Playoff-Panel Teil 1: Die Handball-Kenner wagen einen Blick voraus

Quickline Handball League  •  15.04.2019

Symbolbild Swiss Handball League, Bild: Alexander Wagner

Vor dem Start in die Playoffs 2019 blickt handball.ch gemeinsam mit Handball- und Sport-Journalisten aus der Schweiz auf die dringlichsten Fragen rund um die Meisterschaftsentscheidung in der Nationalliga A der Swiss Handball League. Im ersten von zwei Teilen geht es um die Kadetten, Pfadi und ihre Gegner.

An der Tabellenspitze lieferten sich die Kadetten und Pfadi lange Zeit ein Kopf-an-Kopf-Rennen, mit dem besseren Ende für die Munotstädter. In den Playoffs messen sich die beiden Topteams nun mit jenen zwei Mannschaften, die in den letzten Wochen und Monaten in der Abstiegsrunde aktiv waren. Der HC Kriens-Luzern verpasste nach der Hauptrunde nur hauchdünn den Einzug in die Finalrunde, war anschliessend frühzeitig für die Playoffs qualifiziert und gleichzeitig nie in Abstiegsgefahr. Ganz anders der RTV 1879 Basel: Die Basler rutschten vor dem letzten Spieltag auf den letzten Tabellenplatz ab, errangen in extremis doch noch Rang 8 in der Tabelle. Auf dem Papier sind Schaffhausen und Winterthur klar favorisiert. Sind Kriens-Luzern und Basel nur ein Schritt in Richtung Titel oder wie sehen das die Experten? 

Die Experten

Daniel Zobrist ist der Herausgeber von handballworld, dem Handballmagazin der Schweizer Handballfans und kennt die Szene seit Jahren bestens. Christian Müller ist der Handball-Fachmann im Hause Ringier. Zahlreiche Handball-Seiten donnerstags im BLICK stammen aus seiner Feder. Er ist die Stimme der Handball-Übertragungen auf MySports: Herbert Zimmermann ist der Spezialist in Sachen Handball beim SHL-TV-Partner in Erlenbach. Überträgt der Sportsender ein Spiel, dann ist Manuel Liniger meist mit von der Partie. Der ehemalige Nationalspieler fungiert bei MySports als TV-Experte. Urs Stanger ist ein jahrelanger Begleiter des Schweizer Handballs. Er schreibt für den Landboten und kennt sich in der Winterthurer Handball-Szene bestens aus. Die Artikel von Adrian Horn erscheinen im Thuner Tagblatt - sein Handball-Fachgebiet ist Wacker Thun. Und Dean Fuss ist Sportredaktor bei der Aargauer Zeitung und Spezialist für die Aargauer Handballclubs.

"Den Titel traue ich heuer mit Ausnahme von Basel allen Vereinen zu, welche am Playoff teilnehmen."
Adrian Horn

Nach der Finalrunde hatten die Kadetten und Pfadi einen Vorsprung auf die Konkurrenz. Wird einer der beiden auch Meister oder traust du einem anderen Team den grossen Coup zu?
Daniel Zobrist: "Die Stabilität und Routine von Kadetten und Pfadi werden sich durchsetzen, eines der beiden Teams wird Meister 2019."
Christian Müller: "Zu verdienen gibt es nicht viel, aber Geld würde ich am ehesten auf die Kadetten als Meister wetten."
Herbert Zimmermann: "Ich sehe niemanden, der die „Big Two“ im Meisterrennen ernsthaft gefährden könnte."
Manuel Liniger: "Wenn alles normal läuft, sollte eines der beiden Teams Meister werden. Da in den Playoffs die Meisterschaft nochmals neu startet, kann aber vieles passieren. Es wird nicht bloss die Qualität der einzelnen Spieler entscheidend sein, sondern welche Mannschaft in diesen paar Wochen als Einheit am besten funktioniert. Dazu kommt das nötige Glück bzw. Pech bezüglich Verletzungen. Von daher traue ich auch einer Mannschaft wie Wacker Thun zu, dass sie am Ende wieder ganz oben stehen."
Urs Stanger: "Nach bald zwei Jahren ohne Titel, inklusive Cup, werden die Kadetten wieder Meister. Das breiteste Kader gibt den Ausschlag."
Adrian Horn: "Dass ein Club aus dem Trio Schaffhausen/Winterthur/Thun Meister wird, ist sehr wahrscheinlich. Den Titel traue ich heuer aber mit Ausnahme von Basel allen Vereinen zu, welche am Playoff teilnehmen - weil die Mannschaften viele und teils gewichtige Ausfälle verzeichnen und kein Team einen überragenden Eindruck hinterlässt."
Dean Fuss: "In der Tat wirkt es, als wären die Kadetten und Pfadi der Konkurrenz etwas entrückt. Zwar hat sich im Verlauf der Saison immer wieder gezeigt, dass auch eines der anderen Teams gegen die beiden „Dominatoren“ reüssieren kann, aber ob das innerhalb einer Serie gleich drei Mal gelingen kann? Für mich sind die beiden Teams klarer Favorit auf den Titel."

