09.05.2017
Die Schweizer Nationalmannschaft bleibt in der EM-Qualifikation nach vier Spielen sieglos. Auswärts gegen Portugal unterlag die SHV-Auswahl von Trainer Michael Suter nach einer missglückten ersten Halbzeit mit 22:27 (10:17). Mit zehn torlosen Minuten vor der Pause handelten sich die Gäste eine Hypothek ein, die am Ende zu schwer wog – trotz beeindruckender Reaktion im zweiten Durchgang.
Die Schweizer zahlten gegen den abgezockten und sehr homogenen Gegner erneut viel Lehrgeld. Gerade in der Phase vor der Pause, als der SHV-Auswahl während zehn Minuten kein Tor gelang und das Heimteam entscheidend von 9:8 auf 15:8 (25.) davonzog, wurden die vorhandenen Defizite und die fehlende Cleverness offensichtlich. Es war dabei nie eine Frage des fehlenden Kampfgeists oder der mangelnden Einstellung, im Gegenteil: Die Gäste warfen jederzeit alles in die Waagschale – aber sie trafen unter Druck zu oft falsche Entscheidungen und machten den einen oder anderen Fehler zu viel. Und sie trafen erneut auf einen Gegner, der diese Unzulänglichkeiten gnadenlos bestrafte.
Unterstützt vom Publikum sorgte der Gastgeber in der ersten Halbzeit für klare Verhältnisse. Die Portugiesen, die mit einer Wucht und Physis auftraten, die man in der heimischen NLA nie zu sehen bekommt, waren am Sonntagnachmittag denn auch die klar bessere Mannschaft. Die Partie in Loule wurde dabei mit einer Intensität geführt, die dem einen oder anderen jungen Akteur im Schweizer Dress durchaus die Grenzen aufzeigte. «Wir sind in dieser Woche in unserer Entwicklung auf den Boden der Realität geholt worden. Ich habe immer betont, dass der Weg zurück an die Spitze lang und steinig sein wird. Und nach den beiden Spielen gegen Portugal dürfte das nun bei allen angekommen sein», sagte Michael Suter.
Dass die Schweizer in Loule nach der missglückten ersten Halbzeit eine starke Reaktion zeigten, spricht aber für die Entwicklung, welche die Mannschaft in den vergangenen Monaten trotz allem bereits hinter sich hat. Die SHV-Auswahl eröffnete das Skore nach der Pause mit drei Toren in Serie und fand zurück zu einer defensiven Stabilität, die das Heimteam vor grosse Probleme stellte. Portugal gelangen zwischen der 31. und der 55. Minute nur sechs Tore – davon nur vier aus dem Positionsangriff –, und als Manuel Liniger fünf Minuten vor Schluss zum 21:23 traf, kehrte sogar kurzzeitig noch einmal etwas Spannung in den Pavilhao Desportivo Municipal zurück.
Es war eine Phase, die das grosse vorhandene Potenzial im Schweizer Team deutlich aufzeigte, auch wenn der Gastgeber den Sieg in den Schlussminuten doch noch souverän nach Hause brachte. «Ich muss meiner Mannschaft ein Kompliment machen, wie sie sich in der zweiten Halbzeit präsentiert und wieder zurückgekämpft hat», sagte Michael Suter. «Ich habe den Spielern nach der Partie gesagt, dass wir in solchen Situationen erkennen, wie es auf dem internationalen Level zu und her geht. Wir haben noch enorm viel zu lernen, offensiv wie auch defensiv. Wir müssen uns nun weiter entwickeln und Schritt für Schritt dem annähern, was auf diesem Niveau gefordert wird.»
Die Bäume wachsen für die junge Schweizer Nationalmannschaft noch nicht in den Himmel. Die wichtigste Erkenntnis aus den beiden Niederlagen gegen Portugal war aber ohnehin schon vorher klar: Auf dem Weg zurück zur internationalen Konkurrenzfähigkeit braucht es vor allem viel Geduld.
EM-Qualifikation Männer
Portugal – Schweiz 27:22 (17:10)
Pavilhao Desportivo Municipal, Loule – 1500 Zuschauer – Sr. Opava/Valek (CZE).
Torfolge: 1:0, 2:1, 2:3, 4:3, 5:4, 5:5, 7:5, 7:6, 9:6, 9:8 (17.), 15:8 (27.), 17:10; 17:13, 18:13, 19:14, 19:16, 22:16, 22:19, 23:19, 23:21 (55.), 26:21, 26:22, 27:22.
Strafen: 1mal 2 Minuten gegen Portugal; 2mal 2 Minuten gegen die Schweiz.
Portugal: Bravo Quintana/Costa Figueira (17. bis 55./1 Tor); Portela (4/2), Duarte (4), Branquinho, Sousa Martins, Rocha, Soares Martins (1), Pereira, Rodrigues Areia, Cavalcanti (1), Fernandes Monteiro Da Silva (2), Antunes (3), Davyes (2), Magalhaes (5), Amador Salina (4).
Schweiz: Portner/Kindle (ab 19.); Schmid (5/2), Meister (1), Rubin (3), Liniger (1), Svajlen, Lier, Sidorowicz, Delhees (2), Röthlisberger, Küttel (3), Markovic (2), Maros (4), Huwyler, Dähler (1).
Bemerkungen: Schweiz ohne Raemy, Von Deschwanden, Vernier, Tynowski (alle verletzt). Bravo Quintana hält Penalty von Schmid (52./23:20). Time-outs: Portugal (27./15:9, 39./19:16, 60./26:22); Schweiz (19./11:8, 25./15:8, 55./23:20).
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