19.01.2020
Ingo Meckes, der Leistungssportchef des Schweizerischen Handball-Verbands (SHV), zog nach dem Spiel gegen Slowenien im Interview mit Keystone-SDA Bilanz.
Ingo Meckes, wie zufrieden sind Sie mit den Leistungen der Mannschaft an dieser Europameisterschaft?
Man merkte in manchen Phasen, dass es mit Ausnahme von Andy Schmid für alle die erste EM war. Das Turnier war vom Event-Charakter her eine grosse Nummer, was der eine oder andere so nicht erwartet hatte. Gegen Schweden waren wir etwas überfordert.
Das Spiel gegen Polen war aus meiner Sicht kämpferisch und handballerisch überragend, wie wir am Ende den Sack zumachten. Das sollen wir mitnehmen. Gegen Slowenien gingen wir mit einer grossen Hypothek gegen eine Weltklasse-Mannschaft in die Partie. Als sich herausstellte, dass es nicht reicht, gab es in der ersten Halbzeit einen Bruch im Team. Es kam Nervosität auf. Dank einer Energieleistung in der zweiten Hälfte schlossen wir die EM aber positiv ab.
Gegen Schweden und Slowenien wurden der Mannschaft die Grenzen aufgezeigt. Einverstanden?
Wenn solche Mannschaften bereit sind und eine gute Leistung abrufen, dann verfügen sie insgesamt über eine höhere Qualität. Unser Ziel war, da zu sein, wenn sie ihr Toplevel nicht abrufen. Das war nicht der Fall.
War die Unerfahrenheit der Hauptunterschied?
Das ist der Hauptunterschied. Bei uns können sich sicherlich alle handballerisch noch entwickeln. Es ist schwierig, in einer solchen Atmosphäre eine Topleistung abzurufen, insbesondere wenn man sich das nicht gewohnt ist. Die Einstellung war jedoch top. Aus meiner Sicht gibt es einiges Positives mitzunehmen. Wir sind Gruppendritter, haben ein Spiel gewonnen, waren präsent und setzten ein Zeichen.
Wie wichtig war der Sieg gegen Polen im ganzen Prozess?
Das war unser Endspiel. Wir hatten Druck. Wir sahen die Partie als Berechtigung, an der EM dabei zu sein, dass wir eine Mannschaft hinter uns lassen, dass wir ein Team bezwingen, das in einem ähnlichen Stadium ist wie wir. Dass uns das dann mit einer Differenz von sieben Toren gelang, war für die gesamte Kampagne wichtig.
Das Positive überwiegt also?
Aus meiner Sicht überwiegt das Positive. Aber klar träumt man.
Wie haben Sie die Mannschaft insgesamt erlebt?
Wir hatten während zwei Wochen einen riesigen Zusammenhalt. Auch jene Spieler, die nicht so viel zum Einsatz kamen, haben sich dem Erfolg der Mannschaft untergeordnet. Es ist nicht selbstverständlich, wenn erfahrene Spieler, die in ihrem Verein einiges erlebt haben, auf der Bank sitzen und kein negatives Wort verlieren. Das zeigt wie intakt das Team ist. Und eine solche Mannschaft hat auch Potenzial für die Zukunft.
Wie gross ist das Potenzial. Was ist möglich?
Die Top Ten sind sicherlich etwas weg. Wir müssen versuchen, uns bei den Mannschaften zwischen zehn und 16 einzureihen. Das ist das, was realistisch ist. Meine Vision ist, dass wir uns regelmässig für internationale Turniere qualifizieren. Je Konstellation ist dann vielleicht mal ein Ausreisser nach oben möglich.
Leistungssportchef Ingo Meckes.
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