30.01.2018
Nach 15 Jahren Spitzenhandball war im vergangenen Sommer Schluss. Oliver Scheuner beendete seine eindrucksvolle Karriere, in der er neben 432 Einsätzen auf NLA-Niveau auch 32 Länderspiele und mehrere Titel zu seiner Vita zählen darf. Fortan war der ehemalige rechte Flügel interessierter Beobachter des Schweizer Spitzenhandballs. Seine Eindrücke und Einschätzungen teilt der 32-jährige ab sofort als NLA-Experte für handball.ch mit der Handball-Community.
Vor dem Start in die zweite Saisonhälfte blickt Scheuner auf die bisherigen Leistungen der NLA-Teams und nennt seine zehn Aufsteiger der Hauptrunde. Im ersten von zwei Teilen befasst sich Oliver Scheuner mit Titelverteidiger Kadetten Schaffhausen, Cupsieger Pfadi Winterthur, dem BSV Bern Muri, dem HC Kriens-Luzern, GC Amicitia Zürich und Aufsteiger TV Endingen.
Kadetten Schaffhausen (Hauptrundenplatzierung: 2.)
Die Enttäuschungen
Cup-Aus gegen Bern, Champions-League-Aus, inkonstante Auftritte in der Meisterschaft – der Branchenprimus musste diese Saison bislang viel Kritik einstecken. Gerade die Neuzugänge wie Norouzi und Ostroushko, aber auch einige andere Stars der Mannschaft, kamen bisher noch nicht wie gewünscht auf Touren. In der Champions League fehlte indes oft wenig – mit etwas mehr Wettkampfglück wäre hier durchaus mehr drin gelegen.
Die Wechsel
Den cleveren Handball-Kenner Peter Kukucka ereilte dasselbe Schicksal wie seinem Vorgänger Lars Walther. Ersetzt wird er durch Arno Ehret, der einen ganz anderen Führungsstil pflegt und vor allem auf Struktur und Disziplin setzt – etwas das den Munotstädtern bisher tatsächlich etwas gefehlt hat. Mal schauen, was er aus dem Starensemble rausholen kann.
Der sofortige Abgang von Johan Koch ist ein Verlust für die Kadetten. In den letzten Jahren war er in entscheidenden Momenten stets präsent. Mit Lucas Meister verfügt der Titelverteidiger aber über den talentiertesten Kreisläufer der Liga. Und Neuzugang Bojan Beljanski, der 2011/12 bereits bei Kriens-Luzern in der Schweiz gespielt hat, soll zusätzlich die enttäuschende Abwehr stabilisieren.
Der Aufsteiger
Von der NLB in die Nationalmannschaft – der rasante Aufstieg des jungen Maximilian Gerbl erstaunt. Der 22-jährige ist sprungstark, schnell, technisch versiert und bildet mit Nik Tominec ein spannendes Flügelduo.
Pfadi Winterthur (3.)
Der Cupsieger
Die Ansprüche in Winterthur sind hoch. Darum war der Cupsieg nach dem EHF Cup-Out eine grosse Erleichterung – und ein Zeichen an die Konkurrenz. Das neue Sportzentrum WIN4 sorgt zudem bereits für viel Euphorie im Umfeld.
Die Verletzungssorgen
Pfadi Winterthur plagen (wieder mal) grosse Verletzungssorgen. Cédrie und Joël Tynowski, Pascal Vernier, Jonas Langerhuus, Roman Sidorowicz, Joel Bräm, Stefan Freivogel, Filip Maros... Die Liste an angeschlagenen, rekonvaleszenten oder verletzten Spieler war und ist lang. Falls das Kader bis zum Playoff-Start aber wieder einigermassen komplett ist, liegt für die Mannschaft mit der stärksten Defensive und dem erfahrensten Torhüter-Duo der Liga viel drin. Das hat die Mannschaft beim Cupfinal gegen Bern Muri bewiesen.
Der Aufsteiger
Marvin Lier. Der Mobiliar Topscorer glänzt mit einer starken Abschlussquote und wird mit jeder Saison konstanter.
BSV Bern Muri (4.)
Die Überraschung
Die positive Überraschung der Saison kommt aus der Hauptstadt. Trainer Aleksandar Stevic brachte neue Impulse und sorgte dafür, dass seine Mannschaft vorerst den HC Kriens-Luzern als vierte starke Kraft der Liga abgelöst hat.
