06.06.2011
Mit Iwan Ursic verabschiedet sich am Mittwoch in Aarau ein Grosser des Schweizer Handballs von der Nationalmannschafts-Bühne. Der 34-jährige Routinier, der seine Karriere beim TV Suhr begonnen hat, bestritt bisher 189 Länderspiele für die Schweiz, feierte fünf Meistertitel sowie einen Europacupsieg und stand mehrere Saisons in der Bundesliga unter Vertrag.
Mit Iwan Ursic verabschiedet sich am Mittwoch in Aarau ein Grosser des Schweizer Handballs von der Nationalmannschafts-Bühne. Der 34-jährige Routinier, der seine Karriere beim TV Suhr begonnen hat, bestritt bisher 189 Länderspiele für die Schweiz, feierte fünf Meistertitel sowie einen Europacupsieg und stand mehrere Saisons in der Bundesliga unter Vertrag.
Für das Heimspiel gegen Russland kehrt Iwan Ursic nun noch einmal zurück an den Ort, an dem für ihn alles begonnen hat. Im Interview erzählt der Kreisläufer von seinen Erinnerungen an die Nationalmannschaft, vom Geist der Schachenhalle und von seiner Rolle in der SHV-Auswahl.
Iwan Ursic, der Kreis schliesst sich. In Aarau hat deine Karriere begonnen, hier bestreitest du heute dein letztes Heimspiel für die Nationalmannschaft. Wie fühlt sich das an?
Das fühlt sich gut an. Ich freue mich sehr, das letzte Heimspiel mit der Nationalmannschaft in Aarau zu bestreiten. Hier hat für mich alles begonnen. Meine Freunde und Kollegen, die auch schon die Zeiten mit dem TV Suhr erlebt haben, werden noch einmal dabei sein. In Aarau habe ich seit jeher ein Umfeld, das mich neben meiner Familie begleitet hat. Auch in der Zeit, als ich im Ausland aktiv war.
Du blickst auf eine eindrückliche Karriere im Nationalteam mit bisher 189 Länderspielen zurück. Welche Momente aus dieser langen Zeit sind dir am meisten geblieben?
Es sind vor allem die emotionalsten Momente, die geblieben sind. Mit Qualifikationen für internationale Turniere, die wir geschafft haben. Zum Beispiel, als wir uns in den Playoffs für die EM 2002 als absoluter Aussenseiter gegen Ungarn durchgesetzt haben. Oder auch, als wir uns in den Playoffs für die EM 2004 gegen die Türkei qualifizierten, weil Robbie Kostadinovich in der letzten Sekunde ein Jahrhunderttor erzielt hat. Es war grossartig, solche Momente mit der Nationalmannschaft zu erleben.
Welche Erinnerungen verbindest du mit der Schachenhalle oder dem damaligen TV Suhr?
Ist für mich immer noch sehr speziell, in der Schachenhalle zu spielen. Schon als Junior wurde ich mit dem TV Suhr hier Schweizer Meister, später folgte der Titel mit der ersten Mannschaft in der NLA. Ausserdem haben wir mit der Nationalmannschaft in dieser Halle immer stark gespielt und tolle Resultate erreicht, egal gegen welchen Gegner.
Was macht denn diesen "Geist" der Schachenhalle aus?
Wenn die Halle ausverkauft ist, dann hat die Nationalmannschaft in der Schachenhalle eine unheimliche Rückendeckung. Das Publikum steht wie eine wahnsinnige Wand hinter dem Team. Das war auch früher mit dem TV Suhr schon so. Die Schachenhalle war und ist in meiner Zeit in der Nationalmannschaft eine dieser Hallen, in der sich das Team immer sehr wohl gefühlt hat.
Mit den Kadetten erlebst du in der Champions League im Herbst deiner Karriere noch einmal einen Frühling. Was bedeuten dir diese Erfolge mit den Schaffhausern?
Sehr viel. Das bedeutet nach wie vor, dass mit konzentrierter Arbeit und der Liebe zu dieser Sportart sehr viel möglich wird. Gerade auch als Aussenseiter. Die Erfolge mit den Kadetten können uns aufzeigen, dass man Sachen erreichen kann, die nicht erwartet werden. Wir haben immer an uns geglaubt und gewusst, welche Qualitäten wir haben. Jeder hat persönliche Interessen zurückgesteckt und hart gearbeitet. Wir haben praktisch nur für den Handball gelebt. Und die Erfolge, die wir jetzt feiern durften, sind die Belohnung dafür.
Du bist für viele ein Idol, ein Vorbild in der Nationalmannschaft. Wie hast du zuletzt deine Rolle als Captain im Team gesehen?
Meine Rolle in der Nationalmannschaft wollte ich nie im eigentlichen Sinn als Captain wahrnehmen. Ich habe immer gesagt, dass ich einfach das Sprachrohr für das Team bin. Ich wollte aber keine steilen Hierarchien aufbauen, sondern dazu beitragen, dass das Team funktioniert. Gerade auch dann, wenn wieder Junge dazugekommen sind. Ich wollte innerhalb der Mannschaft ein Bindeglied sein und auf dem Feld immer als Vorbild vorangehen.
Zuletzt ist es der Nati nicht optimal gelaufen. Wie geht ein Routinier wie du mit den Enttäuschungen und der Kritik um?
Mit der Kritik kann ich sehr gut umgehen, weil ich weiss, dass dies jeweils nur Momentaufnahmen sind. Ich sehe ja auch, dass die Resultate nicht stimmen, und da kann ich einem Kritiker durchaus Recht geben. Am Schluss müssen wir aber festhalten, dass uns zuletzt schlichtweg die Breite im Kader gefehlt hat, um international erfolgreich zu sein. Es reicht nicht, wenn nur drei, vier Spieler die notwendigen Voraussetzungen mitbringen. Darum ist es auch ein sehr guter Ansatz, jetzt die Jungen für die Zukunft aufzubauen und ihnen Zeit zu geben, dass sie sich langfristig entwickeln können. Wir brauchen wieder eine starke Nationalmannschaft. Solange wir in der Qualifikation immer wieder scheitern, interessiert sich niemand für uns.
Jetzt stehen die beiden letzten Spiele der EM-Qualifikation gegen Russland und Dänemark auf dem Programm. Was will die Schweizer Nati dabei noch zeigen?
Gegen Russland bestreiten wir ein Länderspiel vor heimischem Publikum. Das alleine muss schon genug Motivation sein, um alles zu geben. So eine Partie kann ausserdem gerade auch für junge Spieler zu einem Prüfstein, zu einer grossen Chance werden. Sie haben die Gelegenheit, um sich weiterzuentwickeln und vor grossem Publikum zu präsentieren. Das gleiche gilt auch für die Partie in Dänemark. Wir dürfen uns keinesfalls im Schneckenhaus verstecken. Wir müssen diese Plattform nutzen und beste Werbung für uns machen. Denn die Jungen dürfen nie vergessen: Jedes Spiel zählt.
Was hast du dir für deine letzten Spiele im Trikot der Nationalmannschaft vorgenommen?
In der Zeit, in der ich spiele, bin ich weiterhin Captain, und ich werde nichts anderes machen als bisher. Ich will als Vorbild vorangehen und für die Mannschaft und für mich ein gutes Spiel abliefern.
EM-Qualifikation: Schweiz - Russland
Mittwoch, 8. Juni, 20 Uhr, Schachenhalle Aarau
Vorverkauf: ticketportal.ch
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