Nationalteam Männer • 14.01.2024
Jubel auf dem Feld, Euphorie auf den rotweissen Rängen: In einem 60-minütigen Handballkrimi holt die Schweizer Nationalmannschaft ein verdientes 26:26-Unentschieden gegen Olympiasieger Frankreich. Mit neun Toren wird Kreisläufer Lukas Laube zum Best Player of the Match gewählt.
Das Wichtigste in Kürze
WAS FÜR EIN KRIMI! In einem aufreibenden Handballspiel gegen die Star-Equipe aus Frankreich holt die Schweizer Nati das Unentschieden. Das 26:26-Endergebnis spiegelt einen ausgeglichenen Match wider, indem die Schweizer in jeder Sekunde gekämpft haben. Es ist die erhoffte Reaktion nach der Auftaktniederlage von Mittwoch gegen Deutschland; mit dem Punktgewinn wahrt die Schweiz zumindest rechnerisch ihre Chance auf den Hauptrundeneinzug. Mit 9 persönlichen Treffern ist Lukas Laube der Man of the Match, auch Nikola Portner und Andy Schmid tragen massgeblich zum Resultat bei, das man verdientermassen als Sensation bezeichnen darf.
Im Abendspiel schlägt Deutschland Nordmazedonien deutlich (34:25) und qualifiziert sich als erstes Team der Gruppe A fix für die Hauptrunde. Um den zweiten Platz kämpfen nun noch Frankreich und die Schweiz. Die Schweiz kann aber nur weiterkommen, wenn sie am Dienstag gegen Nordmazedonien gewinnt, Deutschland Frankreich schlägt und sie dann das bessere Torverhältnis als die Franzosen aufweist. Momentan hat die Schweiz eines von Minus13, Frankreich eines von Plus10. 23 Tore müssen also auch noch wettgemacht werden.
Spielverlauf
Die Schlussminuten des zweiten Vorrundenspiels sind nichts für schwache Nerven: Die Schweiz liegt nach einem Zwischenspurt der Franzosen mit vier Toren hinten (16:20), doch sie zeigen Nerven- und Willenstärke: Zunächst verkürzt Andy Schmid im Gegenstoss über die Aussenbahn, dann trifft auch Manuel Zehnder im schnellen Umschaltspiel. Mit einem Time-Out justiert Nationaltrainer Michael Suter seine Abwehr um den bis dahin so gefährlichen französischen Kreisläufer Ludovic Fabregas und zwingt damit den Gegner zu unvorbereiteten Abschlüssen. In der 54. Minute gleicht Manuel Zehnder zum 24:24 aus, es folgen zerreissende Minuten. Dann landet Melvyn Richardsons Penalty beim Stand von 26:26 am Pfosten, die Schweiz ist im Ballbesitz. Doch die letzte Schweizer Aktion wird vom französischen Rückhalt an diesem Abend, Torhüter Samir Bellahcene, entschärft. Die Schweiz holt sich gegen das favorisierte Frankreich einen Punkt – und zeigt die so wichtige Reaktion nach dem Auftaktspiel.
Bereits in der ersten Hälfte tritt die Schweizer Nationalmannschaft mit weit mehr Durchschlagkraft im Angriff auf und stellt die Franzosen teilweise vor immer neue Herausforderungen. So reagiert das Team auf die bewegliche französische Abwehr mit dem siebten Feldspieler, ein ums andere Mal finden die Rückraumspieler zudem Kreisläufer Lukas Laube. Der Halbzeitstand von 14:14 verheisst schon nach 30 Minuten einen engen Schlagabtausch – die lautstarken mitgereisten Fans sollten nicht enttäuscht werden.
Besonders in der ersten Halbzeit macht ein Schweizer Mann auf sich aufmerksam: Kreisläufer Lukas Laube gelingt so gut wie jede Aktion, das Zusammenspiel mit dem Rückraum funktioniert reibungslos. Mit 6 Treffern bereits in den ersten 30 Minuten ist Laube der gefährlichste Spieler auf Schweizer Seite und wohl auch einer der Gründe, warum Guillaume Gille auf der Torwartposition wechselt. Insgesamt landet Lukas Laube 9 Treffer und wird zurecht zum Best Player of the Match gewählt.
Neben Laube ist auch Goalie Nikola Portner, besonders in kritischen Situationen, ein Fels in der Brandung. Er verhindert in der zweiten Hälfte, dass die Franzosen im zwischenzeitlichen Spurt davonziehen. Insgesamt pariert der Torhüter zehn Würfe auf sein Tor und erreicht damit eine Quote von knapp 30 Prozent. Auch Andy Schmid sorgt für wichtige Akzente im Schweizer Spiel: In der 23. Minute trifft er zur kurzzeitigen 11:10-Führung, in der 40. leutet er die Aufholjagd ein (17:20) und bedient seine Mitspieler x-mal mit hervorragenden Pässen. Ein Sonderlob verdient auch Lucas Meister, der in der Defensive einen ausgezeichneten Job erledigt.
Michael Suter: «Ein Kompliment an meine Mannschaft. Die Reaktion auf den Mittwoch war fantastisch. Wir hatten am Schluss den Ball und sogar die Möglichkeit auf den Sieg und hätten auch die zwei Punkte genommen. Prinzipiell gilt aber: Die Schweizer sollte man nicht unterschätzen. Danke an alle, die an uns geglaubt haben und auch an die Fans vor Ort in Berlin.»
Nikola Portner: «Wenn man dran glaubt, sieht man, was alles möglich ist. Es ist unglaublich, sich nach solch einer Niederlage so aufzuraffen und eine solche Reaktion zu zeigen. Das ist Wahnsinn.»
Andy Schmid: «Es war eine Frage der berühmt-berüchtigten Charakters. Es war wichtig, eine Reaktion zu zeigen. Hätten wir keine Zwei-Minutenstrafe kassiert und ich wäre ein paar Jahre jünger, wäre mein letzter Wurf vielleicht sogar reingegangen. Für die Mannschaft und auch alle Schweizer Fans die hier sind, war das aber brutal wichtig.»
Schweiz - Frankreich 26:26 (14:14)
Mercedes Benz Arena, Berlin. 13'571 Zuschauer (ausverkauft). - SR Konjicanin/Konjicanin (BIH).
Schweiz: Portner (10 Paraden, 1 Tor)/Grazioli; Schmid (5), Meister (3), Rubin (2), Tynowski, Manuel Zehnder (3), Lier, Kusio, Raemy (1), Maros, Laube (9), Gerbl, Samuel Zehnder (2), Willecke, Ben Romdhane.
Frankreich: Bellahcene/Desbonnet; Remili (4), Prandi (2), Richardson (2), Mem (7), Tournat, Nikola Karabatic, N'Guessan, Luka Karabatic, Fabregas (6), Descat (3), Porte, Kounkoud, Nahi (2), Konan.
Strafen: 3x 2 Minuten gegen die Schweiz, 2x 2 Minuten gegen Frankreich.
Bemerkungen: Schweiz ohne Röthlisberger, Schelker, Küttel (alle verletzt), Markovic (private Gründe) und Aellen (überzählig).
Übersicht Spiele
Tabelle
Die ersten beiden klassierten Teams nach der Vorrunden stossen in die Hauptrunde vor.
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