EM-Qualifikation: Die Schweiz verliert auch in Tschechien

03.05.2015

Die Schweizer Nationalmannschaft hat in der EM-Qualifikation gegen Tschechien am Samstag auch das Auswärtsspiel knapp mit 25:29 (13:15) verloren und bleibt damit in der Gruppe 6 weiter ohne Punkte. Vor 1300 Zuschauern in Pilsen zeigte die SHV-Auswahl von Trainer Rolf Brack zwar einen engagierten Auftritt, war für einen durchaus möglichen Punktgewinn aber vorab zu wenig clever.

Es war für die Schweizer das bekannte Lied. Sie machten in Tschechien vieles richtig, zeigten einen kämpferisch einwandfreien Auftritt und begegneten dem Heimteam auf Augenhöhe – doch dann standen sie eben doch wieder mit leeren Händen da. Es waren zwei, drei kurze Phasen, in denen die SHV-Auswahl unnötige Fehler beging oder zu wenig clever war, die ein Erfolgserlebnis kosteten und in denen sie sich ihrer Chancen gleich selbst beraubte. Bezeichnend war jene in der 52. Minute, als sich die SHV-Auswahl wieder auf 22:24 heran gekämpft hatte, sich dann aber aufgrund eines Wechselfehlers eine Zeitstrafe einhandelte, und kurz darauf gar nur noch zu viert auf dem Feld stand. Tschechien nutzte die Überzahl, zog auf 28:23 weg und entschied die Partie. «Unter dem Strich waren es wohl diese beiden Strafen, die uns das Genick gebrochen haben», sagte Rolf Brack.

Der Nationaltrainer, von seiner Lungenentzündung wieder soweit genesen, dass er die Schweizer auf der Bank betreuen konnte, durfte zweifellos einen guten Auftritt seiner Mannschaft zur Kenntnis nehmen. «In der Abwehr haben wir eine gute Bereitschaft zur Aggressivität und zur Antizipation an den Tag gelegt, dort habe ich viele positive Dinge gesehen. Was das Tempospiel angeht, haben wir uns im Vergleich zum Mittwoch klar gesteigert», sagte er. Tatsächlich erzielten die Schweizer in Pilsen neun Kontertore und hinterliessen phasenweise den besseren, stabileren Eindruck als das Heimteam. Aber weil die Startphase misslang und Tschechien bald mit 12:7 (21.) führte, lief die SHV-Auswahl das ganze Spiel einem Rückstand hinterher. Kurz nach der Pause waren die Gäste beim 14:15 zwar wieder dran, nahmen sich dann aber mit zwei Fehlwürfen und einem technischen Fehler innert 90 Sekunden das Momentum gleich selbst. Auch das war ein Sinnbild für den Auftritt.

Zieht man nur die Zahlen in Betracht, so zeigt sich, dass die Schweizer durchaus die Chance gehabt hätten, das Spiel in Pilsen zu gewinnen. Das Torhüter-Duell ging annähernd Unentschieden aus; Tschechiens Petr Stochl wehrte zehn Würfe ab, Nikola Portner (2) und Aurel Bringolf (7) zusammen deren neun. Das Heimteam (12) verzeichnete zudem deutlich mehr Ballverluste als die im Kollektiv gut auftretenden Gäste (7). Aber die Schweizer verpassten es eben gleich mehrfach, die Big-Points zu setzen; vor allem in jenen Phasen, als sie die Begegnung eigentlich im Griff hatten. «Uns hat heute die Klasse im Abschluss gefehlt», sagte Rolf Brack zur ungenügenden Chancenauswertung. Gerade dort wurde die Abwesenheit von Andy Schmid und Lukas von Deschwanden nämlich offensichtlich. Ansonsten aber kompensierte die SHV-Auswahl das Fehlen der beiden Leistungsträger auf beeindruckende Weise. Gerade Nicolas Raemy (5/1) machte Werbung in eigener Sache.

Am Ende war es aber wie so oft in den vergangenen Jahren: Die Schweizer Nationalmannschaft zeigte eine insgesamt gute Leistung, von der sie sich nichts kaufen kann. Es fehlen zwar nur Nuancen, aber eben doch an vielen Orten: In der Cleverness, in der Physis, oder auch in der Klasse. Trotzdem: Dass die SHV-Auswahl dem WM-Siebzehnten trotz Abwesenheit von Andy Schmid auf Augenhöhe begegnete und zum zweiten Mal innert vier Tagen nur knapp unterlag, mag noch nicht der erhoffte Schritt nach vorne gewesen sein. Ein Licht am Ende des Tunnels war es aber allemal.

 



EM-Qualifikation Männer

Tschechien – Schweiz 29:25 (15:13)
Pilsen. – 1300 Zuschauer. – Sr. Erdogan/Özdeniz (Tür).
Torfolge: 2:0, 2:2, 3:2, 4:3, 5:3, 5:4, 6:4, 6:5, 9:5, 9:7, 12:7 (21.), 12:9, 13:9, 13:11, 15:13; 15:14, 18:14, 18:14, 20:15 (39.), 21:16, 21:18, 22:18, 22:20, 25:23 (53.), 28:23, 28:25, 29:25.
Strafen: 3mal 2 Minuten gegen Tschechien; 5mal 2 Minuten gegen die Schweiz.
Tschechien: Stochl (10 Paraden); Hrstka (1), Becvar (2), Jurka (1), Sobol (3), Horak (2), Babak (2), Kotrc (3), Petrovsky (4), Skvaril (1), Zdrahala (9/4), Sindelar, Uzek (1), Riha.
Schweiz: Portner (2 Paraden)/Bringolf (ab 21./7 Paraden); Fellmann (3), Liniger (3), Graubner (3), Sidorowicz (3), Dähler, Raemy (5/1), Striffeler (1), Mühlemann (1), Freivogel (1), Baumgartner, Linder (2), Svajlen (3).
Bemerkungen: Schweiz ohne Schmid, Von Deschwanden, Baviera (alle verletzt), Portmann, Lier (beide überzählig) und Küttel (nicht eingesetzt). Tschechien ohne Jicha und Szymanski (beide verletzt). Time-outs: Tschechien (26./13:10, 50./22:20, 59./28:25); Schweiz (21./11:17, 42./21:16, 57./28:24).

 

Quelle: Marco Ellenberger

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