EM-Qualifikation: Achtbarer Schweizer Abschluss in Bremen

18.06.2017

Die Schweizer Nationalmannschaft hat das letzte Spiel der EM-Qualifikation auswärts gegen Europameister Deutschland erwartungsgemäss mit 22:29 (13:12) verloren. Die SHV-Auswahl von Trainer Michael Suter zog sich vor 8'500 Zuschauern in Bremen aber durchaus achtbar aus der Affäre; kurz vor der Pause lagen die Gäste gar überraschend noch mit zwei Toren in Führung.

Der Kreis schloss sich: Die Schweiz begann die Qualifikations-Kampagne im vergangenen Herbst mit starken Leistungen, und schloss sie am Sonntag in Bremen mit einem guten Auftritt ab. Es war eine Begegnung, die sinnbildlich für den Entwicklungsprozess stand, den die Schweizer hinter sich haben – aber gerade auch für den, der noch vor ihnen liegt. Einerseits stellten sie in der ersten Halbzeit trotz zahlreicher Abwesenheiten ihr grosses Potenzial unter Beweis, als sie nach einem schwierigen Start mit 6:9-Rückstand nach einer Viertelstunde das Spiel in den Griff bekamen. Mit einer stabilen, agilen und kompakten Verteidigung und angeführt vom starken Andy Schmid (11) schafften sie vor der Pause die Wende und gingen mit 13:11 (27.) in Führung.

Andererseits zeigte die zweite Halbzeit der SHV-Auswahl dann noch einmal offensichtlich auf, welchen Weg sie in den kommenden Monaten weiter zu gehen hat. Die Heimmannschaft reagierte nach dem Seitenwechsel, profitierte von ihrem enorm breiten und homogenen Kader und stellte die alten Verhältnisse wieder her. Vorab gegen Keeper Andreas Wolff taten sich die Gäste enorm schwer; bis zur 51. Minute baute Deutschland den Vorsprung darum auf 25:17 aus und entschied die Partie. Den Schweizern, die in ihrem Kader nicht annähernd die erforderliche Ausgeglichenheit hatten, schwanden nach etwa einer Dreiviertelstunde die Kräfte. Bis dahin hatte Trainer Michael Suter auf seine Stammformation vertraut. Neben Schmid verdienten sich vor allem auch der fünffache Torschütze Luka Maros und Abwehrchef Samuel Röthlisberger sehr gute Noten. Im Vergleich zum vergangenen Mittwoch gelang der SHV-Auswahl die grösste Steigerung ohnehin in der Defensive, die Deutschland wiederholt vor enorme Probleme stellte.

«Der Sieg in der ersten Halbzeit war ein wertvolles Teilziel auf unserem Weg der Entwicklung», sagte Michael Suter. «Wir haben zu sehr guter defensiver Stabilität gefunden und uns auch in der Offensive immer wieder gute Lösungen erspielt.» Auf der grossen Bühne in Bremen gelang es der SHV-Auswahl tatsächlich, dem Spiel in jener Phase den Stempel aufzudrücken. Das zeigte sich auch in der Atmosphäre: In der grossen und gut gefüllten Halle waren in der Phase vor dem Seitenwechsel nur noch die «Hopp Schwiiz!»-Rufe zu hören.

Dass die Schweizer die Pace in der zweiten Halbzeit nicht durchziehen konnten, war erklärbar. Zumal Deutschlands Trainer Christian Prokop in seinem 16-Mann-Kader munter durchwechselte und zur Kenntnis nehmen durfte, dass er auch in seiner zweiten Garde über international sehr taugliche Alternativen verfügt. Der Gastgeber hielt darum das Tempo jederzeit hoch, die SHV-Auswahl zollte dem entsprechend Tribut. «Es fehlt uns im Moment gewiss noch die Breite. Und unsere vielen hoffnungsvollen Spieler haben noch weiteres Steigerungspotenzial. Wir waren heute, trotz über weite Strecken sehr guter Leistung, noch lange nicht am Limit», sagte Michael Suter.

Die 22:29-Niederlage wurde dem Auftritt der Schweiz in der ÖVB-Arena in der Höhe vielleicht nicht unbedingt gerecht, sie war aber insgesamt korrekt. Das anerkannte auch Michael Suter. «Ich habe der Mannschaft nach dem Spiel für eine intensive Partie gratuliert. Am Ende wurde der Druck des Gegners zu gross. Da müssen wir nun in der nächsten Saison von Monat zu Monat besser werden», sagte er. Auch wenn sich der erste Kreis der EM-Qualifikation am Sonntagabend im Nordwesten Deutschlands schloss: Der nächste Abschnitt des Wegs hat gerade eben erst begonnen.
 



EM-Qualifikation Männer

Deutschland – Schweiz 29:22 (12:13)
ÖVB-Arena, Bremen – 8‘513 Zuschauer – Sr. Pandzic/Mosorinski (SRB).
Torfolge: 1:0, 3:1, 5:2, 9:6 (17.), 9:10 (21.), 11:10, 11:13, 12:13; 14:13, 15:14, 15:15 (34.), 18:15, 20:17 (44.), 25:17 (51.), 26:18, 26:20, 28:22, 29:22.
Strafen: Je 3mal 2 Minuten.
Deutschland: Heinevetter/Wolff (ab 20./1 Tor); Sellin (1), Wiede (2), Hornke (3), Kneule, Schmidt (1), Häfner (1), Weber (3/1), Dahmke, Kühn (4), Kohlbacher (5), Link (1), Suton, Schiller (7/2), Michalczik.
Schweiz: Portner/Kindle (ab 45. und für 1 Penalty); Schmid (11/2), Meister (1), Rubin, Lier (2), Sidorowicz (2), Röthlisberger, Küttel (1), Markovic, Maros (5), Huwyler, Strebel, Gerbl.
Bemerkungen: Schweiz ohne Von Deschwanden, Raemy, Delhees, Vernier, Tynowski und Dähler (alle verletzt). Kusio und Zehnder nicht eingesetzt. – Weber schiesst Penalty an die Latte, trifft im Nachschuss zum 10:10 (22.). Time-outs: Deutschland (18./9:8); Schweiz (30./12:13, 45./21:17).

Quelle: Marco Ellenberger

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