Nationalteam Männer • 15.04.2022
200 Länderspiele, 1007 Tore – Andy Schmid schrieb am Donnerstag in Meran Schweizer Handball-Geschichte. Im Interview mit handball.ch verrät er, was ihm diese Zahlen wert sind, blickt auf besondere Nati-Momente zurück und sagt, was er mit dieser Mannschaft noch vor hat.
Andy, Du hast dein 200. Länderspiel absolviert und das 1000. Tor erzielt. Das sind unglaubliche Zahlen. Was bedeuten sie für Dich?
Andy Schmid: Diese Zahlen zeigen in erster Linie, dass ich doch schon relativ alt bin. Ich bin aber auch stolz, kann ich trotz des hohen Alters noch Teil der Nationalmannschaft sein und auf diesem hohen Niveau spielen. Und auch jetzt mit 38 ist die Freude am Handball-Sport ungebrochen. Ich habe nach wie vor Lust, jedes Spiel zu bestreiten. Das was heute passiert ist, soll auch ein Fingerzeig an die Jungen sein: Es ist möglich, bis ins hohe Alter zu spielen.
Gehen wir zurück an den Anfang dieser langen Karriere. Kannst Du Dich noch an dein Debüt in der A-Nationalmannschaft erinnern?
Das war vor Weihnachten 2003 auswärts in Luxemburg, wir gewannen mit 23:17. Eine ganz andere Zeit! Ich war ein Jungspund und es fühlt sich heute wie eine Erfahrung aus einem anderen Leben an. Es war speziell für mich, erstmals für die Nati auflaufen zu dürfen. Wenn mir damals jemand gesagt hätte, dass ich 19 Jahre später immer noch für die Schweiz spiele, hätte ich ihm das sicher nicht geglaubt.
Du hast mit den Rückennummern 20, 8 und 2 gespielt. Was sind die Geschichten dahinter?
Die 20 wurde mir bei meinen ersten Länderspielen einfach zugeteilt, da konnte ich noch nicht wählen. Als ich dann zum Stammkader der Nati gehörte, wählte ich die Nummer 8. Dies, weil mein grosses Vorbild, NBA-Star Kobe Bryant, damals bei den LA Lakers noch mit eben dieser Rückennummer spielte (Bryant wechselte 2006 zur 24). Auch im Verein trug ich die 8. Als ich dann ins Ausland wechselte, spielte ich fortan mit der 2. Folglich handhabte ich das in der Nati auch so.
Andy Schmid spielte in der Nationalmannschaft zu Beginn mit der Nummer 20. Hier in einem Test-Länderspiel im November 2005 - als Vorbereitung auf die Heim-EM 2006 in der Schweiz.
Welches ist das grösste Highlight deiner bisherigen Nati-Karriere?
Ich gliedere meine Nationalmannschafts-Karriere in zwei Teile: Die Zeit vor dem Spiel 2016 gegen Deutschland im Hallenstadion vor 10'000 Zuschauern – und die Zeit danach. Im zweiten Teil folgten dann die Highlights. Erst die Qualifikation für die EM 2020 in Schweden, die Euro in Göteborg selber und natürlich das WM-Abenteuer in Ägypten.
Du hast das Nati-Dress insgesamt in 32 verschiedenen Ländern getragen. Welche Reise vergisst Du so schnell nicht wieder?
Ich hätte nie gedacht, dass es insgesamt 32 verschiedene Länder sind. Da sind unzählige Reisen dabei. Sicherlich mag ich mich an den Flug auf die Färöer-Inseln 2009 erinnern. Ich trank im Flugzeug zwei Gläser Rotwein, um mich ein wenig zu beruhigen. Wir hatten Turbulenzen, es war wild.
Weisst Du, gegen welche Nation Du am meisten gespielt hast?
Gute Frage (überlegt lange). Russland oder Nordmazedonien?
Nein. Du spieltest 15 Mal gegen Deutschland, 13 Mal gegen Portugal und neu 12 Mal gegen Italien. In welchen Partien hast Du am meisten Tore geschossen und wie viele?
Das weiss ich, weil es noch nicht lange her ist. An der EM-Endrunde 2020 gegen Polen (31:24-Sieg) warf ich 15 Tore und ebenfalls in der EM-Qualifikation 2019 gegen Kroatien (28:33-Niederlage).
Korrekt! Blicken wir nach vorne. Zwei Bestmarken könntest Du noch knacken. Marc Baumgartner hat 1093 Tore für die Schweiz erzielt, Max Schär 274 Nati-Spiele absolviert. Schaffst Du diese Rekorde noch?
Ich war in meiner ganzen Karriere nie auf Rekorde aus. Was mich stolz macht, sind meine 200 Länderspiele. Die bedeuten mir auch mehr als die 1007 Tore. Ich will gar nicht wissen, wie viele Male ich aufs gegnerische Tor geschossen habe, um diese Marke zu erreichen. Aber klar, mehr als 1000 Tore sind sonst nur noch Marc Baumgartner gelungen, das ist ein spezieller Wert.
Deine Aufgabe in der Nationalmannschaft hat sich in den letzten Jahren auch verändert. Wie hier im Italien-Lehrgang geht es auch vermehrt darum, junge Spieler in die Mannschaft einzubauen.
Wie erwähnt ist meine «neue Nati-Zeit» seit geraumer Zeit angebrochen. Die Jungen einzugliedern macht mir Spass und es ist eine Aufgabe, die mich selber jung hält. Man sieht das Engagement, den Willen, den Ehrgeiz – viele setzen voll auf die Karte Handball und ziehen in diese eine Richtung. Darum bin ich immer noch dabei und darum werde ich so lange für die Schweiz spielen, wie ich kann.
Wie lange wird das noch sein?
Irgendwann wird fertig sein. Die Euro 2024 in Deutschland könnte ein gutes Enddatum sein. Aber erst müssen wir die Qualifikation schaffen. Im Herbst gilt es ernst.
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