SPAR Premium League • 28.02.2017
Der LC Brühl ist bereits der vierte Club, den Kerstin und Rebecca Kündig gemeinsam in der Vita stehen haben. Trotzdem spielen die Schwestern diese Saison zum ersten Mal überhaupt in der gleichen Mannschaft. Vor wenigen Wochen gewannen sie ihren ersten gemeinsamen Titel – den Cupsieg. Im Doppelinterview sprechen die beiden über ihre Anfänge und sie versuchen die sportlichen und privaten Eigenschaften der grossen (Kerstin, 23) und kleinen (Rebecca, 21) Schwester zu benennen.
Kerstin, du hast mit dem LC Brühl zum zweiten Mal in Folge den Cup gewonnen. War die Titelverteidigung anders, als der lang ersehnte Titel vor einem Jahr?
Kerstin Kündig: Nein. Die Erleichterung, dass wir den Triumph geschafft haben ist gleich gross wie letztes Jahr. Wir hatten beide Male ein Final, in dem wir auf dem Papier der Favorit waren und jeweils zwei schwere Halbfinals. Der Sieg letzte Saison war mein erster persönlicher Titel, der Erfolg in diesem Jahr ist Brühls zehnter Cupsieg. Von dem her sind beide Titel etwas Besonderes.
Rebecca, mit dem Finalsieg über Rotweiss Thun hast du zum ersten Mal einen Pokal bei den Aktiven gewonnen, bist also in der Situation, in der deine Schwester vor einem Jahr war – wie fühlt sich der erste Titel an?
Rebecca Kündig: Sehr speziell und irgendwie auch unwirklich. Ein Cupfinal zu spielen mit der Gewissheit eigentlich auch gewinnen zu müssen, ist für mich alles andere als alltäglich. Um zu realisieren, dass wir gewonnen haben, brauche ich schon noch ein bisschen Zeit. Grundsätzlich ist es aber ein grossartiges Gefühl.
Seit etwas mehr als einem halben Jahr spielst du nun schon beim LC Brühl. Wie sind die ersten Monate in St. Gallen für dich gewesen?
Rebecca Kündig: Mir gefällt, wie das Team in sich funktioniert und sich selbst pushen kann. Allgemein habe ich sehr viel Freude mit der Mannschaft und dadurch habe ich noch mehr Spass am Handball. Ausserdem durfte ich nun gegen einige Teams zum ersten Mal überhaupt Siege einfahren (schmunzelt).
Kerstin, du spielst bereits deine vierte Saison für Brühl. Wie zufrieden bist du mit der laufenden Runde?
Kerstin Kündig: Mit Ausnahme der beiden Spiele gegen Spono verläuft die Saison bisher nach Wunsch. Die zwei Niederlagen ärgern uns allerdings schon sehr, denn wir waren beide Male weit weg von dem, was wir zu leisten im Stande sind. In den nächsten Wochen müssen wir es schaffen unser Spiel so anzupassen, dass wir auch gegen Spono erfolgreich sein können, denn abgesehen davon läuft es tiptop. Ich bin zuversichtlich, dass das klappt und denke, schon im Heimspiel gegen Spono werden wir es besser machen.
Rebecca, Pfäffikon-Fehraltdorf, Uster, Yellow Winterthur - bei euch beiden findet man in der Handball-Vita die gleichen Clubs, zusammen gespielt habt ihr aber bis vor dieser Saison aber noch nicht. Wie kommt es, dass du dich auf die Spuren deiner Schwester begibst?
Rebecca Kündig: Ich bin nicht bewusst den gleichen Weg wie Kerstin gegangen. Pfäffikon-Fehraltdorf als Anfangsverein kam durch die Nähe zu unserem Wohnort aber auch durch unseren Vater. Die Förderung von Spielerinnen, die mehr erreichen wollen, findet dann in logischerweise in Uster statt. Klar habe ich mir auch Tipps bei Kerstin geholt und durch sie konnte erfahren, wie der Trainer ist oder was die Mannschaft ausmacht. Es ist interessant, dass ich ihr folge, aber planen kann man das nicht – das Angebot des Clubs kann man ja nicht vorhersehen.
Kerstin, seit dieser Saison spielt ihr nun erstmals gemeinsam in einem Team. Wie ist das für dich?
Kerstin Kündig: Die Frage habe ich schon öfter gestellt bekommen. Es ist aber einfach so, dass Rebecca zwar meine Schwester ist, sie aber im Team auch nur eine Teamkollegin von vielen ist. Auf dem Feld stehen wir normalerweise nicht direkt nebeneinander, wir sind auch keine Konkurrentinnen auf der gleichen Position. Genauso wie ich mit anderen Mitspielerinnen im und neben dem Training gut auskomme, habe ich es auch mit ihr super. Das einzige, was sich geändert hat, ist, dass wir jetzt nicht mehr nach Hause kommen und uns vom Training oder Match erzählen, schliesslich waren wir ja beide dabei. Und für unsere Freunde und Verwandten ist es lässig, denn wenn sie sich ein Spiel anschauen sehen sie uns beide und müssen sich nicht mehr für eine entscheiden.
Rebecca, kannst du dir vorstellen noch länger mit Kerstin zusammen zu spielen oder könnte es sein, dass sie in der nächsten Zeit woanders, vielleicht sogar im Ausland, spielen wird?
