Zwei Portugiesen in Aarau

Quickline Handball League  •  10.12.2019

Diogo Oliveira (l.) und João Ferraz laufen seit einigen Wochen für den HSC Suhr Aarau auf

Seit einigen Wochen bereichern Diogo Oliveira und João Ferraz die Nationalliga A der Swiss Handball League. Vor dem Aargauer Derby am Mittwoch, 11. Dezember, um 20.15 Uhr live auf MySports One, sprechen die beiden Portugiesen über ihren Start beim HSC Suhr Aarau, die Entwicklung des Handballs in ihrer Heimat und sportliche Vorbilder.

Beim HSC Suhr Aarau wird seit Kurzem auch portugiesisch gesprochen. Der Grund dafür sind die beiden Transfers aus der Bundesliga, die die Aargauer nach dem Saisonstart tätigten. Anfang Oktober vermeldete der HSC zunächst den Zuzug von Diogo Oliveira. Der Spielmacher wechselte von der HBW Balingen-Weilstetten als torgefährlicher Spielgestalter im linken Rückraum und auf Rückraum Mitte zum HSC. Der 22-jährige erfüllt die Erwartungen an ihn von Beginn an. In elf Spielen (Liga und Cup) war er bereits 72 Mal erfolgreich.

Seit November zählt ein zweiter Portugiese zum Kader des Tabellenfünften. Per Leihe verstärkt bis Saisonende João Ferraz als Linkshänder im rechten Rückraum die ambitionierten Aargauer. Bis zu seinem kurzfristigen Ausfall aufgrund von Adduktorenproblemen traf der 29-jährige in vier Spielen 25 Mal.

Ein Stück Heimat im Aargau

Im Aargau sind die beiden Portugiesen gut angekommen. Das liegt neben dem grossen Engagement der Vereinsverantwortlichen, das Oliveira und Ferraz explizit herausheben, auch an der veritablen portugiesischen Community in der Gegend. "Sehr viele unserer Landsleute leben in der Schweiz. Die Mehrheit ist zwar im französisch-sprachigen Raum, aber in Aarau haben wir auch schon einige kennengelernt", erklärt Diogo Oliveira. Sein Teamkollege ergänzt: "Wir können dadurch das heimische Essen geniessen, wann immer wir wollen - das ist sehr schön."

Ansonsten sehen beide wenig Parallelen zwischen ihrer Heimat und der Schweiz. "Aus der Sicht eines Portugiesen sind sich Deutschland und die Schweiz viel ähnlicher als unser Heimatland", meint der 22-jährige Oliveira. Für das neue Zuhause im Aargau haben die beiden Rückraumspieler ansonsten aber nur lobende Worte übrig. "Einzig den Strand und das Meer vermissen wir", erklärt João Ferraz, der auf der Insel Madeira geboren und aufgewachsen ist.

Die beiden Legionäre sind zwei von aktuell drei Portugiesen in der Nationalliga A. Dritter im Bunde ist der Berner Pedro Spinola. Allgemein ist der Handball aus Portugal derzeit nicht nur in Fachkreisen in aller Munde. Diogo Oliveira sieht es so: „Nach Fussball hat sich Handball als zweite Sportart etabliert. Man sieht das vor allem an der Nationalmannschaft, die in Europa wieder eine Rolle spielt und jetzt bei der EM dabei ist. Aber auch die Vereinsteams haben in der letzten Zeit gute Leistungen gezeigt."

Die grossen Drei als nationales Sprungbrett

Mit dem FC Porto und den beiden Hauptstadtclubs Sporting und Benfica aus Lissabon verfügt Portugal über drei Teams, die sich in der Gegenwart europäisch mehr als konkurrenzfähig präsentieren. In der laufenden Champions League-Kampagne sind Porto und Sporting noch Mitten im Rennen um den Einzug ins Achtelfinale. Benfica qualifizierte sich unlängst für die Gruppenphase des EHF Cups. Dazu passt, dass mit 33 Spielern in der Champions League mehr Portugiesen in der Königsklasse spielen als Norweger (25), Deutsche (21) oder auch Schweizer (16).

Für João Ferraz ist das keine Überraschung. „Technisch waren die Portugiesen schon immer gut. Aber die begrenzten Möglichkeiten haben es nicht zugelassen, dass sich die Talente optimal weiterentwickeln konnten, weil sie neben dem Handball ihr Leben finanzieren mussten, was in Portugal gar nicht so einfach ist. In meiner Junioren-Generation ging niemand aus Portugal weg. Das ist heute ganz anders. Und das ist das auch der grösste Erfolgsfaktor, wovon wir als Nation jetzt profitieren.“ Harte und beharrliche Arbeit nennt er zudem als eines der Erfolgsrezepte. Dabei dient ein Fussballer als Inspiration vieler Landsleute.

Andy Schmid, Laszlo Nagy und Cristiano Ronaldo

Angesprochen auf ihr sportliches Vorbild antworten beide unisono mit "Cristiano Ronaldo". Der Fussballer von Juventus Turin, so merkt man im Gespräch, ist für einen Grossteil der portugiesischen Bevölkerung aufgrund seines Willens, seiner Überzeugung und seiner Fähigkeit tagtäglich hart an sich zu arbeiten, zu einem nationalen Vorbild geworden. Auf den Handball bezogen, schwärmt Oliveira von Andy Schmid und dessen Fähigkeiten im Abschluss und sein Gespür als Passgeber. Ferraz imponierte der mittlerweile zurückgetretene Ungar Laszlo Nagy, der für ihn in Abwehr wie Angriff ein Vorbild und der Inbegriff eines kompletten Spielers war.

Ohne Schmid, Nagy und Ronaldo, und aller Voraussicht nach auch noch ohne João Ferraz, tritt der HSC Suhr Aarau am Mittwoch, 11. Dezember, nun zu seinem nächsten Pflichtspiel an. Die Aargauer gastieren dann um 20.15 Uhr - live auf MySports One - beim Kantonsrivalen TV Endingen zum zweiten Aargauer Derby in dieser Saison. Das erste Aufeinandertreffen entschied Suhr Aarau mit 31:19 für sich. Die Partie war seinerzeit das Premierenspiel für Diogo Oliveira, in dem er gleich neunmal traf. Gegen eine Fortsetzung dieser Serie hat man beim HSC Suhr Aarau nichts einzuwenden.

 

15. Runde

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Quelle: Matthias Schlageter

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