Interview mit Nationaltrainer Michael Suter vor dem Yellow Cup

27.12.2017

Mit dem Yellow Cup in Winterthur beginnt für die Schweizer Nationalmannschaft die ultimative Phase der Vorbereitung auf die wegweisenden Spiele der WM-Qualifikation von Anfang Januar. Die SHV-Auswahl eröffnet das Traditionsturnier in der Eulachhalle am Freitag (18.20 Uhr, live auf handballTV.ch) gegen Serbien. Im Interview spricht Nationaltrainer Michael Suter über das Teilnehmerfeld, die aktuelle Situation in seiner Mannschaft und die Gegner in der WM-Qualifkation.
 


 
Michael Suter, die Schweiz trifft am Yellow Cup in Winterthur auf attraktive Gegner. Wie schätzen Sie das Teilnehmerfeld am Traditionsturnier ein?

Michael Suter: Für mich ist das ein absolutes Wunschteilnehmerfeld. Es passt ja zum Traditionsturnier Yellow Cup, dass durchwegs traditionsreiche Handballnationen wie Russland, Rumänien und Serbien teilnehmen. Wir können uns in Winterthur optimal auf die WM-Qualifikation vorbereiten. Ich bevorzuge auf dem Papier stärkere Gegner, wie gerade im Startspiel das mit vielen Stars antretende Serbien. Das hilft uns, schneller auf das erforderliche Level zu kommen. Wir werden keine Schonung erhalten, aber das wollen wir auch nicht.

Vor dem Lehrgang mussten Sie erneut Umstellungen an ihrem Kader vornehmen. Wie sehen Sie die Situation?

Michael Suter: Ja, das ist richtig. Das Bild der Mannschaft wird nach gut einem Jahr des Projekts noch einmal ein wenig neu gezeichnet. Einerseits weil uns Routiniers fehlen, die im vergangenen Frühjahr noch dabei waren: Andy Schmid leistet Unglaubliches und braucht Pausen – möglicherweise analog zu Roger Federer –, wofür ich vollstes Verständnis habe. Manuel Liniger und Michal Svajlen stehen an Punkten in ihren Karrieren, an denen die Zukunftsplanung entscheidender ist als die Tagesaktualität. Sie stehen uns darum nicht mehr zur Verfügung.

Andererseits zwingen mich die gehäuften Verletzungen unserer Nationalspieler an jedem Zusammenzug zu mehreren Umstellungen. Es scheint, als wäre man der Belastung des intensiven Spiels nicht gewachsen. In der Nationalmannschaft begegnen wir dieser Erkenntnis schon seit meinem Amtsantritt mit spielnahem Training und wir wenden gleichzeitig viel Trainingszeit für Prophylaxe auf; da geht es insbesondere um Rumpf- und Beinstabilität. Nur zuschauen und hoffen, dass nichts passiert, reicht mir nicht. Trotzdem bleibt Handball ein Kontaktsport und Verletzungen gehören natürlich dazu. Es ist einzig eine Frage der Häufigkeit.

Die Umstellungen sind wohl nicht unbedingt förderlich, wenn es um Kontinuität und den Aufbau von Automatismen geht. Wie gehen Sie diese Herausforderung an?

Michael Suter: Meine Aufgabe ist es, dem Team Stabilität zu vermitteln. Stabilität hat viel mit Sicherheit zu tun. Wir lösen das über eine intelligente Rollenverteilung und über eine klare Struktur. Letztere hilft jedem Einzelnen und unterstützt jeden Spieler auf dem Feld. Die individuellen Besonderheiten kann ein Spieler meiner Meinung nach erst dann gewinnbringend auf den Platz bringen, wenn ihm bewusst ist, was in der jeweiligen Spielsituation von ihm erwartet wird und was er von seinen Mitspielern erwarten darf. 

Ich unterscheide zudem klar zwischen Trainings- und Spielphasen. Im Training werden Defizite angesprochen, korrigiert und durch viel Repetition behoben. In Wettkampfphasen lassen wir diese Defizitorientiertheit und fokussieren uns ausschliesslich auf die Stärken der Spieler. Durch dieses Vorgehen wird der Fortschritt ermöglicht und der Routineprozess kann ein wenig beschleunigt werden. Ich freue mich dabei über die Bereitschaft der – im internationalen Vergleich gesehen – immer noch sehr jungen Akteure. Sie sind gewillt, die nächsten Schritte in Richtung internationaler Klasse mit der erforderlichen Konsequenz zu gehen. Und: Jung muss ja nicht schlecht sein, im Gegenteil. Ich erwarte viel Dynamik von meinem Team.

Die Gegner in der WM-Qualifikation heissen Estland und Bosnien-Herzegowina. Worauf muss sich die SHV-Auswahl einstellen?

Michael Suter: Beide Gegner sind deutlich routinierter als wir und spielen seit mehreren Jahren in den Formationen, mit denen sie sich im Januar präsentieren werden. Im direkten Vergleich im Oktober haben beide Mannschaften ihre Heimspiele gewonnen – entsprechend rechnen sich auch beide Nationen gute Chancen für den Januar aus. Natürlich werden aber auch wir das so aufbauen, dass wir bereit sind, wenn es darauf ankommt. Die Einstellung wird zu 100 Prozent stimmen. Nun arbeiten wir an der körperlichen und mentalen Wettkampfhärte. Wir freuen uns auf die Momente, in denen es dann wirklich zählt.
 



46. Yellow Cup
Eulachhalle, Winterthur


Freitag, 29. Dezember
18.20 Uhr: Schweiz – Serbien (live auf handballTV.ch)
21.00 Uhr: Russland – Rumänien (live auf handballTV.ch)

Samstag, 30. Dezember
18.20 Uhr: Schweiz – Russland/Rumänien (live auf handballTV.ch)
21.00 Uhr: Serbien – Russland/Rumänien (live auf handballTV.ch)

Modus: Am Samstag spielen die beiden Sieger vom Freitag um den Turniersieg, beziehungsweise die beiden Verlierer vom Freitag um den dritten Platz. Das Schweizer Spiel am Samstag ist in jedem Fall auf 18.20 Uhr angesetzt.
 



WM-Qualifikation

Estland – Schweiz
Mittwoch, 3. Januar, 18.30 Uhr (MEZ), Tallinn (EST)

Schweiz – Estland
Sonntag, 7. Januar, 16.45 Uhr, Eulachhalle, Winterthur

Schweiz – Bosnien-Herzegowina
Mittwoch, 10. Januar, 18.30 Uhr, Kreuzbleiche, St. Gallen

Bosnien-Herzegowina – Schweiz
Samstag, 13. Januar, 20.00 Uhr, Tuzla (BIH)

Modus: Der Gruppensieger qualifiziert sich für die Playoffs im Juni 2018. Die WM-Endrunde findet vom 10. bis 27. Januar 2019 in Deutschland und Dänemark statt.

 

Quelle: Marco Ellenberger

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