Playoff-Final: Die Kadetten peilen ihren achten Meistertitel an

21.05.2015

Kadetten Schaffhausen peilt nach sieben Titeln innerhalb von zehn Jahren gegen den Aussenseiter St. Otmar den nächsten Playoff-Erfolg an. Im Endspiel stehen sich zwei Vereine mit zuletzt komplett verschiedenen Philosophien gegenüber. Alle Finalspiele sind live auf handballTV.ch zu sehen.

Die Bedeutung der Qualifikation und der anschliessenden Finalrunde ist relativ. Im Playoff beginnt eine neue Zeitrechnung - für Favoriten und Aussenseiter gleichermassen. Pfadi beispielsweise hatte die Liga während über einem halben Jahr dominiert, ehe St. Otmar die Nummer 1 stoppte. Winterthur bezahlte für das Marathonprogramm mit dem erfolgreichen Cup-Final-Four-Weekend in der Knock-out-Phase einen hohen personellen Preis. Das medizinische Bulletin wurde länger, der Druck grösser, ehe der totale Zusammenbruch folgte.

St. Otmar hingegen, seit dem Double-Gewinn vor 14 Jahren an der Spitze auch wegen wirtschaftlicher Abstürze nicht mehr in Erscheinung getreten, beeindruckte im entscheidenden Moment mit einem ausgeprägten Spirit. Mit den lange vorwiegend unberechenbaren Ostschweizern hatte im Prinzip niemand ernsthaft gerechnet. Nur schon der Vorstoss unter die Top 4 galt angesichts ihres knapp bemessenen Kaders schon als überdurchschnittliche Performance. Und im ersten Teil der Saison tat sich die vereinzelt genügsame Equipe ausgesprochen schwer, an die Schmerzgrenze zu gehen.

Im kleinen, aber feinen Ensemble von Trainer Predrag Borkovic ist die Abhängigkeit von der ausländischen Aufbau-Achse exemplarisch hoch. Dem exzellenten Angriff um den Spielmacher Tomas Babak gewährt der Coach praktisch keine Pause. Zusammen mit seinen deutlich über 1,90 m langen Rückraumpartnern Jakub Szymanski und Vedran Banic produzierte der Hoffnungsträger der tschechischen Nationalmannschaft in der Serie gegen Pfadi 56 Prozent der 114 Treffer.

"Im Playoff gelten eben andere Gesetze als in der Meisterschaft. Uns kümmerte der Status von Pfadi überhaupt nicht", bilanziert Borkovic schnörkellos. Dass ihm aufgrund der defensiven Grundhaltung der Geschäftsleitung vergleichsweise wenig Wechselspielraum zur Verfügung steht, nimmt der 51-Jährige gelassen: "Wenn man spielt, darf die Müdigkeit sowieso kein Thema sein." Es gebe immer wieder kurze Sequenzen, um Kraft sparen zu können. Der clevere Taktgeber aus Sarajevo hat seit seinem Aufstieg zum Chef im letzten Februar viel bewirkt. Mit seiner bei Fortitudo über Jahre entwickelten Philosophie fährt der Bosnier mit Schweizer Pass auch beim grossen TSV vorzüglich. Der studierte Jurist und Handball-Experte verlangt viel und fordert die totale Identifikation. "Ich lasse schon im Training mit hoher Intensität arbeiten. Es gibt immer etwas zu gewinnen."

Der kompromisslosen Arbeiter-Auswahl und ihrem überragenden Keeper Martin Galia wird im Endspiel nun aber ein Team gegenüberstehen, das von den letzten sieben Playoff-Finals sechs gewonnen hat. Die Kadetten sind auf Erfolg getrimmt. Die vom Industriellen Giorgio Behr aufgebaute und finanzierte Organisation bewegt sich im Normalfall auf einer anderen Ebene als die nationale Konkurrenz. Sie ist für europäische Aufgaben entworfen worden. Die NLA bietet Schaffhausen oft zu wenig Reizpunkte. In Tat und Wahrheit peilt die Gruppe von in- und ausländischen Stars primär die Champions-League-Bühne an. Dass dann und wann der Fokus verloren geht, ist nicht auszuschliessen - und in dieser Saison sogar während geraumer Zeit passiert. Sieben von zehn Finalrunden-Partien verlor der Titelträger, aber eben trotzdem nie die Zuversicht, im Finish den Rhythmus markant anheben zu können.

Für Kadettens Team-Manager Gabor Vass ist der souveräne 3:0-Erfolg in der Begegnung mit Wacker durchaus erklärbar. Er spricht nicht von einer Trendwende, sondern eher von einer angemessenen Steigerung: "Wir wussten immer, dass die Mannschaft Qualität besitzt. Im Herbst hatten wir bei einer Dreifachbelastung (Champions League, NLA, Cup - d. Red.) sieben verletzte Spieler. Da fehlten zu viele Teile im Puzzle." Sie hätten oft improvisieren müssen und hätten das System wohl auch deswegen nur lückenhaft umgesetzt.

Und als die Equipe nach der WM-Pause immer noch stagnierte, lösten die Verantwortlichen mit einem Transfer-Coup Bewegung aus. Dank seinem pekuniären Hubraum lotste der Champion den ungarischen Spitzenverdiener Gabor Csaszar in die BBC-Arena. Der Topskorer stand bei Paris St-Germain im Schatten von Olympiasieger Daniel Narcisse und dem früheren Welthandballer Mikkel Hansen. "Unsere professionellen Strukturen und Champions-League-Perspektiven waren für seinen Wechsel in die NLA ausschlaggebend", so Vass, der den Deal einfädelte.

Nur schon die Personalie Csaszar verdeutlicht die verschiedenen Möglichkeiten der Finalisten. St. Otmar will die Euphorie von einst wiederbeleben und ist nach zwei knapp abgewendeten Konkursen zur finanziellen Vernunft angehalten, derweil sich die Kadetten für Schweizer Verhältnisse fast alles leisten können - nur keinen finalen Fehltritt gegen St. Otmar.
 



NLA-Playoff-Final (best of 5)

Kadetten Schaffhausen (3. der Finalrunde) gegen St. Otmar St. Gallen (4.)
Donnerstag, 21. Mai (BBC-Arena/19.30 Uhr).
Samstag, 23. Mai (Kreuzbleiche/17.30 Uhr)
Dienstag, 26. Mai (BBC-Arena/19.30 Uhr)
Donnerstag, 28. Mai (Kreuzbleiche/19.30 Uhr)
Samstag, 30. Mai (BBC-Arena/18 Uhr)

alle Spiele live auf www.handballTV.ch.

Quelle: Sportinformation (Si)

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