24.04.2015
Die Schweizer Nationalmannschaft steht in der EM-Qualifikation vor den Spielen der Wahrheit: Gegen WM-Teilnehmer Tschechien will die SHV-Auswahl ein Ausrufezeichen setzen und die Türe zur Endrunde offen halten. SHV-Leistungssportchef Ingo Meckes im grossen Interview zu den anstehenden Länderspielen sowie zur Situation in seinem Bereich im Allgemeinen.
Ingo Meckes, die Nationalmannschaft steht vor wegweisenden Spielen in der EM-Qualifikation gegen Tschechien. Was erwarten Sie von den Partien in Schaffhausen und Pilsen?
Ingo Meckes: Wir wissen ja, dass wir mit Frankreich, Mazedonien und Tschechien – allesamt Teilnehmer der WM in Katar – die vielleicht schwerste aller Qualifikationsgruppen erwischt haben. Wir nehmen die Aussenseiterrolle ein, auch in den Spielen gegen Tschechien. Nichtsdestotrotz stimmen mich die Zeichen zuversichtlich. Es hat zuletzt eine spielerische Entwicklung stattgefunden, die taktische Disziplin hat sich stark verbessert. Ich bin überzeugt, dass wir die Tschechen ärgern und auch gewinnen können. Wichtig ist, dass die Mannschaft daran glaubt, dass ein Sieg möglich ist.
Vor den Spielen gegen Tschechien wird die SHV-Auswahl am kommenden Sonntag zu einem weiteren Testspiel in Deutschland antreten. Im September wurde dem grossen Nachbarn ja ein vielbeachtetes Unentschieden abgerungen.
Ingo Meckes: Das Spiel gegen Deutschland ist natürlich erneut eine ganz interessante Aufgabe für uns und vor allem eine hervorragende Möglichkeit, um den Feinschliff für die Partien gegen Tschechien zu holen. Ausschliesslich dort liegt nämlich der Fokus. Was mich sehr freut, ist dass unser treuer Partner PM international mit der Marke FitLine für die Spiele in Trier gegen Deutschland und in Schaffhausen gegen Tschechien mit einem Sondersponsoring auf die Brust des Trikots geht.
Im Nachwuchs lässt der Schweizer Handball auf internationaler Ebene immer wieder mit starken Resultaten aufhorchen. Auf Stufe A-Nationalmannschaft steht ein ähnlicher Exploit aber schon seit längerer Zeit aus. Wie sehen Sie die Perspektive?
Ingo Meckes: Bis die erfolgreichen Nachwuchsjahrgänge inklusive der aktuellen 1996/1997er-Junioren in die A-Nationalmannschaft eingebaut sind, wird es voraussichtlich noch etwa drei Jahre dauern. Dann werden wir eine Mannschaft haben, die über eine breite Qualität und eine entsprechende Konkurrenzsituation verfügt. Darüber hinaus wollen wir natürlich schon vorher den Abstand zur erweiterten Weltspitze weiter verringern. Ausserdem werden sich ab dem Jahr 2020 ja bekanntlich 24 Nationen für die EM-Endrunde qualifizieren. Mittelfristig haben wir also gute Perspektiven, zumal wir im Juli mit einem grossen Teil unserer Perspektivspieler und so mit einer schlagkräftigen Mannschaft an der Universiade in Korea teilnehmen können. Das gibt uns eine weitere wertvolle Gelegenheit, uns weiter zu entwickeln.
Die U19-Junioren werden im Sommer in Russland eine weitere WM-Endrunde bestreiten, die U21-Junioren scheiterten in der Qualifikation nur knapp. Wie beurteilen Sie die aktuellsten Auftritte der Nachwuchs-Nationalteams?
Ingo Meckes: Die U21-Nationalmannschaft hat trotz der Ausfälle der beiden Schlüsselspieler Pascal Vernier und Luka Maros ein gutes Qualifikationsturnier gespielt und ist denkbar knapp an Weissrussland gescheitert. Die U19-Nationalmannschaft hat sich durch den hervorragenden sechsten Platz bei der letzten EM-Endrunde direkt für das WM-Turnier im kommenden August qualifiziert. Durch das gute Resultat ist das Team für die Auslosung in Topf 2 gesetzt. Das Ziel ist ganz klar das Achtelfinale. Mit der U17-Nationalmannschaft haben wir im Sommer ausserdem die Chance, am EYOF (dem europäischen olympischen Jugend-Festival, Red.) internationale Erfahrungen zu sammeln. Die Teilnahme an dieser Veranstaltung, die in Georgien stattfinden wird, begründet sich durch das gute Abschneiden der U19-Junioren an der letzten EM-Endrunde.
