Handball Schweiz • 07.12.2021
Mit «Höhenflüge und Sternstunden des Schweizer Handballs» liegt den Schweizer Handball-Fans erstmals ein Übersichts-Werk vor. Das Buch ist seit Montag im Verkauf. Handball.ch hat vor Veröffentlichung mit dem Autor und langjährigen Handball-Journalisten Werner Reimann gesprochen.
Werner Reimann, warum hast Du dieses Buch geschrieben?
Dieses Buch ist ein Corona-Kind. Ich habe mich im Dezember 2019 pensionieren lassen und wollte mit meiner Frau auf Reisen. Dann kam die Pandemie. Bei mir zuhause haben sich Schachteln mit Material über den Schweizer Handball gestapelt. Basierend auf der Arbeit, die ich in den 90er Jahren für das Magazin «Handballworld», das damals noch «HandBall» hiess, schon gemacht habe, habe ich in rund anderthalb Jahren dieses Buch erstellt.
Wie ist das Buch aufgebaut?
Im Mittelpunkt stehen die Höhenflüge der Schweizer Nationalmannschaft sowie Sternstunden, die Schweizer Klubs im Europacup erlebten. Wie und warum sich alle diese Erfolge eingestellt haben, sind die Leitfragen zu diesem Buch. Dabei lasse ich nicht nur Fakten sprechen, sondern auch die Menschen, die dabei waren. Gleichzeitig lebt das Buch auch von den Bildern. Nicht 37 Sprungwürfe werden gezeigt, sondern möglichst überraschende, abwechslungsreiche Fotos.
Das Buch basiert auf deiner Tätigkeit als langjähriger Handball-Journalist. Mit 17 Jahren hast Du für die Zeitung «Sport» den ersten Artikel geschrieben. Auf wie vielen beruflichen Handball-Reisen warst Du in deiner «Karriere»?
Da sind einige Europa- und Weltmeisterschaften dabei, sowie Europacup-Spiele von Schweizer Klubs. Ich denke, es waren zwischen 50 und 100. Wo ich nicht selber dabei war, habe ich aus den einschlägigen Medien Material geholt.
Erzähl uns doch eine spezielle Anekdote von dieser Zeit.
Spannend waren vor allem die Reisen hinter den Eisernen Vorhang, wo ich sonst wohl nie hingekommen wäre. In Moskau hat der damalige Amicitia-Spieler Martin Glaser vor dem Finalspiel gegen ZSKA Moskau mitten auf der Strasse einem sowjetischen Uniformierten einen Amicitia-Pin an dessen Revers geheftet. Urs Brunner, der damalige Trainer, hat mir das Foto zukommen lassen – und so finden sich in meinem Buch auch solche Anekdoten wieder.
Was hat dich in rund 40 Jahren Handball-Journalismus nachdenklich gemacht?
Dass Erfolg auch seine Schattenseiten hat. Es gab Klubs, die hatten europäisch Erfolg, haben sich finanziell aber übernommen, oder es kam zu Streitigkeiten. Gelegentlich steckten auch persönliche Schicksale dahinter.
Blicken wir nun in dein Buch. Welches sind für dich die drei grössten Erfolge des Schweizer Handballs?
Das ist schwierig zu beantworten, denn die Zeiten ändern sich. Ein früher Grosserfolg war sicher die Bronzemedaille, die die Schweiz nur ein Jahr nach ihrem ersten Länderspiel an den Olympischen Spielen in Berlin 1936 auf dem Grossfeld gewann. Allerdings nahmen damals nur sechs Nationen teil. 1993 platzierte sich die Nationalmannschaft an der WM in Schweden unter völlig anderen Umständen auf dem sensationellen vierten Platz. Auf Klub-Ebene triumphierte Wacker Thun 2005 im damaligen Challenge Cup – es ist der bislang einzige internationale Titel eines Schweizer Klubs.
Wer war der grösste Handballer, den die Schweiz je hatte?
