Niederlage gegen Holland – aber mit «viel mehr Glaube und Erfahrung» an die EM

Nationalteam Frauen  •  02.10.2022

Charlotte Kähr gegen Holland an der Golden League

Die Schweiz verliert an der Golden League 2022 auch ihr drittes und abschliessendes Spiel. Diesmal mit 25:38 (8:16) gegen die Niederlande. Trainer Martin Albertsen zieht Bilanz und sagt, warum auch solche Vergleiche so wichtig für das Frauen-Nationalteam sind.

Dreimal klar verloren, aber viel Erfahrung gewonnen – so lässt sich das Fazit nach den drei Spielen an der Golden League 2022, einem prestigeträchtigen Einladungsturnier in Dänemark an welchem die Schweiz zum ersten Mal teilnehmen durfte, zusammenfassen. 

Nach dem 22:39 gegen Norwegen am Donnerstag, folgt am Samstag ein 25:38 gegen Dänemark und mit dem exakt selben Resultat unterliegen die Schweizerinnen am Sonntagnachmittag auch der Niederlande. Es sind drei Niederlagen gegen absolute Top-Nationen im Frauen-Handball, die man im Voraus so erwarten durfte.

Trotz klarer Ergebnisse sind die Vergleiche mit diesen Spitzenteams für die Entwicklung des jungen, aufstrebenden Schweizer Frauen-Nationalteams von grosser Bedeutung, wie Nationaltrainer Martin Albertsen festhält (siehe Interview weiter unten)

Im abschliessenden Spiel gegen die Niederlande fehlt es den Schweizerinnen auch an Konstanz. Auf eine schwache Startphase lassen sie einen Run von drei Toren und drei Paraden von Torhüterin Lea Schüpbach en suite folgen, verkürzen so auf 5:6. Dann geht bis zur Pause in der Offensive aber fast gar nichts mehr. Konsequenz ist ein 8:16-Halbzeit-Rückstand.

Mit frischer Energie sorgen Daphne Gautschi, Mia Emmenegger und Tabea Schmid unmittelbar nach dem Seitenwechsel für einen 3:0-Lauf aus Schweizer Sicht. Holland-Coach Per Johansson nimmt ein Team-Timeout. Dann aber spielen die Niederländerinnen, angeführt von der 251-fachen Nationalspielerin Laura van der Heijden und der überragenden Linkshänderin und 12-fachen Torschützin Angela Malestein, den 38:25-Sieg auch in dieser Höhe verdient nach Hause.

Zur besten Spielerin auf Seiten der Schweizerinnen wird Mia Emmenegger ausgezeichnet. Die Flügelspielerin von den Spono Eagles, die die vollen 60 Minuten durchspielt, erzielt neun Treffer – schon gegen Dänemark am Samstag konnte sie sich siebenmal in die Torschützinnenliste eintragen lassen.

Die Schweiz beendet die Golden League 2022 auf dem vierten Platz. Den Turniersieg heimsen die Norwegerinnen ein, die in einem packenden Spiel am Sonntag Dänemark mit 29:27 (9:13) niederringen. 

Die Nationalspielerinnen kehren nach drei Länderspielen in vier Tagen nun zu ihren Klubs zurück. Schon in drei Wochen folgt der nächste Zusammenzug. Am letzten Oktober-Wochenende holt sich das Team von Martin Albertsen in Spanien bei einem Vierländerturnier mit Tunesien, Ägypten und den Gastgeberinnen den Feinschliff für die EM 2022. Am 4. November steht dann das erste EM-Spiel gegen Ungarn in Ljubljana und somit ein Höhepunkt in der Geschichte des Schweizer Frauen-Handballs auf dem Programm. 

In 33 Tagen ist es so weit. Der Countdown läuft. 

Lea Schüpbach gegen Holland an der Golden League

TELEGRAMM

NIEDERLANDE - SCHWEIZ 38:25 (16:8)

Ikast Arena, SR: Christiansen/Hesseldal

Schweiz: Schüpbach, Brütsch, Dokovic; Wick, Kündig (2), Wolff, Frey, Schmid (5), Emmenegger M. (9(, Gautschi (4), Stutz, Hodel, Hess (2), Goldmann, Kähr (1), Riner (1), Eugster (1), Albrecht.

