Swiss Handball Cup: Starker Schweizer Auftritt gegen Kroatien

21.05.2014

Die Schweizer Nationalmannschaft hat den ersten Swiss Handball Cup zwar erwartungsgemäss auf dem vierten Platz, aber mit einer starken Vorstellung abgeschlossen. Die SHV-Auswahl, die ohne zahlreiche Stammkräfte auskommen musste, verlor vor 2160 Zuschauern in Lausanne gegen Kroatien mit 25:30, verkaufte ihre Haut aber teuer und zeigte eine einwandfreie Leistung.

Gegen Weltklasse-Teams wie Spanien und Kroatien zu spielen, ist gerade für ein unerfahrenes Team wie die Schweiz äusserst wertvoll, auch wenn beide Gegner nicht in Bestbesetzung nach Lausanne reisten. Schade war nur, dass die SHV-Auswahl unter der Woche in der EM-Barrage zweimal gegen Estland hatte antreten müssen - dies war nicht absehbar gewesen. Die enorme Belastung machte sich in der Malleyhalle bemerkbar. Der leicht angeschlagene Andy Schmid, der mit Abstand beste Spieler der Schweiz, wurde in beiden Partien geschont, nachdem er am vergangenen Montag mit den Rhein-Neckar Löwen auch noch in der Champions League tätig gewesen war. Überhaupt musste Brack zweimal quasi mit dem letzten Aufgebot antreten, auch weil am Samstag noch Daniel Fellmann (Fuss) und Goalie Nikola Portner (Hüfte) verletzt ausfielen. 

Angesichts dieser Widrigkeiten können sich die Auftritte gegen Spanien und Kroatien sehen lassen. Gegen die Kroaten wäre gar noch ein besseres Resultat möglich gewesen, hätte die SHV-Auswahl nicht drei Penaltys verschossen und einige weitere Topchancen ausgelassen. Zwar ärgerte sich Brack darüber, dennoch fand er, dass es mit dieser Mannschaft die "maximale Leistung" gewesen sei. Gegen Spanien waren die Einheimischen in der 52. Minute bloss mit sechs Toren (22:28) in Rückstand gelegen, ehe die Spanier doch noch für die erwartet klaren Verhältnisse sorgten. In dieser Partie hob der Deutsche die positive Ausstrahlung der Spieler hervor.

Vor allem in der Offensive zeigten die Schweizer gute Ansätze, die Handschrift von Brack, der grossen Wert auf eine breite Spielanlage legt, ist bereits zu erkennen. Klar ersichtlich war aber auch die Unerfahrenheit. Vielen Spielern fehlt es verständlicherweise (noch) an der nötigen Klasse, um auf Topniveau zu bestehen. Eine gute Basis, mittelfristig wieder erfolgreich zu sein, ist aber auf jeden Fall vorhanden. Der 22-jährige Regisseur Roman Sidorowicz beispielsweise agierte in seinen Länderspielen 2 und 3 frech auf und wurde gegen Kroatien zum besten Akteur der Partie gewählt. Er war neben Torhüter Andreas Portmann der grosse Gewinner des Turniers aus Schweizer Sicht. Brack sprach von "absoluten Entdeckungen, die man in Zukunft im Nationalteam öfters sehen wird."

Nun gilt es, nach Möglichkeit keine Talente zu verlieren, damit die nötige Kontinuität gegeben ist. Nur so kann die SHV-Auswahl aus dem Tal der Erfolglosigkeit finden. Dass dies nicht von heute auf morgen geht, ist sich Brack bewusst. Sie müssten die ganze Sache nicht nur ergebnis-, sondern auch erlebnisorientiert sehen. "Es war heute (Sonntag) eine sehr junge Mannschaft, die mit viel Herzblut gespielt hat. Jeder konnte sich damit identifizieren. Das ist der Weg, über den dann irgendwann auch die Resultate kommen. Die Frage ist, was ist erfolgreich? Erfolgreich ist man dann, wenn man seine Ziele erreicht. Deshalb müssen wir die Ziele realistisch formulieren, um dann nicht den programmierten Misserfolg zu bekommen."

Brack wird bis zum Start der EM-Qualifikation den Fokus zu 90 Prozent auf die Abwehr und die Gegenstösse legen. "In der Abwehr-Grundqualität hinken wir der Weltspitze meilenweit hinterher. Die Verteidigung ist die grosse Baustelle", so der Deutsche. Er strebt viel mehr Antizipation an, seine Akteure sollen das Spiel des Gegners besser lesen können. "Aber dafür bräuchte ich 50 bis 100 Trainingseinheiten." Deshalb gelte es, aus der Situation die richtigen Konsequenzen zu ziehen.

Ein gutes Zeichen ist sicherlich auch, dass die Mannschaft nach dem 31:32 gegen Estland am Freitag in St. Gallen schwer enttäuscht war, obwohl sie den Super-GAU mit dem Gesamtskore von 65:58 abgewendet hatte. "Der Frust über die Niederlage war grösser als die Freude über das nicht selbstverständliche Überstehen der EM-Barrage. Die Stimmung war für mich zu schlecht", sagte Brack. Genau dieser Ehrgeiz lässt aber hoffen.
 


  
Swiss Handball Cup, Vierländerturnier

Kroatien – Schweiz 30:25 (15:12)
Malley, Lausanne – 2160 Zuschauer – Sr. Fleisch/Rieber (De).
Torfolge: 1:0, 3:2, 3:4, 7:4, 9:6, 9:8, 10:9, 12:9, 12:11, 13:12, 15:12; 17:13, 17:15, 18:16, 21:16, 22:17, 22:19, 25:19, 30:25.
Strafen: 2mal 2 Minuten gegen Kroatien, 1mal 2 Minuten gegen die Schweiz. 
Kroatien: Stevanovic/Sunjic (ab 50. und für 3 Penaltys); Duvnjak, Vori (5), Gojun (4), Matulic (2/1), Sprem (3), Vujic, Bicanic (6), Tominec (1), Strlek (1), Musa (4), Ivic (2), Sliskovic (2), Cindric. 
Schweiz: Bringolf/Portmann (ab 31.); Liniger (5/2), von Deschwanden (6), Graubner (3), Sidorowicz (4/1), Dähler, Raemy (1), Freivogel, Hofstetter, Baviera, Caspar, Cvijetic (3), Vernier, Lier (3). 
Bemerkungen: Schweiz ohne Svajlen (krank), Spengler, Fellmann, Portner (alle verletzt), Hess und Schmid (beide angeschlagen). Bringolf hält Penalty von Tominec (6./3:3). Sunjic hält Penalty von Liniger (7./4:4). Von Deschwanden verschiesst Penalty (14./7:4). Stevanovic hält Penalty von von Deschwanden (29./14:12). 

 

Quelle: Sascha Fey, Sportinformation (Si)

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