche geht es weniger um mich, als vielmehr um die Jungen, um sie zu testen und an dieses Niveau heranzuführen», sagt er. Es ist eine Aussage, die irgendwie sinnbildlich für den 30-jährigen Rückraumspieler steht. Er ist kein Mann der lauten Töne. Aber einer der fehlt, wenn er nicht dabei ist. Gerade auch mit seiner neuen Erfahrung aus einem schwierigen Jahr in der deutschen Bundesliga.
Schweizer Handball-Nationalmannschaft
Länderspiele gegen Tunesien
Spiel 1: Mittwoch, 4. Juni, 18.30 Uhr, in Teboulba
Spiel 2: Freitag, 6. Juni, 18.30 Uhr, in Monastir
Spiel 3: Samstag, 7. Juni, 18.30 Uhr, in Hammamet
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