01.05.2010
Schaffhausen ist im EHF-Cup nicht mehr zu stoppen. Die Kadetten besiegten den deutschen Top-Verein Flensburg-Handewitt im Halbfinal-Rückspiel trotz eines Fünf-Tore-Rückstandes 24:21. Der Finalvorstoss ist ungemein hoch einzuschätzen. Innerhalb von wenigen Wochen hat die Nummer Eins der NLA zwei prominente Vertreter der weltbesten Liga ausgeschaltet.
Schaffhausen ist im EHF-Cup nicht mehr zu stoppen. Die Kadetten besiegten den deutschen Top-Verein Flensburg-Handewitt im Halbfinal-Rückspiel trotz eines Fünf-Tore-Rückstandes 24:21. Der Finalvorstoss ist ungemein hoch einzuschätzen. Innerhalb von wenigen Wochen hat die Nummer Eins der NLA zwei prominente Vertreter der weltbesten Liga ausgeschaltet.
Unterschätzt hat der Bundesligist die Aufgabe spätestens nach dem glückhaften 31:30 zweifelsohne nicht mehr. Der zweifache Champions-League-Finalist wurde stattdessen ans Limit geführt – vom sagenhaft selbstbewussten Branchenleader der Schweiz, der seine Mittel auf dem Weg zum wichtigsten Triumph seit Amicitias Final-Teilnahme 1987 (Cupsieger-Cup) zu 100 Prozent ausschöpfte.
"Wenn nicht jetzt, wann dann?" Die einstige WM-Schlager-Hymne der deutschen Handball-Nationalmannschaft dröhnte vor Spielbeginn aus den Lautsprecherboxen. Das Team von Coach Petr Hrachovec nahm die Botschaft wörtlich, für die Deutschen hingegen lief die falsche Platte. Während die euphorisierten Fans schunkelten, verliess der gestürzte Favorit die überfüllte Halle schwer gezeichnet durch den Hinterausgang. "Ich kann mich nicht erinnern, in der Schweiz je eine tollere Atmosphäre erlebt zu haben", rang Manuel Liniger nach dem wichtigsten Erfolg seiner Karriere nach Worten. Der achtfache Skorer war am Sieg erneut hauptbeteiligt. Im Endspiel könnte er nun auf seinen künftigen Arbeitgeber Lemgo treffen.
Gustavssons beeindruckender Auftritt
Eine spektakulärere Schlussphase hat eine Schweizer Handball-Equipe in einem kapitalen Spiel wohl kaum je gezeigt. Als das Starensemble aus Norddeutschland auf 18:13 (41.) erhöht hatte und dem Aussenseiter das Out drohte, inszenierten die Einheimischen eine beispiellose Wende zu ihren Gunsten. Mitten in einer Druckperiode des Bundesligisten fanden die Kadetten den Ausweg und schlossen elf teils wunderbare Angriffe in Serie perfekt ab. Regisseur Peter Kukucka überforderte die Bundesliga-Prominenz ausnahmslos. Offensiv-Joker David Graubner bereicherte sein Team im richtigen Moment mit Kraft und Präzision.
Und im Tor drehte Björgvin Gustavsson, der zuvor kaum einen Ball zu fassen bekam, nun plötzlich auf. Der isländische Keeper trieb Handewitts Nordländer- Fraktion mit 13 Paraden zur Verweiflung. Keiner, auch der dänische Rekord- Internationale und Topskorer Lars Christiansen nicht, fand ein Mittel gegen Gustavsson. Vor zwei Jahren hatte der Modell-Athlet in Peking als sensationeller Olympia- Finalist die Handball-Szene aufgemischt, nun produzierte der 24-jährige erneut internationale Schlagzeilen. In den letzten Minuten der Partie entzauberte Gustavsson die Euro-Millionäre fast im Alleingang.
Behrs Stolz
Mit Ausnahme eines Zwischentiefs, in dem sich die Schaffhauser den Fünf-Tore- Rückstand einhandelten, überliess der Herausforderer den Gästen keinen Quadratzentimeter Hallenboden kampflos. Selbst die ungewohnt hohe Fehlerzahl der beiden (lange enttäuschenden) Aufbauer Stojanovic und Patrail verkrafteten die Kadetten. Sie liessen sich nie abschütteln, weil sie im Lauf ihrer fantastischen Europacup-Kampagne ein unerhört grosses Selbstvertrauen entwickelt haben. "Nach dem 13:18 hat doch kein Mensch mehr an diesen Sieg geglaubt. Ausser die Mannschaft, die hat eben nie aufgegeben", brachte es Präsident Giorgio Behr auf den Punkt.
"Wir haben heute Schweizer Handball-Geschichte geschrieben. Gegen ein Team aus einer Liga, in der wir budgetmässig nie und nimmer mithalten könnten." Behr glühte im bewegendsten Moment der Schaffhauser Klubgeschichte vor Stolz – zu Recht. Mit seinem Knowhow und seinen grosszügigen Investionen ermöglichte der enthusiastische Handball-Gourmet der nationalen Bewegung eine Sternstunde.
Kadetten Schaffhausen – Flensburg-Handewitt 24:21 (12:12)
Schweizersbild – 1500 Zuschauer (ausverkauft) – Sr. Nikolov/Nachevski (Maz).
Torfolge: 1:3, 4:3, 4:6, 6:6, 6:7, 8:7, 9:8, 10:9, 11:10, 11:12, 12:12; 12:14, 13:14, 13:18 (41.), 17:18 (48.), 17:19, 19:19 (52.), 19:20, 20:20, 20:21, 21:21, 24:21 (58.).
Strafen: 1mal 2 Minuten gegen die Kadetten, 5mal 2 Minuten gegen Flensburg-Handewitt.
Kadetten Schaffhausen: Gustavsson; Kukucka (4), Graubner (2), Patrail (1), Filip (3/1), Starczan (1), Stojanovic (3), Bucher, Ursic (1), Liniger (8/2), Rauh (1), Oltmanns.
Flensburg-Handewitt: Beutler/Sjöstrand (für 2 Penaltys); Karlsson (3), Carlén, Fahlgren (1), Mogensen (3), Hansen (3), Christiansen (5/1), Heinl, Petersson (5), Boesen (1), Eggert.
Bemerkungen: Schaffhausen ohne Bläuenstein, Marcinkevicius (beide nicht eingesetzt). Sjöstrand hält Penalty von Liniger (19./6:6). Christiansen schiesst Penalty an den Pfosten (34./12:14). Gustavsson hält Penalty von Eggert (57./23:21). Filip verschiesst Penalty (59./24:21). Timeouts: Schaffhausen (28./ 11:12, 58./24:21), Flensburg-Handewitt (57./23:21).
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