Handball Schweiz • 03.06.2024
An den diesjährigen Swiss Handball Awards am Dienstag in Baden wird in der Kategorie Schiedsrichter zum ersten Mal ein Nachwuchs-Duo für sein Engagement ausgezeichnet. Im zweiten Porträt verraten Julian Egger und Basil Gisler, wie sie zum Schiedsrichtern gekommen sind und welches ihr eindrücklichstes Erlebnis war.
Warum seid ihr Schiedsrichter geworden?
Julian Egger: Als Spieler an einem 4.Liga fand ich einmal, dass die Schiedsrichterleistung katastrophal war. Da habe ich mir gesagt, dass ich das besser könne. Spielerisch konnte ich sowieso keine grosse Karriere mehr erwarten, da ich erst mit 18 Jahren begonnen habe, Handball zu spielen – auf Stufe Schiedsrichter war ein Aufstieg aber durchaus möglich. Zudem konnte ich auf diese Weise dem Verein etwas zurückgeben.
Basil Gisler: Schon als Junior habe ich im Training immer wieder Spiele gepfiffen. Ich fand es sehr spannend, das Spiel aus der Perspektive des Schiedsrichters zu erleben. Als ich 14 war, habe ich dann mit einem Teamkollegen beschlossen, die Ausbildung zum Schiedsrichter zu beginnen.
Was fasziniert euch am meisten an den Aufgaben eines Referees?
Basil Gisler: Man hat ganz klar den besten Platz, um ein Handballspiel mitzuverfolgen. Mich fasziniert aber auch der Kontakt und die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten auf und neben dem Feld – und natürlich das Ziel, möglichst allen ein faires Spiel bieten zu können.
Julian Egger: Ich finde es auch sehr spannend, mich mit den SpielerInnen, TrainerInnen und anderen SchiedsrichterInnen austauschen zu können. Das Amt als Schiedsrichter gibt mir das Gefühl, gebraucht zu werden und eine sinnvolle Aufgabe im Sport zu übernehmen.
Welche Erfahrungen helfen euch auch im Beruf oder in anderen Bereichen?
Julian Egger: Schiedsrichter zu sein ist eine exzellente Lebensschule. Man arbeitet mit Menschen, Emotionen, trifft Entscheidungen – manchmal auch unpopuläre –, muss pünktlich sowie reflektiert sein und mit Kritik umgehen und zu seinen eigenen Fehlern stehen können. Zusätzlich muss man zu 100 Prozent fokussiert sein und den Überblick bewahren können. Alles Dinge, die man im Alltag nur zu gut gebrauchen kann!
Basil Gisler: Alle Fähigkeiten, die man als Schiedsrichter braucht, bringen einem auch im Alltag weiter. Sei dies der Umgang mit Kritik, eine gewisse Selbstreflexion oder eine klare und verständliche Kommunikation. Und natürlich entstehen auch sehr schöne Freundschaften fürs Leben.
Was ist eure Erfahrung: Muss man sich als Nachwuchs-Schiri ab einem gewissen Niveau mehr beweisen als erfahrenere Kolleg*innen?
Julian Egger: Man wird auf unser Stufe ernst genommen, Fehler werden erlaubt und verziehen. Dennoch spüren wir, dass die Professionalität im Handball zunimmt: Der Druck wird grösser, und die Erwartungen aller Beteiligten steigen.
Basil Gisler: Umso höher die Liga, desto professioneller ist das Ganze. Man kann aber gut mit SpielerInnen und TrainerInnen über Spielsituationen diskutieren.
Was bedeutet die Nominierung als bestes Nachwuchs-SR-Paar für euch?
Julian Egger: Zuerst war ich total sprachlos, als ich von der Nominierung erfahren habe. Für uns Schiedsrichter ist es natürlich eine enorme Ehre und würdigt gleichzeitig unsere Arbeit auf dem Feld.
Basil Gisler: Es ist eine grosse Ehre, eine solche Nominierung zu erhalten. Es zeigt uns auf, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden.
Was war bislang euer eindrücklichstes Erlebnis als Schiedsrichter?
Julian Egger: 2022 haben wir an den Lundaspielen im schwedischen Lund teilgenommen. So etwas haben und werden wir wohl nie mehr erleben! Es waren für uns die ersten internationalen Einsätze an einem Turnier, an dem Junioren- und Juniorinnen-Teams aus aller Welt teilgenommen haben. Auch dass wir mit SchiedsrichterInnen aus so vielen Nationen zusammenarbeiten durften, war einmalig!
Der Verband braucht dringend mehr Referees, auf Social Media läuft neu ein eigener Kanal – was braucht es eurer Meinung nach noch, um mehr Interessierte für das Amt zu gewinnen?
Basil Gisler: Wir glauben, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden. Es ist sicherlich wichtig, auch Aussenstehenden einen Einblick in das Schiedsrichterwesen zu gewähren – sowohl auf Social Media als auch damit, dass wir aktiv auf mögliche SchiedsrichterInnen zugehen, ihnen die Aufgaben und das ganze Schiedsrichterwesen näher bringen. Alle Massnahmen kombiniert werden sicher Erfolg haben.
Julian Egger, 25 Jahre alt, Römerswil (LU). Hat 10 Jahre bei der HR Hochdorf aktiv gespielt, pfeift seit 2019. Student und SR-Aspiranten Betreuer sowie -Beobachter.
Basil Gisler, 20 Jahre alt, aus Luzern. Seit 12 Jahren als aktiver Spieler des BSV Borba Luzern engagiert, pfeift seit 2018. Der Student ist zudem SR-Aspiranten Betreuer und SR-Beobachter.
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