Quickline Handball League • 16.04.2019
Vor dem Start in die Playoffs 2019 blickt handball.ch gemeinsam mit Handball- und Sport-Journalisten aus der Schweiz auf die dringlichsten Fragen rund um die Meisterschaftsentscheidung in der Nationalliga A der Swiss Handball League. Im zweiten Teil geht es um den Titelverteidiger Thun, das Überraschungssteam von Suhr Aarau, brisante Duelle und auftrumpfende Spieler.
Daniel Zobrist ist der Herausgeber von handballworld, dem Handballmagazin der Schweizer Handballfans und kennt die Szene seit Jahren bestens. Christian Müller ist der Handball-Fachmann im Hause Ringier. Zahlreiche Handball-Seiten donnerstags im BLICK stammen aus seiner Feder. Er ist die Stimme der Handball-Übertragungen auf MySports: Herbert Zimmermann ist der Spezialist in Sachen Handball beim SHL-TV-Partner in Erlenbach. Überträgt der Sportsender ein Spiel, dann ist Manuel Liniger meist mit von der Partie. Der ehemalige Nationalspieler fungiert bei MySports als TV-Experte. Urs Stanger ist ein jahrelanger Begleiter des Schweizer Handballs. Er schreibt für den Landboten und kennt sich in der Winterthurer Handball-Szene bestens aus. Die Artikel von Adrian Horn erscheinen im Thuner Tagblatt - sein Handball-Fachgebiet ist Wacker Thun. Und Dean Fuss ist Sportredaktor bei der Aargauer Zeitung und Spezialist für die Aargauer Handballclubs.
Beim amtierenden Champion aus Thun lief es nicht rund. Sind die Berner Oberländer dennoch pünktlich in Form oder spielen sie diese Saison bei der Titelvergabe keine Rolle?
Daniel Zobrist: "Mit Wacker Thun muss man immer rechnen, das hat der Cupfinal bewiesen. Und ja, ihre Formkurve reicht wieder nach oben, verletzte Spieler sind rechtzeitig zurück. Die Affiche mit Suhr Aarau ist eine sehr ausgeglichene Serie mit offenem Ausgang."
Christian Müller: "Mit dem Cupsieg hat Wacker bewiesen, wie wenig sie sich von einer Niederlagenserie aus dem Konzept bringen lassen. Killerinstinkt, Heimstärke, Teamgeist und individuelle Klasse – die Thuner bringen alles mit, um gar den Playoff-Final zu erreichen."
Herbert Zimmermann: "Wenn Wacker mit der Playoff-Härte von Suhr Aarau im Viertelfinal zurechtkommt und sich durchsetzt, ist wieder alles möglich."
Manuel Liniger: "Der Cupfinal hat gezeigt, dass man bei der Titelvergabe mit den Thunern rechnen muss, unabhängig vom bisherigen Saisonverlauf. Die Viertelfinalserie gegen den HSC Suhr Aarau wird aber ein echter Prüfstein und kann durchaus bereits in der ersten Runde das Aus für den amtierenden Meister bedeuten."
Urs Stanger: "Der Grundsatz gilt: Mit Wacker ist immer, wirklich immer zu rechnen. Allerdings reicht es diesmal nicht zum Titel, weil der Substanzverlust gegenüber der letzten Saison doch zu gross war."
Adrian Horn: "Die Thuner sind traditionell bereit, wenn es zählt - das bewiesen sie zuletzt im Cupfinal. Meister werden können sie, wenn Nicolas Suter und Nicolas Raemy einsatzfähig sind."
Dean Fuss: "Mit Wacker ist immer zu rechnen. Klar, die Saison nach dem grossen Umbruch vom vergangenen Sommer mit den gewichtigen Abgängen von Rubin und von Deschwanden war durchzogen. Mit ein Grund: Das grosse Verletzungspech der Thuner. Aber die Berner Oberländer haben auch gezeigt, dass in wichtigen Momenten auf den Punkt bereit sein können und haben so den Cup-Final gegen die Kadetten zu ihren Gunsten entschieden. Der Titelverteidiger ist trotz Finalrunden-Schlussrang 6 sicher nicht zu unterschätzen."
Suhr Aarau überraschte mit einem Leistungsschub zur Finalrunde. Hält der Höhenflug des HSC an?
Daniel Zobrist: "Wenn Suhr Aarau seinen Heimvorteil nutzen kann, dann muss auch das routiniertere Team aus Thun auf der Hut sein."
Christian Müller: "Mit Thun habe die Aarauer jenen Gegner erhalten, gegen den niemand spielen will. Der Höhenflug des HSC findet ein jähes Ende."
Herbert Zimmermann: "Leider wird das Potenzial des HSC Suhr spätestens nach dem Viertelfinal erschöpft sein."
Manuel Liniger: "Suhr Aarau wäre aufgrund der Leistungen in der Finalrunde bereit für den Sprung ins Halbfinale. Trotz Heimrecht erwartet sie aber im Viertelfinale mit Wacker Thun ein harter Brocken. Wir können uns mit Sicherheit auf eine sehr spannende Serie freuen."
