01.11.2009
Die Schweizer U19-Nati hat im dritten Testspiel gegen Österreich unter mysteriösen Umständen ein 22:22-Unentschieden erreicht. Die SHV-Junioren kämpften nicht nur gegen den Gegner, sondern auch gegen die Unparteiischen und mussten sechs Sekunden vor Schluss den Ausgleich hinnehmen.
Die Schweizer U19-Nati hat im dritten Testspiel gegen Österreich unter mysteriösen Umständen ein 22:22-Unentschieden erreicht. Die SHV-Junioren kämpften nicht nur gegen den Gegner, sondern auch gegen die Unparteiischen und mussten sechs Sekunden vor Schluss den Ausgleich hinnehmen.
Grosses Theater, kleine Kulisse: Nur rund 50 Zuschauer verloren sich am frühen Sonntagvormittag zum dritten Aufeinandertreffen der U19-Nationalteams aus Österreich und der Schweiz in die Linzer Arena. Das Aufstehen hatte sich für sie aber gelohnt: Sie wurden Zeugen eines bizarren Schauspiels, das in der 59. Minute seinen inszenierten Höhepunkt fand und sechs Sekunden vor Schluss mit dem 22:22-Ausgleich des Heimteams endete. In der Hauptrolle agierten dabei die beiden (eigentlich sehr erfahrenen) österreichischen "Unparteiischen" sowie die Zeitnehmer, die mit ihrem Eingreifen kurz vor Schluss die spannende Geschichte überhaupt ermöglichten. Schade nur, dass in der ganzen Komödie die aufopferungsvoll kämpfenden U19-Nationalspieler von Trainer Michael Suter zu den tragischen Helden avancierten und am Ende einen unverdienten Punktverlust hinnehmen mussten.
Penaltyverhältnis: Österreich – Schweiz 11:2
Nach zwei knappen Siegen in den ersten beiden Spielen gegen Österreich startete die Schweizer Junioren-Auswahl auch am Sonntag ausgezeichnet in die Partie. Mit einer aggressiven Deckung erkämpften sie sich von Beginn an die Vorteile und knüpften an die Leistungen der beiden Tage zuvor an. Scheinbar wurde aber die Erfolgsserie der jungen Schweizer im Land des kommenden EM-Gastgebers nicht gerne gesehen, weshalb dem Heimteam in der dritten Partie wohl etwas auf die Sprünge geholfen werden sollte. Wie sonst ist es zu erklären, dass Österreich in der umkämpften Begegnung gleich elf Penaltys zugesprochen erhielt, während ähnliche Aktionen auf der anderen Seite grosszügig übersehen und lediglich zweimal als Siebenmeter-würdig interpretiert wurden? Aber das soll ja im Sport zuweilen vorkommen.
"Du musst deine Junioren besser erziehen"
Den ersten Höhepunkt erreichte das Schauspiel nach rund 25 Minuten: Der Schweizer Pascal Vernier (Jahrgang 1995) wurde nach einem angeblichen Notbremsefoul mit der direkten roten Karte des Feldes verwiesen. Was bereits in Live-Gechwindigkeit kaum zu glauben war, entpuppte sich beim betrachten der vom Schweizer U19-Team gemachten Videobilder als unglaublicher Fehlentscheid. Vernier war bei einem Konter Österreichs zurückgelaufen und hatte rund einen Meter Abstand zum Gegenspieler, als dieser zu einem Sprungwurf ansetzte. Weil Goalie Simon Kindle aber die Ecke geschickt zumachte, und der ÖHB-Junior nicht mehr weiter wusste, fiel er spektakulär zu Boden – und wurde für seine Schauspieleinlage mit dem Penalty und der roten Karte belohnt. Der Schweizer Trainer Michael Suter verstand die Welt nicht mehr, und als er vom Schiedsrichter eine Erklärung verlangte, antwortete ihm dieser, er müsse halt seine Junioren besser erziehen...
