Handball Schweiz • 26.03.2020
Vor einem Jahr hat der erste Schiedsrichter-Grundkurs nach dem neuen Ausbildungsmodell stattgefunden. Seitdem haben schweizweit rund 120 Anwärter die SR-Ausbildung begonnen. Grund genug, den neuen Einstieg genauer zu beleuchten.
«In unserem Verein gibt es seit Jahren nicht genügend Schiedsrichter. Also haben wir uns vor ein paar Monaten entschlossen, die Ausbildung gemeinsam zu machen.» Mascha Frei und Chiara Greminger, beide 18, spielen seit sechs Jahren beim HC Stammheim zusammen Handball. «Zu zweit können wir uns gegenseitig unterstützen», sind sie überzeugt.
Im Februar haben die beiden am Grundkurs in Olten teilgenommen. Das Ziel bei diesem Einstieg: Mit den künftigen Referees Haltung, Gesten und Kommunikation zu üben. Und zwar nicht nur theoretisch, sondern vor allem praktisch. «Es sind ja meist selbst Handballspieler, sie wissen, wie ein Schiri die gelbe Karte hebt, einen Penalty pfeift oder einen Spieler hinausstellt», sagt Beat Nagel, der den Einstiegskurs leitet. «Es dann aber selbst zu tun, ist doch etwas anderes - besonders für die jungen Teilnehmer.»
Verantwortung tragen
Das hat auch Mark Alton erlebt. Der erst 15-jährige Flügelspieler vom HC Ehrendingen war ebenfalls am Kurs in Olten und meint: «Es ist nicht leicht, in die Rolle zu schlüpfen und die alleinige Verantwortung auf dem Spielfeld zu tragen. Aber es macht definitiv Spass!» An der Schiedsrichter-Funktion fasziniert ihn, auf eine andere Art und Weise am Spiel teilzuhaben.
Neben der Haltung und dem Rollenverständnis, die ein Referee auf dem Feld an den Tag legen sollte, geht es im Grundkurs auch um das allgemeine Spielverständnis und erste Regelerklärungen. «Am Ende des Kurses sollen die Anwärter das Gefühl haben, jetzt könnten sie aufs Feld laufen und einen Match leiten», so Beat Nagel weiter. Dieses Ziel haben die jungen Anwärter erreicht. Mark Alton hatte direkt nach dem Kurs bereits seinen ersten praktischen Einsatz an einem U13-Turnier. «Es ist gut gelaufen, auch wenn ein Match sehr intensiv war», meint der Ehrendinger. Das am Kurs vermittelte Verständnis des Schiedsrichters habe ihm bei seinen Einsätzen am meisten geholfen.
Bereits 17 erfolgreiche Abschlüsse
Im Gegensatz zu vorher besteht die Schiedsrichter-Ausbildung nun aus mehreren Modulen. Der Grundkurs ist nur einer davon, ein vorgängiges Einstiegsgespräch klärt mit den Anwärtern Erwartungen, Ressourcen und Bedingungen ab. «Dadurch sind die Teilnehmer am Kurs topmotiviert und bestens vorbereitet», schätzt der Kursleiter ein.
Auch die weiteren Verantwortlichen des Programms «SR-Gewinnung» ziehen nach rund einem Jahr ein positives Feedback. Sowohl der Wechsel zwischen praktischen Einsätzen und Kursen als auch das Betreuungskonzept der sogenannten Aspiranten seien sehr gut angekommen. Während der Ausbildung habe es nur sehr wenige Abgänge gegeben. Und: 17 Personen haben die Ausbildung bereits abgeschlossen und sind als offizielle SHV-Schiedsrichter im Einsatz.
Andere Spieler ermutigen
Das ist auch Chiaras, Maschas und Marks Ziel. Die drei Anwärter wollen mit ihrem Einsatz auch andere junge Spielerinnen und Spieler ermutigen, mal ins Referee-Amt reinzuschnuppern. «Als Schiedsrichter lernt man auch viel für sich selbst», findet Mark Alton. Und für Mascha Frei und Chiara Greminger ist klar: «Handball braucht Schiedsrichter. Ohne sie könnten wir ja auch nicht spielen.»
Seit Lancierung der neuen Ausbildung haben 125 Personen mit der Ausbildung begonnen. 17 haben bereits die gesamte Ausbildung durchlaufen und stehen als offizielle SR im Einsatz. Nur 4 Anwärter haben die Ausbildung seit März 2019 abgebrochen, rund zwanzig möchten sie erst später beginnen.
Der Vergleich mit Zahlen aus der Saison 2017/18 zeigt, dass auch mit dem neuen Modell der Bedarf an Schiedsrichtern abgedeckt werden kann. Damals hatten knapp 70 Personen am SR-Grundkurs teilgenommen, doch weniger als 50 Prozent führten die Funktion danach dauerhaft aus.
Neu besteht die Schiedsrichter-Ausbildung aus 6 Modulen, die in einem Zeitraum von rund einem Jahr durchlaufen werden. Gespräche, Kurse und Praxiseinsätze wechseln sich dabei ab, der Regeltest bildet den Abschluss der Ausbildung.
Der SHV ist der nationale Fachverband und das Kompetenzzentrum für den Handballsport in der Schweiz.
Der SHV ist Mitglied von Swiss Olympic sowie des Weltverbands IHF und der Europäischen Handball Föderation EHF.
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