Urs Stanger: "Der HSC hat Fortschritte gemacht, ist konstanter, kampfstark und für jede Mannschaft ein unbequemer Gegner. Das bleibt auch im Playoff so."
Adrian Horn: "Wie die entsprechende Serie verlaufen und ausgehen wird, hängt im Wesentlichen von den Thunern und deren Verletztenliste ab. Suhr ist gewiss ein Gegner, auf den du ungern triffst; ich bezweifle aber, dass die Aarauer Wacker dreimal innerhalb zweier Wochen schlagen werden."
Dean Fuss: "Der HSC Suhr Aarau verblüffte in der laufenden Saison wohl die gesamte Handball-Schweiz, nur nicht sich selbst. Das Team von Trainer Misha Kaufmann hat mit einer starken Finalrunde unterstrichen, zu was es fähig ist, wenn es sein unbestrittenes Potenzial ausschöpft und sein Kollektiv, von dem es lebt, in die Waagschale werfen kann. Das offizielle Playoff-Ziel des Vereins ist es, die Viertelfinals zu überstehen. Bleibt der HSC von Verletzungen verschont, ist das Vorhaben trotz schwierigem Gegner durchaus realistisch."
Welche Playoff-Paarung birgt die grösste Brisanz?
Daniel Zobrist: "Da würde ich HSC gegen Wacker und Otmar gegen Bern nennen, beide Serien werden wohl nicht in drei Spielen entschieden."
Christian Müller: "Sportlich ist Bern gegen Otmar wohl die ausgeglichenste Serie. Allerdings ist überall wo Thun die Finger im Spiel hat, die Brisanz im Normalfall auch nicht so weit entfernt."
Herbert Zimmermann: "Rein nach der statistischen Ausgeglichenheit wird es Bern gegen St. Otmar. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass es auch Pfadi gegen Kriens-Luzern wird."
Manuel Liniger: "Ich denke, dass die Serie Kadetten gegen Basel nach drei Spielen entschieden sein wird. Bei Pfadi gegen Kriens stehen die Vorzeichen ähnlich. Trotzdem könnte Kriens ein unangenehmer Gegner werden. Die anderen zwei Serien sind meiner Ansicht nach aber völlig offen und versprechen viel Spannung."
Urs Stanger: "Keine andere Serie dürfte so umkämpft und intensiv sein wie jene zwischen Suhr Aarau und Wacker Thun, mit leichtem Vorteil für den Titelverteidiger. Völlig offen ist St. Otmar gegen BSV Bern, mit Tendenz BSV. Über mehr als drei Spiele dürfte auch Pfadi gegen Kriens-Luzern gehen, mit Tendenz Pfadi, falls wieder genügend Spieler fit sind. Ein klares 3:0 gibt es bei Kadetten gegen Basel."
Adrian Horn: "Mit Ausnahme von Schaffhausen - Basel halte ich sämtliche Serien für aufregend. Winterthur - Kriens kann interessant werden, aber auch nach drei Partien zu Ende sein. Bern - St. Gallen dürfte über fünf Spiele gehen."
Dean Fuss: "Für mich ist das tatsächlich die Serie des Dritt- gegen den Sechstplatzierten. Der HSC Suhr Aarau hat eine hervorragende Finalrunde gespielt, sich den dritten Schlussrang erkämpft und wird dafür mit einer Viertelfinalserie gegen Titelverteidiger und Cupsieger Wacker Thun „belohnt“. Ich gehe davon aus, dass diese Serie über fünf Spiele gehen und den beiden Teams alles abfordern wird."
Welcher Spieler wird in den Viertelfinals gross auftrumpfen?
Daniel Zobrist: "Sicher die Nationalspieler und dann werden auch die Ausländer zeigen wollen, warum sie im Solde ihres jeweiligen Vereins stehen."
Christian Müller: "Wer gross auftrumpft, ist schwierig zu prognostizieren. Auf Jonas Schelker von den Kadetten darf man aber sicher gespannt sein."
Herbert Zimmermann: "Marvin Lier"
Manuel Liniger: "Da gibt es einige Protagonisten, die das Zeug dazu haben. Ich würde mir natürlich wünschen, dass ein oder mehrere Schweizer Spieler den Unterschied ausmachen."
Adrian Horn: "Ich glaube nicht, dass jemand brillieren wird, den aktuell keiner kennt. Einen entscheidenden Anteil an Erfolg oder Misserfolg dürften die Torhüter haben. Diesbezüglich sind Schaffhausen und Thun besser aufgestellt als die Konkurrenz, zumindest in der Breite."
Dean Fuss: "Die Playoff-Zeit ist traditionell diejenige Zeit, in der sich die „Stars“ profilieren können und müssen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich ein „NoName“ in den Fokus spielen wird. Viel mehr gehe ich davon aus, dass sich die altbekannten Namen gut in Szene setzen werden. Ich möchte mich da aber nicht spezifisch auf einen Spieler festlegen."
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