28.04.2021
Die Schweizer Nationalmannschaft hat ihr Heimspiel in der EM-Qualifikation gegen Weltmeister Dänemark mit 29:30 (17:14) verloren und es verpasst, sich für eine überragende Leistung mit Punkten zu belohnen. Damit braucht die SHV-Auswahl am Sonntag in Nordmazedonien wohl einen Sieg, um sich für die EHF EURO 2022 zu qualifizieren.
Von Meinrad Stöcklin (Text) und Alexander Wagner (Bilder) aus Winterthur.
Die Schweizer Nationalmannschaft verlor ihr Heimspiel im Rahmen der EM-Qualifikation gegen den amtierenden Weltmeister und Olympiasieger Dänemark denkbar unglücklich mit 29:30 (17:14). In der Winterthurer AXA Arena zeigte das Team von Nationaltrainer Michael Suter über weite Strecken eine sehr starke Leistung, machte beste Werbung für den Handballsport und ein Punktgewinn wäre überaus verdient gewesen.
Dänemark war nicht das bessere, aber in einigen wenigen Phasen das cleverere, abgezocktere Team. Als überragender Spieler auf dem Platz brillierte der Schweizer Spielmacher Andy Schmid mit zwölf Toren und zahlreichen Assists. Die Qualifikation für die EM ist nach wie vor möglich. Dafür dürfte am kommenden Sonntag auswärts gegen Nordmazedonien aber ein Sieg wohl Pflicht sein.
Die Schweizer legten los wie die Feuerwehr. Die Dänen wussten ab der sechsten Minute mehrmals kaum mehr, wie ihnen geschah. Die Schweizer agierten, angeführt von einem überragenden Andy Schmid, wiederholt magistral und führten nach sieben Minuten 5:2, nach zwölf Minuten 9:4 und nach 19 Minuten 12:7. Neben Schmid, der sich alleine in den ersten 30 Minuten acht seiner insgesamt zwölf Tore notieren lassen konnte, zeigte auch Torhüter Nikola Portner mit sieben Big Saves seine grosse Klasse und hatte ebenfalls einen grossen Anteil an der hochverdienten Schweizer Pausenführung (17:14). Kurzum: die Leistung der Schweizer in der ersten Halbzeit war wohl die beste Leistung in den letzten Jahren eines Schweizer Nationalteams überhaupt.
Dass es in der zweiten Halbzeit nicht nahtlos gleich weitergehen konnte, war absehbar. Doch die Schweizer hielten Dänemark lange Zeit auf Distanz. Eine kleine Schwächephase der SHV-Auswahl erlaubte es dann den Dänen, die Partie zwischen der 41. (22:19) und 47. Minute (22:23) mit vier Treffern in Folge auf ihre Seite zu kippen. In der Folge schafften die Schweizer zwar immer wieder den Ausgleich, in Führung gingen sie jedoch trotz mehreren Gelegenheiten nicht mehr. Die Partie stand bis zur letzten Minute auf Messers Schneide.
In der zweiten Halbzeit vergab die Schweiz einige wenige hochkarätige Chancen und brachte zudem zweimal einen Penalty nicht am dänischen Torhüter Emil Nielsen vorbei. Diese Details rächten sich letztlich und führten zur denkbar knappen, unglücklichen Niederlage gegen einen Gegner, der in den zweiten 30 Minuten eine Spur abgeklärter zur Sache ging und auch etwas das Wettkampfglück für sich beanspruchen konnte.
Die Schweizer dürfen zu Recht stolz sein darauf, den amtierenden Weltmeister und Olympiasieger bis aufs äusserste gefordert zu haben, auch dank einer Defensive, welche mittlerweile höchsten Ansprüchen genügt – Punkte gab es dafür leider nicht.
Bei der Schweiz überragte Andy Schmid alle. Die Leistung des Innerschweizers war magistral und ein Sieg hätte seine denkwürdige Leistung gekrönt. Schmid zeigte sich nach der Partie gleichsam enttäuscht, stolz und zuversichtlich (siehe Reaktionen). Eine starke Darbietung gelang auch Torhüter Nikola Portner mit einer Quote von 30 Prozent gehaltener Schüsse. Mit zunehmender Spieldauer kamen auch die Kreisläufer Alen Milosevic und der wieder genesene Lukas Meister sowie Lenny Rubin besser ins Spiel. Rubin war mit vier Treffern zweitbester Schweizer Skorer.