Niederlande: Duijndam, Rompen (1 Tor); Heijden (6), Bont, Wolfs (1), Wetering (4), Molenaar, Dulfer, Freriks (1), Sprengers (1), Malestein (12), Vliet (2), Vollebregt (2), Holte, Struijs (2), Polman (1). 

Strafen: 3x2 Minuten gegen die Schweiz und 1x2 Minuten gegen die Niederlande.

Martin Albertsen zieht Bilanz

Nationaltrainer Martin Albertsen

Martin, Du bist nach einem Spiel nie zufrieden, besonders nicht nach drei Niederlagen. Die Schweiz konnte an der Golden League gegen die Top-Nationen Norwegen, Dänemark und Holland aber viel und wichtige Erfahrung sammeln. Wie fällt dein Fazit nach diesen drei Partien aus?
So ist es. Aber wir gehen nun mit deutlich mehr Glauben und auch Erfahrung an die EM im November. Die Partien an der Golden League waren «Learning by doing»: Wie reagieren wir in bestimmten Spiel-Situationen gegen die weltbesten Spielerinnen? Wir lernten auf dem Feld, wie gewisse Dinge gegen den «Goliath» gelöst werden könnten – und wie nicht. Und so wird der «David» eines Tages auch gegen den «Goliath» gewinnen.

Was hat im abschliessenden Spiel gegen die Holländerinnen gefehlt?
Wir haben nicht mehr auf demselben Energie-Level agiert wie noch am Donnerstag und am Samstag. Überdies war unsere Quote im Abschluss zu schlecht. Oftmals konnten wir ein 1:1 im Duell gegen die Torfrau nicht verwerten. Das müssen wir dringend ändern. Wir werden uns Schritt für Schritt entwickeln.

Welche Leistungen deiner Spielerinnen streichst du nach der Golden League heraus?
Mia Emmenegger hat ein fantastisches Turnier gespielt. Sie hat gegen Holland neun Tore geschossen und wurde zweimal zum Best Player gewählt. Auch Tabea Schmid war stark am Kreis und Lea Schüpbach hat gezeigt, was sie kann – Kerstin Kündig sowieso. Wichtig war auch, dass Daphne Gautschi nach dem Schock im Training zurückkommen konnte und gegen Dänemark gleich eine tolle Partie ablieferte.

In 33 Tagen ist es soweit. Für die Schweiz beginnt das erstmalige EM-Abenteuer mit einem Spiel gegen Ungarn. An welchen konkreten Punkten wird nun noch gearbeitet?
Wir müssen noch besser in Form kommen und an unserer Kondition arbeiten. Ein Monat ist genügend Zeit, um hier nochmals etwas rauszuholen. Das Team weiss, was es zu tun hat. Zudem fokussieren wir uns auch nochmals auf den Mental-Bereich und machen Videostudium.  

Zum Schluss eine persönliche Frage. Du hast am Samstag in Randers in Dänemark als Däne gegen dein Heimatland gecoacht. Wie fühlte sich das an?
Es war ja nicht das erste Mal. Aber bei der Hymne war es schon komisch. Während der Partie macht es aber keinen Unterschied. Ich bin voll für mein Team da und es spielt keine Rolle, ob der Gegner Dänemark oder wie auch immer heisst.

 

 

Übersicht Golden League

Donnerstag, 29. September
Aarhus, Ceres Arena

Norwegen - Schweiz 39:22
Dänemark - Niederlande 22:30

Samstag, 1. Oktober
Randers, Arena Randers

Niederlande - Norwegen 19:27
Dänemark - Schweiz 38:25

Sonntag, 2. Oktober
Ikast, IBF Arena

Niederlande 25:38 
Dänemark - Norwegen 27:29

***

TABELLE

1. Norwegen 3/6
2. Niederlande 3/4
3. Dänemark 3/2
4. Schweiz 3/0

 

Quelle: Raphael Bischof (Text), Lars Möller (Fotos)

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