Die gute Mischung
Die Berner haben ihr Kader clever verstärkt und verfügen über eine sehr ausgeglichene Truppe. Pedro Spinola und Jakub Szymanski geben der jungen Mannschaft Stabilität, die jungen Talente wie Michael Kusio oder Marcel Lengacher entwickeln sich erfreulich und die Torhüter Dragan Marjanac und Dominic Rosenberg sind eines der besten Goalie-Duos der Vorrunde.
Der Aufsteiger
Michael Kusio. Der Junioreninternationale zeigte einige starke Partien und ist ein grosses Versprechen für die Zukunft auf der Rückraumrechts-Position.
HC Kriens-Luzern (5.)
Die Abwesenden
Ohne Tom Hofstetter fehlte im Angriff der Innerschweizer oft das Überraschungselement. Zudem sorgte der überraschende Rücktritt von Fabio Baviera für eine grosse Lücke am Kreis. Jetzt muss auch noch der Abgang von Heiko Grimm verdaut werden. Mit Urs Schärer steht aber ein erfahrener und gewiefter Taktiker als Ersatz bereit.
Die Deckung
Die Verteidigung bleibt die zuverlässigste Komponente: Mit Daniel Fellmann verfügen die Innerschweizer noch immer über den besten Verteidiger der Liga. Und der intelligente Instinkt-Torhüter Paul Bar kann an einem guten Tag jeden Gegner zur Verzweiflung treiben.
Der Aufsteiger
Der schnelle Linksaussen Adrian Blättler hat sich endgültig in der NLA etabliert und spielt eine hervorragende Saison – was ihm prompt sein erstes Nationalmannschaftsaufgebot einbrachte.
GC Amicitia Zürich (8.)
Die Wundertüte
Dem jüngsten Team der Liga fehlt es noch an Erfahrung, aber angeführt vom ehemaligen Bundesliga-Spieler Manuel Frietsch ist die Mannschaft immer wieder mal für eine Überraschung gut. Für mich sind sie dennoch ein Kandidat für die Playouts.
Die Durchschlagskraft
GC Amicitia hat den schwächsten Angriff der Liga. Einzig Frietsch und Adam Bakos (als zuverlässiger 7-Meter-Schütze) überzeugen vorne. Der talentierte Simon Schild könnte – falls er wieder voll fit ist – nochmals neue Impulse liefern.
Der Aufsteiger
Simon Schelling. Mit 23 Jahren ist er immer noch sehr jung für einen Torhüter, verbessert sich aber von Jahr zu Jahr. An einem guten Tag kann er für einen dringend benötigten Exploit sorgen.
TV Endingen (9.)
Der Härtetest
In der erwartet schweren Aufstiegssaison hält sich das Team bisher – trotz den gewichtigen Ausfällen von Nemanja Sudzum und Leonard Pejkovic – auf dem achtbaren neunten Platz. Dies vor allem dank dem Überraschungssieg gegen Kriens-Luzern.
Die Defensive
Die schwächste Defensive der Liga muss sich steigern, will man nicht in den Playouts landen. An Kampfgeist fehlt es der Truppe definitiv nicht. Neo-Coach Zoltan Majeri ist bekannt für eine akribische Deckungsarbeit. Das kann der Schlüssel zum Klassenerhalt sein.
Der Aufsteiger
Christian Riechsteiner. Das Eigengewächs überzeugt auch in der NLA mit wichtigen Toren und übernimmt viel Verantwortung.
Diese sechs Teams starten am Mittwoch, 31. Januar, in die Final- und die Abstiegsrunde. Dabei kommt es um 19.45 Uhr in der Mooshalle in Gümligen zur Neuauflage des Cupfinals zwischen dem BSV Bern Muri und Pfadi Winterthur. Titelverteidiger Kadetten Schaffhausen gastiert um 20 Uhr in der Krauerhalle in Kriens zum Duell der Interimstrainer (Ehret gegen Schärer). Endingen empfängt zeitgleich in der GoEasy Arena in Untersiggenthal GC Amicitia Zürich.
Alle Partien können wie gewohnt im Livestream auf handballTV.ch verfolgt werden.
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