19.04.2014
Die Schweizer U20-Juniorinnen haben die Qualifikation für die WM-Endrunde verpasst. Sie verloren das entscheidende Spiel gegen Portugal am Ende (zu) deutlich mit 18:28. Die SHV-Auswahl von Trainer Pavol Streicher beging vor 550 Fans in Zug zu viele Fehler, um die Überraschung zu schaffen. Weil sich Frankreich gegen Litauen durchsetzte, sind die Entscheidungen gefallen.
Eine Dreiviertelstunde lang durften die Schweizerinnen vor eigenem Anhang von der grossen Überraschung träumen. Dann aber setzte sich der Favorit aus Portugal doch noch sicher durch. Verdient zwar, aber zu deutlich. «Portugal war besser als wir, das müssen wir anerkennen. Allerdings wären drei oder vier Tore Unterschied am Ende eher angebracht gewesen», sagte Nationaltrainer Pavol Streicher. Obwohl in seiner Stimme viel Enttäuschung mitschwang, durfte sein Team die Sporthalle am Samstagabend dennoch erhobenen Haupts verlassen. Dass die Schweizerinnen nämlich lange mithielten, den Gegner mehr als nur ein bisschen ärgerten, war keine Selbstverständlichkeit. Nur schon, weil die sie einen kapitalen Fehlstart erwischten, in den ersten fünf Minuten vier technische Fehler begingen und nach zehn Minuten bereits mit 2:5 zurücklagen.
Was dann folgte, war ganz erstaunlich. Das Heimteam kämpfte sich in die Partie, verteidigte ausgezeichnet und erzielte fünf Tore in Serie. Als die zu Beginn starke Lisa Frey mit ihrem fünften persönlichen Treffer auf 7:5 (18.) erhöhte, schien das kleine Handball-Wunder tatsächlich in greifbare Nähe zu rücken. Der Aufschwung des Heimteams war indes mit einem Namen verknüpft: Fabia Schlachter. Was die erst 17-jährige Torhüterin in der ersten Halbzeit zwischen den Pfosten veranstaltete, war schlicht phänomenal. Mit ihren zwölf Paraden hatte sie grossen Anteil, dass die Schweizerinnen zur Pause nur mit 9:12 zurücklagen, obschon sie (zu) viele Fehler begingen und zahlreiche hervorragende Möglichkeiten ausliessen. So hatten sie auch ihre 7:5-Führung postwendend wieder verspielt: Die SHV-Auswahl blieb zwischen der 18. und der 27. Minute ohne eigenen Treffer. Es fehlte in dieser Phase vor allem an der nötigen Cleverness und Abgebrühtheit.
Die zweite Halbzeit startete das Heimteam mit einem Paukenschlag: Dank drei Treffern in Folge – zwei davon durch die 16-jährige Selina Jordi – glichen die Schweizerinnen nach 37 Minuten tatsächlich wieder zum 13:13 aus und gestalteten die Partie noch einmal für kurze Zeit ausgeglichen. Je länger das Spiel dauerte, desto höher war aber der Tribut, den die Schweizerinnen dem hohen Tempo, der physischen Gangart und nicht zuletzt der beeindruckenden offensiven Deckung Portugals zollten. Der SHV-Auswahl unterliefen über die gesamte Partie nicht weniger als 24 technische Fehler – und so erstaunt es nicht, dass Portugal, als die Kräfte auf Schweizer Seite sichtbar nachliessen, das Zepter übernahm und sich rasch wieder eine beruhigende Führung erspielte.
«Dort hat uns die Realität eingeholt. Wir waren in der Lage, während 45 Minuten durch grosse Emotionen und eine starke Torhüterleistung dagegenzuhalten. Dann aber wurden die athletischen Vorteile und die grösseren Möglichkeiten der Portugiesinnen offensichtlich», sagte Pavol Streicher. So kam, was kommen musste: Die Schweizerinnen riskierten in der Schlussphase viel, öffneten ihre Deckung – und liefen den wirbligen, im Kollektiv überzeugenden Gästen noch einmal voll ins Messer. Portugal baute den Abstand in den letzten fünf Minuten noch von 23:18 auf 28:18 aus und liess das Endergebnis aus Schweizer Sicht brutal erscheinen. Zu brutal für die gezeigte Leistung.
Nach der zweiten Niederlage im zweiten Spiel ist der zweite Gruppenplatz für die Schweizerinnen nun ausser Reichweite gelangt. Zum Abschluss trifft die SHV-Auswahl am Sonntag auf Litauen, das nach zwei Partien ebenfalls noch ohne Zähler dasteht. «Wir müssen das heutige Spiel rasch verarbeiten und wollen uns morgen anständig aus dem Turnier verabschieden», sagte Pavol Streicher. Das gleiche Unterfangen war den Schweizerinnen schon vor Jahresfrist geglückt: An der damaligen EM-Qualifikation setzten sie sich im dritten und letzten Spiel gegen Litauen knapp mit 31:28 durch.
U20-WM-Qualifikation
Schweiz – Portugal 18:28 (9:12)
Sporthalle, Zug – 550 Zuschauer – Sr. Antic/Jakovljevic (Serbien).
Torfolge: 0:2, 1:3, 2:3, 2:5 (10.), 7:5 (18.), 7:10 (27.), 8:11, 9:12; 12:12 (37.), 12:13, 13:13, 13:15, 14:16, 15:16 (44.), 15:19, 16:19, 16:22, 17:23, 18:23, 18:28.
Strafen: 3mal 2 Minuten gegen die Schweiz; 4mal 2 Minuten gegen Portugal.
Schweiz: Schlachter (15 Paraden)/Dokovic (ab 49. plus für 1 Penalty/3 Paraden); Lisa Frey (8/1), Murer, Jordi (2), Egli, Van Polanen (2), Aline Mathys (1), Javet, Traber (2), Emery, Calchini, Wyder (3).
Bemerkungen: Schweiz ohne Betschart, Spaar und Roos (alle nicht eingesetzt). Frey schiesst Penalty an den Pfosten (12./3:5). Gois hält Penalty von Mathys (14./3:5).
Freitag, 18. April
Portugal – Litauen 44:23 (25:10)
Schweiz – Frankreich 16:23 (7:15)
Samstag, 19. April
Litauen – Frankreich 21:36 (8:19)
Schweiz – Portugal 18:28 (9:12)
Sonntag, 20. April
11.00 Uhr: Portugal – Frankreich
13.30 Uhr: Schweiz – Litauen
Der SHV ist der nationale Fachverband und das Kompetenzzentrum für den Handballsport in der Schweiz.
Der SHV ist Mitglied von Swiss Olympic sowie des Weltverbands IHF und der Europäischen Handball Föderation EHF.
Schweizerischer Handball-Verband
,
Tannwaldstr. 2, 4600
Olten
Tel +41 31 370 70 00
-
shv-fsh@handball.ch