07.06.2014
Trotz der sowohl offensiv als auch defensiv besten Leistung hat die Schweizer Nationalmannschaft auch das dritte Testspiel in Tunesien erwartungsgemäss mit 24:29 (13:19) verloren. Die SHV-Auswahl von Nationaltrainer Rolf Brack legte vor 500 Zuschauern in Hammamet einen Blitzstart hin, brachte sich dann aber mit einer schwachen Viertelstunde gleich selbst um ein besseres Ergebnis.
Den Schweizern gelang gegen den Elften der vergangenen Weltmeisterschaft am Samstagabend ein hervorragender Start: Sie schlossen die ersten sechs Angriffe allesamt erfolgreich ab, überzeugten mit starker Deckungsarbeit sowie grosser Konterstärke und führten nach sechs Minuten bereits mit 6:1. Ein Time-out und eine Deckungsumstellung von Tunesiens Trainer Sead Hasanefendic, der von 6-0 wieder auf 5-1 wechselte, brachte den Spielfluss der Gäste dann aber arg ins Stocken. Was folgte, war eine Viertelstunde zum Vergessen. Wie schon in den ersten beiden Partien tat sich die SHV-Auswahl gegen die offensivere der beiden Deckungsvarianten enorm schwer. Die Leichtigkeit kam den Gästen komplett abhanden, es schlichen sich Fehler ein, und Tunesien glich in Überzahl im Handumdrehen wieder zum 6:6 (11.) aus. Kurz darauf führte das Heimteam bereits mit 14:8. Die Schweizer, die den 13:2-Lauf (!) der Gastgeber nicht verhindern konnten, brachten sich mit dieser Schwächephase um das am Samstag durchaus mögliche Erfolgserlebnis.
Insgesamt gesehen wussten die Schweizer nämlich zu gefallen. Sie hatten in Nicolas Raemy (7) sowie Roman Sidorowicz (5) zwei gut aufgelegte Rückraumspieler und griffen mit viel mehr Konsequenz und Struktur an. Was im Gegensatz zu den ersten beiden Spielen etwas fehlte, war die Unterstützung von der Torhüterposition: Nikola Portner wehrte zwar vorab in der zweiten Halbzeit den einen oder anderen Wurf spektakulär ab, insgesamt kamen er und Andreas Portmann zusammen jedoch nur auf acht Paraden. Als Vergleich: Der überragende Marwen Meggaiz auf der anderen Seite wehrte alleine im zweiten Durchgang zwölf Bälle ab. Weil aber die von Nationaltrainer Rolf Brack geforderte aggressive, antizipative Deckung – zu Beginn als 5-1, später als 6-0 – die Tunesier immer wieder zu Fehlern zwang, verkürzte die SHV-Auswahl nach etwas mehr als einer Dreiviertelstunde verdientermassen wieder auf 19:22 und 20:23. Eine Zeitstrafe gegen Luca Spengler, die es den Tunesiern ermöglichte, das Skore wieder auf 26:20 (51.) auszubauen, begrub schliesslich die Schweizer Hoffnungen auf ein positives Resultat.
Nationaltrainer Rolf Brack zog dennoch ein positives Fazit: «Die ersten zehn Minuten waren das Beste, was die Mannschaft seit meinem Amtsantritt gezeigt hat. Auch danach haben wir gerade in der Verteidigung sehr vieles richtig gemacht. Was uns fehlte, war einzig die Cleverness», sagte er. Tatsächlich konnte die in Tunesien ohne vier Routiniers und Stammkräfte angetretene SHV-Auswahl die fehlende Kaltschnäuzigkeit nicht verbergen, was sich erneut in zahlreichen Fehlwürfen und technischen Fehlern niederschlug. «Der ja sehr jungen Mannschaft fehlte verständlicherweise noch die Konstanz. Ausserdem lastete viel Verantwortung auf Schlüsselspielern wie David Graubner oder Nicolas Raemy. Die Belastung für sie war wohl an der Grenze», sagte Rolf Brack. Was den Schweizern an Konstanz und Cleverness fehlte, machten sie am Samstagabend in Hammamet aber mit dem Kampf fast wett: Dass sie so noch einmal in die Partie fanden und die zweite Halbzeit für sich entschieden, war zumindest eine Ehrenmeldung wert.
Testspiel, Telegramm
Tunesien – Schweiz 29:24 (19:13)
Salle, Hammamet – 500 Zuschauer – SR Khenissi/Boualloucha (Tun).
Torfolge: 0:2, 1:2, 1:6 (6.), 6:6 (11.), 6:7, 7:8 (13.), 14:8 (22.), 16:10, 16:12, 18:12, 19:13; 20:14, 21:14, 21:17, 22:17, 22:19, 23:20 (48.), 26:20 (51.), 26:22, 27:23, 29:23, 29:24.
Strafen: 3mal 2 Minuten gegen Tunesien; 4mal 2 Minuten inkl. Disqualifikation Spengler (49.) gegen die Schweiz.
Tunesien: Hlel (1 Parade)/Meggaiz (ab 31./12 Paraden); Bouhadida, Toumi, Gharbi (1), Tej (5), Touati (2), Soussi (1/1), Hammed (3), Mhadbi, Bhar (2), Jallouz (3), Saafi, Mrabet (3), Ben Salah (2), Boughanmi (6/1), Amri, Chouiref (1).
Schweiz: Portner (6 Paraden)/Portmann (15. bis 30. und ab 53./2 Paraden); Goepfert (2), Von Deschwanden (1), Graubner, Sidorowicz (5), Dähler (2), Raemy (7), Mühlemann (2), Muggli (1), Freivogel, Spengler, Caspar, Cvijetic (1), Geisser (1), Lier (2).
Bemerkungen: Tunesien ohne Hédoui, Sanai (beide Verein), Alouina (verletzt) und Hosni (Prüfungen). Schweiz ohne Schmid, Liniger, Fellmann, Svajlen (alle nicht im Aufgebot) und Bringolf (überzählig). Mhadbi schiesst Penalty neben das Tor (35./21:15).
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