12.01.2020
Die Schweiz gewinnt ihr zweites EM-Spiel gegen Polen mit 31:24 (14:12). Über 500 Schweizer Anhänger erleben in Göteborg einen grossartigen Auftritt der SHV-Auswahl. Weil Slowenien danach überraschend die Schweden schlägt, sind die Chancen auf ein Weiterkommen trotzdem drastisch gesunken. Das dritte EM-Spiel folgt am Dienstag gegen Slowenien (18.15 Uhr, SRF zwei).
Die Partie gegen Polen ist, wie erwartet, von der ersten Sekunde an hart umstritten. Die Führung wechselt regelmässig, beide Teams decken kompakt und verfügen über solide Torhüter. Kein Team setzt sich mehr als zwei Tore ab. Das Ausrufezeichen der ersten Halbzeit setzt ausgerechnet Roman Sidorowicz. Der Schweizer mit polnischen Wurzeln trifft unmittelbar vor der Pausensirene zum 14:12.
Die SHV-Auswahl findet gut in die zweite Halbzeit, geht schnell erstmals mit vier Toren in Führung. Spielmacher Andy Schmid zieht nun die ganz grosse Show ab. Nach 40 Minuten führt die Schweiz 18:15, wovon nicht weniger als elf Treffer auf Schmids Konto gehen. Die Polen halten sich bis zehn Minuten vor Schluss einigermassen in Schlagdistanz (26:22), dann müssen sie die nun im Angriff sehr zielsicher auftretenden Schweizer zu einem letztlich klaren 31:24-Sieg ziehen lassen.
Es ist das grosse Spiel von Andy Schmid. Der Spielmacher, der die Rhein-Neckar Löwen unter anderem zu zwei Meistertiteln führte, hat nun auch im Schweizer Dress seinen ganz grossen internationalen Auftritt. Alles läuft über den 36-jährigen Luzerner, am Ende stehen 15 Tore auf seinem Konto. Auch Goalie Nikola Portner läuft in der Schlussphase zu Hochform auf und harmoniert ausgezeichnet mit der starken Defensive.
Der Schlusspfiff. Er besiegelt den ersten Sieg der Schweiz an einer Europameisterschaft seit 16 Jahren, den zweiten insgesamt. Der erste datiert vom 25. Januar 2004, damals errang die Mannschaft von Nationaltrainer Arno Ehret gegen Ukraine einen 25:22-Erfolg.
Für Roman Sidorowicz war die Partie gegen Polen noch etwas spezieller als für seine Teamkollegen. Der 28-jährige Rückraumspieler ist schweizerisch-polnischer Doppelbürger. Sein Vater Andrzej stammt aus Polen, viele Verwandte väterlicherseits leben dort.
Auch das Spiel gegen Polen fand mit 8061 Zuschauern vor einer beachtlichen Kulisse statt. Die mehr als 500 Schweizer Fans waren sowohl zahlen-, als auch lautstärkemässig klar überlegen und sorgten für ein Heimspiel im Scandinavium von Göteborg.
Die Schweizer haben nun die letzten vier Spiele gegen die Polen gewinnen können. Die Bilanz bleibt in 42 Spielen aber weiterhin negativ (15 Siege, 6 Remis, 21 Niederlagen).
Michael Suter (Nationaltrainer Schweiz): «Das ist ein sehr wichtiger Sieg für uns. Ich bin sehr glücklich und stolz auf das Team. Wir haben einen langen Weg hinter uns und haben mit dem ersten Sieg an einer EM seit 16 Jahren ein grosses Kapitel schreiben können. Es war von Beginn weg eine extrem zähe und sehr harte Partie. Wir standen hinten gut, hatten einen sehr guten Goalie und Andy Schmid spielte ein Riesenmatch. Doch nicht nur er, jeder hat gegen Polen seine Stärken auf den Platz gebracht.»
Patryk Rombel (Nationaltrainer Polen): «Die Schweiz hat ein exzellentes, fantastisches Spiel gezeigt. Wir waren auf alles vorbereitet, doch Andy Schmid hat den Unterschied ausgemacht. Wir hingegen sind von unserem Plan abgekommen. Wir brauchen mehr Erfahrung auf diesem Level.»
Der Dämpfer für die Schweiz folgte im anschliessenden Spiel zwischen Schweden und Slowenien. Letztere siegten überraschend mit 21:19 und führen nun die Tabelle in der Gruppe F an. Das bedeutet: Gewinnt Schweden am Dienstag gegen Polen, braucht die Schweiz gleichentags gegen Slowenien einen Sieg mit mindestens acht Toren Differenz, um in die Hauptrunde einzuziehen. Dies, weil bei Punktgleichheit die Direktbegegnungen zählen und in dieser Hinsicht hat die SHV-Auswahl wegen der 21:34-Niederlage gegen Schweden das klar schlechteste Torverhältnis. Anpfiff am Dienstag ist um 18.15 Uhr, SRF zwei überträgt ab 18 Uhr live.
Schweiz - Polen 31:24 (14:12)
Scandinavium, Göteborg – 8'061 Zuschauer – Sr. Brkic/Jusufhodzic (AUT).
Torfolge: 0:1, 2:3, 5:3, 5:6, 6:7, 9:7, 14:12; 16:12, 16:14, 18:16, 20:16, 20:18, 21:19, 23:19, 23:20, 25:22 (50.), 30:22 (59.), 30:24, 31:24.
Strafen: 5mal 2 Minuten gegen die Schweiz, 4mal 2 Minuten gegen Polen.
Schweiz: Portner (2 Tore/10 Paraden); Schmid (15/5), Meister (1), Rubin (2), Svajlen, Lier (5/1), Sidorowicz (3), Raemy (1), Röthlisberger, Küttel, Tominec, Gerbl (1), Milosevic (1).
Polen: Morawski/Kornecki; Olejniczak (2), Sicko (5), Majdzinski (4), Langowski (1), Pilitowski, Syprzak, Moryto (3), Jarosiewicz (1), Kondratiuk (1), Gebala (3), Przybylski (2), Bondzior, Dawydzik, Chrapkowski (2).
Bemerkungen: Schweiz ohne Schelker, Tynowski, Vernier, Delhees (alle verletzt) und Novak (überzählig). Setzt von Deschwanden, Bringolf und Maros nicht ein.
Der SHV ist der nationale Fachverband und das Kompetenzzentrum für den Handballsport in der Schweiz.
Der SHV ist Mitglied von Swiss Olympic sowie des Weltverbands IHF und der Europäischen Handball Föderation EHF.
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