«Fussabdruck hinterlassen» – Schweiz an U17 European Open sensationell auf Platz 4

Nationalteams Nachwuchs  •  07.07.2023

U17 schliesst European Open auf Rang 4 ab

Die Schweiz hat an den U17 European Open in Göteborg eine formidable Leistung gezeigt. Nach Rang 1 in der Vorrundengruppen C, schlagen die Schweizer in der Hauptrunde Israel und Island. Am Ende verliert man zweimal knapp gegen Frankreich und Schweden und reist mit Rang 4 zurück in die Schweiz.

Freitag

Die Schweiz schliesst die European Open auf Rang 4 ab. Im Spiel um Platz 3 am Freitagabend in Göteborg muss sie sich Gastgeber Schweden mit 28:31 geschlagen geben und verpasst somit eine Medaille knapp. 

Angeführt vom überragenden Spielmacher Tiago Cuencas liefern die Schweizer erneut eine tolle Teamleistung ab, werfen gegen das favorisierte Schweden im achten Spiel in fünf Tagen noch einmal alles rein. Auch ein früher 4:12-Rückstand bringt sie nicht aus dem Konzept. Das junge Team bleibt ruhig, kämpft sich zwischenzeitlich bis auf zwei Tore ran und muss sich am Ende nur knapp geschlagen geben. Sinnbildlich auch das Scoreboard: 11 der 13 Schweizer auf dem Matchblatt tragen sich in die Torschützenliste ein. 

Die Medaille verpassen die Schweizer damit knapp. Trotzdem reisen sie als das grosse Überraschungsteam aus Göteborg ab. Ursprünglich in Topf 3 von 5 gesetzt, setzte sich die Truppe von Trainer Thomas Umbricht gegen die auf dem Papier stärkeren Norwegen, Portugal oder Island durch - und brachten auch Frankreich und Schweden an den Rand einer Niederlage. 

Nach dem Turnier wird Tiago Cuencas auf der Spielmacher-Position in das Allstar Team gewählt - eine grossartige Auszeichnung für ihn und den Schweizer Nachwuchs-Handball. 

Abschlusstabelle European Open

1. Spanien
2. Frankreich
3. Schweden
4. Schweiz

U17-Trainer Umbricht zieht Fazit

U17-Nationaltrainer Thomas Umbricht blickt auf ereignisreiche Tage zurück. Mit einem vierten Abschlussrang hat auch er vor Turnierbeginn nicht gerechnet. «Das war eine ausserordentlich reife Teamleistung. Dass die Mannschaft einen Lauf bekommen könnte hat sich angebahnt, aber mit solch einem Flow konnten wir nicht rechnen.»

Der Trainer hat für den Höhenflug Begründungen parat: «Schon vor EM-Start in Siggenthal haben wir die Rollen im Team besprochen und die Jungs haben das bis zuletzt voll durchgezogen. Es gibt ausserordentliche Charakteren in dieser Mannschaft, angefangen beim Captain Mathis Rüegger bis zu den Spielern, die wussten, dass sie nicht immer zum Einsatz kommen werden.» 

Neben dem starken Teamgeist macht Umbricht zwei sportliche Eckpfeiler für Rang 4 an den European Open aus. Einerseits der kleine, aber enorm flinke Spielmacher Tiago Cuencas, der dann auch ins Allstar-Team gewählt wurde, andererseits die starke Defensiv-Arbeit mit dem Prunkstück Rüegger/Mecenero im Innenblock.

Begeistert ist Umbricht auch vom Spirit seiner Jungs. «Das Verständnis für den Handball in dieser Truppe ist enorm. Es gibt kein Hadern, sondern der Fokus liegt immer auf der nächsten Situation - auch wenn zuvor mal ein Fehlpass passiert ist.» Dank dieser Coolness seien sie auch trotz 4:12-Rückstand im Spiel um Bronze gegen Schweden nicht unter die Räder gekommen (Endstand 28:31). «Mit Tiago gab ich im Timeout auch einem 16-Jährigen mal das Wort. Das gibt es sonst eigentlich nie - hat aber super funktioniert.»

Der U17-Nationaltrainer fasst zusammen: «Die Schweiz hat in Göteborg einen Fussabdruck hinterlassen.» Vor Ort habe es viel Lob für das Überraschungsteam und den erfrischenden Schweizer Handball gegeben. «Die Spieler haben viel Werbung in eigener Sache gemacht. Mit solchen Auftritten steigen die Chancen, dass wir auch in Zukunft an gut besetzte Turniere eingeladen werden. Das ist genau die Bühne, die diese Jungs in den nächsten Jahren brauchen.»

Die Schweizer in Göteborg

Donnerstag

Die Schweizer fordern am Donnerstagmittag in Göteborg an den U17 European Open Frankreich. Beide Teams sind bislang makellos durch die Hauptrunde gekommen, vor Anwurf ist klar: Der Sieger spielt am Freitag um Gold. 

Auf dem Papier ist das junge Schweizer Team klarer Aussenseiter. Auf dem Parkett kümmert das die jungen Wilden wenig. Früh gehen sie in Führung, konservieren diese bis zur Pause und führen zur Halbzeit 11:9. «La grande Nation» wackelt gewaltig, fällt aber nicht. Nach einer heiss umkämpften Schlussphase setzen sich die Franzosen am Ende knapp mit 23:21 durch. 

