«Unglaublicher Spirit» – U20 schreibt in Slowenien an ihrem WM-Märchen

Am Anfang war die Ernüchterung. Nach einer völlig verkorksten ersten Halbzeit im so wichtigen Auftaktspiel gegen Österreich stand für die Schweiz eine 26:33-Niederlage zu Buche. Das Weiterkommen war in weite Ferne gerückt.

Doch die Schweizerinnen blieben ruhig – und nach dem zweiten Spieltag in der Vorrundengruppe G sah alles ein wenig anders aus. Einerseits erledigte man die Pflichtaufgabe «Kasachstan» souverän, andererseits wies Kroatien Österreich gleich mit einem 40:26 in die Schranken. Hiess für die Schweiz: Ein Sieg gegen Kroatien und man würde trotz Start-Pleite in der Tabelle noch an den Österreicherinnen vorbeiziehen.

«Der Teamspirit in dieser Truppe ist unglaublich», sagt Trainer Damian Gwerder. «Nach dem verpatzten Start wussten alle: da steckt noch viel mehr drin.» Mit genau dieser Einstellung gingen die Schweizerinnen in das Spiel gegen Favorit Kroatien.

Der Ausgang ist bekannt. In einer verrückten Partie behielt die Schweiz mit 22:21 die Oberhand. Bezeichnend dafür die letzte Minute. Noch 20 Sekunden vor Schluss sind die Kroatinnen im Ballbesitz, treffen den Pfosten (!). Tabea Schmid schliesst dann den schnellen Schweizer Gegenstoss mit einem Tor ab und schiesst die Schweiz so in die Hauptrunde. Auffällig ist dabei auch die Defensivleistung der U20-Nati. «Die Goalie-Leistung war herausragend und was Norma Goldmann und Tabea Schmid im Innenblock veranstalteten, war schon erste Sahne», sagt ein überglücklicher Damian Gwerder.

Dank dem Coup gegen Gruppensieger Kroatien hat die Schweiz nun plötzlich intakte Chancen auf den WM-Viertelfinal. Denn die zwei gewonnen Punkte nimmt sie mit in die Hauptrunde. Dort heissen die weiteren Gegner Ungarn und Ägypten. Die beiden Erstplatzierten schaffen es in die WM-Viertelfinals.

Ungarn liege «kaum in Reichweite», aber ein Sieg gegen Ägypten sei im Bereich des Möglichen, so Gwerder. Die Schweiz trifft schon heute Abend auf die Ungarinnen (20.30 Uhr) und am Dienstag zur selben Uhrzeit auf Ägypten. Ein allfälliger Viertelfinal ginge am Donnerstagabend über die Bühne. Alles Spiele können live im Stream auf dem Youtube-Kanal der IHF verfolgt werden. Hier gehts zur Partie von heute Abend gegen Ungarn.

«Der Viertelfinal ist ein hohes Ziel, aber das wollen wir erreichen», gibt Trainer Gwerder die Marschrichtung vor. Aus der anfänglichen Ernüchterung könnte also eine weitere Sternstunde in der neueren Geschichte des Schweizer Frauen-Handballs werden.

Quelle: Raphael Bischof (Text), Martin Hess (Bild)