WM 2021: Die Schweiz bezwingt Island zum Hauptrundenauftakt

Nationalteam Männer  •  20.01.2021

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Die Schweizer Nationalmannschaft hat zum Auftakt der Hauptrunde an der WM in Ägypten einen Sieg eingefahren. Gegen Island setzte sich das Team von Cheftrainer Michael Suter am Mittwochnachmittag mit 20:18 (10:9) durch. In der von beiden Defensivreihen geprägten Partie hatte die Schweiz mit Nikola Portner den Matchwinner in den eigenen Reihen.

Spielverlauf

Die Schweiz und Island lieferten sich zum Auftakt der WM-Hauptrunde eine Abwehrschlacht par excellence. Die Schweizer Deckung um einen bärenstarken Nikola Portner bestimmte schon früh im Spiel das Geschehen und schaffte es, die bis anhin offensiv starken Isländer auszubremsen. Das Team von Cheftrainer Michael Suter lag dadurch mehrfach mit ein, zwei Toren in Führung, verpasste es jedoch trotz guter Gelegenheiten den Vorsprung weiter auszubauen.

Der zweite Abschnitt war ein Spiegelbild des ersten Durchgangs. Island verlor früh seinen Routinier Alexander Petersson mit einer roten Karte (33.) und fand im Angriff weiterhin keine Lösungen gegen das Schweizer Abwehrbollwerk um Michal Svajlen, Samuel Röthlisberger und Alen Milosevic. Auf der anderen Seite machte aber auch die isländische Deckung den Schweizer Angreifern das Leben schwer. Island störte den Schweizer Aufbau mit einer offensiven Deckung effektiv und unterband damit auch die Kreisanspiele auf Alen Milosevic oder Samuel Röthlisberger.

So blieb die Partie bis in die Schlussminuten offen und war wie schon der Schweizer Auftritt vor zwei Tagen gegen Frankreich geprägt von maximaler Spannung. In der 55. Minute geriet die Schweiz nach fünf Minuten ohne eigenen Treffer mit 16:17 zum erst dritten Mal nach dem 2:3 (9.) und 14:15 (46.) in Rückstand. Ruhig und abgeklärt und mit tatkräftiger Unterstützung der Deckung kehrten die Schweizer aber wieder das Spiel. Den Deckel auf den zweiten Sieg an der WM in Ägypten setzte Andy Schmid mit seinem sechsten Treffer zum 20:18 in der Schlussminute.

Mit dem Erfolg über Island sammelte die Schweizer Nati die ersten beiden Zähler in der Hauptrunde ein und zog nach Punkten mit Island und Norwegen (spielt noch am Abend) gleich.

Schlüsselspieler

Wie schon gegen Frankreich bestach die Schweizer Nationalmannschaft vor allem mit einer herausragenden Defensivleistung. Die eingespielte Achse Svajlen-Röthlisberger-Milosevic, ergänzt durch einen Nikola Portner auf Top-Level (43%-Quote), entspricht allerhöchsten Ansprüchen. Dabei dürfen auch Lenny Rubin und Cédrie Tynowski nicht vergessen werden, die auf der Halbposition ebenfalls starke Deckungsarbeit leisten. Statistisch belegen dies am Mittwochnachmittag sieben Blocks, zwei Steals, 13 Torhüterparaden und ein isländischer Angriff, der nur 42 Prozent der Offensivaktionen erfolgreich abschliessen konnte.

Aufgefallen

Das vierte Spiel innert sieben Tagen hinterlässt langsam aber sicher Spuren. Marvin Lier ging angeschlagen in die Partie und Michal Svajlen spielte mit einem Cut unter dem Auge. Auch Andy Schmid deutete nach dem Spiel einen spürbaren Kräfteverschleiss an. Das Stammpersonal von Cheftrainer Michael Suter war in den letzten Tagen von null auf 100 einer hohen Belastung ausgesetzt. Folglich stand und steht an den spielfreien Tagen für viele Akteure auch die Regeneration im Mittelpunkt. Klar ist aber auch, dass gegen Portugal und Algerien die Breite des Kaders mehr und mehr gefragt sein wird. Das eröffnet Spielern mit bislang weniger Einsatzzeit Chancen, sich zu beweisen.

Personelles

Jonas Schelker war erstmals an der WM im Kader der Schweiz und bekam sogleich auch einige Einsatzminuten. Zur Entlastung von Andy Schmid, der an der WM bislang ein sehr grosses Pensum abspulte, wird der Spielmacher der Kadetten Schaffhausen in den beiden weiteren Spielen sicher eine noch wichtigere Rolle einnehmen.