Radikalere Massnahmen nötig
Wie dem auch sei: Trotz der freundlichen Unterstützung der Referees konnte sich die ÖHB-Auswahl nicht recht absetzen, im Gegenteil: Die Schweizer schafften in der zweiten Halbzeit die Wende und gingen wieder mit zwei Toren in Führung. Das lag auch daran, dass die jungen Österreicher mit ihren Penalties nicht allzu viel anzufangen wussten und Nikola Portner gleich vier Siebenmeter parierte. Weil also die Bemühungen der Unparteiischen keine Wirkung zeigten, und das Team von Michael Suter auch nach 58 Minuten noch in Führung lag, mussten nun "radikale" Massnahmen ergriffen werden. Ein Angriff der Österreicher wurde mit einem Time-out-Pfiff unterbrochen. Der Grund für den Unterbruch war den Zuschauern ein Rätsel, da der ÖHB-Coach seine Auszeit bereits bezogen hatte. Ein noch viel grösseres Rätsel war jedoch die Spielfortsetzung: Die Schiedsrichter übertrafen sich selbst und entschieden auf Penalty. Weil Österreichs Junioren diesen für einmal verwerteten, und den Schweizern im Gegenzug ein zumindest sehr fragwürdiger Schrittfehler abgepfiffen wurde, kam das Heimteam 30 Sekunden vor Schluss noch einmal in Ballbesitz und nützte diesen zum umjubelten Ausgleich.
Handball-Nation oder Bananen-Republik?
Weil der Ausgang der Partie viele Fragen offen liess, machte man sich danach auf die Suche nach Antworten. Und was die Schweizer zu hören bekamen, hätte auch am nächsten Humor-Festival zum besten gegeben werden können. Das Spiel sei in der 59. Minute unterbrochen worden, "weil die Anzeigentafel flackerte." Und weil Österreich zu jenem Zeitpunkt mit dem Unterbruch eine klare Torchance genommen worden sein soll – was aber mit den Schweizer Videobildern ebenfalls widerlegt werden konnte (der Ball befand sich beim Unterbruch noch im Rückraum) – sei danach auf Penalty zu entscheiden. Punkt. Mehr war nicht zu erfahren, denn kurz danach waren plötzlich alle Beteiligten verschwunden. Das Ende der Komödie folgte indes rund eine Stunde nach Spielschluss: Auf dem den Journalisten ausgehändigten, offiziellen Match-Report waren weder die Namen der Schiedsrichter noch die Namen der Zeitnehmer aufgeführt – und dies notabene nachdem diese Berichte an den beiden Tagen zuvor jeweils mit grosser Sorgfalt ausgefüllt und immer vollständig mit allen Angaben abgegeben wurden. Spätestens dann mussten keine weiteren Fragen mehr gestellt werden.
Österreich – Schweiz 22:22 (10:8)
Intersport-Arena, Linz – 50 Zuschauer – Referees: Keine Angabe*.
Schweiz: Kindle/Portner (für 7 Penalties); Jud (7/2), Strebel (3), Raemy (3), Lier (3), Huwyler (1), Meier (1), Baviera (2), Kaiser (1), Knecht (1), Mächler, Vernier, Getzmann.
Bemerkungen: Portner hält vier Penalties. – Rote Karte gegen Vernier (25./angebliches Notbremsefoul). * = die Namen der Referees sind dem U19-Staff bekannt. Die beiden erfahrenen Österreicher hatten bereits am Vortag gepfiffen und eine ausgezeichnete Leistung abgeliefert.
La Fédération Suisse de Handball (FSH) est la fédération nationale et le centre de compétence du sport de handball en Suisse.
Elle est membre de Swiss Olympic, de la Fédération internationale (IHF) et européenne (EHF) de handball.
Fédération Suisse de Handball
,
Tannwaldstr. 2, 4600
Olten
Tel +41 31 370 70 00
-
shv-fsh@handball.ch