03.06.2018
Die Schweizer Frauen haben das letzte Spiel der EM-Qualifikation auswärts gegen Europameister Norwegen diskussionslos mit 18:41 (6:16) verloren. Die SHV-Auswahl von Trainer Martin Albertsen blieb gegen den Gegner von Weltklasse-Format erwartungsgemäss ohne Chance. Trotz der Niederlage beenden die Schweizerinnen die Kampagne vor der Ukraine auf dem dritten Platz.
Ganze acht Minuten benötigte der WM-Zweite, um das Spiel vor 2'300 Zuschauern in Larvik zu entscheiden. Norwegen führte zu diesem Zeitpunkt bereits mit 7:0 und traf dabei auf kaum Gegenwehr. Die Schweizerinnen, deren Trainer Martin Albertsen über das gesamte Spiel konsequent auf sieben Feldspielerinnen setzte, traten auf wie das Kaninchen vor der Schlange.
9 von 16 Treffern ins leere Tor
«Uns hat am Anfang komplett der Mut gefehlt. Statt auf das Tor zu gehen haben wir nur geprellt und sind quer gelaufen. Darum haben wir einen technischen Fehler nach dem anderen gemacht», sagte Martin Albertsen. Norwegen liess sich nicht zweimal bitten und erteilte den Schweizerinnen Anschauungsunterricht in Sachen Konterspiel. Sechs der ersten sieben Treffer erzielte der Gastgeber per Gegenstoss, vier davon ins leere Tor.
Die Schweizerinnen fingen sich nach dem Fehlstart und spielten in Larvik immerhin eine gute Viertelstunde, vor allem defensiv. Bis zum 13:6 (28.) musste die SHV-Auswahl überhaupt nur zwei Gegentore aus dem Positionsspiel hinnehmen. Ihren Teil dazu bei trug auch Keeperin Lea Schüpbach, die bis dahin mit vier Paraden auf eine Abwehrquote von 50 Prozent kam. Die anderen neun Gegentreffer fielen allesamt nach Kontern ins leere Tor.
Ballverluste: Norwegen – Schweiz 2:19
Das grösste Problem der SHV-Auswahl war denn auch die Fehleranfälligkeit in der Offensive. Bis zum Schluss standen 19 Ballverluste in der Statistik – im Gegensatz zu deren zwei bei Norwegen. Kam hinzu, dass den Schweizerinnen nach dem Seitenwechsel mit fortlaufender Spieldauer die Kraft ausging. Sie hatten den Norwegerinnen in der Verteidigung nichts mehr entgegenzusetzen. Das belegen die 25 Gegentore in der zweiten Halbzeit.
Die zweite Halbzeit zeigte aber auch, dass Offensiv durchaus mehr möglich gewesen wäre. Die Schweizerinnen spielten das 7 gegen 6 nun konsequenter – nicht nur kamen sie dadurch zu mehr und zu besseren Torchancen, sondern die Zahl der norwegischen Gegenstösse reduzierte sich merklich. Einzig: Das nützte nichts, weil die SHV-Auswahl mit den kraftvollen norwegischen Angriffen nun überfordert war. Phasenweise ging fast jeder defensive Zweikampf verloren.
Martin Albertsen: «Das war eine Handball-Lektion»
«Das war eine Handball-Lektion», sagte Martin Albertsen. «Heute wurde uns schonungslos aufgezeigt, woran wir arbeiten müssen. Und wir können aus so einem Spiel enorm viel lernen. Wir haben grosse Defizite gesehen; wir waren in der Abwehr überhaupt nicht in der Form, in der wir sein wollten. Wir müssen uns im physischen Bereich im Hinblick auf die nächste Saison massiv steigern.»
Trotz der Kanterniederlage im Süden Norwegens endet die EM-Kampagne für die Schweizerinnen mit einer guten Nachricht. Dank dem abschliessenden Sieg Kroatiens gegen die Ukraine (28:25) belegt die SHV-Auswahl in der Gruppe den dritten Platz; das gelang erstmals seit acht Jahren: 2010 setzte sich die Schweiz zweimal gegen Portugal durch. Mit den beiden Siegen gegen die Ukraine im vergangenen März ist den Schweizerinnen eine der grössten Überraschungen der gesamten Ausscheidung gelungen.
EM-Qualifikation
Norwegen – Schweiz 41:18 (16:6)
Boligmappa Arena, Larvik – 2'325 Zuschauer – Sr. Hatipoglu/Simsek (TUR).
Torfolge: 7:0 (8.), 8:1, 8:3, 12:3 (21.), 13:4, 13:6, 16:6; 18:6, 18:7, 21:7, 21:9, 22:10, 24:10, 25:11, 25:12 (41.), 30:12 (47.), 30:13, 35:13 (51.), 36:14, 36:15, 38:15, 38:16, 40:16, 40:18, 41:18.
Strafen: 1mal 2 Minuten gegen Norwegen; 2mal 2 Minuten gegen die Schweiz.
Norwegen: Silje Solberg (1)/Lunde (für 1 Penalty); Sanna Solberg (9), Högdahl (5), Jacobsen (5), Thea Mörk (5), Brattset (4), Skogrand (4), Fauske (2), Oftedal (2), Arntzen (1), Enkerud (1), Ingstad (1), Veronic Kristansen (1), Bakkerud, Jeanett Kristiansen.
Schweiz: Schüpbach (bis 47. plus für 1 Penalty)/Brütsch; Lisa Frey (3/1), Gautschi (1), Weigelt (4/1), Hodel (1), Csebits (2), Scherer (1), Matter (1), Noëlle Frey (1), Wyder (1), Murer (1), Wick, Traber (1), Albrecht (1).
Bemerkungen: Schweiz ohne Dokovic (verletzt), Estermann, Decurtins (beide überzählig) und Ineichen (nicht eingesetzt). Schüpbach hält Penaltys von Arntzen (22./12:4) und Fauske (59./40:17). Weigelt schiesst Penalty an den Pfosten (28./12:4). Lunde hält Penalty von Lisa Frey (44./26:12).
Mittwoch, 30. Mai
Ukraine – Norwegen 21:26 (8:10)
Schweiz – Kroatien 16:33 (8:13)
Samstag, 2. Juni
Kroatien – Ukraine 28:25 (15:12)
Norwegen – Schweiz 41:18 (16:6)
Tabelle
1. Norwegen 6/12
2. Kroatien 6/6
3. Schweiz 6/4
4. Ukraine 6/4
Modus: Die beiden besten Mannschaften jeder Gruppe sowie der Beste aller Gruppendritten qualifizieren sich für die EM-Endrunde vom 29. November bis 16. Dezember 2018 in Frankreich. Bei Punktgleichheit entscheidet die Direktbegegnung.
Der SHV ist der nationale Fachverband und das Kompetenzzentrum für den Handballsport in der Schweiz.
Der SHV ist Mitglied von Swiss Olympic sowie des Weltverbands IHF und der Europäischen Handball Föderation EHF.
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