Handball ist ein Teamsport. Es ist schwierig, eine Einzelperson herauszuheben. Einer, der das Prädikat hervorragend aber sicher verdient hat, ist Andy Schmid. Er hat es geschafft, über eine lange Zeit immer wieder grosse Leistungen abzurufen. Er ist aber auch ein Anti-Star – insofern, dass er auf seine Mitspieler schaut und sie immer wieder in Szene setzt, damit auch sie glänzen können. Andy zelebriert den Handball so, wie ich mir das vorstelle.
Welche Rolle nehmen die Frauen in deinem Buch ein?
Es gibt es ein aufschlussreiches Kapitel zu den Anfängen des Frauenhandballs in der Schweiz in den Fünfzigerjahren. Unabhängig vom Geschlecht behandle ich zudem alle Situationen, in denen ein Klub mindestens die Halbfinals eines Europacups erreichte. Dies ist bei den Frauen lediglich dem LC Brühl SG in der Saison 1989/90 gelungen. Der Frauen-Handball und auch die Frauen-Nationalmannschaft spielten in der Schweiz leider lange nur eine untergeordnete Rolle. Das wird sich in Zukunft hoffentlich ändern und das freut mich sehr.
Damit sind wir in der Zukunft angekommen. Was traust du der Schweizer Nationalmannschaft in den nächsten Jahren zu?
Es wird darauf ankommen, wie die Mannschaft nach dem anstehenden Abgang von Andy Schmid gebaut wird. Er hat dieses Team doch sehr geprägt. Ich bin aber zuversichtlich, dass das gelingt. Die Breite ist grösser, und immer mehr talentierte Schweizer wechseln ins Ausland. Das ist auch dem Verband zu verdanken, der in der Talentförderung grosse Fortschritte gemacht und einen Trainer verpflichtet hat, der unserem Nationalteam guttut.
Erstmals liegt mit «Höhenflüge und Sternstunden des Schweizer Handballs» die Geschichte des rund 100-jährigen Schweizer Handballs vor. Dabei deutet der Buchtitel an, was im Mittelpunkt steht: Die Erfolge und damit das zählbar Positive dieses Sports. Einerseits geht es um die Höhenflüge der Schweizer Nationalmannschaft, von der Olympia-Bronze 1936 bis zur kurzfristigen WM-Teilnahme 2021. Andererseits werden die Sternstunden beschrieben, die Schweizer Klubs im Europacup erlebten. Aufnahme gefunden haben alle 23 Situationen aus über 60 Jahren, in denen sich ein Vertreter aus unserem Land mindestens in den Halbfinal eines internationalen Wettbewerbs vorkämpfte.
Verfasst hat das 272 Seiten starke Buch mit Werner Reimann ein langjähriger Kenner der Szene. Er schrieb seinen ersten Spielbericht für die damalige Fachzeitung «Sport» mit 17 Jahren. Später arbeitete er als freier Sportjournalist mit Schwerpunkt Handball während rund 40 Jahren für den «Tages-Anzeiger» und ab dessen Lancierung 1988 auch für das Magazin «Handballworld». «Dieses Buch ist deshalb für mich eine Art Lebenswerk», freut sich der 66-jährige Autor. Wer ihn kennt, weiss, dass er nicht nur die Geschichte des Schweizer Handballs in Zahlen und Fakten liefert, sondern auch jede Menge Geschichten und Anekdoten darum herum.
«Höhenflüge und Sternstunden des Schweizer Handballs» kann ab sofort zum Preis von 35 Franken (zzgl. Versandkosten) bestellt werden.
Der SHV ist der nationale Fachverband und das Kompetenzzentrum für den Handballsport in der Schweiz.
Der SHV ist Mitglied von Swiss Olympic sowie des Weltverbands IHF und der Europäischen Handball Föderation EHF.
Schweizerischer Handball-Verband
,
Tannwaldstr. 2, 4600
Olten
Tel +41 31 370 70 00
-
shv-fsh@handball.ch