Trotz der ersten Niederalge im siebten Spiel bleiben die Schweizer die grosse Turnier-Überraschung. Am Freitag folgt die abschliessende Partie, in welcher es gegen den anderen Hauptrundengruppen-Zweiten um Abschlussrang 3 der European Open geht. Der Gegner steht gegen den Abend fest, es werden die Schweden oder Spanier sein. 

Hauptrunde, Gruppe I

Schweiz - Israel 23:15
Frankreich - Island 26:20
Schweiz - Island 25:24
Frankreich - Israel 26:13
Schweiz - Frankreich 21:23
Island - Israel 18:15

1. Frankreich 3/6
2. Schweiz 3/4
3. Island 3/2
4. Israel 3/0

MITTWOCH

Die Schweizer brennen auch in der Hauptrunde ein Feuerwerk ab. Und wie! Am frühen Nachmittag weisen sie Israel mit einem weiteren deutlichen Sieg in die Schranken. Nach einer 11:8-Halbzeit-Führung drehen sie angeführt von Tiago Cuencas (6 Tore), Yari Prince (5 Tore) und Niclas Mierzwa (5 Tore) noch einmal auf und feiern so mit 23:15 den nächsten klaren Erfolg.

Es ist der ideale Auftakt in die Hauptrunde - aber noch nicht der Höhepunkt des Tages. Am frühen Abend ringt die Truppe um Trainer Thomas Umbricht das favorisierte Island in einem veritablen Hitchcock mit 25:24 nieder. Auf dem Scoreboard überzeugen neben Cuencas (5 Tore) diesmal Robin Köchli (6 Tore) und Nils Epp (5 Tore). 

Zwei Hauptrunden-Spiele, zwei Siege. Dies gelingt auch Frankreich. Somit ist klar, dass es morgen zwischen Schweizern und Franzosen zu einer Art "EM-Halbfinal" kommt. Der Sieger spielt am Freitag gegen den anderen Hauptrunden-Gruppenersten um den Turniersieg, der Verlierer spielt ebenfalls am Freitag um Rang 3. 

Was die Schweizer an den U17 European Open zeigen, kommt einer grossen Überraschung gleich. Sie gewannen nun fünf ihrer sechs Spiele (1 Unentschieden gegen Litauen) und stehen fix unter den Top 4. Vor Beginn des Turniers befand sich die Schweiz im dritten von fünf nach Stärkeklasse eingeteilten Lostöpfen. 

Dienstag

Nach dem Coup über Norwegen (20:14) und dem Kantersieg gegen Belgien (22:6) am Montag überzeugt die U17-Nationalmannschaft auch am Dienstag gegen Portugal und Litauen. Bester Werfer beim 21:17-Erfolg gegen die Portugiesen ist wiederum Niclas Mierzwa mit 6 Toren. Gegen Litauen reichte es im abschliessenden Spiel zu einem Remis (16:16), um mit 7 Punkten die Vorrunde C anzuführen. Mit 5 Treffern führt diesmal Serge Wynistorf die Torschützenliste an, während sich Niclas Mierzwa zu einem der Topscorer des Turniers entwickelt.

Mit den insgesamt 7 Punkten schliesst die Schweiz die Vorrunde auf dem ersten Rang ab und trifft in der Hauptrunde am Mittwoch und Donnerstag auf Frankreich, Island und Israel. 

Assistenz-Trainer Sascha Schönholzer ist hoch erfreut über die Schweizer Leistungen in Göteborg: «Wir sind extrem zufrieden. Vor allem was unsere Defensive zusammen mit den Torhütern anrichtet, ist stark. Wir agieren taktisch und spielerisch abgezockt. Wird beispielsweise Zeitspiel angezeigt, kommt der Pass doch noch und wird auch verwertet.»

Für Schönholzer ist klar, dass nun grössere Kaliber warten. «Die Aufgaben werden nicht leichter. Wir werden nun aber sehen, wen wir noch ärgern können.» Die jungen Schweizer haben nun vier Spiele à 2x20 Minuten in den Knochen. Am Mittwoch um 13.30 Uhr geht es mit dem ersten Hauptrundenspiel gegen die Israeli weiter.

Vorrunde, Übersicht Gruppe C

Schweiz-Norwegen 20:14
Schweiz-Belgien 22:6
Schweiz-Portugal 21:17
Schweiz-Litauen 16:16

1. Schweiz 4/7
2. Portugal 4/6
3. Litauen 4/5
4. Norwegen 4/2
5. Belgien 4/0

 

Montag

Der Schweiz gelingt am Montag gleich im Auftaktspiel eine Überraschung. Die favorisierten Norweger zwingen sie mit 20:14 in die Knie, Flügelspieler Niclas Mierzwa glänzt dabei mit gleich acht erzielten Toren. Auf den Coup am Morgen folgt am Nachmittag eine Machtdemonstration. Belgien wird von der Schweiz gleich mit 22:6 geschlagen. 

 

Quelle: Raphael Bischof

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