Mit dem «Team Sport Heart» wurde ein innovatives Förderprojekt für die hoffnungsvollsten Spieler ins Leben gerufen. Wie zufrieden sind Sie mit dessen Verlauf?
Ingo Meckes: Das Förderprojekt läuft mittlerweile sehr gut. Wir sind überzeugt, dass wir mit diesen Massnahmen die Spieler unterstützen können, auf internationalem Niveau anzukommen. Im Zentrum stehen physische und sportpsychologische Aspekte. Die Zusammenarbeit mit dem erfahrenen Team in Magglingen ist sehr gut.
Das Frauen-Nationalteam ist im Dezember am WM-Qualifikationsturnier in Zürich trotz Ambitionen klar gescheitert. Dafür ergab die Auslosung für die nächste Saison mit Deutschland, Frankreich und Island eine hochattraktive Gruppe in der EM-Qualifikation. Wie beurteilen Sie den Formstand und die Möglichkeiten der Frauen-Auswahl?
Ingo Meckes: Die Leistungen in der WM-Qualifikation im Dezember haben das internationale Ranking widerspiegelt. Wermutstropfen war das in der Schlussphase unnötig verlorene Spiel gegen Weissrussland, das im Ranking vor uns klassiert ist. Die EM-Qualifikationsgruppe bescherte uns mit Island die mit Abstand beste Mannschaft aus Topf 3. Es wird in dieser Gruppe schwer, im Ranking einen Schritt nach vorne zu machen. Frankreich und Deutschland als Gruppengegner sind natürlich sehr interessant.
Die Juniorinnen-Nationalteams waren an den internationalen Ausscheidungen im Frühjahr weit von der europäischen Spitze entfernt. Was ergeben sich hier bezüglich der Förderung für Möglichkeiten?
Ingo Meckes: In den Qualifikationen wurde tatsächlich deutlich, dass wir derzeit keine realistische Chance haben, uns für eine Nachwuchs-EM oder -WM zu qualifizieren. Mit der Möglichkeit, dass Talente für ein Jahr die Handball-Akademie in Aarhus (Dänemark, Red.) besuchen können, ergibt sich für uns aber eine interessante Alternative, um die individuelle Förderung der Spielerinnen zu verbessern. Ganz grundsätzlich müssen wir für eine bestmögliche Nachwuchsförderung im Frauenbereich über Alternativen nachdenken.
In der kommenden Saison stehen unter anderem mit der EM-Qualifikation der Frauen und der WM-Qualifikation der Männer wieder eine Fülle an Terminen im Kalender. Was bedeutet das für die Planungen im Bereich Leistungssport, nicht zuletzt aus finanzieller Sicht?
Ingo Meckes: Durch viele Pflichttermine im soeben gestarteten Geschäftsjahr (April bis März, Red.), das nicht deckungsgleich mit den Daten der Saison ist, haben wir einen Budgetdruck, der zu gewissen Einschnitten führen kann. Dadurch werden wir voraussichtlich nicht auf allen Hochzeiten tanzen können, sondern müssen unsere Massnahmen mit einer gewissen Weitsicht und Sorgfalt planen.
Programm Nationalmannschaft Männer
Testspiel: Deutschland – Schweiz
Sonntag, 26. April, 15.30 Uhr, Trier (D)
EM-Qualifikation: Schweiz – Tschechien
Mittwoch, 29. April, 20.00 Uhr, BBC Arena, Schaffhausen
Vorverkauf: Ticketcorner, live auf handballTV.ch
EM-Qualifikation: Tschechien – Schweiz
Samstag, 2. Mai, 17.00 Uhr, Pilsen (Tsch)
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Der SHV ist Mitglied von Swiss Olympic sowie des Weltverbands IHF und der Europäischen Handball Föderation EHF.
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