So geht es weiter

Der Zweitagesrhythmus aus der Vorrunde wird beibehalten. Demzufolge hat die Schweizer Nati am Donnerstag spielfrei. Am Freitag steht dann die zweite Hauptrundenpartie auf dem Programm. Gegner um 15.30 Uhr (MEZ) ist dann Portugal.

Reaktionen

Michael Suter (Nationaltrainer): "Es war eine weitere verrückte Geschichte bei dieser WM. Mehrere Spieler hatten mit Krämpfen zu kämpfen, aber wir wussten dennoch, dass wir noch ein bisschen Kraft im Tank hatten. Es war schnell klar, dass heute nicht viel Tore fallen würden. Das kam unserer Stärke mit einem defensiven Bollwerk zu glänzen, zu Gute. Gegen Frankreich war die Defensivleistung schon perfekt. Unglaublich, dass wir das heute nochmal getoppt haben. Heute wollten wir den Sieg unbedingt nach Hause bringen. Unsere Deckung hat alles für den Sieg getan und auch Nikola Portner war erneut überragend. Wir haben unseren Job heute gemacht und einen Gegner, der es gewohnt ist um die 30 Tore zu werfen, auf 18 Treffer gehalten. Ich hoffe, dass wir den Leuten daheim in der Schweiz in der tristen Zeit damit eine Freude bereiten können." 

Andy Schmid (Rückraum Mitte): "Das war heute sicher kein Handball-Leckerbissen, sondern ein reiner Abnützungskampf. Man redet generell gerne von der Offensive und schönen Toren. Aber was Samuel Röthlisberger, Misha Svajlen und Alen Milosevic nicht nur heute in der Deckung abgeräumt haben, ist absolut beeindruckend. Physisch gehen wir langsam aber sicher auf dem Zahnfleisch, aber wir reiten momentan auf einer Welle, die uns weiter tragen soll. Wir sollten deshalb nicht zu viel überlegen und einfach Vollgas ins nächste Spiel gegen Portugal gehen. Gegen einen freien Tag morgen hat bei uns aber sicher trotzdem keiner etwas einzuwenden. Das sieht der Trainer hoffentlich auch so."

Nikola Portner (Torhüter, Captain): "Ich geniesse jede Minute, seit ich den Anruf bekommen habe, dass wir an der WM dabei sind. Für mich persönlich fühlt es sich heute wie eine gelungene Revanche an. Als die Playoffs im Juni 2020 gegen Island abgesagt wurden, waren wir schon enttäuscht, weil wir uns gegen Island etwas ausgerechnet haben. Als das Duell hier nun klar war, wollten wir beweisen, was in uns steckt. Schön, dass das geklappt hat. Ich bin total stolz auf unsere Mannschaft und sehr glücklich die Schweiz hier vertreten zu dürfen. Wir sind auf und neben dem Feld eine wahnsinnig gute Truppe und es macht einfach Spass mit den Jungs hier an der WM zu spielen."

Telegramm

WM 2021: Hauptrunde
Schweiz - Island 20:18 (10:9)
Madinat Sittah Uktubar. Keine Zuschauer. SR Schulze/Tönnies (GER).
Torfolge: 2:1, 2:3, 5:3, 7:5, 7:7, 10:9; 11:9, 11:11, 13:11, 13:13, 14:13, 14:15, 16:15, 16:17 (55.), 19:17, 20:18. 
Strafen: 5mal 2 Minuten gegen die Schweiz, 2mal 2 Minuten plus Rote Karte (Petersson/33.) gegen Island.
Schweiz: Portner (13 Paraden)/Bringolf (für 1 Penalty/1 Parade); Schmid (6 Tore/1), Rubin (1), Tynowski (3), Svajlen, Lier (1), Sidorowicz (4), Raemy (3), Röthlisberger, Schelker (1), Tominec, Zehnder, Milosevic (1), Novak, Ben Romdhane.
Island: Björgvinsson (1 Parade)/Gustavsson (2 Tore, 9 Paraden); Viggo Kristjansson (2 Tore/1), Elisson (2/1), Jonsson (2), Gislason, Gudmundsson (4), Petersson (1), Gunnarsson, Gisli Kristjansson (2), Arnarsson, Gudjonsson (1), Gretarsson (1), Kristjan Kristjansson (1), Vidarsson.
Bemerkungen: Schweiz ohne Meister (verletzt), Küttel (krank), Maros (positiv auf Corona getestet), Gerbl und Grazioli (beide überzählig). Portner hält Penalty von Elisson (39./13:12). Bringolf hält Penalty von Viggo Kristjansson (52./16:15).

Quelle: Matthias Schlageter / Bild: IHF

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