"Der HCK wird Pfadi ernsthaft fordern können."
Urs Stanger

Kriens-Luzern verpasste im Dezember knapp die Finalrunde. War das ein Nachteil für die Zentralschweizer? Und kann das Team von Goran Perkovac Pfadi ernsthaft fordern? 
Daniel Zobrist: "Pfadi wird die Serie gewinnen. Kriens-Luzern hat aber durchaus das Potential, die Winterthurer an einem guten Tag und in einem Heimspiel in Kriens, oder auch in einzelnen Spielabschnitten, zu ärgern."
Christian Müller: "Trotz allen Verletzten hat Pfadi die Nase wohl vorne. Bei Kriens wird es spannend zu sehen sein, ob Trainer Goran Perkovac im zweiten Jahr seinen grossen Ankündigungen Taten folgen lässt."
Herbert Zimmermann: "Ein Nachteil war es grundsätzlich nicht. Der HC Kriens-Luzern ist dadurch zum „dark horse“ avanciert: Die Vergleichsmöglichkeit der Finalrunde entfiel, aber vom Potenzial her sind die Innerschweizer nicht zu unterschätzen. Nur: Können sie es jetzt auf Knopfdruck abrufen?"
Manuel Liniger: "Der grosse Nachteil war sicherlich, dass Kriens während mehreren Wochen nicht mehr an seine Leistungsgrenze gehen musste. Andererseits konnte Goran Perkovac sein Team gezielt auf die Playoffs vorbereiten, während Pfadi bis zum Schluss der Finalrunde gefordert war. Ich würde die Krienser keinesfalls abschreiben, obschon Pfadi als grosser Favorit in diese Serie geht."
Urs Stanger: "Ein Nachteil war das nicht. Der HCK konnte sich in aller Ruhe aufs Playoff vorbereiten und musste, anders als die sechs Teams der Finalrunde, nicht an seine Limiten gehen, um eine bestmögliche Ausgangslage fürs Playoff heraus zu holen. Der HCK wird Pfadi ernsthaft fordern können."
Adrian Horn: "Ein Nachteil ist die Nicht-Teilnahme an der Finalrunde mit Sicherheit, und zwar in vielerlei Hinsicht. Kriens fehlt die Matchpraxis auf Toplevel, kann Pfadi aber sehr wohl gefährlich werden. Entscheidend in dieser Serie ist Spiel eins."
Dean Fuss: "Kriens-Luzern mag sich „nur“ via Abstiegsrunde für die Playoff-Viertelfinals qualifiziert haben. Ein Freilos sind die Innerschweizer für Pfadi dennoch auf keinen Fall. Nur gerade ein Punkt beziehungsweise deren zwei, wenn man das Torverhältnis in Betracht zieht, fehlten Kriens-Luzern auf den sechsten Platz. Diesen hatte zum Ende der Hauptrunde der HSC Suhr Aarau inne, der in der Finalrunde mit einem Sturmlauf Rang 3 eroberte. Das zeigt den schmalen Grat in dieser zwischen den Rängen drei und sieben sehr ausgeglichenen Saison ziemlich gut auf."

"Bei aller Sympathie für den Underdog: Das wird nicht reichen für den RTV…"
Herbert Zimmermann

Hinter Rang 7 klaffte in der Tabelle eine grössere Lücke – wird sich das auch im Duell Erster gegen Achter widerspiegeln oder kann Basel für die grosse Sensation sorgen?
Daniel Zobrist: "Basel hat mit dem Sieg im allerletzten Spiel sein Saisonziel als Aufsteiger, den Ligaerhalt, erreicht und wird befreit aufspielen können. Trotzdem wird es gegen die Kadetten zu keinem Sieg reichen."
Christian Müller: "Der Ligaerhalt ist geschafft. Bei Basel dürften einige Spieler gedanklich deshalb schon im Urlaub sein. Die Viertelfinal-Serie wird schnell zu Ende sein."
Herbert Zimmermann: "Bei aller Sympathie für den Underdog: Das wird nicht reichen für den RTV…"
Manuel Liniger: "Das glaube ich nicht. Für die Kadetten zählt nur der Titel. Von daher werden sie sehr fokussiert in diese Serie starten und dem RTV keine Chance lassen."
Urs Stanger: "Der RTV Basel wird für keine Sensation sorgen. Die Unterschiede zwischen den Teams an der Spitze und jenen am Tabellenende sind seit Jahren derart gross, dass man auch mal eine Ligareduktion ins Auge fassen könnte."
Adrian Horn: "Anders als Gossau letztes Jahr, das zwar mit 0:3 Siegen verlor, Qualifikationssieger Wacker aber jeweils durchaus fordern konnte, wird mit Basel der Tabellenachte in dieser Saison chancenlos sein."
Dean Fuss: "Der RTV Basel hat sich mit Mühe und Not für die Playoff-Viertelfinals qualifiziert und damit den Ligaerhalt gesichert. Das höchste der Gefühle für den Aufsteiger dürfte sein, dass er nun nicht mehr gegen den Abstieg spielen muss. Diese Serie dürfte wohl die einzige sein, die mit einem deutlichen 3:0 ausgeht."

Quelle: Matthias Schlageter/Bild: Alexander Wagner

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