Nationalteam Frauen • 11.11.2022
Zwei Wochen war das Schweizer Frauen-Nationalteam unterwegs. Erst in Spanien, dann folgte das Highlight, die EM in Ljubljana, welche mit einem Punktgewinn abgeschlossen werden konnte. Reaktionen zur historischen weil erstmaligen Schweizer EM-Kampagne.
Die Pressekonferenz in der Arena Stozice am Dienstagabend kurz nach 20 Uhr war eigentlich schon beendet. Auf dem Podium sassen neben dem Moderator noch Martin Albertsen, Mia Emmenegger, Tena Japundza und Nenad Sostaric. Der kroatische Headcoach schnappte sich das Mikrofon noch einmal für ein unangekündigtes Schlusswort und sagte: «Die Zukunft gehört dem Schweizer Nationalteam.»
Es sind lobende Worte für Martin Albertsen und sein junges Team. Lobende Worte, die rund um die Arena Stozice immer wieder zu hören waren an diesem «Schweizer» EM-Wochenende. Von der CONCORDIA Handball-Akademie hat man im Ausland schon länger gehört, dass das junge Schweizer Team aber Ungarn an den Rand einer Niederlage gebracht hat, damit haben nicht alle gerechnet. Zumindest nicht der ungarische TV-Reporter der Martin Albertsen am Tag vor der Partie fragte, ob es für die Schweiz ein Erfolg sei, wenn sie mit weniger als zehn Toren Unterschied gegen die Ungarinnen verliere.
Der Schweizer Headcoach wollte vor Turnierstart unbedingt einen Sieg. Zweimal ist ihm das fast gelungen. Gegen Kroatien nahm die Schweiz nach der Zwei-Tore-Führung das Risiko eines Punktverlustes bewusst in Kauf um den angestrebten Erfolg mit vier Treffern Unterschied und somit das Weiterkommen doch noch zu schaffen. Ansonsten hätte man gewonnen, ist sich Albertsen sicher. Sein Fazit nach drei Spielen: «Ich bin mega stolz. Gratulation an die jungen Mädels. Das ist Wahnsinn, was sie in diesem jungen Alter abgeliefert haben. Das merkt man am Respekt, der uns von vielen Seiten gezeigt wurde in Ljubljana. Das macht mich in meinem Herzen glücklich.»
Nachdem Serbien und Nordmazedonien die Vorrunde in ihren Gruppen mit null Punkten abgeschlossen haben, ist klar, dass die Schweiz die EM 2022 auf Rang 14 beendet. Albertsen blickt aber bereits voraus und sagt: «Unsere 17 Jährigen werden an der Heim-EM 19 Jahre alt sein. Dieser Unterschied wird enorm sein. Ich freue mich auf 2024.»
Die EHF hat zu jedem Spiel den härtesten Wurf, den schnellsten Sprint und die gelaufenen Kilometer der Spielerinnen berechnet. Die Statistiken der Schweizerinnen in der Übersicht:
Ungarn-Spiel
Norwegen-Spiel
Kroatien-Spiel
Nuria Bucher (17): «Mein eindrücklichster Moment war der Einlauf vor dem ersten Spiel gegen Ungarn. Wir kamen hinter einem Vorhang raus, das Licht und alle Augen der Zuschauer waren auf uns gerichtet. Dann wurde mein Name aufgerufen und auf einem Bildschirm haben sie deinen Signature Move gezeigt. Da bekam ich schon etwas Hühnerhaut.»
Mia Emmenegger (17): «Mir werden unsere Fans ganz besonders in Erinnerung bleiben. Sie haben uns nach allen Spielen gefeiert, als hätten wir gewonnen. Diese Atmosphäre in einer fremden Halle zu erleben und zu sehen, welche Freude wir den Zuschauern bereitet haben, war mein persönliches Highlight dieser Europameisterschaft. Nun freue ich mich sehr auf die EM 2024 und hoffe, wir bleiben alle gesund. Was wir hier geliefert haben, zeigt, wie vielversprechend die Aussichten für 2024 sind.»
Manuela Brütsch (38): «Für mich war diese EM insgesamt ein richtiges Highlight – nach fast 20 Jahren in der Nationalmannschaft! Es ist einfach viel grösser als alles, was ich handballerisch bisher gesehen habe. Das ganze Drumherum hat eine ganz andere Dimension. Es geht professioneller zu und her, und wenn du in die Halle kommst, sind überall Kameras zu sehen.»
Kerstin Kündig (29), Rückraum Mitte, Viborg HK (Dänemark): «Mein persönliches Highlight ist der Auftritt von uns als Team. Wir haben es geschafft, an einem Grossanlass abzuliefern. Und wir haben bewiesen, dass wir als Schweizer Frauen-Nati einen Platz an einer Europameisterschaft verdient haben. Das sollte uns und die ganze Handball-Schweiz positiv in die Zukunft blicken lassen.»
SRF-Expertin Noelle Striffeler: «Alles in allem dürfen die Spielerinnen stolz auf ihre Leistung sein. Die Auftritte gegen Ungarn und Kroatien waren sehr gut und auch das Norwegen-Spiel war okay. Man stand dem Sieg in einer schwierigen Gruppe zweimal sehr nahe.»
BLICK-Reporter Christian Müller schreibt in seinem Kommentar: «Von den Leistungsträgerinnen befinden sich einzig Kerstin Kündig (29) und Chantal Wick (28) im besten Handball-Alter. Alle anderen wie Topskorerin Mia Emmenegger (17) haben ihren Zenit noch vor sich. Das macht Hoffnung, besonders für die Heim-EM 2024. Es sind rosige Aussichten im Schweizer Frauen-Handball.»
Auch am Tag nach der Rückkehr des Schweizer Nationalteams schreibt dieses Schlagzeilen. Am Donnerstagmittag wird bekannt, dass Spielmacherin Kerstin Kündig an den Sports Awards als «MVP des Jahres» nominiert ist – zusammen mit illustren Namen wie Granit Xhaka oder Roman Josi. Kündig sagt: «Das ist eine grosse Ehre für mich». (Hier können Handball-Fans Kerstin Kündig ihre Stimme geben). Die Gala wird am Sonntagabend, 11. Dezember, steigen.
Heiss wird es für die Nati-Frauen aber schon wieder am Samstag, 19. November. Dann steigt ab 13 Uhr im Rahmen der «Closing ceremony» in Ljubljana die Auslosung der WM-Playoffs 2023. Da erfährt die Schweiz, gegen welche Gegnerinnen sie am Osterwochenende in Hin- und Rückspiel antreten muss. Die Siegerinnen dieser Playoff-Partie fahren direkt an die WM, welche im November und Dezember in Schweden, Dänemark und Norwegen steigen wird.
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