EM-Quali: Trotz starker zweiter Halbzeit unterliegt die Schweiz Polen mit 26:31

Nationalteam Frauen  •  24.04.2022

Kerstin Kündig gegen Polen

Die Schweizer Frauen-Nationalmannschaft verliert das abschliessende EM-Qualifikationsspiel gegen Polen auswärts in Lubin mit 26:31 (11:19). Für die EHF EURO 2022 in Slowenien, Montenegro und Nordmazedonien hatte sich das Team von Martin Albertsen schon im März qualifiziert.

SPIELVERLAUF

Die Schweizerinnen zeigen im polnischen Lubin vor einer tollen Kulisse mit rund 2200 Fans zwei grundverschiedene Halbzeiten. Die erste misslingt ihnen komplett. Früh liegt die Schweiz 0:3 hinten, die ersten vier Abschlussversuche finden den Weg ins Tor allesamt nicht. Erst nach einem frühen Timeout von Coach Martin Albertsen (nach 5:45 Minuten) bricht Tabea Schmid den Bann. Doch auch im Anschluss unterlaufen der Frauen-Nationalmannschaft zu viele Fehler. Das Spiel ohne Torhüterin klappt nicht, gleich zweimal kann eine Polin ins leere Tor einschiessen. Fünf Sekunden vor der Pause trifft dann auch noch die polnische Torfrau ins verlassene Schweizer Netz zur 19:11-Führung.

Trotz dem happigen Pausenrückstand von acht Toren Unterschied stecken die Schweizerinnen aber nicht auf. Im Gegenteil. Die Reaktion in der zweiten Halbzeit ist beeindruckend. Defensiv wird aggressiver gedeckt, die Schweizerinnen lassen nur noch 12 Gegentreffer zu, bei fünf Paraden von Lea Schüpbach. Und in der Offensive – angeführt von Spielmacherin Kerstin Kündig – stimmt die Präzision im Abschluss plötzlich. Und als Mia Emmenegger in der 56. Minute trifft, liegt die Schweiz nur noch mit drei Toren (25:28) zurück. Der polnische Trainer Anders Senstad nimmt ein Timeout und die Polinnen bringen den 31:26-Sieg angefeuert von lautstarken Zuschauern doch noch nach Hause. 

TELEGRAMM

Polen - Schweiz 31:26 (19:11)
Hala Sportowa R.C.S., Lubin - 2200 Zuschauer - SR: Prastalo/Balvan (BIH)
Strafen: 3x2 Minuten gegen Polen und 3x2 Minuten gegen die Schweiz.
Polen:
Placzek (3 Paraden), Maliczkiewicz (1 Tor, 10 Paraden); Galinska (1), Aneta (7), Kobylinska (1), Roszak, Matuszczyk (2), Gorna, Rosiak, Woloszyk (2), Dorsz, Nosek (2), Zawistowska (9), Kochaniak-Sala (4), Achruk (2), Nocun. 
Schweiz: Schüpbach (7 Paraden), Brütsch; Wick, Kündig (2), Wolff, Schmid (5), Emmenegger (3), Gautschi (4), Hodel (4), Kähr (5), Riner (3), Altherr, Bucher, Eugster, Wyder, Bächtiger.
Bemerkungen: Länderspiel-Debüt für Laurentia Wolff. 

Der EM-Fahrplan 2022

Schon vor Anwurf in Lubin war klar, dass die Schweiz die EM-Qualifikationsgruppe 1 auf Rang zwei abschliessen und somit zum ersten Mal in ihrer Geschichte an eine EM-Endrunde fahren wird. Dafür reichten nach dem Ausschluss von Russland anfangs März zwei Siege gegen Litauen.

Die Abschluss-Tabelle:
1. Polen 6/12
2. Schweiz 6/6
3. Russland 6/4
4. Litauen 6/2

Die EHF EURO 2022 findet vom 4. bis 20. November in Slowenien, Montenegro und Nordmazedonien statt. Auf welche Gegner die Schweizerinnen treffen, wird am frühen Donnerstagabend bekannt. Dann steigt in Ljubljana (Slowenien) ab 17 Uhr die Auslosung, welche live auf dem Facebook- und youtube-Kanal der EHF verfolgt werden kann. Am Donnerstag wissen die Schweizerinnen dann auch, in welchem Land sie ihre Vorrunden-Spiele bestreiten werden.

Ende September folgt dann der nächste Lehrgang mit Länderspielen, bevor Ende Oktober die unmittelbare EM-Vorbereitung startet. 

Reaktionen

Albertsen und Kündig an der Pressekonferenz

Trainer Martin Albertsen über …

…. den missratenen Start: «Viele Spielerinnen haben in den letzten Wochen nicht oft in ihren Klubs gespielt. So hatten wir einen nervösen, ja einen schlechten Start. In der Pause sagten wir uns dann aber: So können wir nicht weiterspielen, wir müssen auf die Dinge vertrauen, die wir in den vergangenen Tagen trainiert haben. Das ist uns dann gelungen.»

… die Steigerung in Halbzeit zwei: «In der ersten Halbzeit war das 7:6 eine Katastrophe, in der zweiten Halbzeit war es schon viel besser – wie auch das 6:6. Unsere Torhüterinnen hatten nur vier Paraden in der ersten Halbzeit, das erschwerte die Aufgabe zusätzlich. Aber auch in der Defensive konnten wir uns nach dem Seitenwechsel mächtig steigern und im Angriff sowieso. Ich bin stolz auf unsere zweite Halbzeit.»

… den Gegner Polen: «Polen war ein starker Gegner. Sie sind auf allen Positionen sehr gut besetzt. Alle sagen, sie wollen an der EM Polen aus Topf 1 ziehen, das sei ein gutes Los. Sie sind aber stark – umso mehr freut mich unsere Leistung in der zweiten Halbzeit.»

Das Fazit von Kerstin Kündig

«Es ist nicht ideal, mit einem 0:3 in ein Spiel zu starten. Wir können wirklich nicht zufrieden sein, wie wir begonnen haben. Aber genau diese schwierigen Partien wie heute gegen Polen machen uns besser. Wir qualifizierten uns zum ersten Mal für eine EM und solche Tests brauchen wir nun. Ich bin sehr stolz auf die Reaktion meines Teams in der zweiten Halbzeit. Wir waren mit acht Toren im Hintertreffen, aber haben nicht aufgegeben. Diese zweite Halbzeit nehmen wir mit, das macht uns in Zukunft stärker. Jetzt freuen wir uns auf die Partien im September und die EM.»

Übersicht EM-Qualifikation

Tabelle, Gruppe 1

1. Polen 6/12
2. Schweiz 6/6
3. Russland 6/4
4. Litauen 6/2

* Russland wurde von der EHF am 4. März 2022 ausgeschlossen - sämtliche verbleibende Spiele wurden mit einer 0:10-Forfaitniederlage gewertet. 

Spiele
Russland - Schweiz 26:22
Polen - Litauen 36:22
Schweiz - Polen 22:31
Litauen - Russland 21:35
Russland - Polen 0:10*
Litauen - Schweiz 30:36
Schweiz - Litauen 34:18
Polen - Russland 10:0*
Schweiz - Russland 10:0*
Russland - Litauen 0:10*
Litauen - Polen 27:40
Polen - Schweiz 31:26

*Forfait

Quelle: Raphael Bischof (Text), Alexander Wagner (Foto)

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