Im Penalty-Krimi – Schweiz verpasst WM-Quali denkbar knapp

Nationalteam Männer  •  12.05.2024

Enttäuschte Schweizer nach verpasster WM-Qualifikation

Nach einer unfassbar spannenden Partie im Winterthurer WIN4-Komplex muss sich die Schweizer Nationalmannschaft in den WM-Playoffs Favorit Slowenien erst im Siebenmeterschiessen geschlagen geben. Das Schlussresultat lautet 34:38 n.P.

Es fehlte s(l)o wenig. 

Die Nati warf alles rein, die Nati kämpfte bis zum Umfallen – aber am Schluss soll es einfach nicht sein. Nach dem Coup am Donnerstag in Koper (27:26-Auswärtssieg) ist auch das Rückspiel in Winterthur hart umkämpft. Nach abgelaufenen 60 Minuten steht es 33:34. Weil das Skore mit 60:60 nach 120 Minuten exakt ausgeglichen ist, muss das Siebenmeterschiessen her. 

Das Spiel im WIN4 erreicht seinen Siedepunkt. Die 2000 Zuschauer in der ausverkauften Arena stehen schon seit Minuten, sorgen für eine fantastische Stimmung. Aber das Happy-End bleibt der Handball-Schweiz verwehrt. Während die Slowenen alle ihre Versuche im Tor unterbringen, trifft bei den Schweizern zwar Felix Aellen, aber die Fehlwürfe von Samuel und Manuel Zehnder wiegen zu schwer. Aus der Traum von der Sensation. Aus der Traum von der WM. 

So muss sich die Schweiz auf die knappste Art und Weise geschlagen geben. Die WM 2025 in Dänemark, Norwegen und Kroatien geht ohne das Team von Andy Schmid über die Bühne. Trotz der verpassten Qualifikation geht die Nati aber erhobenen Hauptes aus diesen WM-Playoffs. Die beiden Leistungen in Koper und Winterthur gegen den aktuellen Olympia-Teilnehmer und EM-Sechsten in Abwesenheit eines Nikola Portner, Lukas Laube oder Jonas Schelker sind nicht hoch genug einzuschätzen. Am Sonntag kochte die Halle in Winterthur, die Nati-Euphorie unter Neo-Nationaltrainer Andy Schmid ist greifbar. 

DAS SPIEL

Wie schon das Hinspiel ist auch das WM-Playoff-Rückspiel zwischen der Schweiz und Slowenien umkämpft. Nur ganz am Anfang kann der Gast aus dem Balkan einmal wegziehen, führt 4:1. Die Schweizer Deckung unter Abwehrchef Samuel Röthlisberger kriegt die Slowenen unter Spielmacher Dean Bombac (11 Tore) dann aber immer besser unter Kontrolle. Hinten fängt man bis zur Pause nur noch 10 Tore, allerdings weist die Schweiz auch nur zwei Goalie-Paraden auf. Beim Stand von 12:14 in der Halbzeit ist nach wie vor alles möglich. 

Wie schon am Donnerstag findet Trainer Andy Schmid in der Pause die richtigen Worte, die Schweiz kommt wiederum besser aus der Kabine. Topskorer Manuel Zehnder und auch Mehdi Ben Romdhane spielen im Rückraum stark auf. Im Tor notiert sich Jannis Scheidiger plötzlich Paraden. Cédrie Tynowski, der sich im Abschlusstraining am Samstag den Fuss vertrampt hat, zeigt wahre Nehmer-Qualitäten, spielt in seiner letzten Partie der Karriere noch einmal gross auf. Samuel Zehnder versenkt sämtliche Siebenmeter. Lucas Meister glänzt in der Defensive und in der Offensive. Vor allem geht bei den Schweizern aber wie schon am Donnerstag jeder für jeden. So ist das Spiel bis in der 49. Minute gedreht, die Schweiz führt 27:26. Die Nati begeistert und Trainer Schmid geht an der Seitenlinie voll mit.

In Winterthur stehen sie jetzt alle. Gelingt die erste sportliche WM-Qualifikation seit 1995? Der Krimi wiegt hin und her. Nachdem die Slowenen das Spiel wieder wenden, ist es Mehdi Ben Romdhane, der 11 Sekunden vor Schluss auf 33:34 verkürzt. Slowenien hat noch einen Gegenstoss, aber Janc scheitert an Scheidiger. Das Siebenmeterschiessen muss her. Mit bekanntem Ausgang. 

Für die Nationalmannschaft ist die Saison 2023/24 beendet. Weiter geht es im Herbst mit der EM-Qualifikation. Da trifft sie zuerst auswärts auf Deutschland (6./7. November) und empfängt drei Tage später Österreich (9./10. November). 

Andy Schmid geht an der Seitenlinie voll mit

TELEGRAMM

SCHWEIZ - SLOWENIEN 34:38 n.P. (12:14)

Hinspiel: 27:26. Nach dem Gesamtskore von 60:60 nach 120 Minuten geht die Partie ins Siebenmeterschiessen:

  • Dolenec trifft 0:1
  • S. Zehnder verschiesst 0:1
  • Strmljan trifft 0:2
  • M. Zehnder verschiesst 0:2
  • Nvaok trifft 0:3
  • Aellen trifft 1:3
  • Kavcic trifft 1:4

Winterthur, WIN4 Komplex, 2000 Zuschauer; SR: Covalciuc / Covalciuc (MDA)

SCHWEIZ: Scheidiger (8 Paraden), Grazioli (2); Meister (5 Tore), Rubin (3), Tynowski (5), Zehnder M. (7), Kusio, Röthlisberger, Maros (2), Steenaerts, Gerbl, Zehnder S. (5/4), Willecke, Leopold, Aellen (2), Ben Romdhane M. (5). 

SLOWENIEN: Lesjak (10 Paraden), Kastelic; Blagotinsek (3 Tore), Janc (6), Dolenec (4), Cehte (1), Jovicic S. (6), Horzen (1), Horvat (1), Mazej, Bombac (11), Kavcic (3), Strmljan (1), Novak (1), Drobez, Suholeznik. 

Strafen: 2mal 2 Minuten gegen die Schweiz und 5mal 2 Minuten gegen Slowenien. 

Bemerkungen:

  • Letztes Spiel in der Nationalmannschaft von Cédrie Tynowski.
  • 50. Länderspiel von Samuel Zehnder. 
Enttäuschung bei den Schweizern

STIMMEN

Andy Schmid: «Die Enttäuschung ist gross. Wir haben 120 Minuten vieles richtig gemacht, aber am Ende doch zu wenig. Schade, konnten wir diesen historische Chance nicht nutzen. Wir hatten einen schwierigen Start, in der zweiten Welle gingen wir nicht gut nach vorne, das nehme ich auch auf meine Kappe. Wir deckten aber super und sind in der Halbzeit dran. Nach der Pause haben wir einfachen Handball gespielt, die Stärken unserer Rückraumspieler konnten wir voll ausspielen. Offensiv war das fast Weltklasse. Bombac und Janc haben das Spiel dann an sich gerissen, wir mussten stets treffen und haben das getan. Aber so lange ich etwas mit Handball zu tun habe, hasse ich es zu verlieren. Aber ich schaue auch das grosse Ganze an. Die Furchtlosigkeit und der Mut, die Lockerheit - das hat mir sehr gut gefallen. Die Symbiose zwischen Publikum und Mannschaft war grossartig, das nehmen wir mit. Wir haben begeistert. Aber das Ziel bleibt zu begeistern und zu siegen.»

Quelle: Rapahel Bischof (Text) / Alexander Wagner, Martin Deuring (Bilder)

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