Dänemark gefiel mit einem qualitativen starken Kollektiv mit einer guten Mischung aus Routiniers und jungen hochtalentierten Kräften. Der dreifache Welthandballer und Topstar Mikkel Hansen wurde ebenso geschont wie Torhüter Niklas Landin, Vize-Captain Lasse Svan und Abwehrchef Henrik Möllgaard. Beste Torschützen waren mit je vier Treffern Magnus Landin, Emil Jakobsen, Mads Mensah Larsen sowie Mathias Gidsel, was die Ausgeglichenheit im Team der Skandinavier eindrücklich zum Ausdruck bringt.
Michael Suter (Nationaltrainer): «Wir haben den Weltmeister lange dominiert und zeigten in den ersten 30 Minuten eine sehr, sehr starke Leistung. Dies wird uns für die Zukunft Vertrauen geben, denn wir wollen an die Europameisterschaft, wir gehören dorthin. Gleichzeitig hat diese Partie gezeigt, dass es, um gegen einen solchen Gegner zu gewinnen, noch einen Tick mehr Abgezocktheit und Glück braucht.»
Andy Schmid: «Ich bin enttäuscht – wie das ganze Team. Wir waren die bessere Mannschaft, wir zeigten eine Megaleistung und haben zur Pause sogar etwas zu knapp geführt. Gleichzeitig war klar, dass wir den Weltmeister nicht über 60 Minuten so dominieren können wie in der ersten Halbzeit. Wir begingen in diesem Spiel drei, vier unnötige Fehler, sie nicht. Es war irgendwie wie an der WM gegen Frankreich: Top gespielt und am Ende stehen wir mit leeren Händen da. Nun erwartet uns am Sonntag ein Finalspiel.»
Mads Mensah Larsen: «Kompliment an die Schweiz. Sie haben super gespielt, allen voran Andy Schmid und Nikola Portner. Wir konnten uns zum Glück in der zweiten Halbzeit in der Abwehr und auf der Torhüterposition steigern und kamen so doch noch zum knappen Sieg.»
Die Chancen der Schweiz, sich für die EM zu qualifizieren, sind nach wie vor intakt. Die Ausgangslage ist komplex und von Konstellationen und den Resultaten der anderen noch ausstehenden Partien abhängig. Nächster Fixpunkt für die Schweiz bildet am kommenden Sonntag, 2. Mai, das abschliessend Spiel auswärts gegen Nordmazedonien (18.00 Uhr, live auf SRF Info). Mit einem Sieg in Nordmazedonien kann die Schweiz das EM-Ticket mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit aus eigener Kraft lösen. Je nach Konstellation würde auch ein Unentschieden oder sogar eine Niederlage reichen.
Schweiz – Dänemark 29:30 (17:14)
AXA Arena, Winterthur – 50 Zuschauer – Sr. Pichon/Reveret (FRA).
Strafen: 2mal 2 Minuten gegen die Schweiz; 6mal 2 Minuten gegen Dänemark.
Schweiz: Portner (10 Paraden/1 Tor)/Bringolf/Grazioli; Schmid (12/3), Meister (2), Rubin (4), Svajlen, Lier (2), Pendic (1), Raemy (3), Röthlisberger, Idrizi, Schelker, Tominec (1), Zehnder, Milosevic (3).
Dänemark: Möller (4 Paraden)/Nielsen (5 Paraden); Magnus Landin (4/2), Jacobsen (4), Wiesmach, Saugstrup (3), Mensah (4), Toft Hansen (3), Olsen (3), Hansen (2), Andersson (1), Mensing, Holm (2), Gidsel (4), Hald, Lassen.
Bemerkungen: Schweiz ohne Tynowski, Maros, Sidorowicz, Ben Romdhane, Novak, Kusio (alle verletzt), Küttel (krank) und Vögtli (überzählig). Nielsen hält Penalties von Schmid (44./22:21) und Lier (50./24:25). Länderspiel-Debüt von Ammar Idrizi.
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