Rebecca Kündig: So lange es uns beiden bei Brühl wie momentan gefällt, denke ich nicht, dass wir innerhalb der Schweiz wechseln würden. Wenn Kerstin jetzt ein unschlagbares Angebot aus dem Ausland erhalten würde, könnte es unsere gemeinsame Zeit sicherlich unterbrechen. Bis dahin ist aber hoffentlich noch ein bisschen Zeit, die wir gemeinsam bei Brühl verbringen werden.
Kerstin, was kommt nach Uster, Yellow und Brühl? Noch viel länger St. Gallen, Handball im Ausland oder sogar gar kein Handball mehr?
Kerstin Kündig: Also gar kein Handball ist sicherlich keine Option, denn ich fühle mich körperlich fit um auf diesem Niveau zu spielen. Handball im Ausland hängt mit meinem Studium zusammen. Das werde ich sicher vorher beenden und hat ganz klar Priorität. Ob ich die ganze Studienzeit in der Schweiz sein werde, weiss ich momentan aber noch nicht. Und nicht zuletzt gefällt es mir bei Brühl super und ich kann mit momentan nicht vorstellen von dort weg zu gehen.
Wagen wir nach dem Blick in die Zukunft einen Schweif in die Vergangenheit. Wie bist du zum Handball gekommen?
Kerstin Kündig: Zu meiner Schulzeit gab es von der Schule verschiedene Sportangebote für den Mittwochnachmittag und in der ersten oder zweiten Klasse habe ich mich gemeinsam mit einer Freundin für den Kurs angemeldet und seitdem spiele ich Handball. Wahrscheinlich auch mit dem Hintergrund, dass mein Vater auch schon Handball gespielt hat und ich samstags immer mit ihm in der Halle gewesen bin. Aber die Entscheidung mit dem Handball spielen anzufangen kam dennoch von mir selbst.
Rebecca, warum spielst du Handball?
Rebecca Kündig: Ich habe mich lange geweigert Handball zu spielen, wollte etwas Anderes machen und habe auch schon viele verschiedene Sportarten ausprobiert gehabt. Durch die Spiele von unserem Vater aber auch durch die Turniere von Kerstin interessierte es mich dann doch auch. Richtig angefangen zu spielen habe ich erst in meinem ersten Jahr am Gymnasium und seither habe ich grosse Freude daran.
Wie würdest du die Handballerin Kerstin Kündig beschreiben?
Rebecca Kündig: Sie ist sehr ehrgeizig, immer mit vollem Einsatz und voller Konzentration dabei und gepusht von ihrem Ehrgeiz will sie zeigen, was sie kann. Sie hat ein gutes Auge und ihr Spiel ist geprägt von Schnelligkeit. Man kann durch harte Arbeit weit kommen, aber um derart aufzufallen wie Kerstin es in der Liga tut, braucht es Talent und das hat sie definitiv.
Und welche Eigenschaften hat die private Kerstin?
Rebecca Kündig: Privat hat sie genau den gleichen Ehrgeiz wie auf dem Feld. Wenn sie etwas erreichen will setzt sie sich mit allem, was sie hat, daran, es zu schaffen. Sowohl auf dem Feld als auch im Privaten ist Kerstin extrem wichtig für den Zusammenhalt. Sie hat immer ein offenes Ohr, ist jederzeit ansprechbar und damit strahlt sie eine Sicherheit für alle aus.
Kerstin, wir kennen deine Schwester als torgefährliche Linkshänderin. Was kannst du uns als grosse Schwester über die Privatperson Rebecca Kündig verraten?
Kerstin Kündig: Auffallend ist sicher, dass sie oftmals das Gegenteil von mir ist. Ich bin immer extrem strukturiert und Rebecca wartet lieber ab und lässt einfach auf sie zukommen, was morgen ist. Das Tolle an ihr ist, dass sie bis zum Schluss total entspannt und flexibel ist, egal was kommt. Ausserdem zeichnet sie aus, dass sie nicht vorlaut ist. Rebecca hört zu, nimmt viel auf und weiss auch sehr viel, gibt aber nicht alles preis. Das kann schon ein Vorteil fürs Leben sein.
Und wie ordnest du Rebecca sportlich ein?
Kerstin Kündig: Sie hat relativ spät angefangen Handball zu spielen, war deshalb auch nie in den Förderkadern und den Unterschied, dass sie nicht in Sportschulen war und die technische Topausbildung bekommen hat, merkt man sicherlich. Dadurch, dass sie eine intelligente Spielerin ist, fällt es ihr wiederum leicht, technische Aspekte direkt umzusetzen. Mich erstaunt, wie schnell sie Fortschritte erzielt, Kritik annimmt und umsetzt und auch ihr taktisches Verständnis ist beeindruckend.
Über Kerstin Kündig
Geburtstag: 2. Juli 1993 Grösse: 174 cm Position: Rückraum Mitte Wurfhand: Rechts Aktueller Club: LC Brühl Ehemalige Clubs: Yellow Winterthur, TV Uster, HSG Pfäffikon-Fehraltorf.
Über Rebecca Kündig
Geburtstag: 4. Juni 1995 Grösse: 168 cm Position: Flügel Rechts Wurfhand: Links Aktueller Club: LC Brühl Ehemalige Clubs: Yellow Winterthur, TV Uster, HSG Pfäffikon-Fehraltorf, SG Handball Züri Oberland.
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